N’Abend zusammen!
Vielleicht hat es noch nicht jeder mitbekommen, aber auf dem Tellerrand der hiesigen Tracksrubrik herrscht seit dieser Woche wieder mal Feststimmung in ihrer reinsten Form. Schuld daran trägt natürlich vor allen Dingen das seit Montag endlich auch offiziell erhältliche, neue Lebenszeichen des Ausnahmeproduzenten Sasha, welches der Mann von der Insel womöglich auch am letzten Wochenende schon gepflegt in sein Set in der Berliner Panoramabar einfließen ließ. In Gänze hört das taufrische Machwerk auf jeden Fall auf den Namen Cut Me Down und stellt nicht nur die erste Eigenproduktion seit der grandiosen „emFire“-Zeit 2007/08 (u.a. mit Coma und Who Killed Sparky?), sondern nach zehn Jahren auch den ersten Track dar, welchen Sasha in der Tat mit einer Gesangsstimme versehen hat. In diesem Fall zeigt sich der schwedische Sänger Krister Linder für die Vocals verantwortlich, während der digitale Vertrieb von Sashas neuem Label Last Night On Earth, auf welchem der britische Ausnahmeproduzent im Gegensatz zu „emFire“ nicht nur eigene Stücke, sondern auch aufstrebende Talente mit ihren Produktionen fördern möchte, übernommen wird. Da zudem ein Remixcontest für Jedermann in den letzten Wochen im Gang war, findet sich bei diversen Portalen zwar eine unüberschaubare Anzahl an Überarbeitungen von Cut Me Down, das Original jedoch nur als halbwegs passable Premierenaufnahme während einer Pressekonferenz von Sasha auf Ibiza, nichtsdestotrotz wird bereits hierbei mehr als deutlich, dass der Gute in der Zwischenzeit nichts von seinem Gespür für die ätherische Vermischung von progressiven, technoiden und trancigen Einflüssen verloren hat.
Letztere lassen sich im Original Mix beispielsweise schon im überaus atmosphärisch und ambient gehaltenen Intro erhören, wenn sich eine wunderbar epische Flächenwand in Schale wirft und in ihrer spätsommerlich-melancholisch anmutenden Akkordfolge zunächst nur von dezenten Alternativtonspielereien auf ihrem Thron bestaunt wird. Im Laufe der Zeit kann sich jedoch vor allen Dingen eine tröpfchenartige Melodielinie in harmonischer Weise zur Flächenwand in Szene setzen und nach etwa zwei Minuten die erste spannende Wendung in diesem Stück einleiten, indem sie ein monoton groovendes Basslinefragment an die Stelle der Melodieebene hievt, damit aber auch selbst vor die Hunde geht. Diese Entwicklung sollte von allen Melodiefanatikern allerdings nicht wirklich als fatal betrachtet werden, erhält der Track doch nun die Möglichkeit, mit der progressiven Entfaltung eines herrlich nach vorn drückenden Untergrunds ein überaus gelungenes Kontrastprogramm in düsteren Klangfarben zu den sich später im Trackverlauf allmählich wieder dazugesellenden Tonfolgen zu entfalten. Zunächst hat sich der Fokus jedoch auf die zugleich brodelnde und groovende Zusammenarbeit der Drummingelemente verlagert, welche insbesondere in Kooperation mit den alsbald vom Stapel gelassenen Vocalparts von Krister Linder, der mich in seiner Intonation etwas an Sting erinnert, zu gefallen wissen. Angereichert mit der gewissen Portion Nachhall übernehmen diese nun erfolgreich die Arbeit an der sphärischen Front, welches für den geneigten Hörer natürlich keine Überraschung darstellt, erwartet er in einem Sasha-Track doch zu Recht alles andere als 0815-Katzenjammer à la … (hier bitte beliebigen Vocalpop ehemaliger Szenegrößen aus dem Trancebereich einfügen). Im Duell mit immer wieder eingefügten Mini-Breaks inklusive geheimnisvoll klirrender Tonfragmente entfaltet das Stück seinen ganz eigenen mystisch-druckvollen Charme, welcher im letzten Drittel schließlich in wunderbar progressiver Manier seinem Höhepunkt entgegenstrebt, wenn die eindringlichen und auf zwei Ebenen arbeitenden Vocalparts nach einem Loopintermezzo von einigen zaghaften Flächenstücken im Hintergrund begleitet werden. Abgerundet mittels des Einsatzes der vom Beginn bekannten, tröpfenchartigen Melodielinie trumpft das Ganze um ein letztes Break herum dann noch einmal mit herrlich ätherischen Melancholieschwaden auf, bevor der wohlverdiente Rückbau ansteht. Summa summarum ein ausgefeilt arrangiertes Paradebeispiel gehaltvoller elektronischer Musik, welches die Balance zwischen sphärischen und cluborientierten Momenten perfekt auf den Punkt bringt und von meiner Seite auf jeden Fall mit nicht weniger als 5,75/6 bedacht werden muss.
Dass der Layo & Bushwacka! Remix, der als einzige Überarbeitung auf der offiziellen Labelveröffentlichung enthalten ist, bei dieser Vorlage wohl oder übel den Kürzeren ziehen muss, sollte nicht als überdeutlicher Hinweis auf die fehlende Qualität dieses Remixes verstanden werden. Vielmehr ist es einfach die epische Unnahbarkeit des Originals, welche einsam über den Dingen steht und von einer deutlich zurückgelehnter groovenden Überarbeitung wie der hiesigen nur staunend in Anschein genommen werden kann. Da helfen weder techige Elemente, die regelmäßig zur Erdung verspielter sowie im direkten Vergleich deutlich positiver gestimmter Alternativtöne eingeworfen werden, sowie der vermehrte Einsatz der alsbald jäh aus dem Hintergrund hereinbrechenden Vocalparts. Tritt diese minimalistische Kooperation zunächst noch recht emotional gekühlt auf, so ändert sich dies jedoch spätestens mit dem alsbald initiierten, dezenten Einsatz der aus dem Original bekannten Flächenwand, welche zudem die Alternativtöne in erfolgreicher Manier zu einer deutlich zwingenderen Spielart auffordert. Dabei bleibt der positive Ansatz der Melodietöne glücklicherweise nur teilweise stecken, auch wenn die kontrastreiche Zusammenarbeit sich nicht wirklich in den Gehörgängen einzunisten imstande ist. Drummingorientiert und befreit von allen Vocal- und Melodiezwängen präsentiert sich dann der Mittelteil des Ganzen, ehe sich langsam aber sicher die verspielten Alternativtöne wieder eine Hauptrolle ergattern können und das Ganze schließlich mit einem unprätentiösen sowie minimalistisch geprägten letzten Drittel mit soliden 4,5/6 im Gepäck auf die Zielgerade einbiegen lassen.
Greetz,
:: der hammer ::