Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Oder sollte ich angesichts des in den folgenden blumig arrangierten Zeilen im Vordergrund stehenden Produzenten lieber sagen: N’To zusammen!? Selbigen apostroph-zugeneigten Künstlernamen hat sich schließlich ein mir bis vor kurzem noch nicht über den Weg gelaufener, 26jähriger Franzose verpasst, der meine Gehörgänge jüngst mit einer gelungenen EP auf Ryan Davis‘ empfehlenswerten Label Klangwelt nachhaltig zu ködern wusste. Allzu viel konnte ich allerdings nicht über den aus Marseille stammenden jungen Mann in Erfahrung bringen, in seiner kurzen Biographie auf Soundcloud ist aber immerhin zu erfahren, dass der Gute seit 2004 dem Produzieren elektronischer Musik verfallen ist, wobei solch großartige Leute wie James Holden, Extrawelt, Stephan Bodzin sowie das Kollektiv Turmstraße als größte Einflüsse zu nennen sind, seine musikalische Früherziehung jedoch durch Gitarrenunterricht und Rock aus den 70ern geprägt war. Sein Klangspektrum, welches er bereits auf mehreren kleinen Labels zur Schau stellen durfte, zeigt sich vor allen Dingen von minimalen und technoiden Charakterzügen durchzogen, verzichtet jedoch nie darauf, eine gepflegte Portion melodischer Raffinessen mit dem gewissen sphärischen Etwas in diese Mischpoke einzumischen, wie anhand der insgesamt vier spannenden Stücke der Noune EP nachgehört werden kann. Tellerand des Forums, ick hör dir trapsen!

    Den überzeugendsten Part übernimmt dabei Le Chat, welches vor allen Dingen mit dem Umstand überzeugen kann, dass seine markant stakkatiert auftretenden Melodiestrukturen in einer äußerst druckvoll ausgerichteten Drummingkonstellation untergebracht sind, welche den geneigten Hörer mit ihrer effektreichen Detailverliebtheit nicht umsonst leicht an die Klangwelten eines Max Cooper erinnern mag. Nach wenigen Momenten Einwirkzeit rollt hierbei schon eine herrlich tiefergelegte Bassline in den Untergrund, um das Ganze mit stetig steigender Geschwindigkeit unverkennbar in Richtung äußerst düsterer Gefilde zu lotsen. Dass Intensitätsmessgerät und Effektdichte während dieser Entwicklung immer deutlichere Ausschläge nach oben aufweisen, liegt jedoch nicht minder im Verantwortungsbereich der ersten Melodieandeutungen, die sich langsam aber sicher aus ihrer Kinderstube davonstehlen können und sich im Break schließlich in Form einer mystisch angehauchten Tonfolge endgültig in Stellung bringen können, nachdem sich ihr Anbahnen noch in wesentlich flächigeren Bahnen vollzog. Verständlicherweise meldet nach dieser überzeugenden Solofahrt auch das Drumming alsbald wieder Ansprüche auf eine Rückkehr in den Track und verbindet sich daher im Folgenden in geschmeidiger Art und Weise mit der Melodieebene, mit welcher es sich in wunderbar progressiver Art und Weise peu à peu zu verdichten weiß. Besonderes Augenmerk verdient dabei eine grollend anschwellende Basslinewand, welche das Ganze gen sphärischen Höhepunkt bewegt, ehe ein zweites Break das Konstrukt des Stücks erst einmal hübsch implodieren lässt. Einem Augenblick der Field-Recordings-Stille folgt jedoch recht schnell die Wiederauferstehung – zunächst geht diese zwar noch mittels subtil schimmernder Flächenstücke vonstatten, im weiteren Verlauf entfalten diese allerdings in Kooperation mit dezenten Effektierungen wahrhaft epische Ausmaße, ehe das letzte Drittel sich noch einmal ganz auf das Drumming mit seiner herzhaft düster grummelnden Bassline stürzt und letztlich die Vergabe leicht euphorisch beeinflusster 5,5/6 untermauert. :yes:

