Gui Boratto "Paralelo"

Track Rating
5.4 / 6
(7 Bewertungen)
  • So, dann möchte ich euch meinen ersten Track für das Jahr 2012 vorstellen. Es handelt sich hierbei um das tolle Stück Paralelo vom umtriebigen Brasilaner Gui Boratto.

    Bekannt ist mir bis jetzt nur der Oliver Schories Remix aber dieser hat es absolut in sich!
    Der Track beginnt direkt treibend und baut sich bis zum ruhigen Break mit einer schönen, jedoch simplen Streichermusik richtig schön auf. Die Sounds sind individuell gestaltet und bilden ein harmonisches Gesamtgebilde.

    Nach dem Break geht es dann genau so treibend weiter wie schon zu Beginn, was für mich eine Wertung von hervorragenden 5,5/6 locker zulässt.

    Released wird das ganze am 27.01.2012 auf Parquet Recordings.

  • Damit hier keine Missverständnisse aufkommen, möchte ich kurz anmerken, dass Paralelo im Original von Gui Boratto nicht nur eine recht schnörkellos-technoide Angelegenheit mit überaus überschaubarem Melodieanteil darstellt, sondern desweiteren auch noch keineswegs als taufrisch durchgehen sollte, war das Ganze doch bereits 2007 eine B-Seite des ebenfalls auf Parquet Recordings erschienenen Stücks Tipologia. Demzufolge handelt es sich bei der kommenden Veröffentlichung ausschließlich um eine Remix-EP, auf welcher die drei Protagonisten Oliver Schories, Solee und Boss Axis allerdings mit ihren Interpretationen einen mehr als überzeugenden Arbeitsnachweis abliefern, wie ich finde - alle Lobpreisungen über die zu vernehmenden Melodiestrukturen also bitte unbedingt an die Adresse der Remixer richten! ;)

    Dem Oliver Schories Remix gebühren dabei beispielsweise die Lorbeeren für den leicht melodramatisch geratenen Streicherpart, welchen dieser dem geneigten Hörer ab dem Break auf dem guten alten Silbertablett serviert, während die elektroid beeinflusste und angenehm bratzig auftretende Stakkato-Bassline wiederum nicht auf Schories‘ Mist gewachsen ist, sondern in dieser Form aus dem Original übernommen wurde. Im Gegensatz zu letzterem zeigt sich dafür der restliche Untergrund keinesfalls minimalistisch schweigend, sondern artgerecht angereichert durch allerhand subtile Tonfolgenfragmente, welche zusammen mit einer langsam aber sicher anschwellenden Basstonwelle den zunehmend verdichteten Weg in Richtung mystischer Unnahbarkeit vorausplanen, ehe das bereits angesprochene Break in die Szenerie eingeflochten wird. Dabei machen die majestätischen Streicherklänge nicht nur in Solomanier, sondern auch in Kombination mit den düster drückenden Basslinefragmenten eine gute Figur, müssen sich mit der Rückkehr des Drummings jedoch zunächst noch gedulden, bis sich die dezente Hintergrundausstattung aus Melodiespielereien und Basswand erneut etabliert hat, ehe auch sie ein weiteres Mal angreifen und die hiesige Überarbeitung in sphärisch erhabener Dunkelheit durch die finale Stimmungsverdichtung geleiten können. Alles in allem gewohnt hochwertige Kost aus dem Hause Schories, welche ich dementsprechend mit nicht weniger als 5/6 entlohnen möchte.

    Die wahre Entdeckung der EP stellt für mich jedoch der großartige Solee Remix dar, welcher das funktionale Original in eine äußerst spannungsreiche Form aus Atmospheric Techno und Progressive House gießt. Nicht nur, dass der Parquet-Labelchef die Boratto-Bassline mit herrlich groovenden Zutaten exzellent verfeinert, auch die Entwicklung innerhalb der alternativen Melodiegestaltung kann sich absolut sehen lassen: Beschränkt sich selbige zunächst noch auf technoide Effekteinwürfe und deephousig inspirierte Flächenstücke, schraubt sich das Ganze im weiteren Verlauf sukzessive über kaskadenartige Stakkatotöne hinauf zur gepflegten Salve aus wabernden, an- und abrollenden sowie durch den Effektwolf geprügelten Synthietonfolgen. Als tragendes Element kristallisiert sich dabei eine in typischer Solee-Manier fragmentierte Melodielinie heraus, welche insbesondere mit Hilfe ihrer vielen verschiedenen Gesichter – mal stakkatiert, mal flächig, mal Alternativtöne aussendend – für diese Rolle prädestiniert erscheint. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass jene auch im Break die Hauptrolle für sich pachtet, dabei jedoch nie den Fehler macht und die Holzhammermethode auspackt, sondern stets in ihrer ganz eigenen, geheimnisvollen Sphäre umherkurvt. Eine interessante Anschwellaktion später erwartet den gemeinen Hörer zur Beruhigung zwar wieder das herausragend groovend angelegte Drumming, welches von vom Beginn bekannten, spannenden Einwürfen begleitet wird, der Remix weiß sich jedoch im weiteren Verlauf in progressiver Manier auch ohne das Melodiewabern aus dem Break stetig zu verdichten und besitzt sogar noch die Chuzpe, auf dem Höhepunkt das abgründige Melodieunikum aus dem Original gekonnt in den sphärischen Ring zu schicken. Nichtsdestotrotz ist von Gui Borattos Track hier noch weniger herauszuhören als im Vorgänger, was mich erst recht darin bestätigt, für diesen eindrucksvollen Remix die 5,75/6 aus dem Keller zu holen. :yes:

    Deutlich deeper geht es zum Abschluss dann der Boss Axis Remix an, welcher sich nicht nur einen dezent klickernden Untergrund besorgt, sondern auch in Sachen melodischer Ausarbeitung einige Raffinessen auf Lager hat. Dazu gehört minimalistisches E-Gitarrenzupfen ebenso wie langsam aber sicher aus dem mit einer düster brummenden Basslinewand überaus hörenswert bestückten Hintergrund herausschleichende Flächenanleihen, wobei hier insbesondere das zweite Kurzbreak (in der beschnittenen Hörprobe) sowie die Phase im Anschluss an dieses zu nennen sind. Aus einer äußerst deep ummantelten Vorgeschichte schiebt sich hierbei unscheinbar, aber galant die flächige Melodielinie in die hauseigenen Gehörgänge, um sich dort zusammen mit dem düster grummelnden Untergrund und den schlitzohrigen Gitarrenklängen in Schwäbisch-Hall-Manier einzurichten. Im Gegensatz zum Vorgänger wirkt die hiesige Überarbeitung zwar nicht annähernd so mitreißend, dafür kann sie vor allen Dingen in Sachen smoother Klanggestaltung und sphärischer Tiefe punkten sowie mit ihrem Potenzial für die Untermalung vorgerückter Stunden nicht minder verdiente 5/6 einheimsen.

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (13. Januar 2012 um 00:13)

  • Eine sehr gelungene Remix EP.

    Der Oliver Schories Remix überzeugt auf der ganzen Linie, besonders das Break kommt hier sehr gut rüber, aber auch die beiden anderen Mixe überzeugen so das für das Gesamtpaket locker 5/6 Punkten möglich sind