N’Abend zusammen!
Nachdem Dust, das insgesamt fünfte Album des Berliner Techno-Urgesteins Ellen Allien, im letzten Jahr mit seiner für meinen Geschmack außerordentlich interessanten Gratwanderung zwischen entspannten Indiegitarren, feinsinnig gewebten Electronicaklängen sowie dem mal mehr, mal weniger entrückt wirkenden Sprechgesang von Frau Fraatz nicht nur innerhalb der elektronischen Musikszene seine Anhänger fand, ist nun mittlerweile mit dem gewissen Abstand zum Veröffentlichungsdatum die Zeit reif für die obligatorische Remixzusammenstellung, welche sich glücklicherweise nicht minder genregrenzenverachtend präsentiert. Die Bandbreite reicht hierbei schließlich von Münchner Newdisco-Klängen von Munk über experimentell inspirierte Retro-Grooves von Nicolas Jaar bis hin zu zurückgelehntem Deephouse von Adultnapper, um nur drei interessante Überarbeitungskünstler des natürlich auf Bpitch Control erschienenen 13köpfigen Track-Sammelsuriums beim Namen zu nennen. Nichtsdestotrotz konnte sich in meinen Ohren überaus rasant ein Remix als glasklarer Favorit herauskristallisieren, welcher sich mit dem im Original eigensinnig knarzigen IDM-Klängen von My Tree, das für sich gesehen in Kooperation mit mystischen Vocalfetzen und geerdeten Klarinettenklängen schon ein kleines Kunstwerk darstellt, beschäftigt. Der Schweizer Produzent Raphaël Ripperton hat es sich dennoch nicht nehmen lassen, das Ganze in ein gleichzeitig noch atmosphärischer und druckvoller auftretendes Gewand zu kleiden, welchem ich in den folgenden Zeilen einige warme Worte widmen möchte.
In voller Ausführlichkeit nennt sich das Schätzchen auf jeden Fall Ripperton's Blacklash Remix und zeigt sich bereits zum vogelzwitschernden Beginn mit einem aus dem äußersten Hintergrund herannahenden Synthieton sirrender Natur, welcher sich alsbald mit den mystischen Vocalfetzen aus dem Original sowie einem organisch trommelnden Drummingansatz zusammenrottet, in spielfreudiger Laune. In dem Moment, in dem dem Synthieton dann scheinbar die Luft ausgeht, wird dem geneigten Hörer mit dem ersten Auftritt der nuancenhaft flächiger ausgearbeiteten Klarinettenmelodie aus dem Original auch der Ursprung der bisher im Untergrund in Szene gesetzten Tonebene klar. In guter Regelmäßigkeit darf besagtes Melodieelement von nun an sogar die atmosphärische Speerspitze des Ganzen bilden und steigt damit von seiner Nebenrolle bei Ellen Allien zum leicht verträumt geratenen Aushängeschild beim hiesigen Remix auf, welcher sich währenddessen zudem mehr und mehr klassisches Drummingzubehör um sein hypotisches Trommeln schart. In dieser Formation fühlt sich zunehmend auch das aus dem Original bekannte aufgeregte Tonkribbeln wieder und mutiert dabei zu einem weiteren Eckstein des leicht düster schaufelnden Untergrunds, auf welchem immer wieder anschwellende Klarionetteklänge und Vocalfetzen kontrastreich sphärisch ineinander übergreifen. Eine unmissverständliche Druckerhöhung steht dann im Anschluss an ein zwischenzeitlich herbeigeführtes Quasibreak an, sodass die bekannten Melodieelemente inklusive sporadischer Fragmentierungen im Folgenden einer düster groovenden Basslinewand gegenüberstehen, welcher sie zwar mit dem nötigen Respekt begegnen, jedoch mehr und mehr als Herausforderung für den progressiven Charakter des Stücks. Davon zeugen nicht nur in einem weiteren Break heraufbeschwörte Hallanbandlungen, auch einige alternative Gitarrenzupfer schleichen sich unter die unvermindert eingeworfenen, frühlingshaft anmutenden Klarionettenklänge. Erst ein finales Outro ist dann in der Lage, das Ganze wieder in ruhigeres Fahrwasser aus immer noch flüsternden Vocaleinspielern und zurückgelehnten Klaviertönen zu lenken und schlussendlich mit verdienten 5,5/6 im Gepäck in einen Wald voller Vogelgezwitscher zu entlassen.
Greetz,
:: der hammer ::