N'Abend zusammen!
Auf der ersten Veröffentlichung des 2011er-Jahrgangs setzt das von Henry Saiz vor etwas mehr als zwei Jahren aus der Taufe gehobene Label Natura Sonoris zwar auf bewährte Kräfte, bringt es aber immer noch nicht übers Herz, mich auch nur ansatzweise in Richtung enttäuschter Gefühlswelten zu locken. Kurzum gesagt: Nicht nur die Platten vom Labelchef persönlich, auch die seiner treuen Gefolgschaft treffen hinsichtlich meines Geschmacks regelmäßig ins Schwarze, sodass sich nun auch der französische Produzent Cédric Arseau alias Damabiah mit seiner insgesamt dritten Erscheinung auf der „Natur des Klangs“ (frei nach Schnauze aus dem Lateinischen übersetzt) einmal mehr keine Blöße geben möchte und mit The Landscapes Dessinateur ein prachtvolles Klanggemälde in die weite intolerante Welt schickt. Angesiedelt irgendwo auf der grünen Grenze zwischen Atmospheric Techno und Progressive House knüpft das Ganze zwar an das Soundspektrum seiner beiden Vorgänger-EPs an, trumpft allerdings meines Erachtens mit solch einer verspielten Eleganz auf, dass ich mit meiner Sympathie für die hiesigen Stücke sicherlich bald nicht mehr allein dastehen werde…
Denn auch wenn das Arrangement im Original Mix teilweise recht deutlich dem der vorangegangenen Veröffentlichungen ähnelt, so darf keinesfalls verschwiegen werden, dass Damabiah hier immer wieder mit spannenden minimalistischen Entwicklungen liebäugelt, welche zusammen mit der atmosphärischen Ausdruckskraft seiner Melodiebögen den Rückgriff auf vertraute Klangschienen für meinen Geschmack mehr als wettmacht. Das beginnt bereits bei den ersten Momenten des Tracks, wenn sich mystisch angeraute Melodietropfen auf einer herrlich knochentrocken drückenden Kickdrum der Hörerschaft nähern und in Kooperation mit zaghaft schimmernden Flächenfragmenten eine äußerst subtile Fortbewegungsart an den Tag legen, welche von einer alsbald dazugeworfenen Alternativmelodiefolge allerdings nicht mehr so deutlich verfolgt wird. Vielmehr taucht in dessen Gefolge ein neuer Schub leicht episch geratener Alternativflächen auf, welche das Ganze im weiteren Verlauf schließlich mit einer groovend draufloslegenden Bassline sowie einer dominanten Cembalo-Tonfolge bekannt machen, sich selbst in dieser Zusammensetzung jedoch mitsamt der zuvor initiierten sphärischen Elemente wieder in den Hintergrund verschieben. Während die Hautpmelodie sich nun mehr und mehr flächig unterstützen lässt, steigert sich im Folgenden auch die Einsatzzeit der kurzzeitig vernachlässigten Melodietöne wieder, welche in Form einiger spannender Ausbrüche nach vorn schnappen, ehe im anstehenden Break ein Ritt auf der passend oktavierten Bassline ansteht. Von dieser Entwicklung zeigen sich zudem einige bisher noch nicht vernommene Synthietöne angezogen, mit welchen das Stück nach einem druckvollen Knarzausflug der Bassline in Zusammenarbeit mit dem Drumming endgültig die Vielschichtigkeit seiner Melodieebene im wahrsten Sinne des Wortes zelebriert. Hinter jeder Ecke versteckt sich hier in progressiver Manier eine neue Zusammensetzung der vielen verspielten Elemente, von der natürlich vor allen Dingen auch die sphärische Intensität stetig profitiert und in zahlreichen Zuspitzungen und Wendungen den Hörer um den Finger wickelt. Passend kontrastiert durch die immer mal wieder inszenierten Knarzausflüge der Bassline kann sich dieses abwechslungsreiche Szenario sogar fast bis zum Schluss aufrechterhalten und untermauert damit die mittlerweile unabkömmliche Bekrönung mit redlich verdienten 5,5/6.
Ian O'Donovan's Skyscape Remix geht seine Sache im Anschluss dann noch eine gute Portion progressiver an, schreckt in seinem zehneinhalb-minütigen Epos jedoch keinesfalls vor einer nicht minder atmosphärisch geratenen Ausrichtung zurück. Schon die ersten sich schlierenartig durch Raum und Zeit schleppenden Flächen zeugen von dieser Entwicklung, nehmen sich zudem im Folgenden sogleich sowohl Cembalo-Melodielinie als auch Synthietöne aus dem Original vor die Brust und beschwören damit den ersten alles andere als intensitätsarmen Höhepunkt herauf, bevor das hiesige Drumming auch nur eine Nanosekunde entscheidend eingreifen konnte. Angetrieben von diesem Nachholbedarf lassen die ersten Andeutungen einer solchen im weiteren Verlauf die Melodieebene dann allerdings nicht nur langsam aber sicher zerbröseln, sondern weisen in der Manier des Türstehers vom Berghain zudem fast jegliche Wiederauferstehungsversuche ab, sodass das Ganze sich nun wesentlich reduzierter aufstellt. Einzig einige deephousig anmutende Alternativmelodietöne dürfen zunächst mit auf den druckvoll arrangierten Zug aufspringen, welcher von einem gelungen progressiv ausgerichteten Untergrund angetrieben wird und dabei mittlerweile in spannender Art und Weise von Melodieflut auf gediegenen Groove umgestiegen ist. Nichtsdestotrotz entpuppen sich die unterdrückten Melodieelemente als robuster als vorab vermutet, sodass diesen alsbald wieder einige Zugeständnisse verabreicht werden, von welchen auch prompt die bekannten Synthietönen Gebrauch machen und die sphärische Ader der Überarbeitung erfolgreich herausfordern. Dafür zeigt sich vor allen Dingen die vermehrte Anzahl an alternativen Melodieschüben verantwortlich, welche das Ganze mehr und mehr in Richtung mystisch-düsterer Gefilde lotsen und mitsamt flächigen Ausuferungen die Gehörgänge zu belagern wissen. Im anstehenden Break nehmen sich letztere zwar eine verdiente Auszeit, doch auch die deephousigen Flächenstücke haben es hier faustdick hinter den Ohren und lassen sich in Kooperation mit dem Drumming mit housig anmutenden Streicherfetzen sowie einer sirrenden Tonebene umgarnen, um einem weiteren Zwischenhoch entgegenzustreben. Ein zweites Break nimmt dann wiederum dieser Entwicklung die Luft aus den Segeln und schart stattdessen in einer Akkordfolge, welche man nicht alle Tage zu Gesicht bekommt, erneut die Synthietöne sowie ihre verwirrten Begleiter um sich, sodass das letzte Drittel noch einmal eine gelungene sphärische Verdichtung erfährt, bevor der unvermeidliche Rückbau auf der Tagesordnung erscheint. Alles in allem eine hervorragende Remixarbeit, welche imho sogar das Original noch leicht toppt und damit nicht unter 5,75/6 davonkommt.
Greetz,
:: der hammer ::