Beiträge von hammer

    N’Abend zusammen!

    Der ein oder andere mag sicherlich bereits richtig bemerkt haben, dass ich hinsichtlich meiner Postingdichte zur Zeit etwas kürzer trete, dies ist jedoch keinesfalls einer etwaigen wachsenden Missgunst gegenüber dem hiesigen Forum geschuldet, Schuld daran tragen vielmehr deutlich profanere Gründe, bin ich doch gerade dabei, aus beruflichen Gründen nach Frankfurt am Main umzuziehen. Meinem Nicknamen werde ich damit zwar alsbald nicht mehr ganz gerecht werden können, vollständig verschonen werde ich euch mit meinen schwafellaunigen Tellerrandbeiträgen in dieser Zeit jedoch keineswegs, wenn es mir mal wieder in den Fingern juckt. So geschehen in der heutigen Nacht, in der ich eure Aufmerksamkeit unbedingt auf die neue Scheibe des irischen Produzenten Ian O’Donovan lenken möchte, welcher dem Connaisseur sphärisch belasteter Klangwelten progressiven oder technoiden Ursprungs aus dem Umfeld des umtriebigen Bedrock-Labels möglicherweise schon ein Begriff sein könnte. Sein jüngst im April veröffentlichter Two-Tracker erscheint zwar nicht dort, hat sich mit Bio Music jedoch ebenfalls ein Zuhause ausgesucht, das nicht umsonst meinem persönlichen Lauschangriff schutzlos ausgeliefert ist… ;)

    Den Anfang macht dabei die Troposphere, welche ihrem vorauseilenden Ruf als wunderbar melodiebesaitetes Kleinod bereits zu Beginn die Ehre erweist und in subtilen Anleihen stakkatierte Tonfolgenwanderungen und deep verankerte Flächenfragmente um sich zu scharen weiß. Die Elemente verharren jedoch keinesfalls in ihrer Nische, sondern präsentieren alsbald zunehmend trackprägender, wenn sie sich mit der gewissen Portion Nachhallaffinität weiter ausstaffieren und zudem einigen alternativen Tonströmungen nun mehr und mehr Raum zur Entfaltung geben. Hierzu gehören im weiteren Verlauf beispielsweise nicht nur unruhig nach vorn ausgerichtete Streicheransätze, sondern auch ein dezenter Basslauf im Hintergrund der stetig in angenehm progressiver Manier anwachsenden Klangdichte, welcher gekonnt den Gleichklang mit dem Auf und Ab der Intensität der Melodieelemente sucht, im Schlepptau desweiteren die deephousig inspirierten Flächenstücke in ihrer leicht mystischen Stimmungsfarbe aus ihrer fragmentierten Umgebung befreit und diese im Vorlauf zum anstehenden Break zu einer weiteren unverzichtbaren Antriebsfeder des Stücks mutieren lässt. Besonders der Kontrast zwischen den tiefenentspannten Flächen und dem vielschichtig galoppierenden Stakkatotönen sei hierbei hervorgehoben, bevor das Ganze mit einem afrikanisch anmutenden Voodoo-Vocalsample ins Break stapft und dort nach anfänglicher Konzentration auf die bekannten Melodieelemente die Szenerie reduziert, die Spannungskurve jedoch unentwegt befeuert, scharrt doch die Initiierung einer wundervollen Synthiemelodielinie in leichter Retrooptik, welche im Folgenden in überaus galanter Manier dem Hintergrund zu entfleuchen gelingt, bereits mit den Hufen. Selbige ruft für meinen Geschmack zwar unweigerlich Assoziationen mit dem großartigen Synthesizer-Pendant aus Guy Gerbers Timing hervor, möchte jedoch bei weitem nicht derart düster ausarten und besitzt somit genug Eigenständigkeit, um den Track in Zusammenarbeit mit den langsam aber sicher erneut dazustoßenden, etablierten Klangstücken sowie dem groovend gehaltenen Untergrund zu einem mehr als gelungenen Finale zu geleiten, währenddessen sich das Ganze mit den mittlerweile noch etwas schärfer zu Tage tretenden Kontrasten auch in atmosphärischer Hinsicht als besonders wertvoll entpuppt. Erst durch die sich allmählich wieder zurück ins Körbchen orientierende Synthiemelodielinie ist das hiesige Stück dann in der Lage, den Fortgang der Dinge zu entschleunigen und sich schlussendlich zu einem würdig progressiven Abgang zu verhelfen, welcher meine vorzeigenswerte 5,5/6er-Bewertung endgültig unter Dach und Fach bringt. :D

    Aquarian auf der digitalen B-Seite versucht dann erst gar nicht, seinem Vorgänger in irgendeiner Form das Wasser reichen zu wollen, und wählt stattdessen einen deutlich entspannter zu charakterisierenden Ansatz für seine zwischen deepen und progressiven Gefilden zu verortende Housemischung. Dafür spricht allein schon die zurückgelehnt sommerlich anmutende Klangmischung aus sanfter Flächenuntermalung und unruhig schwingenden Effekttönen, welche sich im Intro mehr und mehr wellenartig aufschwingt und dabei alsbald nicht nur perkussive Begleitung erhält, sondern sich in Kooperation mit einer subtil agierenden, düsteren Basslinewand als Gegenpol auch in Sachen sphärischer Intensität in angenehmer Art und Weise aufzustocken weiß. Die zwei Minuten „Wartezeit“ bis zum Einsetzen der Kickdrum vergehen somit fast wie im Flug und auch die anschließende Drummingphase, in der sich die Melodieelemente auf kurze, aber prägnante Fragmente beschränken, weicht schneller auf als gedacht, wenn sich aus dem Hintergrund schnell wieder die markante Flächenentspannung heranpirscht und zusammen mit alternativen Stakkatotönen mediterrane Unbeschwertheit heraufbeschwört, bei welcher die Basslinewand in meinen Ohren aber insgesamt leider etwas zu deutlich ins Hintertreffen gerät. Erst im Vorfeld des Breaks ändert sich die Gemengelage, da sich die Flächen kurzzeitig eine verdiente Pause gönnen, bevor sie hierin erneut in voller Montur zur Eroberung der Melodieebene ansetzen, im Vergleich zur Entwicklung im Intro jedoch wenig Neues zu sagen haben. Dies gilt auch für das letzte Drittel des Stücks, welches noch einmal alle Elemente gemeinsam auf die Bühne bittet und ein weiteres Fass voller flächenverliebter Sommersphären aufmacht, ehe ein zurückgelehntes Outro die Szenerie beschließt. Summa summarum kann ich dem Ganzen aber aufgrund kaum vorhandener Ecken und Kanten auf jeden Fall nicht mehr als solide 4,5/6 auf die imaginäre Stirn pappen… :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Der Vollständigkeit halber möchte ich mich hier nicht enthalten:

    ->01-> Max Cooper - Micron --- Traum Schallplatten
    ->02-> Oxia - Harmonie --- Infiné
    ->03-> Luis Junior - Playa [Version 2 Mix] --- Mooseekaa
    ->04-> Alan Fitzpatrick - Prometheus --- Drumcode
    ->05-> Guy Gerber - The Mirror Game --- Visionquest
    ->06-> Ólafur Arnalds & Nils Frahm - a2 [Max Cooper Remix] --- Erased Tapes
    ->07-> Oliver Schories - Sunday --- Parquet Recordings
    ->08-> Martin Roth - Beautiful Life --- Anjunadeep
    ->09-> Angström & Aalberg - Gorilla [Petar Dundov Remix] --- Girafe Sauvage
    ->10-> Max Cooper - Autumn Haze [Ripperton's "Frostbite" Remix] --- Traum Schallplatten

    :huebbel:

    N’Abend zusammen!

    Der ein oder andere Nörgler mag zwar sicherlich am Konzept, einen Live-Mitschnitt ganz offiziell auf Silberlinge zu pressen und in die digitalen und analogen Verkaufsregale zu stellen, zweifeln, der britische Progressive-Produzent und -DJ John Digweed, seines Zeichens Gründer des von mir stets sehr geschätzten Qualitätslabels Bedrock Records, hat sich von solchen Unkenrufen jedoch anscheinend nicht wirklich beeindrucken und stattdessen von seiner Intuition leiten lassen, die möglicherweise nicht nur für ihn besonders in Erinnerung gehaltene Atmosphäre eines fünfstündigen Open-Air-Sets in Südamerika zu Beginn dieses Jahres für die Nachwelt zu erhalten. Der Gute selbst geizt somit auch nicht mit Superlativen im Rückblick auf das „Tres Aguas“-Festival im argentinischen Córdoba: Eine „fantastische“, bisweilen „magische“ Nacht sei es gewesen, in der er mit seinem Publikum zu einer Einheit geworden wäre und dementsprechend auch nach über mehr als fünf Stunden Spielzeit einfach kein Ende hatte finden wollen. Glücklicherweise war ein nüchternes Aufnahmegerät anwesend, dem es zu verdanken ist, dass auch wir nun drei Monate später in den Genuss des von Digweed so hochgelobten Auftritts auf einer seit dieser Woche käuflich zu erwerbenden 3er-CD-Box namens Live in Córdoba kommen dürfen. Und wenn ich mir die Tracklists so auf der Zunge zergehen lasse sowie hier und dort die vielversprechenden Minimixe als Appetitshappen zu Gemüte führe, sollte das Ganze in seiner interessanten Mixtur melodiereicher elektronischer Musik zwischen progressiven, technoiden und techhousigen Standpunkten in der Tat für alle Tellerrandfanatiker ein gefundenes Fressen darstellen. Tracks und Remixe von solch illustren Produzenten wie Guy J, Oliver Lieb, Robert Babicz, Kollektiv Turmstraße, Ewan Pearson, Stelios Vassiloudis, Marc Marzenit, Pig & Dan oder Stephan Bodzin sprechen dabei für den gewieften Connaisseur selbstverständlich Bände. Insgesamt gesehen scheint es auf der ersten CD auf jeden Fall recht entspannt zuzugehen, wohingegen CD 2 mit einem clubbiger orientierten Referenzspektrum punkten kann und CD 3 ungemixt daherschlawinert und einige Exklusivversionen der zuvor vernommenen Stücke beinhaltet. Die ersten beiden Silberlinge sind zudem, wie es sich für eine authentische Liveaufnahme ziemt, nicht vom hörbar begeisterten Publikumsunterton getrennt, sodass sich der gemeine Hörer die heiße argentinische Nacht direkt in seine mehr oder weniger opulente Behausung projizieren kann… ;)


    - - - - - - - - - - CD1 - - - - - - - - - -

    01. Philip Bader, Niconé & Sascha Braemer - Dantze, Boy
    02. Francys - Crossing The White Line [Gorge Interpretation]
    03. Yooj - Mademoiselle [Martin Buttrich Remix]
    04. Robert Babicz - Beautiful [Night Mix]
    05. Dominik Eulberg - Der Tanz der Glühwürmchen [Kollektiv Turmstrasse „Dirt Glow" Remix]
    06. Pig & Dan - Love Song [Stephan Bodzin „Freie Liebe“ Remix]
    07. Sirenize - Everybody
    08. Gavin Herlihy - Endless Feeling
    09. Soulade - Somewhere Sunday
    10. Paneoh - Punto Des Control
    11. Agoria feat. Scalde - Singing [Dixon Dub]
    12. Pig & Dan and Mark Reeve - Turbulence
    13. Subb_an - This Place [Nic Fanciulli Remix]
    14. Fosky feat. Shiva - Shiva [Martinez Brothers Remix]

    - - - - - - - - - - CD2 - - - - - - - - - -

    01. Mikh Solvis - Deep Pool [Todd Bodine Remix]
    02. Guy J - Fantasy Reality
    03. Stelios Vassiloudis - Hit The Lights
    04. Boys Noize & Erol Alkan feat. Jarvis Cocker - Avalanche (Terminal Velocity) [Ewan Pearson's „Deeper Underground“ Re-Version]
    05. Maetrik - The Entity
    06. Alljacks - Sad Hill c/w Sissy - Acid Cake (Acappella) [Nick Muir Re-Edit]
    07. Luca Morris - Technics 1210
    08. Alljacks - Carlita
    09. Rodamaal feat. Claudia Franco - Insomnia [Âme Remix]
    10. Slam - Eterna [John Digweed & Nick Muir Remix]
    11. Zoo Brazil - Slob [Nick Curly Remix]
    12. Oliver Lieb - Helios
    13. Guy J - Shining
    14. Guy J - High [Marc Marzenit Remix]
    15. J.D.N.M.G.J - Trezzz

    - - - - - CD3 (Unmixed Exclusives) - - - - -

    01. Slam - Eterna [John Digweed & Nick Muir Reprise]
    02. Slam - Eterna [John Digweed & Nick Muir Remix]
    03. Stelios Vassiloudis - Hit The Lights
    04. Paneoh - Punto Des Control
    05. Sian - Under The Influence
    06. Pig & Dan and Mark Reeve - Turbulence
    07. Guy J - Fantasy Reality
    08. Dosem - Trust
    09. Guy J - Fixation
    10. Robert Babicz - Echo From The Past [Ambient Mix]

    :huebbel:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Die erhabenen Klangwelten von Ólafur Arnalds und Nils Frahm sind ja trotz ihrer minimalistischen Herangehensweise für sich genommen bereits ein derart intensitätsreicher neoklassischer Musikgenuss, dass ich es kaum zu wagen gedachte, einer etwaigen Remixarbeit die Möglichkeit einzuräumen, aus einer solchen Elegie des isländisch-deutschen Duos mit einem gekonnten Feinschliff noch ein wenig mehr herauszuholen - was auch immer dieses "mehr" bedeuten mochte. Max Cooper, einer meiner erklärten Lieblingsproduzenten, straft mich mit der hiesigen Überarbeitung des nur hinsichtlich des Tracktitels wenig kreativen Stücks a2 jedoch in meisterhafter Manier Lügen, verführt er die karge, melancholische Schönheit des Originals aus ihrem klaren, organischen Klangbett doch hinein in die Welt vielfältige synthetischer Hypnose, ohne dabei die Wurzeln des Ganzen allzu sehr unter den Tisch zu kehren. Dafür trägt allein schon der Beginn des Remixes in mehr als genugtuender Art und Weise Rechnung, in dem die ausdrucksstark wellenartig vorgetragenen Originalbläser ein gelungenes Intro bestreiten dürfen, welches alsbald nicht nur willkommenen Besuch von einer zurückgenommen agierenden Kickdrum, sondern im weiteren Verlauf auch von wunderbar detailliert produzierten Klickereffekten zittriger Natur sowie einer dezent düster brummenden Basslinegrundierung erhält, mit welcher der Track nun peu à peu jeden weiteren Schritt auf der Atmosphärenleiter zu zelebrieren weiß. Hierbei entpuppen sich verständlicherweise nicht nur die bekannten Toneinwürfe und Hallflächen, welche ab dem ersten Kurzbreak die Szenerie begleiten, sondern vor allen Dingen auch im Anschluss langsam aber sich markanter ins Feld geführte, herrliche Alternativtonspitzen als tragende Elemente der hiesigen Spannungsmanufaktur. Wenn dann zudem noch weitere Cooper'sche Melodiegeflechte in Form von elfenhaft anmutenden Stimmenflächen die Gunst des Moments nutzen und zusammen mit dem kaum merklich, aber in angenehm progressiver Manier stetig anschwellenden Untergrund den Track verdichten, ist es in diesem aufopferungsvoll geführten Gigantenduell zwischen der zunehmend epischer auf den Plan tretenden Verträumtheit der Melodiegesamtheit und dem bedrohlich düster-knirschend emporwachsenden Basslineantrieb endgültig um mich geschehen. Erst ein auf dem Höhepunkt des beschriebenen Kampfes jäh in die Wege geleitetes Kurzbreak ist dabei in der Lage, mich wieder etwas aus den Fesseln dieses großartigen Rauschs zu lösen, sodass die anschließende Kooperation sich auch verdientermaßen vollends den Fittichen der Entschleunigung unterwerfen darf, die selbstverständlich nach dem subtil auslaufenden Klickerdrumming im Outro noch einmal die ganze minimalistische Pracht der wehenden Bläserfahnen in das Gedächtnis der geneigten Hörerschaft zurückrufen darf. Summa summarum eine meines Erachtens herausragende Überarbeitung, die mich nicht nur zu der These verleiten lässt, dass hier der akustische Brückenschlag zwischen Reykjavik, London und Berlin in unnachahmlicher Weise geschaffen wird, sondern auch, dass Arnalds, Frahm und Cooper wie füreinander geschaffen zu sein scheinen. Dass nach dieser meiner Lobhudelei (bedankt euch bei halcyonzocalo) die unausweichliche Verteilung der Höchstwertung 6/6 aussteht, sollte dann allerdings keine allzu große Überraschung mehr darstellen. ;)

    In der Tat ruft Martin Roth mit dieser EP erneut seine mittlerweile äußerst vorzeigbaren Deephouse-Qualitäten ab und präsentiert der nach Sommerwärme lechzenden Klientel zwei stimmungsvoll entspannt zu charakterisierende Tracks auf dem Silbertablett, denen die Sonne nur so aus dem Allerwertesten scheint.

    Das von der Anjunadeep:04 bekannte Beautiful Life hat sich dabei in recht eindeutiger Manier zu meinem Favoriten gemausert, betört das gute Stück die geneigte Hörerschaft doch mit einer überaus gelungenen Mixtur aus dunkel angestrichenen Hintergrundgestaden und einer angenehm balearisch anmutenden Melodie- und Vocalfragmentierung. Schon im Intro schickt das Ganze einige herrlich düster grummelnde Basslinewellen in den Ring und legt damit die Basis für den sich nun peu à peu anbahnenden Kontrast zwischen diesen und den ersten langsam aber sich aus dem Untergrund herauslugenden Vocalsamples sowie zackig arrangierten Gitarrenzupfern als anregende Groovebegleitung, sodass sich im weiteren Verlauf nicht nur die „Beautiful Life“-Vocaleinwurfdichte, sondern auch die arpeggierte Melodieuntermalung gepflegt zu steigern imstande ist. Im anstehenden Kurzbreak ist dann der erste subtile Wendepunkt des Tracks erreicht, wenn nach anfänglichen Melodiesoli die Basslinewellen aus ihrer Monotonie erwachen und ebenso fachgemäß wie die Gitarreneinspieler den Groove auspacken, in diesem Zusammenhang jedoch gar nicht daran denken, sich auch von ihrer atmosphärisch zwielichtigen Nische zu verabschieden. Nur so ist es zu erklären, dass der Track im Folgenden in zunehmender Kooperation mit den Melodie- und Vocalfragmenten nie die gesunde Portion Tiefe aus den Augen verliert und sich damit weit absetzt vom üblicherweise in hiesigen Genregefilden inszenierten „Sommer, Sonne, Strand“-Kitschstandard. Vielmehr begrüßt die Melodieebene nun zunehmend weitere alternative Flächenfäden, welche in ihrer spannend schimmernden Bremswegoptik besonders in der Umgebung des zweiten Kurzbreaks die Szenerie verdichten und in wunderbar angedunkelten Klimmzügen auf dem groovenden Basslinewellen segeln, ehe letztere zusammen mit dem restlichen Untergrund erneut eine dezente Solofahrt ansteuern, in deren Kielwasser sich allerdings bereits sämtliche Melodie- und Vocalfragmente tummeln, um dem Stück zu einem mehr als würdigen, intensitätsbefeuerten Abgang zu verhelfen. Auf der Zielgerade mutiert die Bassline zwar wieder zu einem monotonen Grummeln, mitsamt der retrobehafteten Gitarrenzupfer öffnet sich dennoch bald der Blick auf ein gelungenes Outro, das nicht müde wird, die verdienten 5,5/6 in den Vordergrund zu hieven. :D

    Make Love To Me Baby gewinnt dann im Anschluss nicht nur das Bundesverdienstkreuz für den plakativsten Tracktitel, sondern auch den Grammy in der von mir neu geschaffenen Kategorie „Ibiza-F***mucke“. Dementsprechend räkelt sich der Track von einer tiefergelegten Flächeneinlage zur nächsten und posaunt dabei bereits zu Beginn in überaus deutlicher Manier seine Vorliebe für dümpelnde Deephouse-Strukturen heraus, die von immer wieder an- und abschwellenden Wabertonflächen begleitet werden, mit deren Hilfe immerhin die Klischeefalle nicht vollends zuschnappen kann und will. Unterstützt von einer herrlich groovend gestalteten Bassline badet das Ganze zwar eindeutig in mediterranem Türkis, aufgrund der glücklicherweise nicht komplett durchschaubaren Hintergrundbegleitung verdecken jedoch immer wieder dunkle Wolken das Azurblau des Himmels, ehe es im anstehenden Break mit einer heruntergepitchten Malevocal-Front schließlich ans Eingemachte geht und eine schmierige Softporno-Atmosphäre heraufbeschwört wird. In Zusammenarbeit mit dem Drumming setzt sich diese Entwicklung zwar zunächst nicht fort, das nächste überaus ähnlich gestrickte Kurzbreak steht allerdings schon in den Startlöchern, um beim geneigten Hörer mit seiner überstrapazierten Möchtegern-Pimperuntermalung einen Lachanfall zu provozieren. Immerhin erbarmt sich im letzten Drittel die Melodieebene des hiesigen Stücks noch einmal und stellt den bekannten Deephouse-Flächeneinwürfen in angenehm progressiver Manier eine sonnenverwöhnte Pianotonfolge an die Seite, vor deren Ausdrucksstärke in einem letzten Kurzbreak auch die unsägliche Laberei des übererregten Typen kapitulieren muss. Ein versöhnlicher Schlussakkord eines ansonsten meines Erachtens zu oft mittelmäßig spannend agierenden Tracks, der somit schlussendlich auch nicht mehr als 4,25/6 ergattern kann. :hmm:

    N'Abend zusammen!

    Über den israelischen DJ und Produzenten Guy Gerber dürfte ich sicherlich nicht allzu weit ausholen müssen, bereichert der Gute doch schon seit etwa einem Jahrzehnt die elektronische Musikszene mit seinen genreübergreifenden Veröffentlichungen, die sich aufgrund ihrer atmosphärischen Qualitäten auch auf den hiesigen Tellerrandpfaden in guter Regelmäßigkeit wiederfinden lassen. Zur Zeit arbeitet der aus Tel Aviv stammende Gerber zwar an einem würdigen Nachfolger seines herausragenden 2007er-Jahrgang-Debütalbums „Late Bloomers“, welches auf dem eng mit seinem nicht unter den Tisch zu kehrenden Erfolgszug verbundenen Label Cocoon Recordings erschienen ist, die Chance eines kleinen EP-Einschubs als erstes musikalisches Lebenszeichen seit etwa zwei Jahren lässt er sich dennoch verständlicherweise nicht nehmen. Der zwischen eindringlichem Progressive House und deep verwurzeltem Techhouse changierende, frisch geschlüpfte Two-Tracker fühlt sich zwar nicht beim hauseigenen Label Supplement Facts heimisch, dürfte jedoch auch beim empfehlenswerten aufstrebenden Imprint Visionquest bestens aufgehoben sein.