    Django dagegen bewegt sich im Vergleich dazu auf deutlich deeperen Schienen, womit sich der Track zwar nicht annähernd so energiegeladen wie sein Vorgänger präsentiert, mit seinem groovenden Ritt durch die stockdunklen Gemächer zwischen Progressive und Deep House jedoch immer noch genug sphärische Ausdrucksstärke besitzt, um sich spielend leicht aus der grauen Masse hervorzuheben. Mit ordentlich Nachhall versehene Effekteinwürfe, techig inspirierte Tonanklänge und eine druckvoll nach vorn ausgerichtete Bassline stellen dabei das Grundgerüst des Tracks dar, welcher mit zunehmender Dauer immer intensiver von seinen Klangflächenfragmenten aus Detroit nascht, ehe in und im Anschluss an ein Kurzbreak im Mittelteil die Kontraste geschärft werden, wenn sich eine durch ihre helle Klangfärbung wesentlich wärmer wahrgenommene Melodielinie inklusive passabler Begleittöne an die Spitze des Feldes setzt. Und auch wenn es im Hintergrund weiterhin noch leicht brodelt, die Herabstufung der bisherigen Melodieelemente missfällt mir in dieser Entwicklung etwas, ist das Stück doch bis zum Schlusspunkt meines Erachtens leider nicht mehr in der Lage, die sphärische Tiefe vom Beginn zu reanimieren. Sicherlich spricht die Wandlungsfähigkeit der Tonfolge – mal glockenklar, mal flächiger interpretiert, im weiteren Verlauf hin zu einem interessanten Wechselspiel aus Accelerando und Ritardando – für sich, insgesamt gesehen hätte man hier für meinen Geschmack aber mehr als „nur“ solide 4,5/6 herausholen können.

    Wiederum mehr Fokus auf eine verspieltere Ausarbeitung seiner Melodietöne hat Ekphrasis gelegt und sich dabei zudem im Gegensatz zu seinen beiden Vordermännern ein minimalistischeres Äußeres verpasst. In seiner Funktion als Dreh- und Angelpunkt sollte hier vor allen Dingen ein stakkatiertes Melodiefragment erwähnt werden, welches im Intro noch als unruhige Fläche auftritt, in Kooperation mit einem knochentrocken klickernden Drumming allerdings zunehmend aus der Reserve gelockt werden kann und im weiteren Verlauf aufgrund zur Genüge vorhandenen Raums zur Entfaltung schließlich zum tragenden Element mutiert. Behilflich in dieser verantwortungsvollen Position kommt der Tonfolge ihre Vorliebe für eine immer wieder an- und abschwellende Instrumentierung zugute, wobei erst mit einer alsbald initiierten, jedoch recht bedeckt gehaltenen Basslinewand der Weg in Richtung sphärisch mystischer Gefilde erkennbar wird. Diese Entwicklung setzt sich auch im weiteren Verlauf des Stücks – nur unterbrochen von einem melodiestottrigen Kurzbreak – fort, sodass die Melodietöne zunehmend dominanter, flächiger und beunruhigender die große Bühne bespielen, während der Untergrund sich weitgehend zurückhält und nur mit einzelnen Effektwolken das Geschehen an der Oberfläche zu befeuern in der Lage ist. Abgerundet durch eine letzte Solofahrt der charakteristischen Tonfolge im Outro wird die Sicht schlussendlich freigegeben auf alles andere als minimalistische, vielmehr überaus überzeugende 5/6.

    Pinkmail als Letzter in der Runde möchte es in Sachen Deepness dann noch einmal mit „Django“ aufnehmen. Da das im hiesigen Stück ausgearbeitete Ambiente auf meine Ohren ausgereifter wirkt und zudem nicht allzu viel hell instrumentierten Krimskrams mit sich herumschlört, kann das Ganze sich stattdessen auf das konzentrieren, was es am eindrucksvollsten über den Äther zu jagen imstande ist: Abgedunkelte Klangsphären voller zwielichtiger und tiefgehend melancholischer Zwischentöne, welche als passende Untermalung eines Novembers, der nicht so anormal sonnig ausfällt wie der jetzige, bestens geeignet wären. Aus schimmernden Tonanleihen und gelegentlichen Flächenfragmenten kristallisiert sich hier dann auf Basis eines unaufgeregt klickernden Untergrunds in wunderbar progressiver Machart eine Art düsteres Tonflackern heraus, welches dafür sorgt, dass das Ganze zur Freude eines jeden deep interessierten Hörers stetig intensiver seine Klangfarben darbieten kann. Aufgrund der vielseitigen Intensitätswandlungen und Arrangementwechsel des beschriebenen Tonflackerns, welches in mehreren Kurzbreaks immer mal wieder über sich selbst hinauswächst und zu einer prägenden Säule der Melodieebene des Ganzen avanciert, werden zudem jegliche mit der sogenannten Langeweile in Verbindung stehende Vorwürfe galant abgewehrt. Und auch die gewisse Note Humor, wenn die Melodietöne im letzten Kurzbreak langsam aber sicher zu einem klassischen Besetztzeichen mutieren, sollte nicht vergessen werden, ehe das Stück mit einem monotonen Pendant aus dem Blickfeld stapft und die bereitstehenden 5,25/6 mit unterkühlter Mimik entgegennimmt. ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::