Tach zusammen!
Als unbeschriebenes Blatt kann man den Stuttgarter Produzenten Normen Flaskamp alias Solee nun wahrlich nicht mehr bezeichnen, hat der Gute sich in den letzten Jahren doch mit seinen alles andere als melodievernachlässigenden Eigenproduktionen sowie seinem spannenden Label Parquet Recordings einen überaus guten Namen innerhalb der elektronischen Musikszene gemacht, der ihn im letzten Jahr sogar bis zu einer EP auf dem sagenumwobenen britischen Label Renaissance (wo steckte eigentlich Peter Zwegat, als dort die Insolvenz nicht mehr abzuwenden war!?) führte. Auch mit seiner taufrischen Veröffentlichung bewegt sich der für seine progressive Vermischung von Techhouse, Atmosphäre und Minimalismus bekannte Flaskamp wieder einmal auf fremdem Terrain; namentlich ist dies hierbei das Label Dieb Audio, welches normalerweise seine Fühler vor allen Dingen in Richtung feinsinnig deeper Interpretationen von Housemusik der guten Sorte ausstreckt. Solee hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, mit Oasis nicht nur ein herrlich intensitätsreiches Wüstengroove-Kleinod, sondern zudem noch eines seiner für meinen Geschmack bis dato großartigsten Stücke aus seinem Studio zu lotsen. Sogar die vielzitierte Tanzfläche dürfte von dieser Tellerrandnummer ganz angetan sein, meint ihr nicht!?
Anfangs zeigt sich der Original Mix zwar noch recht züchtig und unscheinbar gekleidet, wenn eine angenehm druckbetonte Kickdrum die Bühne betritt und zusammen mit organischen Drummingeffekten und einer immer wieder jäh dazwischenrufenden Stimme ein minimalistisches Ensemble abgibt, spätestens nach einem ersten hallverliebten Kurzbreak beginnt sich das Ganze jedoch schleichend zu verändern. Zunächst ist in diesem Zusammenhang die Initiative einer breitwandig angelegten Bassline zu nennen, welche nicht nur düster grummelnd ihr Dasein im Untergrund des Stücks fristet, sondern mittels elektroid beeinflusster Wellenbewegungen auch in Richtung Oberfläche ausbrechen darf und damit zunehmend zum omnipräsenten Trackantrieb mutiert. Herrlich subtil groovende Stakkato-Subbässe sowie leicht erhöhter Effekteinsatz ergänzen im weiteren Verlauf die Formation, welche in ihrer schön trockenen Art am äußersten Horizont schließlich die ersten vagen Andeutungen einer orientalischen Melodielinie erblickt, die sich alsbald glücklicherweise nicht als Fata Morgana entpuppt. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine hervorragend zwielichtig gehaltene Melodiefolge, welche im folgenden Break alle ihr verfügbaren atmosphärischen Trümpfe ausspielt und den geneigten Hörer kraft ihrer stetig anwachsenden Intensität auf direktem Wege unter die gleißende Sonne der Sahara katapultiert. Die dabei entstehende Stimmungslage beschwört zudem einen alles andere als beschönigenden Eindruck eines solchen Wüstentrips herauf und wirkt auf mich gerade deshalb in ihrer einnehmenden Art so authentisch. Nicht minder wunderbar düster präsentiert sich im Anschluss dann auch das Zusammenspiel von Melodieebene und dem elektroid ausbrechenden, groovenden Drumming, währenddessen sich der Track noch einmal etwas verdichten kann, ehe die orientalischen Töne schließlich in sich zerfallen und Platz machen für einige spannende Soloeinlagen des Untergrunds. Dieser Zustand hält allerdings nicht allzu lang an, greift die Melodieebene doch schnell wieder ins Geschehen ein und verleitet das Stück nach einem weiteren Kurzbreak schlussendlich zu einem zweiten sphärischen Höhepunkt, der die Hörerschaft alles andere um sich herum vergessen lassen dürfte. Meine Wenigkeit ist auf jeden Fall begeistert und besitzt somit keine Skrupel, nah an der Höchstwertung gebaute 5,75/6 auszupacken.
Remixarbeiten haben es bei solch einer Vorlage naturgemäß schwer, ihr Existenzrecht zu verteidigen, zumal keine der insgesamt drei Überarbeitungen hier das charakteristische Melodiethema in seiner allumfassenden Düsternis aufgreift. Andererseits lässt sich diese Tatsache natürlich auch dahingehend deuten, dass die Remixer ihren Auftrag ernst genommen haben und keinen Abklatsch des Originals produzieren wollten, um ihre Eigeninterpretationen in den Fokus zu stellen. Nichts anderes ist diesen dann auch mal mehr, mal weniger überzeugend gelungen, wobei der John Dalagelis One Of These Days Remix immerhin die bekannten stakkatierten Subbässe übernimmt, auf diesen jedoch eine sommerlich-entspannte Flächenmalerei ausbreitet. Von den ehemals vorherrschenden zwielichtigen Tönen ist in diesem deep trudelnden Proghouse-Stück auf jeden Fall nicht mehr viel übrig, was jedoch bei dieser wunderbar zurückgelehnten Atmosphäre nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. Russ Gabriel’s Preboard Remix zieht seine Überarbeitung dagegen auf den knochentrockenen Drummingverzierungen des Originals auf, welche er alsbald mit leicht wabernden Abwandlungen der bekannten Basslinewand sowie housig tröpfelnden Alternativtönen konfrontiert. Dennoch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Aufbau dieses Tracks insgesamt gesehen zu plätschernd geraten ist, zumal auch die progressiven Verstrickungen von Drumming- und Melodietönen nicht wirklich Anlass zu Euphorie geben. Besser macht es derselbe Produzent, der Dieb-Audio-Affinen sicherlich kein Unbekannter sein dürfte, dann für meinen Geschmack in Russ Gabriel’s Sine Of Times Remix, in welchem die Herangehensweise im Vergleich zum Vorgänger doch deutlich zwingender geraten ist. Minimalistisch arrangiert mit eklektischen Klickereffekten sowie angereichert mit einem leicht düster agierenden Bassline-Verschnitt sowie sparsamen Verweisen auf das Original mausert sich das Stück mit zunehmender Spieldauer zwar nicht wirklich zu einem Melodiespektakel, doch insbesondere in der zweiten Hälfte, wenn sirrende Alternativflächenrückstände ins Geschehen eingreifen, entdeckt das Ganze dann doch noch seine atmosphärische Ader. Und letztere ist meines Erachtens wahrlich nicht von schlechten Eltern…
Greetz,
:: der hammer ::