    Als aus meiner Sicht eindeutiger Höhepunkt der EP kristallisiert sich dabei gleich The Mirror Game heraus, welches mich bereits zu Beginn gehörig um den Finger zu wickeln weiß, indem es nachhall- und dunkelheitsaffine Synthietöne in den Ring schickt, die auf einem trockenen Untergrund thronend alsbald nachdrückliche Unterstützung in Form einer nicht minder tiefwurzelnden Bassgitarre erhalten. Alternative Flächenstücke sowie ein leicht verstörend verzerrtes Vocalsample verfeinern zudem abwechselnd die sich stetig dichter entwickelnde Klanglandschaft, die im weiteren Verlauf mittels subtil hinzugewonnener Basslineanleihen und immer spielfreudiger auftretender Synthietöne mehr und mehr melancholische Stahlkraft ausstrahlt. Die Melodieelemente geben sich hier derart gekonnt die Klinke in die Hand, dass dem Hörer fast gar nicht gewahr wird, wie stark er schon nach knapp zwei Minuten Spielzeit in den Rausch des hiesigen Stücks hineingesogen wurde, bevor fast unbemerkt eine weitere spannende Tonfolge in das Geschehen einzugreifen gedenkt und die vielseitige Melodieebene endgültig zum mehr oder weniger alleinigen Taktgeber des Tracks avancieren lässt. Wenn im Mittelteil nacheinander dann auch noch alternative Flächenstücke, weiter zerhackstückelte Vocalsamples und wehmütig agierende Tonspitzen die atmosphärische Intensität peu à peu hochpeitschen, das Ganze in seiner sympathischen Bescheidenheit jedoch kurz vor der Grenze zur Epik einen entspannten Rückzieher macht, wird der geneigten Hörerschaft wieder einmal überdeutlich bewusst, welch hypnotisch anziehende Ausdruckskraft sich hinter der ursprünglichen Bedeutung des Begriffs Trance doch verstecken kann. Das Stück schaltet im Anschluss zwar wieder einige Gänge herunter, ist vor weiteren Übergriffen diverser Melodieelemente – sowohl synthetischer als auch organischer Natur – allerdings auch im letzten Drittel glücklicherweise nicht gefeit, wobei insbesondere der wunderbar melancholisch tänzelnden Tonfolge in einem Kurzbreak noch einmal verdient Tribut gezollt wird, ehe sie von Bassgitarre und alternativen Klangeinwürfen in angenehm subtiler Manier zur Ruhe gebettet wird, sodass das Ganze im Anschluss in Kooperation mit dem minimalistischen Untergrund in gelungener Art und Weise abgerundet werden kann. Da das gewisse Spannungsmoment in der Tat bis zur letzten Sekunde mühelos aufrechterhalten wird, steht insgesamt gesehen dem Durchmarsch pompöser 5,75/6 schließlich nichts mehr im Wege… ;)

    One Day in May auf der B-Seite erreicht dann zwar meines Erachtens nicht ganz die vielfältigen Qualitäten seines Vorgängers, hat dies jedoch auch gar nicht im Sinn, konzentriert sich der Track doch viel lieber auf seine deutlich techhousiger inspirierte Umgebung, ohne dabei den untrüglichen Hang zur Gerber’schen Melodieverliebtheit allzu sehr zu vernachlässigen. Dafür trägt beispielsweise eine bereits nach wenigen Momenten initiierte Deeptonfläche Verantwortung, welche nicht nur in regelmäßiger Manier einige erfrischende Schlenker aufs Parkett legt, sondern sich auch mit den nun immer öfter eingestreuten Boy/Girl-Vocal- und Alternativmelodiefragmenten bestens zu verstehen scheint. Zurückhaltende Basstöne unterstreichen dabei die frühlingshaft entspannte Stimmungstendenz des Ganzen, welche ab einem angedeuteten Break zudem in den kurzen, aber eindrucksvollen Genuss einer galanten Klimpermelodiefolge mit allerhand positiver Sommergefühle im Gepäck kommt, bevor das Zusammenspiel der Elemente sich wieder auf das zurückgelehnte Tagesgeschäft fokussiert. Hier und da erscheint mir das Stück zwar etwas zu wohlgefällig, punktet just in diesem Moment jedoch wieder mit feinsinnig arrangierten Melodieeinwürfen, welche in ihrer verspielten Art aber leider viel zu selten entscheidend aus dem Hintergrund heraustreten dürfen. Immerhin ist dies schimmernden Melodieloops und weiteren tiefenentspannten Vocalfragmenten im weiteren Verlauf gegönnt, sodass vor allen Dingen in der Umgebung des zweiten angedeuteten Breaks die atmosphärische Dichte ein wenig anzuziehen imstande ist und der herrliche Groove der Basstöne kurzzeitig etwas deutlicher in den Vordergrund rücken darf, bevor die Schlussgerade eingeläutet wird. Summa summarum fehlt dem Ganzen für meinen Geschmack zwar die gesunde Portion Ecken und Kanten, dieses Manko kaschiert das hiesige Stück, das mit jedem Hördurchgang wächst, mit seinen vielen interessanten, mitunter versteckten Melodiefäden und –ideen sowie seiner herrlich mediterran veranlagten atmosphärischen Komponenten allerdings äußerst geschickt, sodass ich schlussendlich auch gewillt bin, überdurchschnittliche 5/6 aus dem Hut zu zaubern. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Großen Glückwunsch an die Fürther zum verdienten Aufstieg, der nach den etlichen verpassten Chancen in den letzten Jahren nun wirklich mal fällig war. Mit etwas mehr Glück wäre ja fast sogar noch das Pokalfinale erreicht worden - was die gewisse Portion Konstanz, die den Franken bisher so gefehlt hat, doch ausmacht! Letzteres ist der Fortuna aus meiner Geburtsstadt Düsseldorf in der Rückrunde dagegen dermaßen abhandengekommen, dass ich nur hoffen kann, dass nach der rekordverdächtigen Hinrunde am Ende wenigstens noch der Relegationsplatz mit Hängen und Würgen herausspringt, wobei der Möbelmarktverein aus der ostwestfälischen Fußballdiaspora von meiner Seite aus gern ein wenig Schützenhilfe leisten darf. Was wäre nur im Rheinland los, wenn es wirklich zu einem Tod-oder-Gladiolen-Duell zwischen Düsseldorf und diesem gewissen rheinaufwärts gelegenen Millionendorf mit seinem Prinz-Poldi-Chaosclub kommen würde...!? ;)

    Was die Bayern morgen Abend im altehrwürdigen Champions-League-Halbfinale gegen Real zu leisten imstande sind, mag ich dagegen kaum erahnen, wird doch vor allen Dingen die gute alte, aber äußerst widrig vorhersehbare Tagesform einen mitentscheidenden Faktor darstellen, wer in diesem Spiel mehr Land sieht. Weder Mainz noch Dortmund taugen schließlich dazu, haltbare Schlüsse für das Auftreten der Mannschaft gegen Mourinho und seine Jungs aufzustellen. Immerhin hat der Uli bereits in gewohnt-verschmitzter Manier die mediale Aufmerksamkeit von der Mannschaft komplett auf sich gelenkt, damit diese sich in der nötigen Ruhe auf einen der Höhepunkte dieser Saison vorbereiten kann und diverse Neidgeister aus den Reihen der Bienchen reflexhaft die "Schlechte-Verlierer"-Keule herausholen dürfen, um sich damit unversehens gekonnt selbst ins Abseits zu manövrieren. Besser als Clear_Blue in seinem letzten Beitrag kann man diese Taktik auf jeden Fall nicht zusammenfassen - auf geht's, ihr Roten! :yes:

    N'Abend zusammen!

    Wenn mal wieder eine neue EP von Max Cooper das Licht der Welt erblickt, braucht man mich bekanntlich nicht allzu inständig bitten, diese rezensionstechnisch in zahlreichen ausgewählten Worten abzuarbeiten, zähle ich doch seit seiner ersten herausragenden Veröffentlichung auf dem Kölner Melodiegourmetlabel Traum Schallplatten unbestritten zu einem seiner größten Sympathisanten im hiesigen Forum. Mittlerweile sind wir zwar sage und schreibe schon bei der insgesamt achten Traum-Trackzusammenstellung angelangt, wenn ich mich nicht verrechnet habe, sowohl die Güte der sphärischen Klangraffinessen aus den Tiefen der Düsternis als auch die detailverliebte Feinjustierung der Produktion überwältigen mich jedoch stets aufs Neue. Das im Laufe der Zeit zudem immer genreübergreifender angelegte Spektrum der Cooper-Stücke setzt dem Ganzen dann zumeist noch verdientermaßen die Krone auf, wie es auch bei der frisch geschlüpften und zwischen Atmospheric Techno, Minimal Progressive sowie Dubstep-Anleihen changierenden Egomodal EP erneut der Fall ist. Mit fünf neuen Stücken und drei namhaften Remixarbeiten präsentiert sich der akustische Osterkorb auf jeden Fall prall gefüllt, wobei diese Beschreibung nicht weniger auf den Tourplan des Briten zutrifft, welcher ihn im kommenden Sommer mit seinen großartigen Livesets übrigens auch wieder mehrmals nach Deutschland führt (6.6. im Artheater, Köln – 8.6. in der Hafenliebe, Dortmund – 23.6. im Suicide Circus, Berlin – 3.8. im Odonien, Köln). :yes:

    Epitaphy beginnt den Klangreigen als erstplatzierter Track auf der EP zwar, eignet sich jedoch nur bedingt als Eisbrecher, konzentriert sich das Ganze doch viel lieber auf die nachtumwehte Entfaltung leicht verstörend agierender Melodieelemente, welche sich der stetigen Unterstützung eines äußerst minimalistisch klickernden Drummings sicher sein dürfen. Zwielichtige Effekt- und Toneinwürfe sezieren dabei in regelmäßigen Abständen Zeit und Raum, bevor die angenehm zwielichtig dreinschauende Anwandlung einer Bassline alsbald auch noch gepflegt den Groove auspackt und zusammen mit dem kaskadenartigen Tonflimmern sowie einigen sich nach und nach aus dem Hintergrund herausschälenden Alternativtönen den geneigten Hörer zunehmend eindrücklicher in seine tiefgekühlte Emotionsspirale hineinzieht. Im mittig angelegten Break machen die etablierten Elemente zwar zunächst kurzzeitig Bekanntschaft mit einem dunklen Streicherfragment, lassen dieses allerdings schnell wieder links liegen, um sich umso intensiver um die Erforschung neuer Pfade auf Seiten der vielseitigen Melodielinienansätze zu kümmern, sodass sich das Ganze insbesondere in der anschließenden Kooperation mit dem nihilistischen Untergrund nun bis zum späteren Rückbau in überaus spannender Manier stetig auf- und abschaukelt. Trotz des beizeiten aufkommenden Gefühls fehlenden Drucks aus dem Drumming heraus ist der Track in der Lage, seine verstörende Botschaft aus dem Jenseits gelungen ins Hier und Jetzt zu übertragen, wovon auch vorzeigbare 5/6 zeugen. :D

    Autumn Haze wiederum verbindet den Minimalismus des Vorgängers mit der gewissen Portion atmosphärischer Wärme und bettet seine fragilen Melodielinien in diesem Zusammenhang auf berührende Melancholie, wenngleich diese der im Tracktitel enthaltenen Jahreszeit doch deutlich besser entspricht als der jetzigen. Dies mindert die Ausdruckskraft der hiesigen Tonfolgenfragmente selbstverständlich keineswegs, stellen diese doch bereits im Intro, in dem sie sich in feinsinniger Manier zusammenstellen und mit klickernden Effekten sowie dezent arrangierten Flächenstücken verzieren, ihre einfühlsamen Charakterzüge in den Vordergrund. Im Zusammenspiel mit einem skelettierten Drumming, welches dennoch einige subtil groovende Basstöne sein Eigen nennen darf, geraten die Tonflächen zwar zunächst einmal wieder außer Sichtweite des Stücks, sodass sich die wunderbar detailreich inszenierten Melodietröpfchen mit einigen alternativen Entwicklungen verdichten können, fortan wird die leicht kontrastreich düstere Machart der Begleitflächen allerdings regelrecht herbeigesehnt, sodass diesem Wunsch alsbald auch stattgegeben wird. Ab dem Break, in dem sich besonders die Melodietöne durch zahlreiche spannende Instrumentierungswechsel und Fragmentierungen hervortun, tritt die mittlerweile unverzichtbare Hintergrundbegleitung zudem in wabernder Art und Weise auf, wovon in der zweiten Hälfte des Stücks vor allen Dingen die sphärische Intensität profitiert, schwellt die Tonfläche doch immer mal wieder gekonnt beunruhigend an und ab und sichert dem Ganzen schlussendlich auf dem Silbertablett servierte 5,75/6.

    Raw als Dritter im Bunde macht seinem Namen dann in der Tat alle Ehre, dafür beehre ich gern wieder einmal das allseits beliebte Phrasenschwein. Das Motto heißt hier schließlich keineswegs „Wo rohe Kräfte sinnlos walten“, vielmehr herrscht eine Rückbesinnung auf die rohe Durchschlagskraft eines entschlackten Minimaltechno-Kleinods vor, welches im Endeffekt durch die Hinzunahme sägender Klangflächen in charakteristischer Cooper-Bauart auch in sphärischer Hinsicht zu punkten imstande ist. Zu Beginn übt sich der Track zwar erfolgreich im unscheinbaren Bluffen, präsentiert mit einer monotonen grummelnden Basstonfläche aber bereits die Basis für die anstehende Reise in die Finsternis, welche ab dem ersten Kurzbreak langsam Gestalt annimmt. Die Verantwortung dafür darf dabei vor allen Dingen einer deutlich dreckiger, bedrohlicher und aggressiver auftretenden, zweiten Bassebene in die Schuhe geschoben werden, in deren Gesellschaft die bisherige Grummelfläche nur noch als passender Subbass fungiert. Ein zweites Kurzbreak rollt dann wiederum den bereits erwähnten, wunderbar unheilvoll durch Mark und Bein sägenden Klangstücken den roten Teppich aus, welche in Kooperation mit den beiden Bassebenen dem hiesigen Track noch ein wenig schwärzer zu kleiden wissen. Da das Ganze zudem äußerst druckvoll zu Werke geht, muss der gemeine Hörer sprichwörtlich stets damit rechnen, die Zwölf poliert zu bekommen, wodurch – zumindest für mich gesprochen – die Gesamtbewertung von 5,25/6 sicherlich nicht in Mitleidenschaft gezogen werden würde… ;)

    Einen völlig konträren Ansatz verfolgt dagegen Simplexity, welches sich in Dubstep-Gewässern bewegt und diese mit einem außergewöhnlichen Vocalfragmentkonzept zu beleben weiß. Der Aufbau atmosphärischer Großtaten steht dabei zwar nicht im Vordergrund, dafür begeistert der Track den gemeinen Audiophilen bereits im Intro mit einer äußerst vielseitigen und scharfkantig produzierten Effektschar, welche sich alsbald um ein typisch schleppendes Beatgerüst inklusive zwielichtig anmutender Bassflächenwellen versammelt und nach zwei Minuten ekstatischer Bewegungsabläufe schließlich die ersten relativ positiv gestimmten Vocalschnipsel heraufbeschwört. In Kooperation mit weiteren spannenden Effekthappen und einem zunehmend wabernd gestalteten Untergrund verdichten sich die frisch durch den Fleischwolf gedrehten Stimmenstücke zusehends und sorgen in diesem Zusammenhang nicht nur für eine Verschärfung der Kontraste, sondern beflügeln mich sogar dazu, den hiesigen Track und das von mir nur in äußerster Sparsamkeit benutzte Wörtchen Innovation in ein- und demselben Satz unterzubringen. Nichtsdestotrotz kann ich dem Ganzen „nur“ 5/6 kredenzen, bewegen sich die experimentellen Vocalfragmente doch auf längere Sicht gesehen meines Erachtens einfach zu nah an der guten alten Nervenstrapazierung.

    Micron als letztes neues Cooper-Machwerk der EP zeigt sich in seiner Klangauswahl wieder deutlich charakteristischer, setzt das Stück doch voll und ganz auf die grazil düstere Deepness angeschrägter Flächenfahnen, welche nicht allzu lang fackeln und von Beginn an ihre markant morbide Ausdruckskraft über den Äther transportieren können. Unterstützt von einem minimalistisch arrangierten Drumming mitsamt eines herrlich brodelnd geratenen Basswandkonsortiums, subtil eingeflochtenen Klopfeffekten und alsbald als passende Begleitung initiierten Stimmenflächen etabliert sich der Track mehr und mehr als hypnotisierende Weltuntergangsstimmung im Grenzbereich zwischen Club und Kunst. Wenn sich dann noch tröpfchenartige Melodietonfragmente in wunderbar zurückgenommener Dosierung auf die Flächenfahnen legen und der Untergrund peu à peu druckvoller zu agieren weiß, ist es in dieser unwirklichen, aber doch überaus intensiven Szenerie endgültig um mich geschehen – daran kann auch ein zwischenzeitlich eingelegtes Break nicht rütteln. Vielmehr fungiert dieses als gelungene Vorlage für das virtuose Trackfinale, in dem sich alle Melodieelemente noch einmal die Klinke munter in die Hand geben und zusammen mit dem unvermindert düster nach vorn grummelnden Drumming eine postmoderne Atmospheric-Techo-Gala aufführen. Chapeau, Monsieur Cooper, die 6/6 sind ihnen hiermit sicher! :)

    Da der Textfluss dieser Rezension bis hierhin bereits erneut völlig aus dem Ruder geraten ist, möchte ich die Bewertung der noch ausstehenden drei Remixarbeiten nun so kompakt wie mir möglich nachreichen. Autumn Haze in Ripperton’s „Frostbite” Remix zum einen lädt das Original zu einem zehnminütigen Rendezvous ein, sodass sich nicht nur Zeit findet, dem Ganzen in ansprechender Manier eine ausgedehnte Intro-/Outro-Thematik anzudichten, sondern mit Hilfe eines schön stakkatierten Basslinefragments auch deutlich mehr Groove unterzujubeln. Die gelungene Mischung aus alternativen Melodieansätzen und schwermütigen Originalflächen, garniert mit verstörenden Vocalschnipseln, steht dem Original imho auf jeden Fall in nichts nach, sodass ich erneut nach den verdienten 5,75/6 greifen möchte. Marc Romboy’s „Sub Attack“ Remix von Raw entführt die in der Vorlage vorherrschende rohe Ausdruckskraft dann in ein erstaunlich positiv konnotiertes Stimmungsumfeld, wobei zunächst einzig eine zurückgelehnt wabernde Bassline inklusive düster schimmernder Subbässe noch vom Original erzählt, während an der Oberfläche schon fast frühlingshaft anmutende Alternativmelodiefragmente ihre Kreise ziehen. Obwohl diese zunächst recht unscheinbar wirken, sind diese in der zweiten Hälfte in der Lage, sogar die bekannten verzerrten Bassflächen in ein deutlich helleres Licht zu stellen, während das Drumming sich in regelmäßiger Manier absichtlich hinter seinen eigenen Beats herschleppt und die hiesige Überarbeitung nicht nur weiter aufwertet, sondern auch schlussendlich 5/6 unter Dach und Fach bringt. Simplexity im Rone Remix verführt das experimentelle Dubstep-Original zum Abschluss zu einem Ausflug in die Gefilde gerader Beats, in welchen die Vocalfragmentdichte zwar eine gesunde Prise heruntergefahren wird, mit Hilfe von passend eingesetztem Nachhall und harmonischen Alternativmelodietönen aber in sphärischer Hinsicht deutlich stärker die Gehörgänge belagert werden. Unterstützt von einem düsteren Basslinegrummeln, welches sich mitunter auch einige knarzige Momente gönnt, sowie immer wieder spannenden neuen Melodieeinwürfen bleibt im Laufe des Ganzen zwar stetig weniger vom Original übrig, dieser Umstand ermutigt mich jedoch umso mehr, die 5,25/6 für diesen gelungenen Remix, der auch von einem Dominik Eulberg stammen könnte, zu zementieren. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Dass die Bekanntheit des französischen Produzenten Olivier Raymond alias Oxia im hiesigen Forum vor allen Dingen von seinem unbestritten großartigen Track Domino, welcher im Jahre 2006 die ein oder andere Diskussion über die Genreverortung Neotrance befeuerte bzw. sogar entfachte, zehrt, mag zwar nicht wirklich eine überraschende Erkenntnis darstellen, mit der Vorstellung eines vor wenigen Tagen veröffentlichten frischen Two-Trackers möchte ich diese Einseitigkeit nun jedoch ein wenig aufbrechen. Das Bemühen im Aufspüren ähnlicher Klangmuster erübrigt sich zwar aufgrund der zeitlichen Distanz zwischen den beiden Veröffentlichungen sowie der musikalischen Weiterentwicklung des Franzosen, die Vorliebe für atmosphärisch gehaltvolle Arrangements ist ihm nichtsdestotrotz geblieben, sodass die beiden neuen Stücke diese nunmehr im Grenzbereich zwischen Deep und Progressive House entfalten dürfen. Desweiteren fungiert die EP übrigens als Vorbote für sein im Mai zu erwartendes zweites Album, welches den Titel Tides Of Mind tragen und ganze acht Jahre nach seinem Debüt 24 Heures auf dem von Landsmann Sébastien Devaud alias Agoria geführten Label Infiné erscheinen soll. Ergo: Scheuklappen runter, Ohren auf! :D

    Schon zu Beginn entspinnt sich beim nicht zu Unrecht Harmonie betitelten Eröffnungstrack eine wunderbar entspannte Szenerie aus unaufgeregten Melodietönen, sachte eingeworfenen Knister- und Effekthappen sowie fragmentierten Andeutungen einer druckvollen Klaviertonfolge, wobei sich bereits in dieser Phase des Stücks feststellen lässt, dass die sphärische Gesamtausrichtung keinesfalls in Richtung ambienter Belanglosigkeiten schielt, sondern sich ihres Deepness-Potenzials durchaus bewusst ist. Im Zusammenspiel mit einer angenehm trockenen Kickdrum sowie dezent düster angehaltenem Bassrumoren verstärkt sich dieser Eindruck zudem noch einmal, wenn sich die behutsam ausgewählten Elemente der Melodieebene die Klinke in die Hand geben und insbesondere die Vorliebe der Pianoklänge für opulenten Nachhall mehr und mehr ihre stimmungsvollen Früchte erntet. Ein Quasi-Break trägt dann im Folgenden eine weitere Alternativmelodielinie an das Geschehen heran, welche mit ihrer melancholischen Handschrift die sphärische Intensität des Ganzen angenehm zu verdichten weiß, einige Takte später jedoch bereits durch elegant stakkatierte Streichereinwürfe ersetzt wird. Diese wissen den Track nicht nur eine gute Portion orchestraler zu instrumentieren, sondern beschwören langsam aber sicher im Hintergrund auch eine flirrende Tonfläche herauf, aus welcher sich im nächsten Kurzbreak schließlich ein klassisches Streicherensemble entwickelt, welches im Vergleich zu den bisher vernommenen Melodieklängen nicht minder angedunkelt die große Bühne betritt, selbige allerdings mit ihrer allumfassenden Epik für meinen Geschmack etwas zu deutlich zu Nebendarstellern degradiert, auch wenn vor allen Dingen die Klaviertöne sich vehement gegen diese Entwicklung stemmen und in Form stakkatierter Tontropfen stets gekonnte Kontrapunkte setzen können. Legen sich die Streicher im letzten Drittel dann wieder peu à peu zur Ruhe, kommen auch die restlichen Basismelodieelemente wieder zum Vorschein, um das Stück schlussendlich mit einem kleinen Outro in gelungener Manier abzurunden. In meinen Ohren hätte die hiesige Harmonie zwar durchaus einige Minuten länger als die veranschlagten 6½ Umdrehungen ihre Vorzüge preisen können, für die feierliche Entgegennahme vorzeigbarer 5,5/6 reicht es dennoch ohne Wenn und Aber. :yes:

    Flying Over Time auf der B-Seite hört man dagegen die deephousig veranlagte Natur wesentlich stärker an, sodass das Stück insgesamt gesehen zum einen nicht an die sphärische Dichte seines Vorgängers heranreicht und zum anderen auch deutlich sommerlicher geprägt wirkt. Sind dafür in den ersten Momenten nur einige subtil im Hintergrund gehaltene Tonfolgenandeutungen verantwortlich, mehrt sich im weiteren Verlauf die Anzahl eingeworfener Melodie- und Vocalfragmente mediterranen Ursprungs, wodurch sich wiederum die Hintergrundtöne zunehmend dazu aufgerufen fühlen, sich ebenfalls offensiver zu platzieren und mitsamt harmonischer Alternativtöne mit einem unmissverständlich funkigen Charakter sowie einer flirrenden Tonfläche den Mittelpunkt des Ganzen anzuvisieren. Um den Abwechslungsreichtum hochzuhalten entspringt dieser interessanten Klangmischpoke im anstehenden Break zudem eine äußerst retrobehaftete Melodielinie, welche trotz ihres angenehm deepen Anstrichs erstaunlich fordernd das Heft des Tracks in die Hand nimmt und im Zusammenspiel mit dem Drumming zunächst eine gelungene Solofahrt initiiert, bevor sich auch die bekannten restlichen Melodieelemente wieder dazugesellen und dem gemeinen Hörer die balearisch anmutende Atmosphäre unter die Nase reiben. Ein Kurzbreak später formiert sich aus der druckvollen Melodiefolge zwar ein deutlich entspannter zu charakterisierendes Pendant, in Kooperation mit der flirrenden Tonfläche eröffnet sich hingegen ein nicht minder ansprechendes Ambiente, welches sich allerdings bereits langsam aber merklich auf den Spuren des Rückbaus befindet. Summa summarum ein Track, der zwar einerseits keinem wehtut, andererseits aber genau daran krankt und im Endeffekt dadurch auch nicht über solide 4/6 hinauskommt. :hmm:

    Greetz,
    :: der hammer ::

    Die Zeit ist mal wieder reif für den zehnpunktigen akustischen Monatsfavoritenrückblick...

