Gui Boratto "III"

Track Rating
5.3 / 6
(3 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Nachdem seit den grandiosen Vorgängeralben "Chromophobia" und "Take My Breath Away" mittlerweile schon wieder vier respektive zwei Jahre ins Land gegangen sind, steht nun _endlich_ der dritte Streich des brasilianischen Ausnahmeproduzenten Gui Boratto in den Startlöchern. Bereits in respektabler Manier angekündigt durch den vor wenigen Wochen veröffentlichten Two-Tracker aus dem herrlich düster stampfenden The Drill und dem nicht minder zwielichtigen, aber feinsinniger arrangierten Stems From Hell gesellen sich nun noch insgesamt neun weitere Tracks zu den beiden bekannten Stücken, um das schlicht ergreifend, minimalistisch und stoisch III betitelte Album zu komplettieren. In diese Richtung tendiert die Covergestaltung (weiße römische "3" auf schwarzem Untergrund) glücklicherweise ebenfalls überaus eindeutig und bietet ein angenehmes Kontrastprogramm zum Photoshop-Desaster des letzten Longplayers. In musikalischer Hinsicht wird dem geneigten Tellerrandsympathisanten auf jeden Fall erneut ein regelrechtes Sammelsurium an Genreeinflüssen geboten, welches von klassischem Techno über progressive, trancige und minimale Gefilde bis hin zu New Wave reicht. Für meinen Geschmack besonders eindrucksvoll sind in diesem Zusammenhang die düster-treibenden Basslinien und psychedelischen Synthie-Einsätze in The Striker sowie im großartigen Schlusstrack This Is Not The End gelungen, welcher mit den mystisch anmutenden Vocals von Borattos besserer Hälfte Luciana Villanova ein subtilerer kleiner Bruder von Beautiful Life und No Turning Back sein könnte. Spannende Klangwelten, ein vielfältiges Arrangement und allerhand Finessen für das hauseigene Kopfkino bieten jedoch auch die restlichen Stücke in formidabler Art und Weise und reichen von eher zurückhaltend-ambienten Strukturen im Opener Galuchat und Trap über progressive Melodieschmankerl wie Flying Practice, The Third oder Soledad bis hin zu clubaffineren Momenten wie in Talking Truss oder dem wunderbar vocalfetzendurchzogenen Destination: Education. So vielseitig das Album auch geworden ist, ein gehaltvoll dunkler Grundtenor zieht sich dann doch durch sämtliche Stücke und eröffnet dem gemeinen Hörer erst im letzten Track so etwas wie ein optimistisches, offenes Ende. Wer mit diesem Umstand nicht zu verschrecken ist, dem bisherigen Oeuvre des Architekten aus São Paulo sowieso nicht wirklich abgeneigt gegenübersteht und mal wieder ein von der ersten bis zur letzten Sekunde fesselndes sowie erlesen produziertes elektronisches Album mit dezenten organischen Anleihen erleben möchte, sollte der am 30. September offiziell auf Kompakt - Cologne's finest - erscheinenden Trackkollektion unbedingt seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit schenken. Meine hat Boratto auf jeden Fall schon seit Jahren sicher und dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch mit "III" wieder einen exponierten Platz in meinem CD-Regal ergattern. :yes:


    Tracklist

    01. Galuchat
    02. Stems From Hell
    03. Striker
    04. The Drill
    05. Flying Practice
    06. Trap
    07. Soledad
    08. Destination: Education
    09. Talking Truss
    10. The Third
    11. This Is Not The End (feat. Luciana Villanova)

    :huebbel:


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (21. September 2011 um 20:54)

  • Ein gutes Album. Ich hab mich zwar erstmal reinhören müssen, aber es steht den beiden Vorgängern in nichts nach. Der Brasilianer liefert einfach stetig Qualität und deshalb feier ich ihn auch so sehr. :huebbel:

  • So, ich habe mir die Tage auch diesen recht netten Silberling gegönnt.

    Ich finde "III" wirkt irgendwie noch runder und ausgereifter als seine beiden Vorgänger. Es schafft schon, wie bereits von Hammer erwähnt, eine recht düstere Atmosphäre, die ja irgendwie zur aktuellen politischen Lage passt und die wohl auch ein Fingerzeig zu eben dieser sein soll.

    Herr Boratto zieht hier gekonnt einen schönen Spannungsbogen von clubtauglichen Tracks, über progressive Melodiekollagen hin zu düster groovenden Nummern.
    "This is not the end" setzt einen schönen Schlusspunkt und soll wohl auch zeigen, dass es zwischen all der momentanen Dunkelheit auch noch Hoffnung gibt. :yes:

    Meine Wertung: Ganz klare 6/6.