N’Abend zusammen!
Dass der Stuttgarter Produzent Normen Flaskamp alias Solee regelmäßig in der hiesigen Tracksrubrik erfolgreich seine Nische findet, dürfte den eingefleischten Kenner melodieorientierter elektronischer Musik nicht verwundern, zeigt sich der Gute doch seit mehreren Jahren immer wieder für eine gesunde Vermischung elektroider, progressiver, technoider und tranciger Versatzstücke in seinen Tracks verantwortlich. In dieser Hinsicht zeigt sich glücklicherweise auch seine neueste, auf dem hervorragenden hauseigenen Label Parquet Recordings erschienene Vinyl-EP keinesfalls als (negativer) Ausreißer, sondern führt die angeführten Komponenten in überzeugend atmosphärischer Manier unter einen spannenden gemeinsamen Hut. Zudem hat sich der Klangkosmos von Solee seit seinem Durchbruch mit „Different“ vor vier Jahren für meinen Geschmack mittlerweile noch ein gutes Stück produktionstechnisch verfeinert, wie auch an den beiden frisch geschlüpften Tracks, welche im Folgenden im Mittelpunkt stehen sollen und möchten, erkennbar wird. Vorhang auf!
Reflect auf der A-Seite stellt dabei eindeutig die unaufgeregtere Seite der EP dar und zeigt sich zu Beginn dann auch mit einem repetitiven Tonfolgenfragment, welches langsam aber sicher an seiner Intensitätsschraube dreht, sowie dem Einzug einiger minimalistischer Drummingeffekte noch recht zurückhaltend. Mit alsbald einsetzenden und mächtig düster aufplusternden Basslinefetzen mit dem gewissen Hang zum bedrohlichen Nachhall ist es im weiteren Verlauf allerdings schon vorbei mit dem gemütlichen Eingrooven, erobern jene doch in Sturmeseile die atmosphärische Komponente des Stücks sowie die gebannte Aufmerksamkeit der gemeinen Hörerschaft, welche das kontrastreiche Zusammenspiel zwischen Tonfolgenfragment und Basslinefetzen hinter der nächsten Ecke allerdings schon von einer Melancholieinitiative ablösen sieht. Letztere speist sich vor allen Dingen durch eine dezent auftretende Synthiemelodielinie, welche in dieser Form beispielsweise auch dem Studio eines Gui Boratto hätte entweichen können und zusammen mit aufkommenden Alternativflächen die Melodieebene derart zu inspirieren weiß, dass kurzzeitig auch das Tonfolgenfragment vom Beginn in passender Manier dazustößt. Der progressiven Entwicklung des Ganzen entsprechend ziehen sich die Melodieelemente zwar im Folgenden bis auf die repetitiven Stakkatotöne zurück, klickernde Alternativtöne sowie sporadisches Zusatzgrummeln innerhalb der Bassline weisen jedoch den Weg in ein spannendes Break, in welchem wiederum die schäumenden Flächenstücke auf den Plan treten und in Kooperation mit monotonen Subbässen insgesamt zwei ansprechende, leicht elektroid anmutende Anschwellaktionen durchziehen dürfen. Setzt sich der Untergrund mit den charakteristischen Basslinefetzen wieder in Bewegung, kommt es schließlich erneut zu einer Wachablösung in der Melodieebene, da sich hier abermals die melancholische Synthiemelodielinie durchsetzt, um sich im letzten Drittel noch einmal gehörig vom vielschichtig düsteren Untergrund den Rücken massieren zu lassen. Abgerundet durch die schäumenden Flächenstücke überlebt von den sphärischen Elementen zwar ausschließlich das Tonfolgenfragment bis fast zum letzten Lebenszeichen des Stücks, überzeugenden 5,5/6 tut das allerdings natürlich keinen Abbruch.
Deutlicher nach vorn ausgerichtete Gefilde peilt im Gegenzug der elfminütige Titeltrack Aragorn an, wenn seine Fortbewegungsart auch nicht annähernd so geschmeidig wirkt wie bei seinem Vorgänger. Verantwortlich dafür zeigt sich nicht nur eine wesentlich saftiger anmutende Kickdrum, auch die obligatorische Stakkato-Bassline mit ordentlich düsterem Schmackes darf hier nicht fehlen und immer mal wieder eine gelungene Anschwellaktion aufs Parkett liegen, während parallel dazu einige interessant verschachtelte Tonfetzen (ebenfalls als Stakkatogeflecht) nach vorn rollen und zusammen mit alsbald verstärktem Effekteinsatz sowie irrlichternden Flächenandeutungen in stetig leicht verdichteter Auf-und-Ab-Manier in Richtung eines ersten Breaks marschieren. Auch dort entpuppt sich das Tonrollen als würdiger Hauptdarsteller, welcher mit düsterer Melodieerweiterung und allerhand durch den Untergrund geisternden Effekteinwürfen die atmosphärische Komponente des Ganzen peu à peu zu intensivieren imstande ist und dies auch in Zusammenarbeit mit dem im Folgenden wieder dazustoßenden, schreitenden Untergrund in gelungener Art und Weise fortzuführen weiß. Im Hintergrund treten darüber hinaus nun vermehrt trancige Tonanleihen auf, mit welchen die Melodieebene zudem den Kontrast zum leicht diabolisch stampfenden Drumming erhöhen kann, ehe im Mittelteil harmonisches Alternativtonsirren die bisherigen Melodieelemente ersetzt und die Atmosphäre des Tracks in ungewohnt schwebende Gefilde verfrachtet, welche mit dem druckvollen Untergrund allerdings stets genug Bodenhaftung injiziert bekommen, sodass das Ganze hier nicht allzu positiv gestimmt seine Runden weiterdreiht. Vielmehr verstärken die aufkommenden Stakkatotöne und ihr flächiges Pendant im weiteren Verlauf schnell wieder die düster schwelende Komponente der hiesigen Atmosphäre, welche sich auch im kommenden Kurzbreak herzhaft niederschlägt, ehe im Anschluss die ersten interessanten Vorbereitungen für den anstehenden Rückbau getroffen werden. Übrig bleiben vom tosenden Sturm der Elemente schließlich nur noch die verschachtelt rollenden Tonfetzen, welche sich nun mehr und mehr vom Stakkatobass zu Grabe tragen lassen, einige scheue Blicke auf die verdiente 5/6er-Bewertung können selbige aber dann doch noch erhaschen…
Greetz,
:: der hammer ::