    §01§ Microtrauma - Reflection --- Traum Schallplatten
    §02§ Monaque - Introspecto --- Manual Music
    §03§ Damabiah - Irminsul, Le Pilier Du Monde [Andrew Bayer Remix] --- Natura Sonoris
    §04§ Donatello, Kastis Torrau & Arnas D - Melodrama --- Stripped Recordings
    §05§ Ryan Davis - Satellite --- Bedrock Records
    §06§ Sasha & James Teej - Night Track --- Last Night On Earth
    §07§ Andrew Bayer - Community --- Anjunadeep
    §08§ Pig & Dan - Saturn Storm --- Herzblut Recordings
    §09§ DNYO - Aquatika [Luis Junior Remix] --- microCastle
    §10§ Microtrauma - Nordlicht --- Traum Schallplatten

    :huebbel:

    N’Abend zusammen!

    Über das Projektpseudonym Monaque dürfte der ein oder andere Tellerrandinteressierte im hiesigen Forum sicherlich schon mehrfach gestolpert sein, zeigen sich die beiden dahintersteckenden russischen Produzenten Alex Monachow und Sergej Ljubarskij doch seit etwa vier Jahren in regelmäßigen Abständen für düster-treibende Machwerke aus der Schnittstelle der Genregroßräume Progressive House und Atmospheric Techno verantwortlich. Zumindest die Erwähnung des Namens Monachow sollte aber einige Lichter aufgehen lassen, war der Gute doch bereits zur kreativen Blütezeit von Markus Schulz im Coldharbour-Umfeld produktionstechnisch tätig - ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an diesen herausragenden Progressive-Track aus dem Jahre 2006. Spannen wir den Bogen nun bis in die Gegenwart, führt kein Weg an der Anfang März auf dem stets zu empfehlenden niederländischen Label Manual Music erschienenen Introspecto EP vorbei, auf welcher das Beste von damals und heute in eklektisch atmosphärischer Art und Weise verknüpft wird. Voilà!

    Als Dreh- und Angelpunkt des Gesamtpakets fungiert dabei das Titelstück Introspecto, welches besonders einträglich in die Kerbe düster beschwerter Stimmungsgefilde einschlägt und schon nach wenigen Momenten präzise fragmentiert gestalteter Drumming-Einwirkzeit die erfolgreiche Flucht nach vorn antritt. Auslöser dieser Entwicklung ist eine wunderbar grimmig dreinschauende Basslinewand leicht wellenförmiger Natur, welche mit ihrer offensiven Ausrichtung nicht nur enorm viel Druck aufzubauen, sondern zusammen mit einer langsam aber stetig dem Hintergrund entschleichenden Tonfläche dem Track in Sachen sphärischer Ausrichtung zudem ein herrlich intensives Pechschwarz aufzutragen imstande ist. Einer ersten dezent angesetzten Anschwellaktion folgt wiederum die Einführung elektroid inspirierter Stakkatotöne auf dem Fuß, sodass sich insbesondere zwischen der Kurzlebigkeit dieser neu hinzugewonnenen Melodietöne und dem zwielichtigen Grundrauschen alsbald ein interessanter Kontrast ausbildet. Alternative sowie deutlich nachhallverliebter auftretende Verästelungen der elektroiden Stakkatotöne münden hierbei sogar in eine weitere nachdrückliche Anschwellaktion in einem Kurzbreak, ehe im Anschluss die bekannte Tonfläche sich erneut dem Hintergrund entreißt und verstärkt mit tief melancholischen Zusatzflächen zum endgültigen atmosphärischen Siegeszug im hiesigen Stück ansetzt, auch wenn die unter die Haut gehende Melodielinie sich im nächsten Break bereits langsam aber sicher wieder ins Nirwana bewegt. Aus den zerstückelten und fragmentierten Resten der Melodieebene kann sich dennoch ein irritierend flirrendes Tonwabern hinüberretten in das Zusammenspiel mit dem Untergrund und nach kurzer Dauer seine Erfüllung als Basis der erneut heraufbeschwörten elektroiden Stakkatotöne finden. Während letztere sich nun schnell wieder zunehmend arpeggierteren Strukturen zuwenden, nutzt die intensitätsreiche Flächenmelodiefolge die allgemeine Verwirrung, um sich ein weiteres Mal aus dem Hintergrund an die Spitze des atmosphärischen Feldes zu setzen und schließlich mit einer weiteren Verschärfung ihres Arrangements einen wahrhaftig sehnsüchtig-düsteren Rausch zu evozieren. Im letzten Drittel ziehen sich die markanten Flächenstücke zwar in die zweite Reihe zurück, sind jedoch bis zum Schlusspunkt noch in der Lage, zwei weitere passend gesetzte Nadelstich-Anschwellaktion auf dem unvermindert nach vorn drückenden Untergrund zu platzieren. Alles in allem eine wahre Wonne für alle Sympathisanten der gepflegten Progtechno-Düsternis, zu der auch ich mich selbstverständlich zähle und somit endlich wieder einmal geneigt bin, mit 6/6 die absolute Höchstbewertung herbeizuzitieren. :yes:

    Die beiden ebenfalls im Gesamtpaket der EP enthaltenen Remixarbeiten sind dann zwar nicht in der Lage, dem großartigen Original das Wasser zu reichen, entpuppen sich aber dennoch als Überarbeitungen, welche diesem in gelungener Manier einige neue Seiten abgewinnen können. Der Cumiks Remix beispielsweise dehnt das Originalthema sogar auf etwas mehr als zehn Minuten aus, wobei allein zwei davon auf ein wunderbar ambient gestaltetes Intro entfallen, welches mit vielfältigen alternativen Melodieentwicklungen wirklich keinesfalls zu geizen pflegt und zusammen mit sporadisch eingesetzten, zwielichtigen Basslineschlieren ein wunderbar entrücktes Szenario auffährt, mit welchem der Rest des Tracks meines Erachtens leider nicht ganz mithalten kann. Schuld daran trägt vor allem die bisweilen zu aggressiv arrangierte Weiterentwicklung der Alternativtonfolgen, welche sich in den ersten Momenten des Zusammenspiels mit dem zurückhaltenden Untergrund allerdings noch nicht derart durchschlägt wie in der zweiten Trackhälfte. So wohnt der geneigte Hörer zunächst vielmehr der Einzelvorstellung der synthielastigen Melodiefragmente bei, während im Hintergrund stets das aus dem Original bekannte Tonflächengrundrauschen vorherrscht, bevor die Melodietöne sich langsam aber sicher tranciger aufstellen, dabei die atmosphärische Komponente langsam aber sicher aus ihrer Traumwelt herauskatapultieren und für die exaltierte Peaktime vorbereiten. Exemplarisch für diese Entwicklung steht dabei das nach etwa sechs Minuten Spieldauer beginnende Break, welches interessant durch den Raum geisternden Synthiefäden mit Potenzial schlussendlich nur eine fade Anschwellaktion mit unrühmlichen Bigroom-Referenzen vorsetzt. Auf der Zielgerade setzt die Überarbeitung dann endgültig nur noch auf nervig inszenierte Dissonanzen, welche die erste Trackhälfte leicht zu verhöhnen scheinen und damit die in der Endabrechnung auftauchenden 4/6 untermauern. Der Fran von Vie Remix dagegen positioniert sich zwar deutlich näher am Original, lässt den atmosphärischen Trip des Melodiethemas sowohl durch gezielte Verfeinerungen als auch Reduzierungen jedoch insgesamt gesehen etwas deeper erscheinen, während dem Untergrund derweil eine geschmackvolle Portion Klickereffekte angedichtet wird. Die hypnotisch nach vorn drückende Basslinewand darf sich in diesem Zusammenhang mit einigen knarzigen Einwürfen schmücken, mit welchen nun mehr und mehr Andeutungen und Fragmente der Originalmelodieebene heraufbeschwört und mit flirrend arrangierten Alternativtonfolgenansätzen vermählt werden, sodass sich ein ganz und gar undurchsichtig agierendes Melodietreiben etabliert, welches nur von einigen überfallartig anschwellenden Kurzbreaks unterbrochen wird, im weiteren Verlauf aber dann doch noch verdichtenden Besuch von etwas strukturierteren Andeutungen der Originalflächenstücke erhält. Nichtsdestotrotz reduziert sich der Remix hierbei immer wieder gern auf seinen vielfältig klickernden Brodeluntergrund, aus welchem er dann stets in spannender Manier einzelne Melodielinienüberreste auf atmosphärisch sowie künstlerisch wertvollen Pfaden zurück an die Oberfläche holt. Summa summarum eine Überarbeitung, bei der die geneigte Hörerschaft auch beim x-ten Hördurchgang noch Neues entdeckt, wodurch sich die vorzeigbaren 5,25/6 imho sicherlich – wenn natürlich auch nicht allein – rechtfertigen. :D

    Venezuela als zweiter frischer Track im Bunde verortet sich zum Abschluss dann im Gegensatz zu seinem fulminanten Vorgänger deutlich heruntergeschraubter im Bereich von sphärisch wertvollem Deep Progressive House und legt sein Hauptaugenmerk somit auf die nachdrückliche Verbreitung repetitiver Klangstrukturen. So arbeiten sich bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit bei einem mit verstörenden Effekten besetzten Drumming die ersten tiefergelegten Tonflächenschimmer aus dem Untergrund heraus, um sich in waberartigen Bewegungsabläufen langsam aber sicher in Richtung eines tragenden Trackelements zu entfalten und in einem ersten Kurzbreak zudem eine flirrende Begleitfläche als intensivierende Maßnahme vorzustellen. Auch wenn diese im weiteren Verlauf wieder in ihre Kammer zurückschleicht, der Einfluss der leicht dämonisch wabernden und immer wieder leicht an- und abschwellenden Tonflächenstücke in der hiesigen sphärischen Komponente bleibt weiterhin immens groß, während sich die begleitenden Elemente im Laufe der Zeit damit abfinden müssen, ausschließlich als passender Stichwortgeber für die fließenden Arrangementwechsel der Waberklänge gebraucht zu werden. Die einzige Ausnahme bildet dabei der flirrende Alternativtonstrom, welcher ab dem zweiten Break ins Geschehen eingreifen darf und die düster schwelende Stimmung während der zunehmenden Rückverlagerung der markanten Waberzungen an den äußersten Horizont des Hintergrunds im letzten Drittel übernehmen und in gelungen kryptischer Art und Weise bis zum Schluss aufrecht erhalten darf. Wer vor Deephouse mit Schuss nicht zurückschreckt, sollte diesem 4,75/6er-Machwerk auf jeden Fall eine verdiente Chance geben… ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Unglaublich, wie Andrew Bayer es fertig bringt, nach seinem hervorragenden Album aus dem letzten Jahr mit der dieser vielseitigen EP gleich den nächsten Satz warmer Trackohren galant aus dem Ärmel zu schütteln. Nicht umsonst kann sich der Gute mit seinen enttäuschungsresistenten Produktionen in letzter Zeit stets ein Stück weiter nach vorn in der Progressive-House/Trance-Elite positionieren und über zwielichtige Lounge-Zuweisungen nur fachgemäß amüsieren.

    Da die Postsendung mit meiner Anjunadeep:04-Bestellung leider verschollen ist und erst in den nächsten Tagen neu versendet wird, bin ich zwar bisher leider noch nicht in den Genuss von You gekommen, die Ausschnitte beim GEMA-Feind Numero 1 versprechen jedoch nicht wenig und heizen meine Vorfreude auf die hoffentlich baldigst zu empfangende Mixcompilation wieder in nicht zu verachtender Art und Weise an. Schuld daran trägt hier sicherlich vor allen Dingen erneut die klangliche Vielseitigkeit, welche sich über jegliche Genregrenzen hinwegzusetzen pflegt und den Track mit den unterschiedlichsten Einflüssen würzt: Deephousige Flächenanleihen geben wunderbar tiefergelegten Basswänden ebenso selbstverständlich die Klinke in die Hand wie fragmentierte Vocalschnipsel trancig schimmernden Begleitmelodieansätzen, sodass sich im Zusammenwirken ein leicht frühlingshaft anmutendes Schaulaufen vor dem inneren Auge abspielt, welches allerdings keinesfalls die Lektion über die Mitnahme der gewissen, kontrastreich düster behafteten Tiefe verpasst hat. Sogar einige jazzig inspirierte Trompetenklänge säumen im weiteren Verlauf den sphärisch mit jedem Augenblick intensiver erscheinenden Pfad zum anstehenden Break, in welchem zwar zunächst die bekannten Melodieelemente dominieren, zusammen mit tröpfchenartigen Alternativtönen und herrlich aus dem schwärzesten Untergrund heraus agierenden Basswummertönen in Form von Stakkatowellenbewegungen läuft das Szenario jedoch mehr und mehr zu sphärischer Höchstform auf, ehe zusätzliche Streicher alsbald endgültig das Tor zur Epik aufstoßen. Auch wenn das Ganze sich in dieser Form arg nah an die Kitschgrenze heranwagt, alternative Melodietöne in schön knochentrockener Optik sowie eine effektvoll gesetzte Anschwellaktion beenden die eingeschlagene Richtung in betont zurückhaltender Manier dann doch recht schnell, sodass das Stück sich mit der Rückkehr des Untergrunds wieder deutlich reduzierter zeigen kann. Diese Phase ist allerdings nur von kurzer Dauer, wird es der vielschichtigen Melodieebene (inklusive Streicherklängen) doch gegönnt, noch ein weiteres Mal aus flimmernden Fragmenten spannungsgeladen aufzuerstehen, um den Track in gelungen intensitätsreicher Manier abzurunden. Die 5/6 stehen hier auf jeden Fall bereits Schlange… :D

    Noch einen Ticken stärker präsentiert sich für meinen Geschmack im Anschluss das wunderbar minimalistisch atmende Community, welches zudem mit einem in seiner Eindringlichkeit nicht zu erahnenden Höhepunkt aufwartet. Bevor dieser eingeläutet wird, liegt die Konzentration jedoch erst einmal auf loopartig wehenden Tonstücken, welche in trauter Gesellschaft leicht verstörender Vocalschnipsel zunächst nicht nur das Intro beherrschen, sondern auch in Kooperation mit einem soliden Drumming als Antriebselement des Ganzen fungieren, während sich im Untergrund mehr und mehr druckvoll nach vorn stierende Alternativtöne als passende Begleitung herauskristallisieren können. In der Umgebung des ersten Kurzbreaks lösen sich letztere aber aus ihrer Umklammerung und wagen sich kurzzeitig auf melancholische Pfade, ehe im Anschluss deutlich monotoner gestaltete Stakkatotöne das Regiment übernehmen und zusammen mit herrlich groovebeglückten Basslinefragmenten langsam aber sicher eine nicht zu harsch operierende Anschwellaktion heraufbeschwören, in deren Fängen sich in einem weiteren Break erneut die melancholische Ader des Tracks in Form dezent mäandernder Flächenstücke zeigt, welche im weiteren Verlauf zudem den Weg für die sphärische Erleuchtung der Stakkatotöne vom Beginn ebnen. Beispielhaft für die kreative Energie sei in diesem Zusammenhang in besonderem Maße auf die gleichzeitig verspielt und vertrackt gehaltene Übergangsgestaltung zwischen dem dezenten Klimax der Anschwellaktion und dem Beginn des Drummingeinsatzes hingewiesen, sodass sich im weiteren Verlauf eine kontrastreich reduzierte Szenerie aus detailbesessen arrangiertem Drumming und trancigen Melodietönen in den Vordergrund stellen und sich peu à peu in einen wahrhaftigen Rausch spielen kann, welcher letztendlich mit der zunehmenden Unterstützung leicht sehnsüchtig agierender Flächen sowie der bekannten verstörenden Vocaleffekte im anfangs erwähnten Höhepunkt mit eindeutiger Trancereferenz seinen Intensitätsmaximum erreicht. Deeskalierende Stakkatotöne im eingeleiteten Kurzbreak sowie die anschließende Groove-Nabelschau zugunsten der Bassline leiten schließlich den Rückbau des Tracks ein, der sich um seine verdienten 5,25/6 in der Endabrechnung bereits zu diesem Zeitpunkt sicherlich keine Sorgen mehr machen muss. :yes:

    Mit einem gänzlich anderen Ansatz wartet wiederum Brick auf, welches der gemeine Hipster möglicherweise mit solch famosen Genrebezeichnungen wie Glitch Hop oder Chillwave beschreiben würde. Im Großen und Ganzen liegt auch hier wie zumeist in der elektronischen Musik der Hase in der gekonnten Repetition bestimmter Klangstrukturen begraben, welche sich im hiesigen Stück insbesondere in der loopartigen Verstärkung der Melodie- und Klangflächenelemente manifestiert, sodass beispielsweise damit nicht nur die Akkordfolge noch einmal besonders betont wird, sondern auch eine vielseitig genutzte Spielwiese für allerlei Fragmentierungen, Zerstückelungen oder sonstige Verfremdungen und Verzierungen eröffnet wird. Flankiert wird das Ganze von einem betont schleppend gehaltenen Drumming aus gebrochenen Beats und stakkatierten Basstoneinwürfen, welchen zudem ein gewisser retrobehafteter Charakterzug innewohnt. Im Break mehrt sich dann der Einsatz von Vocalflächen, welche sich in für meinen Geschmack gelungener Art und Weise in die sommerlich inspirierten Klanggebilde einfügen, die sich auch von einem klassisch heruntergepitchten, kurzzeitigen Stillstand aller Elemente nicht aus dem Rhythmus bringen lassen, sondern getreu ihrer sonnigen Ausrichtung selig bis ins Outro hindurchscheinen. Auch wenn der Track insgesamt gesehen näher an Projekten wie Washed Out oder Com Truise anzusiedeln ist (befragt ruhig mal Youtube), für seine atmosphärischen Qualitäten und die Vergabe überdurchschnittlicher 5/6 sollte in der Grauzone des toleranten Forum-Tellerrands sicherlich noch genug Platz vorhanden sein. ;)

    Da mittlerweile schon wieder zwei Freitage vergangen sind, an denen unser allerliebstes Schmelztiegelfestival weitere neue Namen in seinem vorläufigen Line-Up veranken durfte, möchte ich euch hiermit nun einen kleinen Überblick über das verschaffen, was in den letzten Tagen aus dem mehr oder weniger fernen Osten kolportiert wurde. Die größte Aufmerksamkeit durfte in diesem Zusammenhang erwartungsgemäß die gute Lana del Rey als prominentester Neuzugang fürs diesjährige Melt! für sich verbuchen, welche für meinen Geschmack auf jeden Fall eine interessante Bereichung für die Bühnen unter den Stahlgiganten verspricht. Dies möchte ich jedoch auch keinesfalls dem alten Haudegen Squarepusher absprechen, welcher die mit IDM gewürzte Drum & Bass-Fahne sicherlich respektabel hochhalten wird, während der Jenaer Douglas Greed eher die Sympathisanten atmosphärisch experimenteller Klangkost ansprechen sollte und der Schwede Joel Mull dann den technoideren Gegenpart übernimmt. Nicht vergessen werden sollten auf Seiten der Gitarrenmusiker-Newcomer zudem die meines Erachtens überaus vielversprechenden Indierocker von den Jezabels aus Australien sowie die Berliner Indietronica-Formation I Heart Sharks. Für die Melt! Selektor Stage (direkt am See) indes, welche wie bereits erwähnt von Modeselektor nicht nur kuratiert, sondern natürlich auch bespielt wird, wurde heute in einer schön schnoddrigen Videobotschaft eine illustre Künstlerschar aus u.a. Hudson Mohawke, Brandt Brauer Frick, Mouse On Mars, Rustie und Schlachthofbronx bekannt gegeben, welche ein enorm abwechslungsreiches Programm elektronischer Musik abseits ausgetretener Pfade versprechen. Warum die Melt!-Macher aber mit den nervenstrapazierenden Quietscheentchen-Möchtegern-Dubstep-Jungs von Nero auf Teufel komm raus das Skrillex-Publikum aus allen Himmelsrichtungen anzulocken gedenken, bleibt wohl bis auf Weiteres ihr ganz eigenes Geheimnis...

    Sashas neues Ziehkind Last Night On Earth ist derzeit drauf und dran, die Basis für einen äußerst glor- und erfolgreichen Einzug in die Riege meiner uneingeschränkten Lieblingslabels zu feiern, woran die zurückgefundene Freude am Produzieren auf Seiten des Labelgründers recht schwerlich ihre „Mitschuld“ von sich weisen kann. Die hiesige in Kooperation mit James Teej entstandene EP reicht zwar auch meines Erachtens nicht ganz an das herausragend sphärisch-treibende „Cut Me Down“ heran, dieser Hinweis darf allerdings absolut ruhigen Gewissens unter Kritik auf überaus hohem Niveau abgeheftet werden, zeigen sich die beiden frischen Stücke doch ebenso mit dem gewissen Tellerrandetwas ausgestattet…

    Der Night Track zum einen platziert sich irgendwo in einer schwer zu schreibenden Nische zwischen techhousigen Strukturen, progressiven Gefilden sowie recht synthielastigen Melodiegestaden, welche von einem zurückhaltend minimalistisch geprägten Drumming begleitet werden. Als Hauptdarsteller etablieren sich dabei zunächst eine herrlich groovend angelegte Oktav-Bassline sowie sporadisch in flächigen Schwärmen auftretende Effektelemente, die sich im Laufe der Zeit immer öfter blicken lassen und schließlich mit ihrer stetig an- und abschwellenden Fortbewegungsart zu einem beständigen Antriebsmuster des Stücks avancieren sowie mehr und mehr als Türöffner für die sphärische Verdichtung des Ganzen fungieren. Die leicht undurchsichtig zu charakterisierende Stimmungslage wird in diesem Zusammenhang durch alsbald initiierte Vocaleinlagen nur noch verstärkt, fügen diese sich in ihrer ganz eigenen Abwandlung flüsternden Sprechgesangs doch bestens in die leicht verworren wirkende Szenerie aus zunehmend durch Synthieflächen verstärkten Effektwolken und verspielten Alternativmelodiefragmenten ein. Besonders letztere stehen dann im nächsten Kapitel des progressiven Fortlaufs der Dinge im Vordergrund, wenn sie immer effektiver ihren anfänglichen Status einer Hintergrundbegleitung abstreifen und eine spannende Entwicklung bis hin zur verträumt agierenden Tonfolgenkaskade an vorderster Front aufs Parkett legen. Im Quasibreak des Mittelteils beruhigt sich die Elementdichte wieder deutlich, sodass die im Anschluss anvisierte Drummingphase in eindrücklicher Manier die Bassline aus dem Untergrund emporwachsen lassen darf, welche zusammen mit allerhand zerfetzten und zerhackstückselten Effektflächen auch ohne melodische Zusatzbeiträge ein wahrhaft intensitätsreiches Klangschauspiel zu entfalten in der Lage sind. Dies reicht mitunter derart weit, dass die Bassline sogar ungeahnt elektroide Züge in sich entdeckt, welche immer mal wieder zudem in acidlastige Territorien abschweifen, aber zu keinem Zeitpunkt ihr wunderbar groovendes Potenzial im mittlerweile auch durch die bekannten Synthieflächen erweiterten Sammelsurium an Trackelementen vernachlässigen. Die betont mysteriös gehaltenen Vocaleinspieler leiten dann wiederum angenehm dezent das letzte Drittel des Stücks ein, welches vor allen Dingen noch einmal vom nachhaltigen Zusammenspiel aus flexibler Oktav-Bassline, der kontrastreich hell gewandeten Tonkaskade sowie schwelenden Effektflächen zehrt, ehe das Ganze langsam aber sicher auf die mit verdienten 5,5/6 ausgeschmückte Zielgerade einbiegt. :yes:

    Der dazugehörige M.A.N.D.Y. Remix geht seine Sache im direkten Vergleich dann eine gute Portion druckvoller an und erinnert dadurch nur noch phasenweise an die zelebrierte Kleinteiligkeit des Originals. Nichtsdestotrotz brechen sich mit einzelnen Vocalsamples, stakkatierten Effektfetzen und einer schön deep angelegten Hintergrundtonfläche bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit die ersten Erinnerungen an Letzteres Bahn, bevor im anstehenden Kurzbreak auch Fragmente der bekannt groovedurchfluteten Bassline auftauchen und in einer housigeren Abwandlung fortan als ernstzunehmender Feind jeglicher Bewegungsneurose zu fungieren wissen. Währenddessen setzen sich nicht nur harmonische Alternativtöne immer mal wieder in den Verästelungen des weiterhin minimalistisch auftretenden Untergrunds fest, auch ein arpeggierter Tonlauf nimmt alsbald in erfolgreicher Manier die Hürde in der Entwicklung vom akustischen Beipackzettel hin zum entscheidenden Melodieelement innerhalb der stets durch flirrende, plätschernde und knisternde Effekteinwürfe aufgewerteten Trackoberfläche, welche sich mittlerweile allerdings leider nicht mehr von der entspannt groovenden Bassline vom Beginn, sondern von einem deutlich monotoner nach vorn ausgerichteten Pendant antreiben lässt. Nichtsdestotrotz gönnt sich die Überarbeitung immer mal wieder ein passend eingefügtes Kurzbreak, um im Anschluss ihre Element- und Effektschar frisch zu ordnen und dabei beispielsweise den prägnanten Tonlauf in neuerlicher Manier aus dem Hintergrund herauszuarbeiten sowie mitsamt interessanter Alternativflächenschlieren- und melodietöne immer eklektischer an die Spitze zu forcieren. Ein weiteres Kurzbreak läutet dann wiederum eine deutlich entspannter angelegte Phase ein, welche auch die feinsinnig verästelte Bassline wieder auf ihrer angestammten Grooveposition erfolgreich spielen lässt, während dem Original entlehnte Effektflächen in Begleitung sporadisch eingeworfener Vocalfetzen gekonnt ihren mystisch angehauchten Laut-und-Leise-Rhythmus offenbaren und den Remix damit in für meinen Geschmack gelungener Art und Weise abrunden. Insgesamt gesehen und plakativ gesprochen etwas weniger Atmosphäre, dafür mehr Club, aber kaum minder vorzeigbare 5/6 als Endergebnis auf meinem Bewertungsbogen… ;)

