Tach zusammen!
Während meine Wenigkeit es sich im Urlaub mehr oder weniger gut gehen ließ, hat das allseits bekannte russische Produzentenbrüderpaar Moonbeam derweil einfach mal still und heimlich seine nahezu im Jahresrhythmus anstehende Veröffentlichung auf dem renommierten Kölner Label Traum Schallplatten erfolgreich in Angriff genommen. Herausgekommen ist diesmal allerdings ausnahmsweise keine mehrere frische Stücke umfassende EP, sondern leider nur ein neuer Track namens Motus, welchem jedoch gleich fast eine Handvoll höchst unterschiedlich angelegter Remixarbeiten zur Seite gestellt werden. Im Gegensatz zu den letzten Traum-Platten ist das titelgebende Stück zudem zwar deutlich forscher und tranciger geraten, verbindet dadurch jedoch für meinen Geschmack in spannender Art und Weise die vielen klanglichen Gesichter von Pawel und Witali Chwalejew, welche in dieser Form sicherlich nicht nur den Tellerrand des hiesigen Forums positiv tangieren dürften.
Bereits der Einstieg in den Original Mix ist überaus aufhorchenswert geraten, wenn sich in einem kleinen Intro klickernde Basstöne und das hektische Ticken einer Stoppuhr gegenseitig auf die Füße treten und hierbei die ersten Andeutungen in Richtung einer Moonbeam-typischen Atmosphäre voller düsterer Charakterzüge auf den gemeinen Hörer losgelassen werden. Zusammen mit einer saftigen Kickdrum sowie ebenso hinzugewonnenen, feinsinnig austarierten Effekten und Melodiefragmenten erhöht sich das Druckpotenzial nun merklich, weiß sich alsbald in schmackhafter Manier mit einem grummelnden Basslinefragment zu ergänzen, ehe schließlich eine trancig anmutende Melodielinie auf den recht minimalistisch, aber effektiv groovenden Untergrund trifft und besonders in den nun deutlich öfter eingeworfenen Flächenfragmenten einen harmonisch agierenden Partner findet. Ein im Anschluss eingesetztes Kurzbreak unterbricht die subtile Düsternis, die die Melodieebene versprüht, zudem nur für einige wenige Augenblicke, sodass nach einer Renaissance des Intros die bekannte Tonfolge erneut für Akzente im hiesigen Stück sorgen darf. Langsam aber sicher anschwellend sowie mit dezenten Spielereien des Drummings konfrontiert steuert die sphärische Komponente in dieser Phase dann zunehmend intensivere Gefilde an, muss sich im weiteren Verlauf jedoch wieder mit einem leicht bedrohlich tickenden Kurzbreak abfinden. Die einer Achterbahnfahrt gleichende Spannungskurve setzt anschließend allerdings sogleich zum Erklimmen eines weiteren Höhepunkts an, stattet das Drumming mit herrlich nach vorn stierenden Stakkato-Basstönen monotoner Bauart aus und lässt die Melodieebene desweiteren in Form eines interessanten Sirrens heranschleichen, ehe schlussendlich die bekannte Tonfolge (teilweise in alternativer Instrumentierung) zusammen mit den Flächenfragmenten im letzten Drittel noch einmal in Reinform präsentiert wird. Minimalistisch düster schimmernd auf der Zielgeraden operierend erblickt das Ganze dann bereits recht schnell die verdienten 5/6 auf der abgeschlossenen TF-Skala, muss sich im Vergleich mit den Vorgänger-EPs auf „Traum“ dennoch imho leicht geschlagen geben.
