Aril Brikha "Palma EP"

Track Rating
4.0 / 6
(3 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Bevor ich im noch überaus grün hinter den Ohren dreinschauenden Jahr Zwanzigwölf zu meinem Tagesgeschehen des schwafelnden Rezensierens übergehe, möchte ich mich doch keineswegs davor drücken, der gesamten Stammbelegschaft des Forums erst einmal alles Gute für die anstehenden zwölf Monate mit 2012er-Etikettierung zu wünschen. Möge unser gesunder Enthusiasmus in musikalischer Hinsicht auch weiterhin blühen und dafür sorgen, dass wir wieder die ein oder andere akustische Perle in unser Herz schließen können. Die neueste Platte des schwedisch-iranischen Produktionsspezialisten für melodieselige Zwitter aus Detroit Techno und Progressive House namens Aril Brikha ist bei mir beispielsweise auf dem besten Weg dorthin, um die äußerst pathetische Wortwahl zum Jahresbeginn weiter zu bemühen. Für den Nachfolger der herausragenden „Forever Frost EP“ aus dem letzten Frühjahr hat der Gute auf seinem Label Art Of Vengeance im Dezember wieder einmal drei frische Tracks um sich geschart, für welche er anscheinend das siebtzehnte deutsche Bundesland als Inspirationsquelle genutzt hat, schenkt man den Titeln der Stücke auf der Palma EP eine überdurchschnittliche Portion an Aussagekraft. Hörempfehlungen gehen dennoch explizit nicht an den typischen Malletouristen, sondern eher an alle wagemutigen Tellerrandbesucher sowie altehrwürdigen Sympathisanten der Brikha’schen Klanggemälde raus, auch wenn das Trackpaket meines Erachtens insgesamt betrachtet dann doch nicht ganz heranreicht an die Qualität der letzten EP. MAZ ab!

    Mit dem besonderen Auge in Sachen Effekt- und Klickerreichtum zeigt sich in den ersten Sekunden der Titeltrack Palma ausgestattet und schickt dem geneigten Hörer nach der ersten dezenten Anschwellaktion sogleich eine wunderbar groovend geratene Bassline hinterher. In Kooperation mit zurückhaltendem Tonstottern im Hintergrund, welches es jedoch faustdick hinter den Ohren hat und alsbald bereits ein recht offensiv ausgelegtes Synthie-Ausrufezeichen in Richtung große Bühne katapultiert, gerät dabei auch das Tanzbein immer deutlicher in Wallung, während das soeben initiierte Melodiefragment sich nun mehr und mehr ein stetig zwischen elektroider Anspannung und angenehmer Deepness changierendes Intensitätswechselspiel gönnt und hinter der nächsten Ecke schon das nächste Fass voller Alternativmelodiefolgen aufgemacht wird. Beeinflusst von der aus Trancegefilden bekannten Arpeggio-Thematik, diese allerdings deutlich weniger starr angehend, spielen sich die Tonfolgenfragmente gegenseitig die sphärischen Bälle zu und sind dabei in bekannt progressiver Manier imstande, die Spannungskurve des hiesigen Stücks mit einer konstanten Steigung zu segnen. Dies beinhaltet jedoch keinesfalls, dass die Melodieelemente stets in derselben Formation auftreten, denn angestachelt vom unentwegt klickernden und groovenden Untergrund sind es vor allen Dingen die vielen Führungs- und Instrumentierungswechsel, welche der leicht mystisch geratenen Stimmung des Tracks genug Nährboden bieten, um sich zu verdichten. Die veranschlagte Abstinenz von jeglicher melodischer Andeutung im Mittelteil des Ganzen versteht sich da nur als Tropfen auf dem heißen Stein, dauert es doch nicht allzu lang, bis die ersten repetitiven Tonfolgeneinwürfe die kurzzeitig entspannte Ruhe vor der zweiten Melodieinvasion zu durchbrechen planen. Denn auch wenn sich diese Entwicklung zunächst noch auf den Drumminghintergrund beschränkt, mit Hilfe der bekannten offensiven Synthie-Spitzen ist der Weg nicht mehr weit bis zur nächsten Eroberung des Trackruders. Abgerundet durch ein Kurzbreak im letzten Drittel, welches der Hörerschaft für Brikha-Verhältnisse noch einmal erstaunlich angriffslustig die Tonfolgenfragmente um die Ohren klatscht, steht der äußerst klickernd gehaltene Rückbau schließlich bereits in den Startlöchern, um stattliche 5/6 für dieses bemerkenswert trancige Machwerk einzuheimsen. :yes:

    Weitaus weniger offenherzig als sein Vorgänger geht im Anschluss das nach dem idyllischen Fischerörtchen Porto Colom an der Ostküste von Mallorca benannte Stück seine Sache an. In typischer Brikha-Manier arrangierte Melodiefetzen mäandern hier durch ein wunderbar stur groovendes Drummingbett, atmen da und dort eine bekömmliche Prise Melancholie ein und sind somit in der Lage, die von ihnen heraufbeschwörte Deepness in bester Hanglage mit Meerblick zu positionieren. Zu Beginn liegt der Fokus zwar naturgemäß auf der perkussiven Ausgestaltung des Ganzen, diese präsentiert sich mit ihren vielfältigen Klickereffekten und Andeutungen von Donnergrollen jedoch dermaßen detailverliebt ausgearbeitet, dass der gemeine Hörer erst gar nicht dazu verleitet wird, seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu lenken. Wenn dann noch ein saftig schiebendes Basslinefragment dazustößt und die ersten zwielichtigen Melodieschimmer in wunderbar subtiler Art und Weise in Richtung Trackoberfläche schielen, ist es mit jedem Freund des virtuos inszenierten Minimalismus (wie auch meine Wenigkeit sich ab und an selbstgefällig titulieren würde ;)) geschehen. Tiefergelegte Melodietupfer aus deephousigen Territorien in der Hand von schlenkernden Effekttiraden, sporadisch eingeworfene Flächenstücke angenehm kontrastreich-warmherziger Natur sowie den langen Weg aus Detroit auf sich genommene Tonfolgenfragmente bestimmen die Entwicklung des Ganzen, welches hinsichtlich seiner sphärischen Intensität durch das langsam aber sich verdichtete Zusammenspiel der Elemente immer vereinnahmender, wenn nicht gar leicht hypnotisch auf die Hörerschaft einwirkt. Im Mittelteil verlieren sich die Melodieschleier zwar zunehmend wieder in den Weiten der groovenden Drumminglandschaft, hier ist jedoch ebenso die Geburtsstätte weiterer alternativer Melodielinien zu verorten, welche sich nach kurzzeitiger Durststrecke peu à peu als führend innerhalb der Tonfolgenschar etablieren. Das herrlich leicht melancholisch zu charakterisierende Zusammenspiel mit den alsbald ebenfalls wieder in der Peripherie des Tracks eingesammelten restlichen Melodieelementen leidet darunter natürlich keineswegs, sodass auch im letzten Drittel noch einmal ein wunderbar atmosphärischer Höhepunkt irgendwo im Grenzgebiet zwischen Nachdenklichkeit und Entspannung angepeilt wird. Summa summarum haben wir es daher hier mit einem Stück zu tun, das sein Potenzial sicherlich am eindrücklichsten zu vorgerückter Stunde entfalten dürfte und von meiner Seite aus auf jeden Fall mit nicht weniger als überzeugenden 5,5/6 bedacht werden möchte.

    San Agustín als Dritter im Bunde wählt dann im Vergleich mit seinen beiden Vorgängern zwar eine deutlich melodieresistentere Herangehensweise, muss dadurch allerdings konsequenterweise nicht gänzlich auf eine dezente sphärische Komponente verzichten. Genauer gesagt versucht das Stück (mal mehr, mal weniger erfolgreich), letztere mit Hilfe eines schön düsteren Basslinefragments ins Haus zu locken, wahre Durchschlagskraft strahlt dieses Vorgehen in meinen Ohren aber dennoch nicht aus. Eine hörenswert tänzelnde Kickdrum sowie an das Eingießen von Flüssigkeiten in ein Glas und entferntes Donnergrollen erinnernde Effekteinwürfe prägen dabei die ersten Augenblicke, bevor die angesprochene Bassline in noch recht zurückhaltender Manier den Untergrund groovend ausfüllt und zusätzlich einige hektische Stottertöne um sich schart. Ein erstes Kurzbreak lässt dann aber etwas in die düstere Seele des Stücks blicken, legt das Basslinefragment doch während einer leicht elektroid inspirierten Anschwellaktion einen fließenden Übergang in Richtung Acid-Gefilde hin, um im nächsten Moment in Zusammenarbeit mit dem restlichen Drumming aber wieder in seine ursprüngliche Form gegossen zu werden und den Anschein zu erwecken, der vorangegangene Ausbruch wäre nie geschehen. Bis zum Mittelteil regt sich dann in diesem Stück, welches gehörig seine Monotonie pflegt, in der Tat nichts mehr, die dort angeregte nächste Verwandlung der Bassline gleicht der ersten zudem wie ein Ei dem anderen, sodass der geneigte Hörer schließlich bis fast zum letzten Drittel warten muss, bis ein weiteres Quasi-Break etwas Fahrt aus dem Ganzen herausnimmt und sich dabei vermeintlich ungestört einen Humpen füllt, ehe zumindest auf der Zielgeraden einige acid-lastige Zusatzbasstöne immer mal wieder für ein wenig Abwechslung in der monotonen Prärie sorgen. Insgesamt gesehen überwiegt daher dann doch der Eindruck einer überaus perkussiven Ausrichtung, mit welcher der Track für meinen Geschmack nicht mehr als solide 3,5/6 erwarten kann. :hmm:


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Hui, kannst Du mir ausnahmsweise noch mehr Absätze einbauen? Ich mache es ungern darum zu bitten, aber ich würde es wirklich gerne komplett lesen. Die Textwand ist aber leider anstrengend, sei mir nicht böse :no:

  • bei allem respekt vor diesm mann aber san agustin ist mal sowas von monoton... da passiert ja die ganze zeit einfach mal überhaupt rein garnichts...

    porto colom gefällt mir ebenfalls nicht wirklich. ebenfalls sehr monoton. klar, der track grooved richtig geil, bass und drumming sind allererste sahne. aber wie sehr habe ich mir ein tolles break gewünscht, leider nichts dergleichen...

    palma gefällt mir ganz gut, die schrägen synths, die irgendwie harmonieren und irgendwie auch disharmonieren, sind richtig cool, schöne spannungskurve.

    insgesamt 4/6 hab mir mehr versprochen.

  • Drauf hat es der Aril Brikha definitiv, das hat er ja bereits mit vielen Tracks bewiesen. Aber hier? Hm, ich weiß nicht so recht. Nett sind die Tracks ja, aber flashen tut mich davon keiner so wirklich. Keine Ahnung, vielleicht müsste ich die Nummern auch einfach öfters hören oder mal in einem Set erleben. Momentan würde ich die Nummern als durchschnittlich bezeichnen.