    As You Fall dagegen bewegt sich, wie Martin schon richtig angemerkt hat, auf Pfaden, die sich erstaunlich deutlich von Acidhouse beeinflusst zeigen, jedoch auch vor der gewissen Prise Detroit Techno keinesfalls zurückschrecken und dabei nicht nur ein spannungsreiches, sondern auch atmosphärisches Machwerk schaffen, welches ich in dieser Art bei einer Kollaboration von Sasha und James Teej nicht erwartet hätte. Bereits zu Beginn schmiegen sich die ersten wärmenden Tonstrahlen an ein zurückhaltendes Retro-Drumming, das mit seinen Bassline-Andeutungen im Untergrund zwar zunächst noch recht zurückhaltend voranschreitet, dafür aber den synthieverliebten Melodietönen mit jeder Sekunde mehr Zeit und Raum für ihre frühlingshaften Ausführungen im Hinblick auf die sphärischer Komponente erteilt. Nachhallverliebt und unbeschwert gleiten sie auf dem zunehmend offensiver nach vorn stakkatierenden Untergrund, ehe James Teej im Anschluss an ein erstes Kurzbreak auch mit seinen stimmlichen Qualitäten anstelle der melodietechnischen Wärme in das hiesige Geschehen eingreifen darf. Dieser Zustand minimal-progressiver Verlockung ist jedoch nur von kurzer Dauer, erobern doch im weiteren Verlauf die bekannten Synthieflächentöne schnell wieder ihren Stammplatz zurück, während im Untergrund acidlastige Basslinefragmente nicht nur die nötige Druckverstärkung im Kopf haben, sondern mit ihrer düster anmutenden Ausstrahlung gleich auch noch in gelungener Manier die Kontraste des Tracks zu verschärfen imstande sind. Dass in dieser Konstellation auch die kurzzeitig ausgebremsten Stakkato-Basstöne bald wieder mitmischen wollen, ist verständlich, sodass diesen insbesondere im Umfeld des nächsten Breaks wahrlich keine Steine mehr in den Weg gelegt werden; vielmehr dürfen sie sich sogar an einer gelungenen Solofahrt versuchen, bevor im Folgenden mit der Rückkehr des Drummings auch die Trackdichte mit der Einbeziehung verspulter Alternativtoneinwürfe noch einen kleinen weiteren Posten auf der atmosphärischen Habenseite verbuchen kann. Leicht konfus torkelnd, aber stets bedrohlich aus dem Hintergrund beäugt gestaltet sich schließlich auch das letzte Drittel des Stücks, das mir summa summarum ebenfalls nicht unter 5/6 die Bewertungsarena verlässt. :D

    Und die "Tour de Dusel" geht weiter, aber obacht: Im Finale wartet im jeden Fall ein Erstligist, also ein Novum für die Schwachgelben und ihren fuchtelnden sowie ständig den vierten Offiziellen belatschernden Pöhler-Hampelmann! Wie lang will der Gute eigentlich noch das Ammenmärchen seiner ach so sympathischen "blutjungen" Truppe in die Kameras faseln? Das Durchschnittsalter vieler anderer Bundesligatruppen gibt da keinen signifikanten Unterschied her.

    PS: Mit "Heimspiel in Berlin" beflockte T-Shirts werden Mannschaften, die nicht unter der Generalabsolution der Medien stehen, gern auch mal als Arroganz ausgelegt... :p

    N'Abend zusammen!

    Ich habe in den letzten Monaten zwar bereits einige Eigenproduktionen und Remixe von Microtrauma in der hiesigen Tracksrubrik an das gewiefte Tellerrandpublikum heranzutragen versucht, aber für den Fall, dass dieser Name nichtsdestotrotz auf dem Radar des ein oder anderen zu Unrecht doch noch nicht aufgetaucht ist, biete ich gern an, vor meinen wie stets in blumiger Tradition stehenden Rezensionsworten einen klitzekleinen Exkurs einzuwerfen. Hinter dem aufstrebenden Projekt stecken auf jeden Fall die aus heimischen Landen stammenden Daniel Päßler und Ricardo Linke, welche zwar schon eine über fast fünf Jahre ausgedehnte Diskographie aufweisen können, jedoch erst mit den meines Erachtens hervorragenden EPs auf dem enttäuschungsresistenten Kölner Label Traum Schallplatten seit letztem Jahr deutlich mehr Aufmerksamkeit als je zuvor auf sich lenkten. So ist es nicht allzu verwunderlich, dass diese äußerst erfrischende Zusammenarbeit mit der jüngst erschienenen Reflection EP ein weiteres hörenswertes Kapitel hinzugefügt bekommt. Und so, wie die beiden darauf wieder ihre vielfältigen Klangliebschaften irgendwo zwischen progressiven, technoiden, minimalen und trancigen Versatzstücken unterzubringen wissen, ist es wieder einmal eine helle Freude, sich den zumeist in inspirierender Düsternis badenden Stücken voll und ganz hinzugeben… :yes:

    Reflection als Titeltrack geht dabei gleich mal als gutes Beispiel in Sachen energetischem Atmospheric Techno voran und beglückt den gemeinen Hörer bereits zu Beginn mit den ersten melodischen Andeutungen im Hintergrund einer schön knochentrocken gelagerten Kickdrum, welche alsbald zudem in den druckvollen Genuss einer wunderbar nach vorn rollend ausgerichteten Bassline kommt. Mysteriöses Effektklappern im Anschlag, Klickerelemente als Konkurrenz für bedrohliches Schlangenzischen und die in dezenter Manier immer wieder an- und abschwellenden Melodielinienfragmente verdeutlichen im weiteren Verlauf die zunehmende Verdunklung des hiesigen sphärischen Horizonts, bevor sich im Folgenden die markante Tonfolge langsam aber sicher endlich aus ihrer sicheren Nische im Untergrund heraustraut und zusammen mit stakkatierten Tonverschnörkelungen die Intensität merklich anzuheben versteht, auch wenn sich die Gute nicht permanent ans Ohr klebt, sondern daneben auch immer wieder für passend gesetzte Kunstpausen zu haben ist. Im anstehenden Kurzbreak ist dies genauso der Fall wie im direkten Anschluss, wenn die große Bühne zunächst düster aufgeplusterten Basstönen überlassen wird, welche in Kooperation mit dem monoton drückenden Drumming zudem unheilvoll anmutendes Tonflirren in ihrem Kreis begrüßen dürfen. Wenn sich im Umfeld eines zweiten Kurzbreaks dann auch noch die umwerfend zwielichtige Melodielinie erneut dazugesellen darf und auf zwei Ebenen – minimalistische Stakkatotonfetzen mit deepem Flächenunterbau – das Stück in subtiler, aber effektiver Manier verdichtet, ist es um mich wieder einmal geschehen. Alles in allem haben wir es demzufolge hier mit einer wahren Delikatesse für jeden Sympathisanten melodisch treibender Technoprominenz zu tun, welcher ich meine himmelhochjauchzenden 6/6 wahrlich nicht vorenthalten möchte. ;)

    Der Egbert Remix verfrachtet das Originalthema dann zwar in eine nicht ganz so drückende Umgebung, kann sich in Bezug auf sphärische Intensität jedoch mit seinem Vorgänger aber immerhin teilweise messen lassen, wenngleich der Eigenanteil innerhalb der Melodieebene zunächst doch verschwindend gering auf den Plan tritt. So wird beispielsweise dem bekannten Tonflirren deutlich mehr Spielraum zugestanden, bevor im weiteren Verlauf dann auch die ersten vagen Andeutungen der einnehmenden Melodielinie in den äußersten Gestaden des Ganzen auftauchen, von der nur nuancenhaft verändert rollendem Untergrund allerdings erst einmal noch in Schach gehalten werden. Statt eines Empfangs der Melodietöne mit offenen Armen schließt sich dementsprechend passenderweise eine deutlich drummingorientierter auftretende Phase an, welche sich mit allerhand detailverliebt arrangierten Klickerelementen und Tonfragmenten bestückt zeigt und im Folgenden erst dann schwach wird, wenn sich alternative Synthieflächen aus dem bekannten Tonflirren emporzwirbeln und alsbald zusammen mit der bekannten Melodielinie für immer mehr düster-sphärische Ausrufezeichen sorgen. Leider verliert die Überarbeitung an diesem variantenreichen Spiel für meinen Geschmack viel zu schnell das Interesse und scheint in diesem Zusammenhang bereits kurz nach Durchschreiten der zeitlichen Mitte des Tracks mehr oder weniger mit dem Rückbau zu beginnen. Anders ist es nicht zu erklären, dass nach einer letzten Widmung des Tonflirrens keine zielstrebigen Aktionen mehr auf dem Programmplan zu finden sind und das Ganz somit satt und zufrieden nach Hause dümpelt – mit 4,25/6 gibt’s dafür die gerechte Quittung! :hmm:

    Blütenstaub ist zwar derzeit noch kein großes Thema in der Natur, bei Microtrauma dafür umso mehr, auch wenn die beiden Produzenten dem frühlingshaft anmutenden Titel ein weiteres überaus zwielichtig gewandetes Machwerk unterjubeln. Gehaltvolle Ingredienzen wie dunkelheitsaffine Basswelleneinschübe, wehende Melodieflächenfahnen sowie immer mal wieder kontrastreich hell durchscheinende Tontropfen sind dabei in Zusammenarbeit mit einem alsbald initiierten, dezenten Basslinegrummeln stetig einträglicher in der Lage, die Hochzeit von progressiven Strukturen und gesundem Minimalismus zu einem wahrhaft mystischen Schauspiel avancieren zu lassen. Die Melodieelemente geben sich dabei zwar die Klinke in die Hand, sind allerdings stets sehr darum bemüht, den Track nicht allzu stark zu überladen, sodass sich jedes noch so kleine Tonflattern sicher sein kann, nicht an den Rand des Klangspektrums abgedrängt zu werden. Bei der Begehung des Breaks im Mittelteil sollte dann desweiteren die wunderbar elektroid-drückend anschwellende Basslinegarnitur hervorgehoben werden, von welcher sich auch die Melodieeinwürfe in ansprechender Art und Weise antreiben lassen, ehe im Anschluss zur Abwechslung eine Drummingphase eingeleitet wird, welche auf der Zielgerade noch einmal kurzzeitig markante Melodie- und Basswellenfragmente integriert, ehe die Verleihung überdurchschnittlicher 5,5/6 die Szenerie beherrscht. :)

    Der niederträchtige Pollenflug kommt zwar mittlerweile leider immer deutlicher in die Gänge, kann sich in seiner Intensität aber zur Zeit wohl noch eher mit dem dazugehörigen Track vergleichen, welcher es im Gegensatz zu seinen Vorgängern vorzieht, eine gute Portion zurückhaltender aufzutreten. Der melodietechnischen Vielfalt steht dieser Umstand allerdings natürlich keinesfalls im Wege, lässt es sich doch auch im Schlepptau angenehm beruhigter Drumminggefilde und spannender, sporadischer Effekthäppchen ganz famos sphärisch schweben, wie deep fußende Melodietöne im Hintergrund schon in den Anfangsmomenten des hiesigen Stücks passabel zu demonstrieren wissen. Einer ersten subtilen Anschwellaktion folgt zwar im Anschluss an ein Kurzbreak eine erneute Drummingphase inklusive neu hinzugewonnener und in Groove eingelegter Basstöne, besagte Tonfolge schleicht sich mit der Unterstützung dezenter Begleitflächen im weiteren Verlauf aber schnell wieder in den Mittelpunkt des Geschehens, sodass die mystisch veranlagten Melodietöne mehr und mehr ihre Traumwelt auf den sanften Beats verankern können. Mitsamt tranciger Alternativtöne und nachtaktiven Flächenwinden wird dabei peu à peu der sphärische Höhepunkt des Ganzen angepeilt, von dem aus aber auch die Sicht auf den anstehenden Rückbau schon wieder frei wird. Summa summarum dennoch ein mehr als gelungenes Deep-Progressive-Kleinod, welches sich seine 5,25/6 meiner Meinung nach redlich verdient hat. :yes:

    Lassen wir uns zu guter Letzt noch auf das traumhaft schöne Nordlicht ein, dessen musikalische Umsetzung der Erhabenheit dieses Naturspektakels in meinen Ohren aber leider nicht ganz nachkommt, präsentiert sich der Track doch als das am deutlichsten in Richtung technoider Monotonie abdriftende Mitglied der hiesigen EP. Hinsichtlich seiner sphärischen Ausdrucksstärke kann das Ganze nichtsdestotrotz an seine Vorgänger heranreichen, wird dem Hörer hier doch keineswegs eine unspektakuläre Kaffefahrt geboten – allein dafür sorgen schon die herrlich düster-drückenden Basstöne, welche zunächst mit allerhand Effektwirren im Gepäck, im Laufe der Zeit aber auch in gelungener Kooperation mit schwelenden Tonflächenandeutungen ihre Vorbildfunktion unterstreichen. Nicht nur in den immer mal wieder eingeworfenen Kurzbreaks sind es die finsteren Schwaden aus Effekt- und Melodieflächenanbandlungen, welche das Stück mit ihrer Liebe fürs produktionstechnische Detail überaus überdurchschnittlich zu platzieren wissen, auch zusammen mit dem angemessen druckvoll nach vorn ausgerichteten Untergrund verdunkelt sich das Blickfeld des Hörer sichtlich gern. Insgesamt gesehen eine runde Sache, welcher ich meine beachtlichen 5,5/6 nicht verwehren möchte. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Nachdem sich die Macher des Melt!-Festivals in diesem Jahr für eine leicht abgeänderte Salamitaktik bei der Bekanntgabe ihrer Line-Up-Neuzugänge entschieden haben, darf sich der gemeine Festivalconnaisseur seit anderthalb Wochen nun jeden Freitag auf eine mal mehr, mal weniger breit aufgestellte Schar an neuen Namen für die Baggersause im Juli freuen. In die Riege der ersten illustren 15er-Ladung reihten sich dabei bereits solch gegensätzliche Pole wie die wunderbar düstere Synthieopulenz von Austra, Indielectro im Weirdo-Format, auf den man sich verlassen kann, von Yeasayer (zuletzt 2010 dabei), New-Wave-Romantik von Twin Shadow und klassische Singer/Songwriter-Klänge von Rufus Wainwright ein, während Seth Troxler und Tale Of Us die Fraktion heißgehandelter DJs erweiterten. Den unrühmlichen Casper hätte man dagegen guten Gewissens anderen Festivals als Publikumsmagnet überlassen können (das Splash! findet doch beispielsweise nur ein paar Tage zuvor in Ferropolis statt), auf das Melt! passt der Krächzer für meinen Geschmack schließlich nicht so wirklich. Die am vergangenen Freitag verlauteten Mathew Jonson, Jacques Lu Cont und Oliver Koletzki tun dies dafür umso mehr, ebenso wie Chairlift und Citizens! aus der anspruchsvollen Umgebung von Synthiepop oder die beiden reizenden Damen von Boy. Einen Headliner, der seinen auch redlich verdient, sehe ich, mal abgesehen von "Bloc Party", im bisherigen Line-Up zwar noch nicht, aber das kann ja noch werden. In dieser Hinsicht darf das ebenfalls von der Intro veranstaltete Berlin Festival, das vor ein paar Tagen Sigur Rós aus dem Ärmel schüttelte, von meiner Seite aus gern als Vorbild dienen... ;)

    Den vereinsintern höchsten Sieg in der Champions-League-Geschichte sowie 14 Tore in vier Tagen, davon sieben allein auf dem Konto eines angeblich so limitierten Abstaubertrefferkönigs, hatte ich nun wahrlich nicht erwartet, sodass der Balsam auf meine Bayernseele umso größer ist. Ausruhen sollten sich die Jungs darauf allerdings bitte nicht allzu lang, sondern besser in den nächsten wichtigen Spielen unter Beweis stellen, dass sie es auch auswärts nicht verlernt haben, überzeugende Dreier einzufahren. Für den Moment aber darf das Motto ganz unverblümt "Schweigen und genießen!" heißen... :yes:

    Verzeiht mir, dass ich die gute Lana del Rey hiermit noch einmal aus den Irren und Wirren der Tracksrubrik-Versenkung emporzuhieven gedenke, aber nachdem ich vorhin per Zufall auf den großartigen Joris Voorn Edit von Video Games gestoßen bin, komme ich nicht drumherum, euch meine Begeisterung für die Überarbeitung des niederländischen House-Zeremonienmeisters, welche es übrigens auf seiner Soundcloudseite sogar nach wie vor kostenlos zu ergattern gibt, vorzuenthalten. Das Ganze schlägt zwar eine äußerst gediegen anzumutende Marschrichtung ein, in der sich die geschmeidig-opulenten Originalvocals sichtlich wohlfühlen, entwickelt sich dabei jedoch mit seinem wunderbar groovend gestalteten Untergrund mehr und mehr zu einem sphärisch gehaltvollen Zwitter aus Deep und Progressive House, welcher bereits zu Beginn eine seiner Stärken in subtiler Manier in den Vordergrund zu lenken weiß. Hierbei handelt es sich um niemand Geringeres als die melancholisch-verträumten Pianotupfer aus dem Original, welche als nachhallverliebter und stets im passenden Moment geloopter Melodiestrang langsam aber sicher aus dem Untergrund hervorlugen und im weiteren Verlauf in überzeugender Manier zum leicht schwerelosen Antriebselement des Stücks avancieren. Angereichert mit einer dezenten Effektauswahl sowie vereinzelten Andeutungen von Harfe und Streichern aus der bekannten Orchesteruntermalung pirscht sich der Track dann immer wieder in angenehm anschwellender Manier an zurückgelehnte Kurzbreaks heran, in welchen Lana del Rey ihre stimmliche Nonchalance unter Beweis stellen darf, ehe im Anschluss an das zweite Vocalintermezzo ein an die Pianotöne angelegtes Bassrumoren initiiert wird und die Kontraste im Folgenden in gelungener Art und Weise zu verschärfen versteht. Zudem verdichtet sich das Ganze während dieser Entwicklung fast unbemerkt, aber wahrhaftig effektiv und perfektioniert mehr und mehr das Nebeneinander von vocallastigen Breaks und instrumentalen Drummingparts in sphärischer Umgebung, bevor im letzten Drittel schließlich auch der Refrain endlich in das Geschehen eingreifen darf und sowohl in einem orchestral untermalten Break als auch mit folgender Drummingunterstützung überzeugend eingebunden wird. Noch deutlicher hervorgehoben gehören hierbei allerdings die herrlichen Alternativmelodieversatzstücke, welche Joris Voorn in sommerlich-verspielter Manier in seinen Edit einfügt, um diesen äußerst stimmungsvoll abzurunden - nicht umsonst wird diesen auf der Zielgeraden noch der rote Teppich für eine subtile Soloausflug auf dem groovenden Untergrund ausgerollt. Alles in allem muss ich auf jeden Fall gestehen, dass mein bisheriger Remixfavorit von Solarstone mit dem "Joris Voorn Edit" einen äußerst ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen hat, der mir dementsprechend auch mit nicht weniger als verdienten 5,5/6 den heimischen Bewertungskeller verlässt... ;)

    N'Abend zusammen!

    Mix-CDs, die von zwei unterschiedlichen Künstlern, Produzenten und/oder DJs zusammengestellt werden, sollten zwar mittlerweile nicht wirklich mehr als neue Erfindung durchgehen, da der gemeine Hörer in diesem Zusammenhang aber grundsätzlich davon ausgeht, dass er im Gesamtpaket dann auch in den Genuss von zwei unabhängig voneinander zusammengebastelten Mixen kommt, hat sich das stets umwerfende Label Bedrock Records jüngst einmal an eine alternative Herangehensweise gewagt. Für das unter dem schon recht wegweisenden Namen Collaborations fungierende Projekt konnten dabei zwei ziemlich erfahrene alte Hasen aus dem Fundus progressiver elektronischer Musik gewonnen werden, welche bereits seit etlichen Jahren eine transatlantische Freundschaft verbindet und somit beste Voraussetzungen mitbrachten, um in kooperierender Art und Weise möglicherweise sogar den mehr als gelungenen Beginn einer ganz frischen Mix-CD-Reihe zu markieren. Hinter den Audible Suspects als besagtem Zweiergespann hinter der hiesigen Mix-CD versteckt sich übrigens niemand Geringeres als der Frankfurter Ausnahmeproduzent Oliver Lieb sowie der amerikanische EDM-Strippenzieher Jimmy van M, welche nicht nur eine Vorliebe für die grazile Vermischung von Progressive House und Atmospheric Techno, sondern auch der gewisse Hang zu hypnotisch-trancigen Momenten im ursprünglichen Sinne eint. Im überzeugenden Einklang mit perkussiven Phasen und einer schmackhaft zusammenklamüserten Portion Groove lässt sich die sphärische Umgebung des Ganzen zwar als recht deep charakterisieren, knausert jedoch ebenfalls nicht, wenn es um die Generierung intensitätsreicher Melodiehöhepunkte geht. Oliver Lieb beschreibt die Maxime hinsichtlich seiner Trackauswahl recht treffend im Pressetext mit "Our collaboration is based on grooves and interesting sounds as well as melodies, that don't just aim for big commercial success but more for some exciting trippy development of audible space.", sodass Labelchef John Digweed vor Begeisterung kaum zurückzuhalten ist: "Jimmy and Oliver have delivered a futuristic mix that locks you into a groove and won’t let go. This is cool electronic house meets spacious techno." (Quelle). Mit solch illustren Namen wie Ryan Davis, Max Cooper, Phil Kieran, Lanny May, Thomas Muller oder den beiden Kuratoren selbst konnte in dieser Hinsicht wahrlich auch nicht allzu viel schiefgehen, wie die Hörproben der Ende Februar erschienenen Collaborations erahnen lassen... ;)


    Tracklist:

    01. Oliver Lieb – Epsilon Eridani [Reprise]
    02. Oliver Lieb – Epsilon Eridani [Davide Cali Remix]
    03. Ray Kajioka – Origins [Jimmy van M Remix]
    04. Thomas Muller – One Hit One Night
    05. Pele & Findling – Deep Sea
    06. Mono Electric Orchestra – Blunt Force Trauma [Max Cooper Remix]
    07. D. Diggler – Weed
    08. Daso – Rolling For The Mix
    09. Lanny May – Soft Light Turns On
    10. SF FM – The Depths
    11. Ryan Davis – Satellite
    12. Phil Kieran – Rocket Science Part 2
    13. Joel Mull – Constant Crescendo
    14. Phil Kieran & Green Velvet – Rocket Yourself
    15. Digital Mess – Open The Box
    16. Sascha Walter – Glastank [Tobias Felbermayr Remix]
    17. Oliver Lieb – Helios

    :huebbel:

    Greetz,
    :: der hammer ::

    N’Abend zusammen!

