Petar Dundov "Distant shores"

Track Rating
6.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N’Abend zusammen!

    Das hoffentlich erfolgreich gestaltete Hinüberrutschen ins neue Jahr darf bereits als Schnee von gestern betrachtet werden, letzterer schmilzt ebenfalls jeden Tag immer mehr zusammen, da wird es für meinen Geschmack doch höchste Zeit, einige darunter kurzzeitig festgefrorene Rezensionsleidenschaften wiederzubeleben und in die erste zeilensprengende Ausgabe anno 2011 zu investieren. Als Hauptdarsteller auserkoren habe ich dabei den kroatischen Produzenten Petar Dundov, welcher zwar schon seit Mitte der Neunziger Jahre aktiv elektronische Musik lebt, auf meinem Radar jedoch erst in den vergangenen Jahren mehr und mehr aufgetaucht ist. Vor allen Dingen für die oftmals wunderbar sphärisch geratene Koexistenz von hypnotischen Melodieanleihen und in Detroit ansässigen Drummingstrukturen werden die Tracks des aus Zagreb stammenden Dundov geschätzt, wobei auch Sympathisanten progressiver Trackaufbauqualitäten sicherlich stets auf ihre Kosten kommen dürften. Mit seinem im November erschienenen Distant Shores, welches ebenso wie seine zahlreichen Vorgänger das belgische Label Music Man Records seine Heimat nennt, hat der Gute sich auf jeden Fall mal wieder in äußerst überzeugender Manier all seiner beschriebenen Begabungen erinnert und ein Stück aus der Taufe gehoben, welches die (leider viel zu selten gewordene) Fähigkeit besitzt, den gemeinen Hörer sprichwörtlich mit auf eine Reise zu nehmen. Keine schlechte Voraussetzungen für die Vorstellung in einem Tranceforum, oder!? ;)

    Wer sich trotz der mehr als 12 Minuten Spielzeit nicht ohne die gewisse Portion Geduld an Distant Shores heranwagt, darf sich nicht wundern, dass allein der in einem Intro angesiedelten Einführung einer stakkatiert nach vorn tänzelnden Bassline bereits viel Zeit zugestanden wird. Ausgestattet mit dezenten Subbässen sowie einer leicht wabernden Instrumentierung wird hierbei jedoch schon in subtiler Herangehensweise in Richtung der späteren Hypnosequalitäten dieses Stücks gedeutet, wobei dem geübten Hörer zudem die ersten zaghaften Melodiefäden im Hintergrund des Ganzen nicht entgehen dürften, welche nach der Hinzunahme einer druckvollen Kickdrum langsam aber stetig aus ihrer gewohnten Umgebung heraustreten und zusammen mit effektierten Melodieflächenstücken ein erstes sphärisches Ausrufezeichen mittels einer dezent betriebenen Anschwellaktion setzen. Parallel dazu macht sich im Untergrund eine Verfinsterung bemerkbar, welche mit einer weiteren Druckverstärkung der Basstöne einhergeht und im weiteren Verlauf zunehmend zu einem optimalen Nährboden für mäandernde Melodieanleihen avanciert, sodass die sphärische Intensität nun fast zu einem Selbstläufer gerät, der in progressiver Manier vielfältige Entwicklungen parat hält. Dazu zählt beispielsweise auch ein Höhenflug der Flächenstücke, welche in einem Anflug von beständigem Aufwind der restlichen Melodieelemente in nicht für möglich gehaltene Höhen wirbeln, verschiedene Instrumentierungen durchlaufen und die mystische Ader des Ganzen erstmals unter Volldampf in die Gehörgänge teleportieren, ehe im Anschluss wieder eine deutliche Dichtereduzierung initiiert wird, durch die wiederum eine bisher zu Unrecht ein Schattendasein führende Tonfolge in progressiver Art und Weise nach vorn getragen wird. Zusammen mit dem mürrisch dreinblickenden Untergrund entfaltet der Track dabei seine ganz eigene Atmosphäre, welche irgendwo zwischen gänsehautfördernder Düsternis und leicht nebelverhangenen Hoffnungsschimmern anzusiedeln ist und sich somit bestens dazu eignet, dass man der Entführung seiner Sinne bereitwillig zustimmt. Hat sich die beschriebene Melodiefolge im Folgenden als Zugpferd der sphärischen Entwicklung etabliert, so steigt auch stetig der Mut zu alternativen oder verspielten Ausschweifungen, wobei sowohl das Drumming mit vermehrt auftretenden Paukenschlägen als auch die Melodieebene mit Synthieflächen-Unterstützung die sphärische Intensität des Ganzen immer weiter forcieren. Bemerkenswert präsentiert sich das Stück desweiteren nicht nur in dieser Phase dadurch, dass das Gefühl der Hörerschaft, dass jetzt aber endgültig der Höhepunkt erreicht sein dürfte, ständig positiv widerlegt wird und trotz einiger immer mal wieder eingebauter Entspannungsmomente im Anschluss stets die Melodieebene weitere spannende Finten ausheckt. So vergehen dann insgesamt auch die zwölfeinhalb Minuten Laufzeit, in dessen letztem Viertel die vielschichtigen Melodiefolgen noch die Husarenritt-Variante eines Rückbaus zelebrieren, wie im Flug. Minimalistische Tontupfer in einem kurzen Outro bestätigen mir schließlich, dass hier keine andere Bewertung als die vollen 6/6 verantwortlich wäre… :D


    Greetz,
    :: der hammer ::