N’Abend zusammen!
Wie der ein oder andere wissen dürfte, breche ich immer wieder gern eine Lanze für Produzenten und Künstler, welche sich mit ihrem Klangspektrum zwar überaus heimisch in den vielgliedrig ausufernden Randgebieten der musikalischen Ausrichtung unseres Forums fühlen, dennoch für meinen Geschmack viel zu wenig Aufmerksamkeit für ihre facettenreiche Arbeit erhalten. Zu dieser unterrepräsentierten Kategorie gehört leider auch der aus der kroatischen Hauptstadt Zagreb stammende Petar Dundov, welcher schon seit zig Jahren im Zirkus der elektronischen Musik mitturnt und mit seiner hypnotisch veranlagten Mischung aus Progressive House, Detroit Techno und der gelebten Vorliebe für das gewisse atmosphärisch-melodische Etwas stets kleine Epen erschafft. Da der Gute mit seinen Stücken zudem stets Klanglandschaften zu erschaffen weiß, die der eigentlichen Bedeutung des Wortes „Trance“ meines Erachtens recht nahe kommen, möchte ich dem hiesigen Forum natürlich den in dieser Woche auf dem belgischen Label Music Man Records erscheinenden, neuen Two-Tracker, auf dem Dundov sich einmal mehr in Bestform zeigt, keinesfalls vorenthalten. Nur eines sollte der (hoffentlich) unvoreingenommene Hörer aufgrund der recht opulent geratenen Spieldauern dann doch unbedingt mitbringen: Kondition im konzentrierten Zuhören - et voilà!
Besonders Tenth Plateau, welches entgegen der fast 13 Minuten der Hörprobe laut eines einschlägig bekannten Möchtegern-Downloadmonopols sogar noch zwei länger dauert, tut sich hierbei hervor und schickt den gemeinen Hörer auf eine herrlich psychedelische, teilweise schon fast spirituell anmutende Reise durch mäandernde Melodiebögen, repetitive Basslinefiguren und mehr als gelungene Huldigungen an progressive Trackstrukturen. Den Anfang macht dabei ein subtil verspieltes Tonfolgenfragment, welches zusammen mit einer einsamen Kickdrum durch die Lande zieht und alsbald die ersten Echoschnörkel und Basslinenandeutungen anzuziehen vermag, sodass im weiteren Verlauf nicht nur langsam aber sicher eine interessante, weil überaus undurchsichtig wirkende Melodieebene aus ihrer Frühjahrsmüdigkeit erwacht, sondern auch der Untergrund des Ganzen zunehmend eine konkretere Form annimmt. Angetrieben von einem monotonen sowie leicht acid-inspirierten Rollmechanismus räumt der Track sich hierbei zwar enorm viel Zeit für seinen Aufbau ein, wenn selbiger dann aber erst einmal solch hypnotisierende Gefilde erklommen hat, dass die geneigte Hörerschaft sich ab dem Auftritt subtil hymnisch agierender Hintergrundflächen (dritte Minute der Hörprobe) schon beginnt, sich in der Vielschichtigkeit des Ganzen angenehm zu verlieren, kann man davon ausgehen, dass hier nicht allzu viel falsch angegangen wird. Mit der Emporreichung der leicht epischen Flächen, welche sich in ihrer bedrohlichen Bauart durchdringend in den Gehörgängen festzusetzen imstande ist, nimmt der Track zudem Schritt für Schritt weitere Stufen auf der Skala für sphärische Intensität ein, sodass auch der Reißwolf, durch welche einige Melodieelemente im Folgenden geschickt werden, der eindringlichen Stimmung des Stücks kaum etwas anhaben kann. Ein anstehendes Kurzbreak schickt die bekannten Klangstücke im Anschluss vielmehr auf einen kleinen Soloausflug, welchen diese auch sogleich nachhaltig für sich nutzen können und nach einer dezenten Anschwellaktion erneut mit dem Untergrund und dabei insbesondere mit der schön monoton nach vorn rollenden Acid-Bassline anbandeln. Die Flächenuntermalung tritt in dieser Phase zwar wieder deutlicher in den Hintergrund, dafür dürfen an deren Stelle weitere alternative Melodiefragmente vorspielen und von den bekannten Elementen in ihrer Eignung für die hiesige psychedelische Atmosphäre auf Herz und Nieren getestet werden, ehe sich allmählich eine stakkatierte Tonfolge herauskristallisiert, die restlichen Klangstücke zu Nebendarstellern degradiert und sich in Kooperation mit der immer wieder an- und abschwellenden Bassline schließlich einige spannende Duelle liefert. Abgerundet durch ein letztes Stelldichein der wohlbekannten, spannungsgeladenen Flächen lässt der Track dann auch in seinem letzten Drittel nichts von seinem Abwechslungsreichtum vermissen und die Untermauerung imho verdienter 5,5/6 wie ein Kinderspiel aussehen.