    Was lange währt, wird endlich gut – auf keine Veröffentlichungspolitik treffen diese Worte besser zu als auf diejenige des von vielen Seiten heißersehnten Debüttrackmonstrums eines gewissen Thomas Smith, da spendiere ich auch dem Phrasenschwein äußerst gern mal wieder einen verdienten kleinen Obolus. Hinter besagtem Allerweltsnamen-Pseudonym versteckt sich übrigens anscheinend kein Geringerer als einer der kreativsten Köpfe im stets weitzufassenden Bereich progressiver elektronischer Tanzmusik. Wenn ich nun noch halbwegs beiläufig anmerke, dass das Stück, um das es im Folgenden gehen soll, vor wenigen Tagen auf dem im letzten Jahr von besagtem Ausnahmeproduzenten neu gegründeten Label Last Night On Earth erschienen ist, auf dem selbiger vor einem halben Jahr mit einem fulminanten Vocaltrack namens „Cut Me Down“ auch seine zwischenzeitlich eingelegte Produktionsabstinenz beendete, dann sollte sicherlich spätestens jetzt auch dem Letzten aufgegangen sein, dass ich selbstverständlich von Alexander Paul Coe alias Sasha fabuliere. Durch seine Sets geisterte Retina Scan, so der Titel des atmosphärischen Klickertrips für die ganz großen Tellerrandmomente, auf jeden Fall seit mehr als nur geraumer Zeit, hat meine Wenigkeit den herausragenden Track doch schon im vergangenen Frühjahr mit allem Drum und Dran lieben gelernt und dementsprechend bereits in den favorisierten Zehn vom Mai 2011 verankert (ich habe ausdrücklich für euch nachgeschaut). Nun aber schnellstens den elendig-staubigen Vorhang gelüftet, wir haben schließlich mittlerweile lang genug vor verschlossenen Türen (im Westfälischen auch: „vor zuen Türen“) verharrt… ;)

    Der Original Mix, der im Netz auch als „Cheefroberts Edit“ sein Unwesen treibt, geht jedenfalls von Beginn an keine Kompromisse ein und bereit der gemeinen Hörerschaft derweil ein von vorn bis hinten von zirpenden, schlackernden und klickernden Elementen und Effekten gesäumtes Drumming, welches nur so sprüht vor Detailverliebtheit und Spielfreude. Angetrieben wird das Klangsammelsurium dabei von einem schön monoton gehaltenen Basstonschwingen, welches sich auch von alsbald hinzugewonnen, ersten Melodieanleihen nicht wirklich aus seiner Ruhe bringen lässt und bis zum Schlusspunkt des Tracks seiner Rolle als repetitive Basis im Sinne eines bodenständigen Gegenpol zu den mittlerweile mehr und mehr ausfransenden Tonfolgenbögen mehr als gerecht wird. Im Gegenzug macht das Ganze in diesem Zusammenhang vor allen Dingen auch in sphärischer Hinsicht nachhaltige Fortschritte, wenn sich zum anfänglich in Solomanier auftretenden Tonsplittern die Schar an mystisch anmutenden Alternativflächeneinwürfen peu à peu dezent zu verdichten und das Ganze in überaus erfolgreicher Manier irgendwo an der grünen Grenze zwischen Zwielicht und Geheimniskrämerei anzusiedeln weiß. Aus den sporadischen Flächeneinschüben entwickelt sich hierbei zudem immer markanter eine ganz eigene Melodielinie, welche sich auch im anstehenden Break zunächst noch in mehr als ansprechender Art und Weise gegenüber einem anschwellenden Effektbecken behaupten kann, ehe letzteres sich im Folgenden dann doch zu übermächtig aufplustert und die Melodietöne kurzzeitig in Form einer wahrhaftigen Lawine überrollt. Wie ihr Vorbild in der Natur ist ihr Wirken allerdings nur von kurzer Dauer, sodass die glücklicherweise unverletzt gebliebene Melodieebene sich im Anschluss langsam aber sicher aus dem Effektschwitzkasten befreien kann und in Kooperation mit dem ebenfalls wieder angeworfenen Untergrund den nächsten sphärischen Intensitätsschub anpeilt. Setzt sich das Drumming dann erneut in vollem feinsinnig-klickernden Umfang in Szene, werden die für einige Augenblicke nach den Sternen gegriffenen Flächenstücke zwar zunächst nicht mitgenommen, sind allerdings in galant-progressiver Manier im weiteren Verlauf fraglos in der Lage, sich aus dem Hintergrund wieder an die Spitze des hiesigen Feldes zu arbeiten und ein letztes Mal Tonsplitter, Flächeneinwürfe und Klickerarmada zu einem leicht anschwellenden, stets wunderbar mystisch umwehten Klangteppich zu formen. Alles in allem eine herrlich hypnotische Angelegenheit, die mich mit ihren kreativen Gelüsten seit dem ersten Hören in den Bann zieht und dementsprechend keine Scheu besitzt, die hochachtungsvollen 6/6 aus meinem Bewertungskeller hervorzulocken. :D

    Die zwei ebenfalls zum Paket der EP gehörenden Remixarbeiten sind dann meines Erachtens in keinster Weise imstande, dem glorreichen Original auch nur auf einer einzigen Ebene anhaltend Paroli bieten zu können und entpuppen sich somit ausschließlich als schmückendes Beiwerk. Der SCB Edit des britischen Wahlberliners Scuba beispielsweise verliert sich in unterkühlten technoiden Gefilden, in denen die Konzentration auf Fragmenten des bekannten Klicker- und Effektimperiums liegt. Trotz nicht vorhandener Melodieanbandlungen schleicht sich die atmosphärische Komponente zwar in undurchsichtigen Schlieren durch das betont düster gehaltene Ambiente, zehrt in diesem Zusammenhang aber mehr von der Verspultheit der eingesetzten Klangspuren als von intensiven Klangmustern. Im Anthea Scholtz Delayed Remix wird dem Originalthema hingegen ein wesentlich deeper sowie unaufgeregter gestalteter Überhang übergeworfen, sodass die bekannten Melodielinien nun deutlich reduzierter auftreten und in Form verschleierter Toneinsätze eher im Hintergrund als an vorderster Front ihre Erfüllung finden. Düster grummelndes, aber subtil zurückgenommenes Basslinewummern begleitet die Überarbeitung dabei wunderbar unprätentiös und sorgt für eine angenehme Kontrastverschärfung, welche wohl vor allen Dingen zu vorgerückter Stunde ihr deepness-geschwängertes Potenzial am besten abzurufen vermag.


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Entpuppte sich bereits die Vorgängersingle Promises als überaus gehaltvoller Vorgeschmack auf das in diesem Frühjahr zu erwartende Debütalbum von Andain, so geht Much Too Much gleich noch einen Schritt weiter und serviert der gemeinen Hörerschaft anspruchsvolle elektronische Popmusik vom Feinsten, welche glücklicherweise auch erst gar nicht versucht, ihre Amibitionen in dieser Richtung zu verstecken, sondern sie entspannt und offen auslebt. Dementsprechend erwarte ich auch gar keine lyrischen Höchstleistungen, sondern genieße vielmehr das vom alten Haudegen Josh Gabriel wunderbar atmosphärisch austarierte Zusammenspiel zwischen der mit viel Liebe fürs Detail versehenen Klanglandschaft und der glasklar-verträumten Stimme von Mavie Marcos, die im verlinkten Video auch optisch nicht zu verachten ist. In der Rhythmusfraktion schwingen dabei zwar einige Dubstep-Referenzen mit, wissen sich jedoch gekonnt mit ambienten Avancen zu vermischen, während eine herrlich tänzelnd geratene Bassline den düster groovenden Untergrund als angenehm wahrgenommenen Gegenpol zu den immer wieder leicht melancholisch schmachtenden Vocals etabliert. Trancig anmutende Flächenwellen und Stakkatotöne sorgen indes für die gelungene sphärische Verdichtung des Ganzen, welche im Mittelteil schließlich in einem energetischen Break gipfelt, in dem sich Vocals und Melodieelemente schwebenderweise mehr und mehr gen Höhepunkt anstacheln, ehe dort das nun etwas vertrackter auftrende Drumming das Regiment übernimmt und in kontrastreich-perkussiver Manier nach vorn giert. In Kooperation mit elektroidem Basswabern spielt sich das Ganze hierbei irgendwo im kreativen Grenzbereich zwischen Drum & Bass und Post Dubstep ab, gönnt sich im weiteren Verlauf allerdings auch schnell wieder das stimmungsvolle Paket aus trancigen Melodiezungen, wärmender Flächenuntermalung und der besonderen Stimme von Madame Marcos, bevor im Outro auch der Bassline noch eine subtile Solofahrt zugestanden wird. Alles in allem eine mehr als gelungene neue Andain-Single, die mich definitiv gespannt auf das kommende Album warten lässt und summa summarum nicht weniger als überdurchschnittliche 5,25/6 einheimst - wer ein Faible für zeitlos schöne elektronische Popmusik mit dem gewissen Etwas hat, sollte hier unbedingt einmal seine beiden Lauscher aufsperren. :yes:

    Ebenfalls nicht von schlechten Eltern zeigen sich im Anschluss die Remixbeigaben, welche für Black-Hole-Verhältnisse meines Erachtens schon recht experimentell geraten sind, war das Label doch bisher nicht wirklich für seine unverblümten Präferenzen aus dem Bereich Drum & Bass bekannt. In besonderem Maße hat es mir dabei auf jeden Fall - ebenso wie dem Martin - der Rido Remix angetan, welcher sich vor allen Dingen durch das friedliche sowie überaus spannende Nebeneinander von zurückgelehnten Dubstep-Phasen, in denen Vocals und Melodieelemente sich in bekannter Manier die sphärische Klinke in die Hand geben, und herrlich breakbeatlastigen Abgeh-Epsioden in bester 90er-Jungle-Manier hervortut. Garniert mit der nötigen Portion zwielichtiger Effekte, flexibel mäandrierenden Basslineverrenkungen und schwurbelnden Alternativtoneinwürfen scheinen auch die Vocals im Verlauf dieser Überarbeitung immer mehr Gefallen an der Neuausrichtung des Untergrunds zu finden und lassen das Ganze schlussendlich in der Nähe überaus verdienter 5,75/6 Platz nehmen. Der Relay & Front Remix wiederum wurzelt deutlich tiefer in klassischen Liquid-Funk-Gefilden und macht das Originalthema dabei mit einer wesentlich größeren Alternativelementeschar bekannt, mit welcher er sich mehr und mehr in sommerlichen Gestaden einquartiert. Die Vielzahl an entspannten Gitarrenklängen, Pianotönen und Flächenstücken spricht in diesem Zusammenhang eine eindeutige Sprache, lässt das Ganze allerdings auch immer mal wieder knapp an der Belanglosigkeisgrenze vorbeischrammen. Viel Wert auf eine offensive Ausrichtung legt dann der Shreddward & Exceed Remix, welcher sich in seinem Dubstep/D&B-Konglomerat einige quietschende Bigroom-Eskapaden gönnt, die sich zwar nicht unbedingt mit der sphärischen Eleganz der Vocals vertragen und für meinen Geschmack teilweise etwas zu sehr dem polarisierenden Skrillex nacheifern, im hiesigen Paket aber immerhin mit dem Freak-Faktor auf sich aufmerksam machen können. Das passende Kontrastprogramm liefert schussendlich noch der Zetandel Chill Mix ab, welcher seine Intention nicht nur bereits im Namen offenbart, sondern die im Vergleich zum Original etwas reduzierter auftrenden Vocals auch mit einem verträumten Klangfarbenteppich sowie einem zurückhaltenden Ambient-Untergrund in überzeugend sphärischer Manier auffängt. Ecken und Kanten fehlen hier dementsprechend allerdings an allen Ecken und Enden... ;)

    Habe Ólafur Arnalds bereits im letzten Sommer auf dem Duisburger Traumzeit-Festival bestaunen dürfen, als er zusammen mit einem kleinen, aber feinen Streicherensemble die recht weitläufige Kraftzentrale des ehemaligen Meidericher Hüttenwerks mit seinen fragilen Klangmalereien ganz für sich einnehmen konnte. Das Publikum war auf jeden Fall derart ergriffen vom wunderbar verträumten Klavierspiel des Isländers, welches er immer mal wieder auch mit elektronischen Spielerein und Beatmustern aus seinen mitgebrachten Samplern versah, dass man teilweise die sprichwörtliche Nadel fallen hören konnte. Da ich ja sowieso seit Jahren ein großer Verehrer von Sigur Rós bin, stellte es kein allzu schwieriges Unterfangen dar, diesem großartigen Künstler an der Schnittstelle zwischen Indie und Klassik ebenfalls über den Weg zu laufen - einzig der Kontrast zu den brachial lauten Postrockern von Mogwai, die mir auf besagtem Festival vor Ólafur die Gehörgänge ordentlich zum Schwingen brachten, war dann doch schon recht exorbitant ausgeprägt... ;)

    Mein Februar-mit-Schalttag-Favoritenzehner mit folgender Aufstellung:

    +01- Guy J - Pathos --- Sudbeat
    -02+ Mono Electric Orchestra - Blunt Force Trauma [Max Cooper Remix] --- Manual Music
    +03- Ticon - Nefertiti --- Baroque Records
    -04+ Minilogue - Drop The Mask Of Self Protection [Rodskeez Remix] --- Traum Schallplatten
    +05- Glenn Morrison & Matt Lange - Bowed --- Morrison Recordings
    -06+ Alessandro Diga - Winter Blues --- Lowendcommunity
    +07- Gavin Herlihy - Witching Hour --- Crosstown Rebels
    -08+ Gai Barone - The Bloque --- Afterglow
    +09- Guy J - High [Marc Marzenit Remix] --- Sudbeat
    -10+ Petar Dundov - Stairway --- Music Man Records

    :huebbel:

    Auf den israelischen Produzenten Guy J als Qualitätslieferanten der hiesigen Tellerrandausuferungen ist in der Tat immer Verlass. Selbiges trifft übrigens auch auf das von mir sehr geschätzte Progressive-Label Sudbeat zu, welches unter Hernán Cattáneos Fittichen bisher um jegliche Anwandlung von Durchschnittlichkeit bravourös herumgeschifft ist.

    High ist dabei zwar für die repetitiven Momente der EP zuständig, muss sich in seiner bedrohlich anmutenden Monotonie deswegen jedoch noch längst nicht von einer nachhaltigen sphärischen Komponente alleingelassen fühlen. Auf dem herrlich groovend angelegten Untergrund sind es schließlich vor allen Dingen verzerrte Tonflächenfragmente, welche sich im Laufe der Zeit nicht nur zunehmend erfolgreicher das spannungsreich inszenierte Merkmal der Undurchschaubarkeit auf die hohe Stirn pappen lassen dürfen, sondern in Zusammenhang mit dem im Folgenden durch alternative Stakkato-Basstöne noch tanzbeinanregender gestalteten Drumming eine wahrhaft nahrhaft-progressive Beziehung eingehen. Die Ausdruckskraft dieses zwielichtigen, von Effektwolken umsponnenen Zusammenspiels gerät auch in weniger intensiven Phasen nicht wirklich aus den Fugen, wenngleich im Mittelteil des Tracks die fragmentierten Tonstücke überaus subtil eingesetzten Anschwellaktionen eines alternativen Tonfetzens weichen müssen, welche die nebligen Gefilde der hiesigen Atmosphäre allerdings gekonnt weiterführen, ehe im letzten Drittel dieses ohne klassische Break-Anbandlungen auskommenden Ganzen die „Melodieelemente“ vom Beginn wieder in die leicht schauderhafte Endzeitstimmung eingreifen dürfen. Trotz dieses gelungenen Schlusspunkts muss insgesamt gesehen aber auch ich dem hiesigen Stück Defizite in Sachen Abwechslungsreichtum vorwerfen, da es für meinen Geschmack im Endeffekt dann doch zu sehr seinem progressiven Credo Untertan ist und ausgehend von seinen neun Minuten Spielzeit ruhig etwas gestaucht hätte werden können. Auf mehr als solide 4,5/6 darf man hier daher nicht hoffen… :hmm:

    Deutlich interessanter wird das Originalthema anschließend im Marc Marzenit Remix behandelt (hier in voller Länge zu genießen), wofür sich die geneigte Hörerschaft insbesondere bei dem gewissen zusätzlichen, melodischen Etwas bedanken darf, welches der aufstrebende Produzent von der iberischen Halbinsel an der Oberfläche seiner Überarbeitung in ansprechender Art und Weise anzusiedeln vermag. Im Untergrund sind zwar ähnlich groovende Strukturen auszumachen, diese zeigen sich allerdings längst nicht so restriktiv veranlagt und lassen bereits nach wenigen Momenten Einwirkzeit eine spannende Mixtur aus Tonflimmern, Fragmenten eines Vocalsamples sowie schneidenden Effekteinwürfen ihren Teil zum Spannungsaufbau beitragen, ehe auch die bekannte, subtil anschwellende Tonfläche langsam aber sicher aus ihrem sicheren Hinterhalt hervorlugt und im folgenden Kurzbreak mitsamt einer herrlich trancig inspirierten Alternativmelodielinie um die Ecke geschlurft kommt. Eingebettet in sirrende Hintergrundflächen beabsichtigt selbige Tonfolge zwar nicht wirklich die Übernahme der hiesigen Melodieebene, jedoch ist es gerade dem Umstand dieses Rarmachens zu verdanken, dass ihre sporadischen Einwürfe eine derartig spezielle Aura in das progressive Schattenspiel der Trackelemente einweben können. Die Verschärfung der Kontraste zwischen perkussiver Düsternis und den schlingernden Tonstücken als Glücksbringer für die sphärische Intensität sollte jedoch keinesfalls verschwiegen werden, ist das Ganze aufgrund dessen doch in der Lage, nach dem zweiten dezent anschwellenden Kurzbreak noch eine weitere gesunde Portion ausdrucksstärker durch den Äther zu schallen. Einmal mehr fungiert die Alternativmelodielinie hierbei in ihrer äußerst hellen Instrumentierung als Hoffnungsschimmer in der sphärisch zwielichtig zu charakterisierenden Interessengemeinschaft der um Aufmerksamkeit fechtenden Begleittonstücke. Summa summarum eine überzeugende Remixarbeit, welche dem Original ganz neue Perspektiven abgewinnt und damit nicht unter hochachtungsvollen 5,5/6 mein Bewertungslabor verlassen sollte. :D

    Seinem Namen wesentlich mehr Ehre macht dann wiederum Pathos, das zweite frische Machwerk im EP-Bunde, welches nicht nur mit einer charakteristischen Guy-J-Handschrift deutlich melodieseligere Gefilde ansteuert, sondern in der Tat auch mal wieder mehr Trance in sich vereint als sämtliche Ausschussware, die ehemalige Größen der gleichnamigen Szene dieserzeit als das Gelbe vom Ei verkaufen, zusammengenommen. Das beginnt bereits beim entspannenden Intro, in dem sich sanftwellige Synthieklänge galant ausbreiten dürfen, bevor ein mit dezenten Effekttönen ausgestattetes Drumming das Zepter übernimmt und in Kooperation mit einer alsbald initiierten, wunderbar rollend auftretenden Bassline eine überaus ansprechende sowie druckvolle Basis für die kommenden Melodiewindungen zusammenstellt. Zunächst beschränkt sich diese Entwicklung zwar auf formvollendete Wellen- und Waberbewegungen, welche denen des Intros noch recht ähneln, im weiteren Verlauf gesellen sich allerdings in guter alter progressiver Manier mehr und mehr interessante Alternativmelodiefragmente hinzu – die einen in flatterhaft-verträumter Manier episodenartig verstärkt, die anderen stakkatiert im Offbeat mit einer subtilen Prise Nachhall versehen und damit die bald nicht mehr wegzudenkende Begleitung der peu à peu offensiver agierenden Tonepisoden. Im anstehenden Break gelingt schließlich die überaus charmant sowie fließend geratene Vermählung dieser beiden Melodieelemente, welche auch in Zusammenarbeit mit dem angenehm rollenden Progressive-Untergrund sowie spannenden Sinuskurven-Effekten ihre sphärischen Vorzüge immer nachdrücklicher zu entfalten imstande sind und den gemeinen Hörer schlussendlich behände dem Alltag entschweben lassen. Klischeeklippen werden dabei selbstverständlich weiträumig umfahren, vielmehr hängt dem Ganzen stets diese gewisse Note Melancholie nach, welche dem Track schlussendlich nicht nur eine besonnene Tiefe, sondern auch verdient an der Bestnote kratzende 5,75/6 beschert. :yes:

    Die glücklicherweise noch nicht vor dem Aussterben bedrohte Gattung des Luis Junior Remixes garantierte meinen Ohren bisher stets ein außergewöhnliches Hörvergnügen, so verwundert es nicht wirklich, dass der dahintersteckende spanische Produzent Luis Vaquero García auch im hiesigen Falle seinen Ruf bestätigt und das Original von Pathos in ein deutlich technoider beeinflusstes Umfeld hievt, ein Mehr an progressiver Geduld im Spannungsaufbau heraufbeschwört, seine atmosphärische Komponente in der entscheidenden Phase jedoch kaum minder intensiv zu inszenieren weiß. Letzterer Umstand führt allerdings leider dazu, dass die Distanz zum Original nicht allzu ausgeprägt erscheint und Luis Junior seine kreativen Eigenarten meines Erachtens hier nicht voll auszuschöpfen vermochte. Die erste Hälfte der Überarbeitung unterstreicht diesen Eindruck allerdings weitestgehend noch nicht, liegt die Konzentration dort doch auf einem druckvollen Untergrund, welcher mit einem monotonen Basslinefragment im Gepäck seine Kreise um einzelne Ton- und Effektassoziationen zieht und diese zunehmend verspielter auftreten lässt, bevor aus dem kühlen Untergrund alsbald eine anziehende Flächenuntermalung auszumachen ist. Auf ihrem Weg in die oberen Gestade des Tracks entlaufen dieser zwar immer wieder einzelne Melodiefragmente, mit zunehmender Dauer verbinden sich diese Toneskapaden jedoch mehr und mehr zu der aus dem Original bekannten Tonfolge, welche – nur unterbrochen von einigen passend eingesetzten Kurzbreaks – vor allen Dingen in der Umgebung des letzten Trackdrittels zu sphärisch-verträumter Hochform aufläuft, wobei die Begleitelemente stets eine gute Ecke reduzierter als bei Guy J auf den Plan treten. Abgerundet wird das Ganze schließlich von elektroid nach vorn schnellenden Synthiebasstönen, welche die Melodieebene zunächst komplett herausdrehen, im Folgenden aber doch noch einmal nach ihrer alternativen Pfeife flächig tanzen lassen. Alles in allem ein gelungener Remix, der zwar an die subtile Stahlkraft des Originals für meinen Geschmack nicht heranreichen kann, mit überdurchschnittlichen 5,25/6 aber kein Kind von Traurigkeit darstellt… ;)

    N'Abend zusammen!

