N’Abend zusammen!
Der ein oder andere mag sicherlich bereits richtig bemerkt haben, dass ich hinsichtlich meiner Postingdichte zur Zeit etwas kürzer trete, dies ist jedoch keinesfalls einer etwaigen wachsenden Missgunst gegenüber dem hiesigen Forum geschuldet, Schuld daran tragen vielmehr deutlich profanere Gründe, bin ich doch gerade dabei, aus beruflichen Gründen nach Frankfurt am Main umzuziehen. Meinem Nicknamen werde ich damit zwar alsbald nicht mehr ganz gerecht werden können, vollständig verschonen werde ich euch mit meinen schwafellaunigen Tellerrandbeiträgen in dieser Zeit jedoch keineswegs, wenn es mir mal wieder in den Fingern juckt. So geschehen in der heutigen Nacht, in der ich eure Aufmerksamkeit unbedingt auf die neue Scheibe des irischen Produzenten Ian O’Donovan lenken möchte, welcher dem Connaisseur sphärisch belasteter Klangwelten progressiven oder technoiden Ursprungs aus dem Umfeld des umtriebigen Bedrock-Labels möglicherweise schon ein Begriff sein könnte. Sein jüngst im April veröffentlichter Two-Tracker erscheint zwar nicht dort, hat sich mit Bio Music jedoch ebenfalls ein Zuhause ausgesucht, das nicht umsonst meinem persönlichen Lauschangriff schutzlos ausgeliefert ist…
Den Anfang macht dabei die Troposphere, welche ihrem vorauseilenden Ruf als wunderbar melodiebesaitetes Kleinod bereits zu Beginn die Ehre erweist und in subtilen Anleihen stakkatierte Tonfolgenwanderungen und deep verankerte Flächenfragmente um sich zu scharen weiß. Die Elemente verharren jedoch keinesfalls in ihrer Nische, sondern präsentieren alsbald zunehmend trackprägender, wenn sie sich mit der gewissen Portion Nachhallaffinität weiter ausstaffieren und zudem einigen alternativen Tonströmungen nun mehr und mehr Raum zur Entfaltung geben. Hierzu gehören im weiteren Verlauf beispielsweise nicht nur unruhig nach vorn ausgerichtete Streicheransätze, sondern auch ein dezenter Basslauf im Hintergrund der stetig in angenehm progressiver Manier anwachsenden Klangdichte, welcher gekonnt den Gleichklang mit dem Auf und Ab der Intensität der Melodieelemente sucht, im Schlepptau desweiteren die deephousig inspirierten Flächenstücke in ihrer leicht mystischen Stimmungsfarbe aus ihrer fragmentierten Umgebung befreit und diese im Vorlauf zum anstehenden Break zu einer weiteren unverzichtbaren Antriebsfeder des Stücks mutieren lässt. Besonders der Kontrast zwischen den tiefenentspannten Flächen und dem vielschichtig galoppierenden Stakkatotönen sei hierbei hervorgehoben, bevor das Ganze mit einem afrikanisch anmutenden Voodoo-Vocalsample ins Break stapft und dort nach anfänglicher Konzentration auf die bekannten Melodieelemente die Szenerie reduziert, die Spannungskurve jedoch unentwegt befeuert, scharrt doch die Initiierung einer wundervollen Synthiemelodielinie in leichter Retrooptik, welche im Folgenden in überaus galanter Manier dem Hintergrund zu entfleuchen gelingt, bereits mit den Hufen. Selbige ruft für meinen Geschmack zwar unweigerlich Assoziationen mit dem großartigen Synthesizer-Pendant aus Guy Gerbers Timing hervor, möchte jedoch bei weitem nicht derart düster ausarten und besitzt somit genug Eigenständigkeit, um den Track in Zusammenarbeit mit den langsam aber sicher erneut dazustoßenden, etablierten Klangstücken sowie dem groovend gehaltenen Untergrund zu einem mehr als gelungenen Finale zu geleiten, währenddessen sich das Ganze mit den mittlerweile noch etwas schärfer zu Tage tretenden Kontrasten auch in atmosphärischer Hinsicht als besonders wertvoll entpuppt. Erst durch die sich allmählich wieder zurück ins Körbchen orientierende Synthiemelodielinie ist das hiesige Stück dann in der Lage, den Fortgang der Dinge zu entschleunigen und sich schlussendlich zu einem würdig progressiven Abgang zu verhelfen, welcher meine vorzeigenswerte 5,5/6er-Bewertung endgültig unter Dach und Fach bringt.
Aquarian auf der digitalen B-Seite versucht dann erst gar nicht, seinem Vorgänger in irgendeiner Form das Wasser reichen zu wollen, und wählt stattdessen einen deutlich entspannter zu charakterisierenden Ansatz für seine zwischen deepen und progressiven Gefilden zu verortende Housemischung. Dafür spricht allein schon die zurückgelehnt sommerlich anmutende Klangmischung aus sanfter Flächenuntermalung und unruhig schwingenden Effekttönen, welche sich im Intro mehr und mehr wellenartig aufschwingt und dabei alsbald nicht nur perkussive Begleitung erhält, sondern sich in Kooperation mit einer subtil agierenden, düsteren Basslinewand als Gegenpol auch in Sachen sphärischer Intensität in angenehmer Art und Weise aufzustocken weiß. Die zwei Minuten „Wartezeit“ bis zum Einsetzen der Kickdrum vergehen somit fast wie im Flug und auch die anschließende Drummingphase, in der sich die Melodieelemente auf kurze, aber prägnante Fragmente beschränken, weicht schneller auf als gedacht, wenn sich aus dem Hintergrund schnell wieder die markante Flächenentspannung heranpirscht und zusammen mit alternativen Stakkatotönen mediterrane Unbeschwertheit heraufbeschwört, bei welcher die Basslinewand in meinen Ohren aber insgesamt leider etwas zu deutlich ins Hintertreffen gerät. Erst im Vorfeld des Breaks ändert sich die Gemengelage, da sich die Flächen kurzzeitig eine verdiente Pause gönnen, bevor sie hierin erneut in voller Montur zur Eroberung der Melodieebene ansetzen, im Vergleich zur Entwicklung im Intro jedoch wenig Neues zu sagen haben. Dies gilt auch für das letzte Drittel des Stücks, welches noch einmal alle Elemente gemeinsam auf die Bühne bittet und ein weiteres Fass voller flächenverliebter Sommersphären aufmacht, ehe ein zurückgelehntes Outro die Szenerie beschließt. Summa summarum kann ich dem Ganzen aber aufgrund kaum vorhandener Ecken und Kanten auf jeden Fall nicht mehr als solide 4,5/6 auf die imaginäre Stirn pappen…
Greetz,
:: der hammer ::