Man mag es kaum für möglich halten, doch Quinta auf der B-Seite der EP ist nicht nur in der Lage, das Niveau des Vorgängers mühelos zu halten, sondern dieses mittels etwas mehr Geradlinigkeit in den Melodiebögen für meinen Geschmack sogar noch leicht zu steigern. Zu Beginn des Zehnminüters bekommt der gemeine Hörer hierbei erst einmal eine gelungene Einführung in die Veranstaltungsreihe „Wie konzipiere ich erfolgreich eine süchtig machende Bassline?“ geboten, wenn sich selbige im Untergrund des Ganzen mit dezenten Wabertönen sowie immer wieder eingeworfenen Subbässen inklusive leicht düster erscheinendem Groove-Potenzial häuslich einrichtet und alsbald ihre Premiere als Gegenpol zur Melodieebene feiert. Letztere hat sich schließlich in der Zwischenzeit galant einen entspannten Arpeggio-Ansatz geangelt, welcher betont optimistisch auf den grummelnden Basstönen tänzelt und noch nichts von der verträumten Epik in sich vereint, welche sich bereits heimlich und leise hinter der nächsten Trackecke versteckt, um diesen mitsamt ihres umwerfenden Charmes (angesammelt in bezaubernden Flächenstücken) für sich zu gewinnen. Unnachahmlich melancholisch angehaucht beginnt dieses Schauspiel zwar äußerst behutsam, die Frequenz der Flächeneinwürfe soll jedoch im weiteren Verlauf des Tracks nicht dieselbe bleiben, wenn der „freie Raum“ zwischen den Melodieschüben alsbald mit kaum minder begabten Alternativflächen beglückt wird und die hiesige Atmosphäre postwendend immer schwebender zu beschreibende Gefilde erreicht. Auch ein anstehendes Quasi-Break lässt sich von dieser Entwicklung zunächst nicht ausnehmen, präsentiert jedoch zur Überraschung der im Folgenden wieder in den äußersten Hintergrund verbannten Flächen einige interessante Alternativmelodiefragmente, namentlich eine unverkennbar himmelwärts strebende Synthietonfolge sowie ein exotisch anmutendes Fragment, welche sich in spannender Manier vermählen und auch in Zusammenarbeit mit dem wunderbar groovend geratenen Drumming ihre sphärische Ader bestens zu platzieren wissen. Die Rechnung haben die neu eingeführten Melodieelemente allerdings glücklicherweise im weiteren Verlauf nicht ohne die alteingesessenen gemacht, denn zunächst der Arpeggio-Ansatz vom Beginn und alsbald endlich wieder die verträumten Flächenschübe setzen sich in der Folge erneut überaus gekonnt atmosphärisch in Szene. Eine Vereinigung aller Melodieelemente im letzten Drittel und der unvermindert herrlich unaufgeregt Wabergroove-Untergrund setzen dem Track dann schlussendlich endgültig die 6/6er-Krone auf. Chapeau, Herr Dundov!
Greetz,
:: der hammer ::