    Führende Experten für das atmosphärische Gleichgewicht empfehlen, sich mindestens einmal pro Woche einer gesunden Portion Space Techno hinzugeben. In diesem Zusammenhang kommen insbesondere immer wieder die vielfältigen melodischen Auswüchse der Tracks und Remixe des kroatischen Ausnahmeproduzenten Petar Dundov zur Sprache, welcher es wie kaum ein anderer versteht, Progressive House, Detroit Techno und Trance im Sinne einer Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart elektronischer Musik derart gekonnt zu verkuppeln, dass seine Klanggebilde am Ende des Tages stets eine markante futuristische Note in sich bergen und auf den gemeinen Hörer zu übertragen wissen. Als überaus aktuelles Beispiel möchte ich euch mit diesem Thread daher ganz subtil auf den ganz frisch veröffentlichten Two-Tracker des guten Mannes aus Zagreb aufmerksam machen. Selbiger fungiert dabei nicht nur als adretter Vorgeschmack auf das sicherlich nicht nur von meiner Seite aus freudig erwartete neue Album, welches auf den Titel Ideas From The Pond hören und Ende März ebenso wie die hiesige Platte auf dem belgischen Traditionslabel Music Man Records erscheinen wird, sondern bohrt sich für meinen Geschmack auch noch näher an die ursprüngliche Bedeutung des Wörtchens Trance, als es ein Großteil der Stücke, die sich heutzutage mit diesem Etikett schmücken, je zu träumen gewagt hätte. Vorhang auf! :D

    Stairway liebäugelt dabei recht offensiv mit einem charakteristischen 80er-Retrosynthie-Klanggewand und schickt die geneigte Hörerschaft bereits im Intro in ein überaus markantes Flächenbad voller mystischer und zwielichtiger Momente, ehe alsbald eine herrlich flexibel tänzelnde Bassline initiiert wird, an der jedes Tanzbein seine wahre Freude haben sollte. Schuld daran trägt vor allen Dingen das unfassbare Groove-Potenzial, welches der Untergrund auszustrahlen weiß und die hiesige Bassline mehr und mehr zu einem Vertreter mit wahrhaftigem Vorbildcharakter für ihre Zunft macht. In Kooperation mit einer knochentrockener Kickdrum lassen sich die Synthieflächen zwar mehr und mehr wieder in den Hintergrund zurückfallen, dies eröffnet jedoch wiederum einer recht acidlastigen Effektwelle die einmalige Chance, sich an das Drumming heranzupirschen und dieses mit Hilfe seiner schön rollenden Fortbewegungsart sowie interessanten Klappeffekten im Gepäck düster-druckvoll zu verstärken. Diesen Zustand lässt die Melodieebene verständlicherweise nicht allzu lang fortbestehen, melden sich im Folgenden doch mehr und mehr überaus hell gestrickte Synthiespitzen zu Wort, um nicht nur die Kontraste im hiesigen Stück zu verschärfen, sondern auch die Intensität der sphärischen Komponente in angenehm progressiver Manier anzureichern. Von hier aus ist es zudem kein weiter Weg mehr bis zur Initiierung der nächsten Melodieschicht, welche dem aufmerksamen Hörer in Form einer geheimnisvollen Flächenwand einigermaßen bekannt vorkommen dürfte und den lieblich-melancholischen Tonspitzen in mehr als gelungener Art und Weise den Rückraum freihält. In dieser Formation scheinen sich vor allen Dingen letztere zunehmend in einen regelrechten Melodierausch zu spielen, welcher mit der Hinzunahme weiterer spannender Alternativtöne seinen atmosphärischen Höhepunkt erlebt, bevor die klanglichen Strukturen im Mittelteil des Ganzen langsam aber sicher komplett in sich zusammenfallen und den Blick erneut auf den wunderbar groovend gestalteten Untergrund freilegen, welcher simpel, aber äußerst effektiv den dunklen Gegenpol zur hoffnungsvollen Tonfolgenmanufaktur bildet. Der Plan zur Rückeroberung des Tracks ist in letzterer zu diesem Zeitpunkt allerdings schon längst geschmiedet, sodass es im weiteren Verlauf nicht wirklich verwundert, wenn die ersten arpeggierten, acid-inspirierten und flächigen Fragmente der Melodieebene sich Schub für Schub wieder mehr Gehör verschaffen und damit die Basis für die anstehende, zweite Verdichtung des Stücks legen. Hierbei scheinen die Synthiespitzen im Endeffekt sogar noch eine gute Portion vielfältiger in Konzeption und Ausführung zu agieren, wobei auch Alternativtöne, Flächenebene und Effektwelle sich parallel dazu ins sphärische Zeug schmeißen wie nie zuvor in diesem Track. Die Stimmungswogen extraterrestrischen Ursprungs hallen in meinen Gehörgängen jedenfalls noch nach, da befindet das Ganze längst auf der Zielgeraden mit eingebautem Bassline-Sololauf und ist sich seiner 5,75/6 so sicher wie Joachim Gauck in der Vorfreude auf seinen neuen Amtssitz im Schloss Bellevue… ;)

    Noch konsequenter in seiner 80er-Synthie-Herangehensweise ist dann im Anschluss The Arch geraten, welches zwar ebenfalls mit einem zum Bersten gefüllten Paket voller Melodielinien aufwartet, dieses meines Erachtens jedoch im Vergleich zum Vorgänger deutlich verspulter mäandrieren lässt und somit nicht ganz in der Lage ist, ein ähnlich sphärisch-intensives Klangfarbenschauspiel aufs Parkett zu legen. Zu Beginn sticht dabei vor allen Dingen ein markantes Bassrollen hervor, welches ebenso wie die alsbald dazustoßenden ersten Melodieanleihen äußerst uneindeutig einem analogen Synthesizer, wie ihn auch Kraftwerk benutzten, entstammen könnte. Zunächst wird dabei zumindest auch ein vergleichbar futuristisches Fass aufgemacht, wenngleich mit jeder weiteren hinzugeschichteten Melodiefolge sich das Ganze mehr und mehr nicht mehr sicher ist, in welche Himmelsrichtung es sich eigentlich entwickeln möchte. Dies markiert den Beginn der hiesigen Verspultheit, welche allerdings insbesondere innerhalb der ersten Trackhälfte keineswegs auf Momente, die mit dem gewissen Etwas ausgestattet sind, auskommen muss, sind es doch vor allen Dingen die immer mal wieder eingestreuten Phasen, in den die repetitive Haupttonfolge sich in angenehm freizügiger Manier alternativen Entwicklungen hingibt, die Dundovs feinsinniges Gespür für das ganz große Melodic-Space-Techno-Epos an den Tag legen. Im Mittelteil übernehmen dann schleichend die verspielteren Enden der Melodielinien das Regiment, sodass nun hauptsächlich die herrlich im Hintergrund agierenden und von Raum und Zeit fast gänzlich befreit scheinenden Flächenwellen die sphärische Arbeit übernehmen, ehe der Track sich im letzten Drittel glücklicherweise erneut an seine furiose Anfangsphase erinnert und mit den dort beheimateten, deutlich ausdrucksvoller zu Werke gehenden Synthiemelodietönen einen gelungenen Abschluss feiert. Insgesamt gesehen muss ich aufgrund des etwas überladenen Mittelteils zwar einen leichten Punktabzug in meine Bewertung einfließen lassen, aber sogar dieser schafft es nicht, die hiesige Klangarche unter absolut verdiente 5,25/6 zu drücken. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Und erneut eine ausgezeichnete Veröffentlichung auf dem niederländischen Label Manual Music, welches unter der Obhut von Paul Hazendonk mehr und mehr in die Riege meiner favorisierten Digital-EP-Lieferanten hervorzudringen imstande ist. Hinter dem recht undurchsichtigen Projektnamen Mono Electric Orchestra steckt dabei übrigens der Brite Barry Jamieson, welcher dem ein oder anderen möglicherweise bereits als Wegbegleiter, Remixer und Koproduzent von Sasha und Charlie May untergekommen sein könnte, maßgeblich am Produktionsprozess der legendären „Involver“-Reihe beteiligt war und die Feuertaufe seines neuen Pseudonyms mit der vorliegenden Debüt-EP mit größtmöglicher Leichtigkeit besteht.

    In sphärischer Hinsicht wird der geneigten Hörerschaft dagegen alles andere Schonkost serviert, entpuppt sich doch beispielsweise schon der Titeltrack Blunt Force Trauma als überaus düster gewandetes Downtempo-Epos, bei welchem auch die Bedeutung des Tracknamens nicht wirklich für positive Gedanken sorgen kann. Den Anfang macht dabei ein zwielichtig in Deepness badendes Intro, welches langsam aber sicher einige schattige Basslinetöne aus einer dezent arrangierten Auswahl an futuristischen Klangstücken erwachsen und im weiteren Verlauf mit spannend brodelnden Synthiebasseinwürfen, welche sich nicht nur etwas elektroider beeinflusst zeigen, sondern auch noch mit erheblich mehr Tiefgang ausgestattet sind, zusammenkommen sieht. Dies schlägt sich selbstverständlich sogleich in einer Intensitätssteigerung der schwarzsehenden Atmosphärenwolke nieder, sodass nun definitiv die überzeugende Basis für die Vorhaben der hiesigen Melodieebene geschaffen scheint, zugleich verhuschte Tonfolgenfragmente, angsteinflößende Stimmenflächen sowie unruhiges Tonflirren in angenehm subtil anschwellender Manier in den Track zu integrieren. Antworten die markanten Basstöne dieser Entwicklung dann passenderweise noch mit verstärktem Echoeinsatz, steht der Apokalypse alsbald nichts mehr im Wege, vermutet der gemeine Hörer, wenn auch immer wieder vereinzelte Hoffnungsschimmer in Form schemenhafter Nebelflächen durch die Szenerie wandern und die Schar des flirrenden Melodieflüsterns im Hintergrund gleichzeitig zunehmend verdichteter auf den Plan tritt. Letzterer Melodieschub gerät dabei derart einflussreich, dass die Basstöne zunehmend ihre düsteren Felle davonschwimmen sehen und sich schlussendlich sogar dazu genötigt sehen, endgültig die weiße Fahne zu schwenken, sodass das Ganze einen leicht versöhnlicheren Abschluss mit der Welt auf die Bühne legen kann. Alles in allem eine äußerst vielschichtige Dark-Ambient-Angelegenheit, welcher ich meine achtbaren 5,25/6 keinesfalls vorenthalten möchte. :D

    Der Max Cooper Remix dieses grusligen Spektakels ist im Anschluss zwar nicht minder dunkelheitsbehaftet zu charakterisieren, verfrachtet die allumfassende Düsternis des Originals jedoch in eines dieser wunderbar minimalistisch inspirierten Atmospheric-Techno-Glanzstücke, für welche sich der britische Ausnahmeproduzent mittlerweile mehr als nur einen guten Namen gemacht hat. Dabei werden bereits in den ersten Momenten des Stücks auf einer schön knochentrocken geratenen Kickdrum die ersten Effekt- und Tonandeutungen im Dienste der sphärischen Komponente eingeflochten, ehe das kommende Kurzbreak es sich nicht nehmen lässt, die bekannten Synthiebasstöne in all ihrer charakteristischen Dramatik auch in der hiesigen Überarbeitung nachhaltig zu verankern. Umrandet von Fragmenten der ebenfalls dem Original entlehnten Stimmenflächen sowie mit viel Liebe für das produktionstechnische Detail hinzugefügten Klicker- und Zischeffekten interpretiert das Ganze seine Rolle als Herausforderer des Originals im weiteren Verlauf immer ernster, wobei ihm desweiteren vor allen Dingen sein ungemein progressiv geplanter Fortlauf der Dinge zugute kommt, da just in dem Moment im Anschluss an das nächste überaus morbid inszenierte Break, in dem die kritische Hörerschaft keine großartige Veränderungsbereitschaft im hiesigen Stück mehr erwartet, die Stimmenflächen sich mehr und mehr aus dem zwielichtigen Dickicht des Untergrunds befreien können und eine herrlich mystische Alternativmelodieabrundung heraufbeschwören. Die Hauptrolle übernimmt hierbei eine wunderbar tröpfelnd geratene Tonansammlung à la Cooper, welche sich zusammen mit hellen Flächenfragmenten der Übermacht der omnipräsenten Dunkelheit stellt und ein mehr als gelungen zu bezeichnendes, vom Kontrastreichtum lebendes Atmosphärenfinale zelebrieren, bevor das Ganze sich recht flott, aber dennoch angenehm dezent zurückzubauen pflegt. Summa summarum mal wieder ein absoluter Leckerbissen für alle Cooper-Sympathisanten wie mich, der mir nicht unter verdächtig nah an der vollen Punktzahl schnuppernden 5,75/6 die Hütte verlässt… ;)

    Für Lunar Cycle als Dritten im Bunde hat sich dann auch das Mono Electric Orchestra aus den zuvor vorherrschenden Downtempo-Gefilden herauskatapultiert und präsentiert der geneigten Hörerschaft ein im innovationsfreudigen Grenzbereich zwischen Progressive House und Atmospheric Techno angesiedelten Track erster sphärischer Güte. Als Herzstück des Ganzen fungiert dabei eine interessant über Stock und Stein stolpernde Bassline in äußerst enger Kombination mit einer druckvoll inszenierten Kickdrum, welche in trauter Zweisamkeit bereits zu Beginn die Aufmerksamkeit mit ihren flexiblen Groovebewegungen um sich zu scharen wissen und zudem im weiteren Verlauf auch nicht vor leicht hektisch vorgetragenen Ausflügen in die oberen Etagen des Stücks zurückschrecken. Hierbei verstärkt sich nicht zu Unrecht mehr und mehr der Eindruck, dass sich aus dieser spannenden Entwicklung in Zusammenarbeit mit dezenter Hintergrundflächenarbeit die ersten Melodielinienfragmente erheben können und der Hörer somit der komplizierten Geburt solch sphärischer Geschöpfe mit dem gewissen Etwas nie näher beiwohnen durfte. Die sich anbahnenden Synthietöne selbst entpuppen sich zwar zunächst noch – wer könnte es ihnen verdenken – als recht verspielt, dem Untergrund des hiesigen Basslinekonglomerats entweicht im weiteren Verlauf allerdings zunehmend eine deutlich geheimnisvoller zu beschreibende Flächenuntermalung, welche den Track mit wachsendem Einfluss gehaltvoll zu verdichten weiß, ehe das Ganze sich im Mittelteil wieder etwas reduzierter zeigt und damit wieder den Basstönen mehr Raum für ihre schlingernden Experimente gönnt. Diese Phase ist jedoch nur von kurzer Dauer, zögern die verspielten Synthietöne doch im weiteren Verlauf nicht, die intensitätsreiche Flächenuntermalung aus ihrer im passenden Moment eingelegten Kunstpause erneut hervorzulocken, um den Track ein leider bereits letztes Mal in umwerfend mystischer Düsternis aufgehen zu lassen. Insgesamt gesehen haben wir es daher hier auf jeden Fall mit einem weiteren unmissverständlichen Qualitätsmerkmal der EP zu tun, welches sich mit imho verdienten 5,5/6 punktetechnisch genau zwischen seinen beiden Vorgängern einreiht. :yes:

    N'Abend zusammen!

    Wie stets in den ersten Monaten eines jeden Jahres rumort es unter den Festivalveranstaltern nicht nur dieses Landes derzeit ganz gewaltig, wollen doch nicht nur die ersten Bestätigungen für den noch weit entfernten Sommer verkündet, sondern auch die vielfältigen Erwartungen geneigter Festivalgänger gleichermaßen erfüllt und durchkreuzt sowie diverse Werbetrommeln geschwungen werden. Auch die einzige Freiluftveranstaltung dieser Gattung, welche mit einer immer wieder aufs Neue eindrucksvollen Schaufelradbaggerkulisse aufwarten kann und von Andru und meiner Wenigkeit bereits in den Ausgaben von 2008 bis 2010 in bester Erinnerung geblieben ist, gibt sich in dieser Hinsicht selbstverständlich keine Blöße, sodass in diesen Tagen die ersten Namen für das diesjährige Melt! Festival durch die unendlichen Weiten des Netzes geistern durften. Im Vergleich zum letztjährigen Eröffnungsschub an Künstlerinnen und Künstlern zeigt sich selbiger in 2012 zwar deutlich gitarrenlastiger, muss sich jedoch den Vorwurf gefallen lassen, dass auf viel „Altbewährtes“ zurückgegriffen wird. Nichtsdestotrotz versteckt sich dahinter, wie man es in der Grassavanne Sachsen Anhalts Mitte Juli gewohnt ist, immer noch eine für meinen Geschmack überaus bunte Schar spannender sowie vielversprechender Bands wie die großartigerweise wieder in voller Eintracht badenden Bloc Party (zuletzt 2009 dabei), der großartig verspulte und live unschlagbare Caribou (zuletzt 2009 dabei), die stets einen Indie-Knaller nach dem nächsten auspackenden Two Door Cinema Club (zuletzt 2010 dabei), die seit ihrer letzten Melt!-Beehrung im Jahre 2009 mit Popularität nur so übergossenen Gossip, Deutschlands akrobatischster Poplyriker Peter Licht (zuletzt 2008 dabei), die live ebenfalls überaus famosen Indie-Lieblinge von The Whitest Boy Alive (zuletzt 2009 dabei) und die Post-Punk-Disco-Kombo von The Rapture. Deutlicher zwischen den Stühlen befindet sich da schon die Franzosenfraktion um Justice und M83, wobei sich letzteres Projekt wohl eher um die hymnischen Momente bemühen und den beiden gerechtigkeitssuchenden Ed-Banger-DJs das Feld fürs kollektive Ausflippen vor der Bühne überlassen wird. Die elektronische Seite des Ganzen soll hier jedoch keinesfalls gänzlich unterschlagen werden, stehen doch auch hier solch illustre Namen wie Synthiediscoplatten-Spezialist Todd Terje, Dubstep-Urgestein Benga, der exzeptionelle Houselieferant Laurent Garnier sowie die Stammgäste Modeselektor, welche mittlerweile sogar eine eigene Bühne kuratieren, und Ellen Allien auf der Haben-Seite. Für alle Tellerrandfanatiker mit dem unmissverständlichen Hang zu Indie-Gitarren sollte auf jeden Fall bereits dieser Vorgeschmack auf das peu à peu in den nächsten Monaten mit weiteren interessanten Bands, DJs, Liveacts und Solokünstlern zu vervollständigende Line-Up für die Ferropolis-Halbinsel im Gremminer See die Vorfreude auf den kommenden Sommer gehörig anheizen… ;)


    Vorläufiges Line-Up [Stand: 24.3.2012]

    AraabMuzik | Austra | Benga live | Adam Beyer | Bloc Party | The Bloody Beetroots DJ Set | Boy | Brandt Brauer Frick | Brodinski | Buraka Som Sistema | Caribou | Casper | The Cast Of Cheers | Chairlift | Citizens! | Claude VonStroke | Dave Clarke | Maya Jane Coles | Destroyer | Dillon | Dixon | Elektro Guzzi | Ellen Allien | Floating Points | Flux Pavilion | Frittenbude | Gaslamp Killer | Gesaffelstein live | Gossip | Douglas Greed | I Heart Sharks | Jacques Lu Cont | The Jezabels | John Talabot live & DJ Set | Justice | Mathias Kaden | Lana del Rey | Laurent Garnier | Lazer Sword | Little Boots | M83 | Mathew Jonson live | Modeselektor | Hudson Mohawke | Monkey Maffia | Mouse On Mars | Joel Mull | Nero | Niki & The Dove | Oliver Koletzki | Peter Licht | Plan B | Pollyester | The Rapture | Richie Hawtin | Riton | Rustie | Schlachthofbronx | SebastiAn live | Sebo K | Seth Troxler | Shed | Squarepusher | Steffi | Switch | Tale Of Us | Tobias live | Todd Terje | Twin Shadow | Two Door Cinema Club | Vondelpark | Rufus Wainwright | The War On Drugs | Jessie Ware | The Whitest Boy Alive | Willy Moon | Yeasayer | Zedd


    Wie im Vorjahr wird es auch heuer wieder nur Tickets für das komplette 3-Tage-Programm geben, wobei die Preissteigerung sich diesmal auf 6 Euro gegenüber 2011 sowie unschlagbaren 25 Euro gegenüber meinem 2008er-Ticket beläuft. Wo soll das nur hinführen…!?

    3-Tagetickets gültig für Freitag, Samstag und Sonntag:
    EUR 110 zzgl. VVK-Gebühren und EUR 5 Müllpfand

    Im Preis enthalten sind Camping und Parken (ab Donnerstag 12.07. 13.00 Uhr bis Montag 16.07. 15.00 Uhr).

    :shy:

    Greetz,
    :: der hammer ::

    Habe mich als Liebhaber des „alten“ Mat Zo in diesem Thread bisher zwar noch zurückgehalten, mit der gewissen Portion Abstand im Gepäck möchte ich euch nun jedoch meine Sicht der Dinge in Form einer Kurzrezension der aktuellen 4-Track-EP des englischen Jungproduzenten offenbaren. In der Riege derjenigen, die Hopfen und Malz bei Matan Zohar komplett verloren glauben, sehe ich mich dabei allerdings noch nicht ganz, auch wenn ich die Ansicht vertrete, dass der Gute sich in letzter Zeit von der zweifelhaften Entwicklung solcher Leute wie Arty oder Avicii doch etwas zu arg den Kopf hat verdrehen lassen und dementsprechend zunehmend Herz und Seele seiner Tracks gegen massentaugliche Konsensklänge zu ersetzen gedenkt.

    Mit am meisten sagt mir noch das Titelstück Bipolar zu, welches in seiner Melodiefindung am ehesten Erinnerungen an das gewisse Etwas hervorruft, welches die Stücke von Mat Zo bis vor etwa einem Jahr nicht nur in atmosphärischer Hinsicht regelmäßig umwehte. Deutlich negativ stoßen dagegen bereits zu Beginn unpassend eingesetzte sowie in ihrer Belanglosigkeit unübertroffene Großraumdisko-Vocalfragmente („Ask yourself, can you dance?“) sowie ein äußerst zähes Tonstottern auf, wobei letzteres alsbald immerhin von einer wiederum spannend arrangierten Groove-Bassline elektroiden Ursprungs ins Jenseits verbannt wird. Das anstehende Break steht dann selbstverständlich ganz im Zeichen der Entwicklung einer für Mat recht typischen Melodiefolge, welche auch in Kooperation mit dem Drumming in ihrer markant rollenden Fortbewegungsart stetig an- und abschwellend eine angenehm frühlingshafte Wärme zu verbreiten imstande ist, diese allerdings für meinen Geschmack leider nicht lang genug konservieren kann und das Feld nach einem zweiten Break schon wieder der flexibel tänzelnden Bassline überlassen muss. Die Konsequenz, die ich hier vermisse, beweist der Track stattdessen in der Aufdringlichkeit der bis zum Rückbau des Ganzen ohne Rücksicht auf das Nervenkostüm des gemeinen Hörers zitierten Vocaleinspieler, sodass im Endeffekt dann nicht mehr als solide 4,25/6 aus der Bewertungskiste hervorlugen können. :hmm:

    Bekäme ich It's Yours – zu welchem Anlass auch immer – geschenkt, mein erster Weg würde mich sicherlich zum Umtauschen führen, denn was hier an leiernden Bigroomflächen auf die unbedarfte Hörerschaft losgelassen wird, geht meines Erachtens nicht nur auf keine Kuhhaut, sondern verhöhnt ja geradezu die detailverliebt herausgearbeitete Melodievielfalt und -dichte früherer Mat-Zo-Stücke. Zu allem Übel tauchen dann auch noch im Vergleich zum Vorgänger überaus ähnlich geartete Vocalsamplefragmente im Trackgeschehen auf, um sich als Initiatoren der ramschigen Kirmesmelodieflächen aufzuspielen. Als einzige Lichtblicke sind in diesem Zusammenhang subtil groovende Stakkato-Basstöne, welche allerdings zusehends ins Abseits geraten, sowie die anfängliche Melodieentfaltung innerhalb des Breaks aufzuzählen, wobei ich es Herrn Zohar hierbei in besonderem Maße ankreide, das durchaus vorhandene Potenzial der Tonfolgen im Break mittels unseliger Bigroom-Überwältigung sehenden Auges gepflegt gegen die Wand zu fahren. Dazu fällt mir dann nur noch eins ein: Die nächste Fahrt geht rückwärts – 1,5/6, setzen! X(

    Ring On It setzt seinem Vorgänger in puncto Lächerlichkeit sogar noch einen drauf, punktet aber zunächst immerhin noch mit einem interessanten Breakbeat-Rhythmus, auf dem sich jedoch äußerst fade Stakkatotöne und Flächenfragmente die Klinke in die Hand geben und von einer unsäglich sirenenartigen Holzhammer-Anschwellaktion in die nächste stürzen. Aus dem Hintergrund lösen sich dabei zwar mehr und mehr alternative Melodiestrukturen, selbige entstellen sich allerdings bereits recht schnell selbst, indem sie in freudiger Erwartung in lauwarmer Bigroom-Brühe baden und damit einmal mehr die örtliche Kirmesprominenz verzücken dürfen. Nerviges Effektgehampel und furchtbar schmierig anschwellende Sirenen misshandeln das anstehende Break schließlich nach Strich und Faden, sodass sich im Anschluss auch der Untergrund nicht mehr zurück in sein Breakbeatgewand traut, sondern die lieblos zusammengewürfelte Chose aus schief gestimmten Vocaleinspielern, Rülpseffekten und Mitgrölflächen endgültig den Bach hinunterschickt. Fazit: Ich habe Mat Zo noch nie widerlicher an die Provinzdisse anbiedern gesehen, sodass der Gute mit seinen 0,5/6 hier noch gut bedient ist. :p

    Wie gut, dass wenigstens Yoyo Ma sich der Wiedergutmachung verpflichtet fühlt und eine angenehm von Daft Punk inspirierte Klanglandschaft heraufbeschwört, die einzig und allein von immer wieder völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Vocaleinwürfen unterbrochen wird. Von diesen irritierenden Momenten abgesehen weiß hier aber vor allen Dingen die stets zwischen stakkatierter und flächiger Instrumentierung changierende Bassline zu gefallen, welche bereits vor dem Einmünden ins Break einige sanftmütige Melodieanleihen im Hintergrund an den Track heranführt, ehe selbige sich dort als beruhigende Streicher entpuppen, welche zusammen mit harmonischen Synthietönen eine geschmackvoll schwebende Atmosphäre zu kreieren imstande sind. Alternative Tonlinien, acid-beeinflusste Effektstücke sowie in guter alter Daft-Punk-Manier verzerrte Stimmenanleihen initiieren anschließend eine gelungene Anschwellaktion, um im Folgenden einen wunderbar fließenden Übergang in die kommende Drummingphase hinlegen zu können. Angetrieben von der flexibel nach vorn ausgerichteten Bassline fühlen sich die sphärische Elemente auch in dieser Formation mehr und mehr wohl, sodass einer Verdichtung des Ganzen bis zum nächsten Kurzbreak nichts mehr im Wege steht, wenngleich die im Anschluss auf den Plan gerufene Solofahrt der Bassline höchstwahrscheinlich bereits den Beginn des Rückbaus einläuten dürfte. Alles in allem haben wir es hier auf jeden Fall mit dem überzeugendsten Viertel der EP zu tun, welchem ich meine überdurchschnittlichen 4,75/6 keinesfalls vorenthalten möchte… ;)

