N’Abend zusammen!
Was bin ich vor zwei Jahren angesichts des Debütalbums des italienischen Produzenten Paolo Alberto Lodde alias Dusty Kid doch ins Schwärmen geraten! Angeführt von America, dieser ganz und gar herausragenden, epischen Ode an die Techno-Freude, brachte es der Mittelmeeranrainer dabei aus dem Stand fertig, ein wunderbar heterogenes und in sich stimmiges Opus zu erschaffen, das den geneigten Hörer selbst beim zigsten Durchlauf ohne Umschweife mit auf eine wunderbar abwechslungs- und facettenreiche Reise zu entführen in der Lage ist. Letzterer Umstand wird zwar heutzutage auf unzähligen Promobeipack-Waschzetteln der Plattenfirmen leider geradezu inflationär als Floskel für fast jedes Album missbraucht, bei „A Raver’s Diary“ passte die Formulierung dennoch ausnahmsweise einmal wie die Faust aufs Auge, um mal kurzzeitig im Phrasenbereich zu verbleiben. Warum ich all diese (mehr oder weniger bekannten) Kamellen noch einmal aufwärme, dürfte der aufmerksame Leser sicherlich schon längst erahnt haben, hat Dusty Kid mit Beyond That Hill doch vor einigen Wochen bereits das Nachfolgemachwerk ins Rennen geschickt, welches seinem Vorgänger meines Erachtens in keinster Weise nachsteht, wie die sich mehr und mehr ausbreitenden Hörproben der insgesamt acht neuen Stücke (hüben wie drüben) eindrücklich unter Beweis zu stellen vermögen. Erneut setzt der von der eindrucksvollsten und schönsten Insel des Mittelmeers, dem kleinen Kontinent Sardinien, stammende Signore Lodde auf eine hervorragende Genremischung, welche sich insbesondere durch ihre teilweise fast schon trancig anmutende Melodieverliebtheit in Herz, Seele und Tanzbein der Hörerschaft spielt, jedoch zwischendurch ebenfalls nicht davor zurückschreckt, den technoiden Knüppelstab (in Gestalt von „Polybolo“) auszupacken. Neben repetitiven Tonfolgenstrukturen im Progressive-House-Umfeld wie bei „Nora Nights“, „Jknoussa“ oder der als Vorabsingle bereits bekannten 15-Minuten-Hommage an die sardische Spinnengattung „Argia“ hat sich der Gute mit „That Hug“ als Abschlusstrack mal wieder die ganz große sphärische Geste vorgenommen und in größenwahnsinnigen 23½ Minuten Spielzeit eine derartige Menge Trance in Reinform (+ Acid) eingesponnen, dass jegliche Größe dieser Szene sicherlich vor Neid erblassen dürfte. Als weiterer Glanzpunkt des Ganzen sollte zudem unbedingt das immer mal wieder durchscheinende organische Instrumentarium erwähnt werden, welches in Form von Gitarren, Mundharmonika, Glockenspiel und Klarinette besonders Tracks wie „Cheyenne“ und „Chentu Mizas“ das gewisse Extra verleiht, wobei Dusty Kid letzterem folkig inspirierten Stück schon wie bei „Nemur“ auf dem letzten Album seine Stimme leiht. Summa summarum haben wir es hier für meinen Geschmack auf jeden Fall mit einem weiteren absoluten Glücksgriff für das Kölner Label Boxer Recordings zu tun, welcher so weit von einem Abklatsch von „A Raver’s Diary“ entfernt ist wie Lady Gaga von Authentizität und daher baldigst sowie unweigerlich den Weg in mein CD-Regal finden wird. Einzig das komplett schwarz gehaltene Cover hätte ruhig etwas kreativer gestaltet werden können…
Tracklist
01. Nora Nights
02. Jknoussa
03. Argia
04. Chentu Mizas
05. Beyond That Hill
06. Polybolo
07. Cheyenne
08. That Hug
Greetz,
:: der hammer ::