Kommen wir nun zu den insgesamt vier Überarbeitungen, welche dem recht charakteristischen Originalthema zwar verschiedene alternative Sichtweisen verleihen, für meinen Geschmack allerdings nicht durchweg als gelungen zu bezeichnen sind. Zu letzterer Bewertung komme ich vor allen Dingen beim Spartaque Remix, welcher sein Hauptaugenmerk unnötigerweise auf die in letzter Zeit grassierende Sirenenseuche legt und damit seinem wunderbar nach vorn treibenden Untergrund wahrlich keinen Gefallen tut. Ganz so ohrenbetäubend wie in diversen im Forum kontrovers diskutierten Tracks sind die Sirenen hier zwar nicht geraten, erlauben jedoch in steter Abwechslung mit drummingorientierten Phasen keinen Rückschluss auf einen gewollten roten Faden oder aber das Original. Für den Club als Lückenfüller sicherlich brauchbar, Potenzial für mehr als 3,5/6 sehe ich allerdings nicht. Der Mark Reeve Remix wiederum entführt die Moonbeam’sche Melodiefolge in ein techhousig-groovendes Territorium elektronischer Musik und konfrontiert diese mit zunächst noch äußerst dezent eingestreuten, alternativen Klangformationen, welche im Break dann aber ihre entspannte Ader endlich vollends unters gemeine Volk bringen können. Ein wahrlich überaus angenehmer Kontrast zu den angriffslustigen Originaltönen, wenn mir diese Entwicklung im Anschluss an das Break auch zu wenig konsequent weitergeführt wird. Für solide 4,5/6 sollte es nichtsdestotrotz auf jeden Fall langen.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt dagegen fast schon erwartungsgemäß der Applescal Remix. Der aufstrebende niederländische Produzent verwandelt das druckvoll-düstere Original in ein astreines Postrock-Ambient-Gewitter, welches in dieser Form beispielsweise auch von einem Trentemøller stammen könnte. Aus dem starren „Four to the floor“-Korsett befreit und angereichert mit melancholisch schillernden Alternativflächen erweist sich die bekannte Melodiefolge hier in etwas entschleunigter sowie nachhallbereicherter Form als nicht minder überzeugendes Remix-Zugpferd, welches von den ebenfalls entschleunigten Basstönen aus dem Original sowie einem organischen Drumming in famoser Art und Weise unterstützt wird. In stetig anschwellender Fortbewegung sowie zunehmend in interessanten Loops verdichtet weist das Ganze auf jeden Fall trotz der kurzen Spieldauer von nur etwa vier Minuten eine enorme vielfältige Begegnung mit den Originalelementen auf, sodass ich dem Ganzen meine ebenbürtigen 5/6 nicht vorenthalten möchte. Den in meinen Ohren ausgereiftesten Eindruck macht jedoch der Monaque Remix von Alex Monachow und Serge Que. Das russisch-amerikanische Produzentenduo bestätigt dabei einmal mehr sein Wissen um die perfekte Vermählung von Progressive House und Atmospheric Techno und kürt zunächst einmal die bekannten tickenden Zeitschaltuhrenklänge zum Hauptdarsteller seiner Überarbeitung, ehe aus dem grummelnden Untergrund immer mehr alternative Flächenwände und Effekteinlagen auftauchen und in Kooperation mit einem schön monoton schiebenden Basslinefragment die sphärische Verdichtung des Ganzen vorantreiben. Hinter jeder Ecke lauert eine weitere erhabene Vertiefung der Melodieebene, welche sich mit zunehmender Dauer zudem noch mit zusätzlichen, herrlich zappenduster schwelenden Tonflächen sowie einen passend dazu eingeworfenen Stakkato-Pendant verstärkt. Die Intensität der vielschichtigen Melodieebene steht dann auch im Break an der Tagesordnung, wobei der geneigte Hörer hier zudem Zeuge einer überaus erfolgreichen Anbandlung mit hellen, aber höchstgradig verzweifelten Alternativflächen wird. Das einnehmende Zusammenspiel aller Elemente im Anschluss räumt dann schließlich auch die letzten Zweifel hinsichtlich überragender 5,75/6 für dieses progressive Monstrum beiseite.
Greetz,
:: der hammer ::