    Gai Barone ist in der Tat eines der heißesten Eisen, welches das stets empfehlenswerte Label Afterglow seit geraumer Zeit im Feuer hat, versteht es der italienische Produzent doch immer wieder, angenehm innovative Fußspuren in äußerst nachhaltiger Art und Weise im Vielvölkerstaat zwischen trancigen, progressiven und technoiden Einflüssen zu hinterlassen. Ein weiteres Qualitätsmerkmal seiner Tracks besteht darin, dass diese – wie es bei vielen anderen Künstler meines Erachtens leider nicht oft genug der Fall ist – im Voraus nie auszurechnen sind: Eine feinst deep veranlagte Progressive-Klangreise könnte den gemeinen Hörer schließlich ebenso erwarten wie euphorische Trance-Momente mit dem gewissen Etwas, weitab von konventionellem Bigroom-Geseier… :p

    Alicudi in Anlehnung an eine gleichnamige kleine Vulkaninsel vor der Nordküste Siziliens gehört in diesem Zusammenhang eher zur zweiten Kategorie, wobei das gute Stück im Hinblick auf Instrumentierung und Spannungsaufbau zwar nicht zu überhörende Reminiszenzen an solch herausragende Pryda-Tracks wie „Melo“ oder „Emos“ in sich birgt, diese jedoch mit genug eigenen Ideen versieht, sodass ein womöglich durch den Raum geisternder Abklatsch-Vorwurf schnell ad acta gelegt werden kann. Die Vielfalt der hiesigen Melodieebene zeigt sich bereits im Intro von ihrer Schokoladenseite, wenn zur noch in Watte gepackten Kickdrum langsam aber sicher ein flächig schimmerndes Tonkonglomerat aus dem Hintergrund emporklettert, mehr und mehr zu einem brodelnden Klangteppich avanciert und schlussendlich zusammen mit einer elektroid inspirierten Synthiefläche den Drummingaufbau initiiert. Die Melodiefragmente lassen sich davon jedoch keinesfalls einschüchtern, sondern schicken sogleich im Gegenzug lieber züngelnde Tonspitzen in den Mittelpunkt des Geschehens, während sich im Untergrund zunehmend leicht düster grummelnder Basslinewand-Einfluss bemerkbar macht und vor allen Dingen ab einem in patenter Manier anschwellenden Kurzbreak die Kontraste zu den warmen Klangfarben der Melodieversatzstücke gekonnt verschärft. Wie in dieser Formation unschwer zu erkennen ist, zelebriert der Track nun immer deutlicher seine Vorliebe für wohl durchdachten Progressive Trance, bevor sich im weiteren Verlauf der wunderbar fließend geratene Übergang in das nächste Break ankündigt, welches mittels allerhand dezent anschwellender Effektwellen auf seinem ersten Höhepunkt zunächst einmal schön in sich zusammenfällt und in einen Augenblick der Stille mündet. Mit Hilfe dieses Stilmittels kann sich die geneigte Hörerschaft im Folgenden dann ganz und gar auf die herrlich melancholischen Flächenmelodien konzentrieren, welche alsbald aus ihrem Winterschlaf erwachen und in Kooperation mit choralen Flächenstücken und schlingernden Effekthappen mehr und mehr Epik verbreiten. Das Ganze ist mit weiteren flächigen Intensitätsverstärkungen kurz davor, zu dick aufzutragen, da taucht unvermittelt eine grundsolide rollende Bassline auf und bringt der versammelten Melodieebene nicht nur den Groove bei, sondern lenkt die sphärische Arbeit auch noch in überzeugender Manier in weniger hochtrabende Gefilde. Mit dieser entscheidenden Änderung im Gepäck stellt es anschließend ein Leichtes dar, die omnipräsenten Flächen vor dem Übergang in die kommende Drummingphase fachgemäß zu dekonstruieren und warmherzig-verträumten Fragmenten das Melodieregiment anzuvertrauen. Angetrieben von den druckvoll stakkatierten Basstönen sowie einem stetig verdichteten Untergrund wird das Stück mit dieser letzten melodieseligen Phase mehr als gelungen abgerundet, ehe das Ganze im fließenden Übergang zum Outro wieder zur Ruhe kommt und schließlich sehenswerte 5,25/6 etwas genauer in Anschein nehmen kann. Summa summarum Trance mit Herz und Seele, der sogar meine Wenigkeit noch hinter dem Ofen hervorlocken kann. :yes:

    The Bloque dagegen beschreitet dann einen deutlich technoider sowie experimenteller zu charakterisierenden Weg, auf welchem jedoch entgegen des Tracktitels keineswegs der Fehler gemacht wird, gegen jegliche sphärische Annäherungen eine Blockadehaltung an den Tag zu legen. Nichtsdestotrotz ist dem Stück anzumerken, dass die melodischen Finessen hier eine gesunde Portion minimalistischer die hauseigenen Gehörgänge ansteuern, in ihrer dunkelheitsaffinen Machart allerdings kaum minder erfolgreich den Intensitätspegel des Stücks über etwas mehr als zehn spannungsreiche Minuten konstant hochzuhalten wissen. Als Basis dient dem Ganzen dabei ein klickernd angereichertes Drumming, welches aus dem äußerst unruhigen Hintergrund heraus ständig mit verschiedensten Effekt-, Ton- oder Basslinefetzen konfrontiert wird und diese mittels einer wunderbar detailverliebten Produktionsweise eindrucksvoll in die überaus deep zu beschreibende Szenerie hineinwebt. Der betont progressive Fortlauf der Dinge mag auf den ein oder anderen zwar etwas zu verspult wirken, meine Wenigkeit fühlt sich von solch undurchschaubar zwielichtigen Tracks allerdings stets mehr als nur angezogen – wenn dann auch noch feinsinnig arrangierte Kurzbreaks mit irrlichternden Friedhofsflächentönen oder acidlastigen Anschwellaktionen mit von der Partie sind, umso besser! In besonderem Maß hat es mir da das mittig eingelegte Break angetan, welches nach zahlreichen verschwurbelten Acidspielereien für einige Momente eine wunderbar melancholisch agierende Tonfolge anzulocken imstande ist, bevor das Ganze mit schummrigen Effekten erneut in tiefste morbide Düsternis abdriftet und mir zeitweise mit seiner organischen Effektwahl sogar das ungute Gefühl vermittelt, dass meine Gänsehaut einzig und allein von einer Schar unterschiedlichster Spinnentiere, die über meinen Rücken kreucht und fleucht, zu verantworten ist. Alles in allem eine mehr als nur willkommene Abwechslung zum positiv konnotierten Vorgängertrack, welche mich in ihrer deepen Stringenz noch etwas mehr zu überzeugen vermag und dementsprechend mit nicht weniger als verdienten 5,5/6 den Heimweg antreten darf. :D

    N’Abend zusammen!

    Auf Filip Mårdberg und Fredrik Gilenholt, besser bekannt unter ihrem Produktionspseudonym Ticon, bin ich zwar erst vor anderthalb Jahren im hiesigen Forum gestoßen, die beiden Schweden machen jedoch bereits deutlich länger gemeinsame Sache im Zeichen der geschickten Vermählung von progressiven, trancigen und technoiden Versatzstücken. Die musikalischen Ursprünge der beiden Skandinavier liegen dennoch irgendwo im Nischenbereich des guten alten Psy Trance, wobei selbst der geübte Hörer beim aktuellen Two-Tracker seine Lauscher schon arg weit aufsperren muss, um derartige Einflüsse noch erkennen zu können. Die Ende Januar auf Baroque Records erschienene EP hat sich schließlich uneindeutig äußerst zeitlosem Progressive House anvertraut, um diesen mit dem aus jahrelanger (Trance-)Erfahrung angereicherten passenden Händchen für das gewisse Etwas an Melodieausflügen sowie einer gesunden Portion Minimalismus zu versehen. Dass das Ganze dann auch noch in zwei angenehm unterschiedliche Track-Charaktere mündet, dürfte sicherlich nicht nur meine Wenigkeit recht schnell aus dem Schneckenhäuschen locken… ;)

    Die Hommage an Costa Rica auf der digitalen A-Seite bedient sich hierbei vor allen Dingen an dem bekanntlich stets reich bestückten Fundus an groovenden Basslinien, um sein tänzelndes Drumming signifikant aufzuwerten und als Anziehungspunkt für melodische Feinheiten zu etablieren. Zuvor liegt das Hauptaugenmerk jedoch noch auf der dezenten Einarbeitung klickernder Effekteinwürfe sowie sporadischer Hintergrundflächenfragmente, bevor ein erstes Kurzbreak schließlich besagte Bassschlenker galant aus dem Untergrund schält und mitsamt der gelungenen Anschwellaktion einer nervösen Flächenwelle den Einsatz eines Intensitätsmessgeräts sinnvoll erscheinen lässt. In Kooperation mit dem wieder deutlich reduzierter auftretenden Drumming steht dann im Anschluss einer mehr als einladenden Groove-Solofahrt der Bassline nichts mehr im Wege, wobei angemerkt werden muss, dass dieser Zustand nicht allzu lang anhält, werben doch im weiteren Verlauf nicht nur die bekannten Flächenfragmente, sondern auch immer wieder eingeworfene, leicht schräg angesetzte Synthiespitzen und sphärisch schimmernde Toneffekte um die angestrebte Gunst der Begleitung. Die Bassline zeigt sich von diesem Geschehen zwar zunächst weitgehend unbeeindruckt, begutachtet die Vielfalt der Melodieelemente, zu der sich mittlerweile auch verspielte, alternative Synthiemelodietöne sowie kurzzeitig eine weitere flächige Anschwellaktion gesellen, jedoch mit wachsendem Interesse, sodass sich das Zusammenspiel der beiden Pole zunehmend in der Ausdruckskraft der hiesigen, recht frühlingshaft anmutenden Atmosphäre positiv niederschlägt. Ein anstehendes Break nimmt dann zwar etwas Fahrt aus dem Geschehen und die Bassline für einige Momente in Gewahrsam, sodass sich Klickereffekte, Hintergrundfläche und Synthietoneinspieler in lockerem Beisammensein die Bälle zuspielen können, die alsbald nahende Anschwellaktion der Flächen provoziert allerdings schnell einen im Vergleich zur ersten Unterbrechung überaus ähnlichen Fortgang der Dinge. Den Beginn macht dabei ein erneuter Soloausflug der Bassline auf reduziertem Drumminggelände, bevor sich das Ganze im Folgenden in angenehm progressiver Manier wieder Element um Element zusammenfindet, um die kritische Hörerschaft mit einer letzten, gut sortierten Mischung Wohlfühlmomente zu verwöhnen. Da dies jedoch zu keinem Zeitpunkt allzu klischeebehaftet oder holzhammerbeschwert vonstatten geht, möchte ich den Track summa summarum trotz ausbaufähigeren Mitwirkens von Ecken und Kanten mit nicht weniger als überdurchschnittlichen 5/6 entlohnen. :yes:

    Das zweite Stück der EP, welches auf den Namen Nefertiti (die im Ausland gebräuchliche Bezeichnung der Nofretete) hört, zieht die Zügel im direkten Vergleich dann gleich etwas offensiver an, wenngleich die Vorliebe des schwedischen Produzenten-Duos für minimalistischen Purismus im Hinblick auf die Klangauswahl hier ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist. Den Anfang macht dabei ein nicht minder tänzelnd geratenes Drumming, welches sich in seinem Schatten aber vermehrt allerhand subtil eingesetzten, aber angenehm zwielichtig erscheinenden Effekten ausgesetzt sieht, in deren Gesellschaft sich alsbald auch die stakkatierten Überreste einer Bassline einfinden und im weiteren Verlauf peu à peu eine herrlich düster angelegte Basslinewand heraufbeschwören. Nach einer ersten dezenten Anschwellaktion gehört der Untergrund dann ab dem folgenden Kurzbreak ganz und gar dem äußerst druckvoll agierenden Grummelabgrund, welcher seine Aufgabe äußerst ernst nimmt und von nun an in einem unnachahmlich progressiven Intensitätswechselspiel ebenfalls neu hinzugekommene Stakkatotönen ordentlich Feuer unter dem Allerwertesten bereitet. Da letztere sich ebenso vielseitig in ihrer Instrumentierung zeigen und von abstrakter Fragmentierung bis hin zu flächiger Orientierung jegliche Spielart beherrschen, dürfte es den gemeinen Hörer nicht allzu verwundern, dass auch die atmosphärische Komponente des Ganzen ihr düsteres Farbenspektrum zunehmend markanter zur Schau trägt und zusammen mit immer wieder eingeworfen Effektwellen einen überaus einnehmenden Charakter offenbart. Nicht ganz unschuldig an dieser stetig dichter und druckvoller gearteten Entwicklung ist selbstverständlich die wunderbar progressive Wandlung der Basslinewand von einem Grollen aus der Tiefe hin zu einem deutlich elektroider beeinflussten, fast schon omnipräsenten Druckinstrument der Extraklasse. Erst im anstehenden Break wird der Hörerschaft eine kurze Verschnaufpause zugestanden, wenn der Untergrund in seinen Anfangszustand versetzt wird, in Kooperation mit den leicht neben sich stehenden Stakkatotönen alsbald aber bereits Anlauf für die nächste Anschwellaktion nimmt, an die sich zunächst eine weitere reduzierte Drummingphase anschließt, in der die Basslinewand in spannender Manier unter Beweis stellt, dass sie ihr progressives Druckpotenzial auch in wabernder Form abzurufen vermag. Die anschließende Verdichtung des Tracks mittels sämtlicher Effektwellen, Stakkatotöne und Nebengeräusche ist dann zwar vorhersehbar, in solch einer großartig düster-treibenden Aufmachung, wie sie hier zu hören ist, gelingt dies meines Erachtens jedoch (leider) nur sehr selten (ausgenommen Sasha, Henry Saiz, Max Cooper und manchmal auch Eelke Kleijn). Fazit: In einem schön ranzigen Club wird die hiesige Melange aus Progressive House und Atmospheric Techno ihre überzeugenden 5,75/6 sicherlich erst recht rechtfertigen können… ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Dank geht raus an Martin fürs Vorstellen dieses überaus spannungsreich geratenen Ergebnisses der Kollaboration zweier von mir sehr geschätzter Produzenten, die keinesfalls zu Unrecht dafür bekannt sind, atmosphärische elektronische Musik in zumeist eklektischer Manier abseits vielbetretener Pfade zusammenzubasteln. Auch wenn der Außenstehende davon ausgeht, dass Glenn Morrison bei der hiesigen Zusammenarbeit den Part des etablierten und Matt Lange im Gegenzug den des aufstrebenden Künstlers eingenommen hat, ist der minimalistisch orientierte Einfluss von Letzterem insgesamt gesehen doch in der Tat etwas stärker einzustufen, wie Martin schon richtig angemerkt hat.

    Dies bedeutet im Umkehrschluss jedoch keineswegs, dass der geneigte Hörer auf sphärisch gehaltvoll gestaltete Klangwelten verzichten muss, trumpft doch vor allen Dingen Bowed mit herrlich düster, teilweise fast schon verstörenden Flächenfragmenten auf, die das hauseigene Kopfkino mit einem nicht versiegenden Strom an hereinflatternden Bildern und Metaphern zu versorgen wissen. Mal zwielichtig schimmernd, mal bedrohlich Schicht um Schicht anwachsend schleichen sie dabei um das mit viel Liebe für klickernde Details ausgestatte Drumming herum, um sich in den zahlreichen Kurzbreaks dann immer wieder intensitätsreiche Soloausflüge zu gönnen. Der Untergrund zeigt sich in diesem Zusammenhang allerdings zumeist unbeeindruckt von den morbiden Klangflächen, die stetig erfolgreiche Angriff auf seine Oberfläche initiieren, und konzentriert sich stattdessen auf seine Paradedisziplin, namentlich die kontrastreich-minimale Fortbewegung, die jedoch ebenfalls eine nicht zu verachtende Portion Groove in sich birgt, während an den Rändern des Drummings zahlreiche entzückende Effekte inklusiver einer interessanten Tröpfchenfolter, dämonenhaft verzerrten Vocalschnipseln und verspielten Alternativtoneinwürfen subtil für Furore sorgen. Der Abwechslungsreichtum des Ganzen ist damit allerdings längst noch nicht auserzählt, bringen im weiteren Verlauf doch nicht nur leicht verdrehte Sirenenfragmente als Weiterentwicklung der Flächenstücke vom Beginn, sondern auch sirrende Synthieuntermalungen die Trackdichte von einem Höhepunkt zum nächsten. Einzig einige im Hintergrund angelegte, deephousige Flächenandeutungen lassen sich von der fast schon allumfassenden Düsternis nicht wirklich beeindrucken und sorgen in ihrer deepen Machart für Konstanz in der Melodiebegleitung. Über allem schwebt jedoch eindeutig die Vielfalt der heranrollenden Tonstücke, welche jede erdenkliche Ausgestaltung dunkelheitsaffiner Atmosphären eindrucksvoll zelebrieren und dem hiesigen Track damit eine gehörige Portion Innovation einimpfen, die meine Wenigkeit schlussendlich mit nicht weniger als äußerst überzeugenden 5,75/6 verdient belohnen möchte. :yes:

    Class B auf der digitalen B-Seite trägt dann unglücklicherweise nicht nur bereits im Namen den Hinweis darauf, dass wir es hier wohl eher mit Klängen der zweiten Wahl zu tun bekommen, der Fokus auf einen im direkten Vergleich zum Vorgänger noch wesentlich minimalistischeren Fortgang der Dinge unterstreicht diesen Eindruck umso mehr. Reine Funktionalität möchte ich dem Stück jedoch ebensowenig vorwerfen, präsentiert sich das Ganze in der Auswahl seiner Elemente, im feinjustierten Detailreichtum seiner klickernden Ausuferungen sowie in der teilweise an Max Cooper erinnernden Ausgereiftheit der Produktion doch immer noch weit oberhalb des marktüblichen Minimaltechno-Konsens. Die für meinen Geschmack recht einfältig geratene Offbeat-Bassline mag in das variantenreich klickernde Drumming dagegen nicht so wirklich passen und hätte beim Potenzial der Herren Morrison und Lange auf jeden Fall eine gesunde Portion flexibler, markanter oder groovender das Zepter des Untergrunds in die Hand nehmen dürfen. Die wellenartigen Effektschübe gefallen mir dafür umso besser, sind sie doch als einzige Elemente des Tracks in der Lage, eine leise Ahnung von atmosphärischer Arbeit zu erwecken, wenn sie sich immer wieder durch den Verzerrer jagen und in repetitiver Manier die vorhandenen Räume füllen. Im anschließenden Break wird dann von einem technoiden Pendant der bisherigen Effekteinschübe sogar eine waschechte Anschwellaktion in die Hand genommen, welche in Zusammenarbeit mit den unterkühlten Klickerelementen interessanterweise auf der Zielgeraden gekonnt in sich zusammenbricht, um der gemeinen Hörerschaft im weiteren Verlauf erneut eine schiebende Drummingphase unterzujubeln. In Kooperation mit neu hinzugekommenen Vocalschnipseln tauchen jedoch alsbald auch die bekannten Effektwellen wieder auf, um das Ganze ein letztes Mal mit dieser schwer zu beschreibenden, verstörenden Endzeitstimmung zu versehen. Alles in allem eine mehr als gefällige Abwechslung zum Vorgängerstück, die mir nicht unter soliden 4/6 die Bewertungsarena des Forums verlässt... ;)

    Vor einem kleinen Rückblick auf die gestrige Nacht kann und will ich mich natürlich ebenfalls nicht drücken, hat es sich doch auch für meinen Geschmack auf jeden Fall mehr als gelohnt, die Exkursion in die Ex-Kulturhauptstadt Europas anzutreten. Davon war zunächst zwar nicht allzu viel zu merken, wurde man im U-Bahnhof doch erst einmal stilecht von auf einer Bank dahinvegetierenden und reihernden Jugendlichen begrüßt, der Empfang im kleinen, aber feinen RÜ Dekadence mit Willkommensdrink und der schnellen Zusammenkunft mit Britta (alias whale) und Soundwave gestaltete sich dafür umso einladender. Der Laden mit seinen vielen Spiegelwänden machte im Vergleich zu den Bildern, die ich mir vorher im Netz angeschaut hatte, in natura durchaus einen etwas beengteren Eindruck, wusste jedoch mit einer warmen Farbgebung, schnieken Kronleuchtern und Klinsmann-Gedächtnis-Buddhastatuen zu punkten. Nach und nach trudelten dann auch das Münsterland-Duo aus Jaymel und seinem Kumpel Volker sowie der äußerst amüsante Wuppertaler Vogel Skytune nebst Freundin ein. In musikalischer Hinsicht lag das Augenmerk zu diesem Zeitpunkt noch auf angenehm melodieorientierten Progressive-Klängen, für welche sich Placid verantwortlich zeigte, dabei peu à peu dem Tanzbein das Grooven beibrachte und somit ein mehr als überzeugendes Warm-Up ablieferte. Gegen 1:30 übernahm dann Jody Wisternoff, der sich bereits seit geraumer Zeit an der Theke ausgiebig publikumsnah gab, das Regiment, um den mittlerweile gut gefüllten Club mit einer zunächst deutlich housiger anmutenden Trackauswahl zu beschallen. Als mehr und mehr Eigenproduktionen (u.a. „Starstrings“ und das immer noch großartige „Cold Drink, Hot Girl“) das Set des Way-Out-West-Mitbegründers deutlicher in Richtung progressiver Gefilde verschlugen, hielt auch uns nichts mehr von der Eroberung der Tanzfläche ab. Dennoch fehlte mir im weiteren Verlauf die konsequente Weiterentwicklung bei der Auswahl des werten Herrn Wisternoff, da statt weiterem Druckaufbau in Sachen Progressive House das Intensitätsbarometer mit meines Erachtens recht laschen Edits bekannter Popsachen von beispielsweise Empire Of The Sun („We Are The People“) oder Jamie Woon („Night Air“) sowie der unnötigen weiteren Erhöhung des Vocal-Anteils links liegengelassen wurde. Stattdessen legte dann eben Getfrisky-Resident Ingo Vogelmann nach Jodys Zwei-Stunden-Set den längst fälligen Schalter um und versorgte uns mit einer schön nach vorn ausgerichteten Mischung aus technoiden, minimalen und progressiven Scheiben – ein angenehmer Kontrast zu den zumeist sommerlich-sphärischen und melodieverwöhnten Klängen seines Vorgängers. Insgesamt gesehen konnten meine hohen Erwartungen (vornehmlich die Trackauswahl betreffend) zwar nicht ganz erfüllt werden, dennoch war es vor allen Dingen mal wieder schön, ein paar neue sympathische Gesichter hinter den hiesigen Nutzernamen kennenzulernen. Vielen Dank auch nochmal an Jaymel für das Chauffieren zum Bahnhof, auch wenn ich meinen Zug leider doch noch knapp verpasst, mir den frühen Sonntagmorgen stattdessen mit Mäckes und S1-Fahren „versüßt“ habe und schlussendlich erst um Sieben in der Hammer Falle lag… :D

    @Edik’ted: Hätte dich ja gern vom Gegenteil überzeugt, wenn ich gewusst hätte, hinter welchem Partygast du dich versteckst… ;)

    Das Premeeting werd ich zwar nicht mitnehmen können, da ich mir den Bundesligaklassiker "HSV gegen Bayern" nachher sicherlich nicht entgehen lasse, aber als Mitglied der (gefühlten) Minderheitsfraktion der gesundheitlich nicht Angeschlagenen sollte mich dennoch nichts daran hindern können, tief in den Westen einzudringen. Bin ja mal gespannt, wie der Wisternoff den Ruhrpott für sich zu gewinnen versucht - bis später dann, ihr erkennt mich an meiner lockigen Haarpracht! ;)

    Mein erster musikalischer Monatsrückblick in randomisierter Reihenfolge des noch in den Kinderschuhen steckenden neuen Jahres gestaltet sich folgendermaßen:

    @01: Gui Boratto - Paralelo [Solee Remix] --- Parquet Recordings
    @02: Ioan Gamboa - Breathing --- Aegyptia
    @03: Luke Chable - Foundation --- Mesmeric Records
    @04: Marc Romboy vs. Rodriguez Jr. - Picnic Electronique [Deetron Remix] --- Systematic Recordings
    @05: Matt Lange - Avalon --- Anjunadeep
    @06: Marc Poppcke - History Repeating [Deepfunk Sunset Mix] --- Sudbeat Music
    @07: Karim Shaker - Halfway Between Heaven And Earth --- Electronic Elements
    @08: Tom Glass - Losing Gravity --- Whose Haus
    @09: Dario Zenker - Where Are You --- Vakant
    @10: Lawrence - Oolong High --- Pampa Records

    :huebbel:

    N’Abend zusammen!

    Sachen gibt’s, die dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben: Christian Wulff im Amt des Bundespräsidenten beispielsweise, der BVB trotz CL-Debakel auf Schmusekurs der Journaille oder die Vorstellung einer Veröffentlichung aus dem Armada-Imperium aus meiner Feder. Falsch gedacht, heute Abend seid ihr Zeuge eines nicht mehr für möglich gehaltenen Ereignisses, denn ich komme in der Tat einfach nicht drumherum, euch die neueste digitale EP auf dem immer wieder für tot erklärten, aber im Endeffekt nicht wirklich totzukriegenden Progressive-Label Electronic Elements näherzubringen. Die Verantwortung dafür übernimmt der spanische Produzent Karim Shaker, besser bekannt als eine ehemalige Hälfte des nicht nur in technoiden und progressiven Kreisen geschätzten Duos Simon & Shaker, sicherlich liebend gern. Der Gute ist auf jeden Fall mittlerweile als Solokünstler tätig und macht mit dem poetisch betitelten Halfway Between Heaven And Earth nun bereits mit seiner zweiten überaus gelungenen „EE“-Veröffentlichung innerhalb weniger Monate irgendwo im Spannungsfeld zwischen Progressive House und Atmospheric Techno gehörig auf sich aufmerksam. Vorhang auf, Mesdames et Messieurs! :D

    Ganz in der Tradition treibender, melodiebejahender Technosphären verankert zeigt sich dabei der Original Mix, auch wenn das gute Stück zunächst etwas blufft und eine dumpfe Kickdrum – nur unterlegt von äußerst subtilen Hintergrundeffekten – in minimalistischer Manier ihre Kreise ziehen lässt. Dazu gesellen sich jedoch schon recht bald die ersten zarten Melodiepflänzchen sowie eine stakkatierte Bassline, wobei vor allen Dingen letztere mit ihrer markanten Druckaufbereitung dafür sorgt, dass das Ganze sich mehr und mehr nach vorn ausrichtet, während sporadisch eingeworfene Vintage-HiHats und nachhallverliebte Tonfolgenfragmente die Elementdichte nach und nach ausdehnen können. Dies kommt konsequenterweise wiederum der sphärischen Komponente des Tracks zugute, welche zusammen mit der zunehmend elektroider anwachsenden Bassline keine Skrupel besitzt, immer deutlicher in Richtung herrlich düsterer Gefilde abzubiegen. In diesem überaus energetisch zu charakterisierenden Fortbewegungsdrang entwachsen dem flexiblen Untergrund interessanterweise zudem einige retrolastige Videospieltöne, welche jedoch keinesfalls als Vorzeichen für die kommende Melodieentwicklung missverstanden werden sollten, fungieren diese doch lediglich als kontrastreiche Begleitung der im Folgenden aus dem treibenden Drumming emporstoßenden Flächenwand, welche in Kooperation mit den Melodiefragmenten vom Beginn das Intensitätsbarometer des Ganzen nachhaltig nach oben schnellen lässt. Das progressive Einmaleins aus dem FF kennend sowie alsbald unterstützt durch einen klassischen Arpeggio-Tonlauf gerät der geneigte Hörer mehr und mehr in einen Strudel aus zwielichtigen Stimmungen, welcher nur durch eine im Mittelteil heraufbeschwörte, alternative Synthiemelodie gedämpft werden kann. Dadurch entsteht der nötige Raum, in den letztere mit ihren futuristisch anmutenden Echoklängen stößt und das hiesige Stück zunehmend zu einer regelrechten „Space Opera“ avancieren lässt, bevor im Vorlauf für ein Kurzbreak zunächst eine jähe Reduzierung auf Kickdrum sowie bisher noch nicht vernommene Pianotöne und hierin im Anschluss die dezente Anschwellaktion einer weiterer Arpeggio-Tonfolge auf dem Programm steht. Münden tut diese Entwicklung schlussendlich in einer ähnlich gearteten Versammlung aller sphärischen und perkussiven Elemente, welche meines Erachtens zwar noch ein wenig sakraler vonstatten geht, in punkto sphärischer Intensität allerdings nicht minder eindringlich agiert. Da verwundert es insgesamt gesehen auch kaum, dass nach dem anstehenden minimalistischen Rückbau ein pompöses 6/6er-Monument zur Abholung bereitsteht. ;)

    Bei solch einer herausragenden Vorlage hat es der Dosem Remix vom spanischen Landsmann Marc Ramirez natürlich denkbar schwer, ein passendes Gegengewicht auf die Beine zu stellen. In dieser Hinsicht macht der Track seine Hausaufgaben dennoch äußerst sorgfältig, wie ich finde, und serviert der gemeinen Hörerschaft eine im direkten Vergleich etwas weniger forsch, aber kaum minder atmosphärisch wertvoll agierende Überarbeitung. Zu Beginn liegt die Konzentration zwar erst einmal auf der Entfaltung einer angenehm deepen Grundstimmung, welche vor allen Dingen von einer schön grummelnd geratenen Bassline befeuert wird, jedoch immer wieder melodische Übergriffe erdulden muss, die in Form wellenartig herannahender (Stimm-)Flächenstücke den Weg für die weitere melodietechnische Entwicklung ebnen. In einem ersten Kurzbreak wird dann eine alternative Stakkato-Formation der Arpeggio-Tonfolge aus dem Original erwartet, welche auch in Kooperation mit dem stetig düster anbauenden Untergrund ihre Arbeit solide verrichtet, wobei ihr im weiteren Verlauf von spannenden Flächenanleihen der bekannten futuristischen Synthie-Melodielinie zunehmend der Schneid abgekauft wird und das Ganze sich zusammen mit verspielten Alternativtönen in sphärischer Hinsicht mehr und mehr in mystischer Umgebung wohlfühlt. Ein vor Melodievariationen nur so strotzendes Kurzbreak später lässt sich die Elementdichte der Deepness zuliebe zwar wieder deutlich einfacher überblicken, diese Phase, in der sich Stakkatotöne und Flächenwellen die Klinke in die Hand geben, geht allerdings leider nicht als beruhigendes Intermezzo in die Trackgeschichte ein, sondern stellt geradewegs den subtilen Übergang in den Rückbau des Stücks dar. Hier habe ich dementsprechend vergeblich auf ein weiteres Stelldichein der großartigen Synthiemelodie-Anleihen nichtirdischen Ursprungs gewartet, sodass ich mich im Endeffekt zu einem leichten Abzug gezwungen sehe, der den Remix aber immer noch bei vorzeigenswerten 4,75/6 einpendeln lässt. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Leute, ich muss doch nicht immer noch einen draufsetzen, wenn die entscheidenden Charakteristika einer EP - im hiesigen Fall vom geschätzten Kollegen summer.sun - bereits in einer überaus ansprechenden Art und Weise dargereicht worden sind. Aus diesem Grunde werde ich euch heute unter Beweis stellen, dass sich auch ein hammer, wenn er sich denn mal zusammenreißt, kurz und präzise fassen kann. ;)

    Bevor ich nun wie sonst zumeist allzu lang um den heißen Brei heraumlaviere, möchte ich doch sogleich den Fokus auf meinen persönlichen Favoriten dieser schnieken Trackzusammenstellung von Dario Zenker legen. Selbiger stellt sich mit Where Are You fragend vor und kann mich vor allen Dingen mit der meines Erachtens in sich stimmigsten atmosphärischen Ausgestaltung der EP überzeugen. Dafür tragend verantwortlich zeigt sich die herrlich düster geratene Zusammenarbeit aus mäandernden Tonfolgen und verzweifelten Flächenstücken, welche in bester progressiver Manier ein stimmungsvoll winterlich-unterkühltes Bild abgeben und ein gelungen abwechslungsreiches Auf und Ab innerhalb der Spannungskurve des Ganzen abzeichnen, während im Untergrund montone Brodelbasslinefragmente die Szenerie passend untermalen und schlussendlich herausragende 5,75/6 zu untermauern wissen.

    Hype (der Name ist nicht Programm!) zeigt sich im Anschluss zwar in einem nicht minder dunkelheitsaffin geprägten Ambiente, ist mit seinem deutlicher nach vorn ausgerichteten Drumming aus saftiger Kickdrum und deftig rollenden Basslinetönen allerdings einige Portionen offensiver ausgelegt. Mit verstörenden Tonklängen sowie verzerrtem Hintergrundsirren als stetigen Begleitern arbeitet sich das Ganze immer tiefer in sphärische Abgründe hervor, welche insbesondere ab dem Break in Form schwelender Flächenstücke und durch den Raum irrender Tonspitzen weitere passende Unterstützung für ihre Mission erhalten. Eine solch durchgreifende Dichte wie im Vorgänger kann ich hier trotz allerhand spannender Intensitäts- und Formationswechsel allerdings nicht ausmachen, sodass der Track sich summa summarum mit immer noch mehr als passablen 5/6 zufrieden geben dürfte. :yes:

    Steppin To wiederum hat nicht nur in angenehm subtiler Manier den Groove für sich gepachtet, sondern präsentiert dem kritischen Hörer auf dem Silbertablett auch eine wunderbar düster-grummelnd angelegte Bassline, welche in Kooperation mit äußerst dezent angelegten, melancholischen Melodieanleihen sowohl Kopf als auch Tanzbein formidabel zu inspirieren zu weiß. Im weiteren Verlauf stellt die atmosphärische Komponente sich mit neuen, etwas leichter zu fassenden Synthie-Tonfolgen zwar vermehrt hoffnungsvoller auf, kann damit hinsichtlich ihrer Verdichtung aber dennoch ein Plus auf ihrer Habenseite verbuchen. Je länger der Track sich in meinen Gehörgängen windet, desto deutlich möchte ich zudem eine gewisse (80er-)Retronote ausmachen, welche nicht von ungefähr eine signifikante Abhängigkeit von der stetig wachsenden Melodievielfalt aufweist. Alles in allem ein Stück voller Kontraste, welches ich mit überdurchschnittlichen 5,5/6 imho verdient belohnt sehe.

    In seiner technoiden Herangehensweise möchte Tassel als Letzter im Bunde vor allen Dingen mit seiner Clubaffinität bei der geneigten Hörerschaft punkten. Hierbei bedient er sich mit Anleihen aus Detroit und Berlin zwar geschickt in der umfangreichen Geschichte elektronischer Tanzmusik, muss sich im Endeffekt dann aber doch den Vorwurf gefallen lassen, etwas zu sehr vom allgegenwärtigen, funktionalen Durchschnitt beeinflusst zu sein. Nichtsdestotrotz blitzen hier und da immer wieder interessante Klangansätze auf, aus denen der werte Herr Zenker für meinen Geschmack ruhig etwas mehr hätte machen können. Die repetitive Hintergrundmelodie gehört ebenso zu dieser Sorte wie die in der zweiten Hälfte des Tracks herangekarrten und angenehm verspielt agierenden Tonanleihen und rettet dem Ganzen immerhin seine soliden 4/6. :hmm:

    In der Tat auch für meinen Geschmack mal wieder eine äußerst gelungen zu bezeichnende Pampa-Platte, die uns hier von Dial-Mitbegründer Lawrence alias Peter M. Kersten um die Ohren geworfen wird und dabei nicht ganz von ungefähr auch im hiesigen Forum gelandet ist. Der Hamburger Produzent ist schließlich nicht nur ein erklärter Gegner von funktionaler Clubmusik und monotonem Einheitsbrei, sondern kokettiert in seinen geerdeten Tracks auch immer wieder mit ausdrucksstarken atmosphärischen Elementen, mit welchen er den gemeinen Hörer zumeist erfolgreich zu hypnotisieren imstande ist. Dass der Two-Tracker auf dem Label von DJ Koze erschienen ist, verwundert mich zudem nicht wirklich, ist letzteres doch mit solch illustren Gestalten wie den Vögeln, Robag Wruhme oder Ada für seine etwas andere Herangehensweise an Tanzmusik bekannt (weniger auf Perfektionismus getrimmt, weniger Zurückgreifen auf die altbekannten Hausmittel, dafür ein Mehr an künstlerischer Freiheit und Eigensinn). :yes:

    Dies bedeutet natürlich keineswegs, dass Kurama als minimalistisch veranlagter Titeltrack auf eine Kickdrum verzichten müsste, dennoch wird bereits nach wenigen Momenten deutlich, dass selbige hier zusammen mit einem schlenkernden Basslinefragment eine ganz eigene Art und Weise der Fortbewegung anstrebt, in welcher auch eine zu Beginn vernommene, leicht surreal anmutende Tonfläche zunächst noch kleinen Halt findet. Stattdessen liegt der Fokus erst einmal auf einigen Drummingrunden, ehe im Folgenden dann doch ganz langsam, aber unaufhaltsam ein erstes hell gewandetes Melodiefragment dem Untergrund entsteigt und mit seiner subtilen Präsenz sogleich effektierte HiHats anzulocken vermag, sodass auch der kritische EDM-Konsument nun mehr und mehr von dem leicht deformierten, aber sympathischen Groove in seinen Bann gezogen wird. Dieses Gefühl verstärkt sich zudem noch, wenn sich eine kurze Drummingphase später mystisch schwebende Flächen für ein weiteres Anwachsen der sphärischen Intensität verantwortlich zeigen und mit jeder weiteren Minute ihrer Irrfahrt zwischen Traumwelt und Realität unter Beweis stellen, dass auch fragil wirkende, angetrunkene Flächen ein Recht auf ein erfülltes sphärisches Leben haben. Der Untergrund beschäftigt sich derweil zwar mit einem stetigen Auf- und Abbau seiner Elemente, entdeckt in diesem Zusammenhang jedoch auch das Melodiefragment vom Beginn neu, um sich für einige Augenblicke etwas verdichteter aufzustellen, falls man dies in solch einer minimalistisch inspirierten Umgebung überhaupt derartig beschreiben darf - die nächste Drummingphase steht schließlich bereits in den Startlöchern, wird diesmal allerdings recht zeitig von den bekannten Melodietupfern aus ihrer deepen Nische herausgeholt, bevor das Ganze auf seine leicht überdimensioniert angelegte Zielgerade einbiegt. Immerhin versüßen hier in steter Regelmäßigkeit eingeworfene Andeutungen verspielter Tonfolgen die Monotonie des unverändert schlenkernden Untergrunds, um den geneigten Hörer schlussendlich ins Ungewisse zu entlassen. Gänzlich unbeeindruckt davon zeigt sich nur die finale Punktevergabe, welche sich bei mehr als nur soliden 5/6 einpendelt. ;)

    Oolong High als elfeinhalbminütige Hommage an einen japanischen Drink aus Oolong-Tea und Shochu-Likör (wer sich geschmacklich darunter etwas vorstellen kann, möge dies bitte kundtun) kann dann im direkten Vergleich mit der A-Seite eine fast schon epische Bandbreite an perkussiven und atmosphärischen Elementen unterstellt werden. Der Flächenanklang zu Beginn bleibt dennoch zunächst die Ausnahme, konzentriert sich der Track doch erst einmal auf die Vorstellung seines mit dezentem Vogelzwitschern unterlegten Drummings, welches alsbald nicht minder schlenkernde Basslinetöne als groovende Begleitung um sich scharen darf, insgesamt jedoch eine etwas deutlicher nach vorn ausgerichtete Bewegungstendenz aufweist. Mit den ersten minimalistischen Toneinwürfen verabreicht sich der Untergrund zudem noch eine gesunde Vertiefung, sodass das Ganze in seiner Herangehensweise eine weitere kleine Portion zwingender das gute alte Tanzbein zu animieren weiß. Als Vorlauf für die erwartete Verdichtung der Melodieebene fungieren sowohl kaskadenartig verspielte Alternativ- als auch leicht zwielichtig auftretende Unterwassertöne, ehe sich langsam aber sicher einige düster umnebelte Flächenstücke aus der Deepness des Untergrunds herausbequemen und mit jedem weiteren Durch-den-Raum-Geistern die sphärische Intensität des Stücks in unaufgeregter Manier vorantreiben. Wer sich hier von den würdevoll mäandernden Flächenanleihen nicht anstecken und sanft in Trance gleiten lässt, der sollte sich unbedingt einmal Gedanken darüber machen, aus welchen Gründen er in diesem Forum noch verweilt. Dies könnte zwar auch vom Drumming behauptet werden, welches sich ungeachtet der sphärischen Eleganz der Melodieebene hinter seiner Groove-Mauer verschanzt, die Abteilung Kontrastverschärfung bedankt sich jedoch nicht ohne Grund bei der zur Schau getragenen Sturheit. Zur Beruhigung der Gemüter nehmen die Flächenstücke sich im letzten Drittel zwar zunächst deutlich zurück, woraufhin sich auch die Begleittöne dieser Entwicklung anschließen, während des anstehenden Rückbaus können erstere sich schlussendlich jedoch nicht zurückhalten, noch ein letztes Mal in prägender Art und Weise den Track an sich zu reißen und meines Erachtens mehr als gelungen abzurunden. Kein Wunder, dass verdiente 5,5/6 hier Schlange stehen... :D

    Zitat

    Original von Jaymel
    ich denke das man die Cd blind kaufen kann. Anjunadeep hat die letzen Jahre gute Arbeit gemacht. Früher gefiel mir Electronic Elements oder Coldhabour Recordings bessser, die letzten Jahre ist Anjuadeep in Sachen Progressive klar besser

    Das kann und möchte ich nur vorbehaltlos unterstreichen und unterstützen, indem ich mir das gute Stück bereits vorbestellt habe. Bei James Gant und Jaytech als Mixbeauftragten sowie Andrew Bayer als der in der Tracklist am häufigsten zu findende Produzentenname kann schließlich rein gar nichts schiefgehen, wage ich mal in Flüstertütenmanier in den Raum zu werfen. Die drei hervorragenden Vorgängerausgaben sprechen zudem für sich und lassen die Vorfreude auf die Anjunadeep:04 bei mir bereits deftig in die Höhe schnellen... ;)

    Wahrlich eine herausragende EP, mit der Matt Lange hier einmal mehr seinen Status als aufstrebendes Produktionstalent unterstreicht und nebenbei dem guten alten Progressive House überaus galant den roten Teppich auslegt. Ich verfolge seine Veröffentlichungen ja bereits seit geraumer Zeit, doch seit etwa einem Jahr ist der Gute in einen ordentlichen Schub nach vorn sowie voller Herzblut geraten, was das kreative Ausmaß, die produktionstechnische Qualität und die klangliche Vielschichtigkeit seiner Tracks anbelangt. Mit winterlich unterkühlten Atmosphärenschichten, wunderbar organischer Instrumentierung (vor allen Dingen in den Breaks) und verzerrten Vocaleinlagen zählen die beiden hiesigen Stücke meines Erachtens daher auf jeden Fall zu dem besten, was der Amerikaner bisher unter seinem Namen herausgebracht hat.

    Den düsteren Part übernimmt dabei eindeutig Avalon, welches sich als wunderbar deep-sphärisches Kleinod in die hauseigenen Gehörgänge einschleicht und dorthin vom Ostwind getragen unentwegt herrlich trockenkalte Winterluft eurasischen Ursprungs zu transportieren vermag. Die Herangehensweise lässt sich dennoch zunächst als recht minimalistisch beschreiben, wenn sich ein zurückhaltend klickernder Untergrund vorstellt und nach einigen Momenten mit subtil durch den Raum geisternden Flächenandeutungen kokettiert, während parallel dazu die ersten tröpfchenartigen Fragmente einer Bassline im Hintergrund auftauchen. Eine erste kleine Anschwellaktion der Flächen verbreitert dann zwar in einem ersten Kurzbreak die Szenerie um weitere melancholische Melodie- und Stimmenandeutungen auf dem Rücken einer äußerst dezent geschaffenen Basslinewand, im Anschluss geht es in Zusammenarbeit mit dem Drumming jedoch erneut weitaus ruhiger zu. Einzig der Klickerrhythmus geht deutlich gestärkt aus dem Kurzbreak hervor, bevor die Melodiearbeit sich im weiteren Verlauf mit durchgreifendem Erfolg im Hinblick auf die sphärische Dichte des Ganzen auf die geheimnisvollen bis zwielichtigen Flächenstrukturen konzentriert. Zusammen mit einer gitarrenähnlichen Tonfolge sowie den bekannten Stimmenflächen wird dabei zunehmend offensiver an der Trackoberfläche gekratzt und schließlich das nächste Break eingeleitet, welches sich als Schlüsselbaustein des Tracks entpuppen soll. Nach einem unaufgeregten Gitarrensolo sind es hier vor allen Dingen die tiefergelegten Vocaleinspieler, welche mit ihrem nicht wirklich irdisch anmutenden Ursprung die Atmosphäre des Stücks nicht nur mit einer klassischen Portion Wehmut verzieren, sondern desweiteren auch noch alternative Breakbeats heraufbeschwören, in welchen es sich ganz formidabel schwelgen lässt. Nicht unerwähnt soll hier auch der folgende Übergang zum Drumming bleiben, ist dieser mittels Fragmentierung der tragenden Elemente doch in seiner simplen Machart zugleich innovativ als auch wirkungsvoll inszeniert, jedoch beruhigenderweise alles andere als aufmerksamkeitsheischend ausgerichtet. Klickernde Patterns, ein herrlich düster brummender Basslineuntergrund sowie kontrastreich helles Flächenschimmern geben im Anschluss den progressiven Ton an, lassen jedoch peu à peu auch die restlichen Melodieelemente in ihren mehr als überzeugenden, deep-sphärischen Kreis. Abgerundet wird der Track durch ein weiteres Kurzbreak mit Breakbeatinstrumentierung, indem sich Vocals, Gitarren, Basslinewand und alternative Pianotöne ein letztes Mal die Klinke in die Hand geben, bevor er schlussendlich mit traumhafter Flächenunterstützung wieder ins All entschwindet. Alles in allem großartiges Progressive-Kopfkino, vor welchem ich mit der von mir selten vergebenen Höchstwertung von 6/6 meinen imaginären Hut ziehen möchte. :yes:

    Griffith Park als zweiter Mitstreiter hat es da naturgemäß schwer, sich ebenfalls behaupten zu können, meistert diese Hürde jedoch überraschenderweise absolut spielend, indem das Stück sich zwar mit einem im direkten Vergleich recht ähnlichen dramaturgischen Verlauf ausstattet, diesen allerdings hinfort von düsteren Gefilden gen einer deutlich frühlingshafter anmutenden Atmosphäre bewegt. Bereits die klickernden Effekte, die die Kickdrum umrahmen, sind hier um einige Ecken schärfer formuliert, ehe alsbald die ersten Flächenanleihen, welche jedoch noch eine zum Original ähnliche deep-mystische Stimmung aufweisen und von einer nicht minder grummelnd geratenen Basslinewand passend unterstützt werden, den Hintergrund bevölkern. Spätestens im anstehenden Kurzbreak erhält diese Entwicklung aber den ersten kleinen Dämpfer, wenn sich eine schnieke, von der Sonne gegerbte Indiegitarrenmelodie für einige Momente an die Spitze der Melodieebene setzt, im Anschluss zusammen mit dem Untergrund jedoch erst einmal der bisher noch nicht vernommenen Wellenbewegung der Basslinewand, alternativen Gitarrenzupfern und ätherischen Stimmenflächen den Vortritt lassen muss. Hat sich diese Formation etabliert, darf auch erstere Melodielinie wieder galant ins Geschehen eingreifen, das verdichtende Element mimen und schließlich ein weiteres Break einleiten. Allein dabei bleibt es nicht, mausern sich die Indiegitarren hierin doch zum dominierenden Melodieinstrument, welchem nach einem optimistisch anmutenden Sololauf nicht nur die Sympathie sommerlicher Vocaleinspieler nur so zufliegt, auch entspannte Breakbeats, alternative Gitarrenbegleitung und spannende Drehwurmeffekte gesellen sich gern dazu, um das Break schließlich mit einer rasanten Anschwellaktion zum Höhepunkt zu führen. Da Kontraste bekanntlich die Sinne schärfen, zeigt sich die anschließende Drummingphase dann deutlich zurückhaltender arrangiert, ist es hier doch vor allen Dingen das interessante Zusammenspiel der düster grummelnden Coldharbour-Basslinewand mit den Leichtigkeit ausstrahlenden Stimmen- und Gitarrenmelodiefragmenten, welches mit zunehmender Dauer wieder mehr und mehr an Raum gewinnt und das Ganze mit seinem frühlingshaften Enthusiasmus in Richtung eines letzten Kurzbreaks erneut in gelungener Manier überstürzen und verdichten kann. Eine weitere Anschwellaktion später gerät der Laut-Leise-Kontrast zwar zum Steigbügel für den anstehenden Rückbau, dies und der Eindruck, dass die hiesigen Vocals schon recht deutlich von BT beeinflusst sind, können allerdings keineswegs die Gesamtbewertung schmälern, welche sich imho bei nicht weniger als verdienten 5,5/6 einpendelt. :D