Guy J "Heliscope EP"

Track Rating
4.8 / 6
(5 Bewertungen)
  • Gut, will ich mich dann auch mal wieder zu Wort melden. Nachdem ich heute mal wieder nach neuen Platten ausschau gehalten habe, bin ich glücklicherweise durch Zufall auf Guy J's neues Release aufmerksam geworden. Wer ab und an mal in Digweed's Show "Transitions" reinhört, dem dürften diese Tracks nicht ganz unbekannt sein. Naja, wie auch immer. Erschienen ist die "Heliscope EP" zumindestens erst heute auf Digger's wunderbaren Label Bedrock. Wie es mittlerweile fast schon üblich ist, gibt's das besagte Release momentan nur bei Beatport zu kaufen. Schubladentechnisch lassen sich die Tracks ganz gut in die Sparten Techno und Prog-House einordnen. Hier dann mal die Hörproben:

    Guy J "Heliscope" (Original Mix)
    Guy J "Easy As Can Be" (Original Mix)

    Den Anfang macht der titelgebende Track "Heliscope", welcher äußerst technoid, monoton und rumpelig dahermaschiert kommt. Während das Grundgerüst recht Roh wirkt, lassen sich, sofern man gut hinhört, im Hintegrund aber auch durchaus etwas verstecke atmosphärische Elemente finden. Betrachtet man das Wort "Trance" mal ganz unabhängig vom elektronischen Genre, so passt es eigentlich schon ganz gut auf den Track. Auch wenn die "Heliscope" für den Heimgebrauch jetzt nicht der ultimative Kracher sein mag, so kommt der Track live aber dafür bestimmt umso besser. Da ich den Track auch zu Hause vor dem Monitor recht ansprechend finde, gebe ich mal eine Bewertung von 5/6.
    Die "Easy As Can Be" geht die Sache eine deutliche Spur ruhiger, melodischer und auch "proggiger" an. All jene die bei vorherigem Track nicht auf ihre Kosten gekommen sind, könnten u. U. an dieser Nummer mehr gefallen finden. Schöner Kontrast zu der A-Seite. Während der Track anfangs noch recht unauffällig erscheint, steigert sich der melodische Teil im Laufe des Track immer weiter. Eine wunderschöne Nummer um ein wenig Licht in den tristen Herbstalltag zu bringen. Mehr Worte will ich nicht verlieren, dürfte doch ein anderer User den Track wesentlich besser beschreiben. Von meiner Seite gibt's auf jedenfall 5,5/6 Punkten.

  • Wie nicht anders von Guy J gewohnt erwartet die geneigte Hörerschaft auch bei dieser frischen Bedrock-Platte eine äußerst gelungene sowie abwechslungreiche Progressive-Mischung, welche - wäre mir der summer.sun nicht bereits zuvorgekommen - wohl meine Wenigkeit in dieser Woche als Neuvorstellung in die Tracksrubrik eingeordnet hätte... ;)

    Heliscope als Titeltrack übernimmt dabei den clubaffinen Part der EP, welcher von Beginn an mit subtilem Effektrauschen im Hintergrund kokettiert, jedoch alsbald auch einigen durch den Raum geisternden Tonschwaden alles andere als distanziert gegenübersteht. Den nötigen Druck verspürt das Ganze dabei durch eine herrlich schubbernde Bassline, auf welcher sich auch die Tonanleihen sichtlich wohlzufühlen scheinen, obgleich erstere mit ihrem monotonen Stakkato keinesfalls als umgänglicher Zeitgenosse zu charakterisieren ist, sondern zusammen mit einem im weiteren Verlauf hinzugewonnen Offbeat-Toneinwurf keine Kompromisse in Sachen bedingungsloser Tanzflächenoffensive einzugehen scheint. Ergänzt von dezenten Klackereffekten sowie immer mal wieder passend eingesetzten Pseudo-Kurzbreaks bahnt sich das Ganze nun seinen Weg weiter nach vorn, lässt sich im Hintergrund jedoch auch immer wieder einige sphärische Anleihen in Form von trippelnden Stakkatotönen sowie der ein oder anderen flächigen Einlage gefallen, durch welche das Ganze nun zudem mehr und mehr progressive Charakterzüge in seinem technoiden Umfeld durchscheinen lässt. Ein Break im Mittelteil sperrt den Druck des Untergrunds zwar kurzzeitig für einige Momente weg, sodass vor allen Dingen den schwebenden Tonschwaden kurzzeitig etwas mehr sphärische Aufmerksamkeit gegönnt werden kann, eine gelungen kontrastreiche Drummingphase, welche nur den Offbeat-Stakkatoton neben sich duldet, stellt allerdings im Anschluss schnell wieder die eigentliche Ausrichtung des Tracks klar. Überaus technoid brummelnd schiebt sich das Stück in dieser Formation vor, ehe ein waberndes sowie durch den Effektwolf gedrehtes Melodiefragment langsam, aber stetig aus dem Hintergrund heraus- und gegen die Übermacht der Monotonie anwächst, sodass diesem im Endeffekt sogar eine Solotour im nächsten Break ans Herz gelegt wird. In Zusammenarbeit mit Drumming und Klackereffekten treibt das Ganze dabei wieder unmissverständlich nach vorn, bevor ein schleichender Intensitätsabbau die letzten Meter des Tracks einläutet, an deren Ende mehr als solide 4,5/6 auf ihren neuen Besitzer warten. :yes:

    Für die Rezension von Easy As Can Be nehme ich dann gern die Steilvorlage meines Vorvorgängers auf und gebe mich zudem sogleich als Mitglied der Personengruppe zu erkennen, welche beim hiesigen Stück noch deutlicher zum Zuge kommt als bei der A-Seite. Dafür zeigt sich vor allen Dingen die wesentlich progressiver sowie sphärischer veranlagte Ausrichtung verantwortlich, welche nach kurzer Einwirkzeit nicht nur ein herrlich groovendes Basslinefragment auf den Plan wirft, sondern alsbald auch die ersten wunderbar zurückgelehnt gehaltenen Melodieanleihen in die Gehörgänge einschleust. Angenehm nachhallend arrangiert sind diese in der Lage, bereits nach wenigen Augenblicken die sphärische Ader des Tracks mit ihren entspannten Klängen zum Hauptschauplatz avancieren zu lassen, von dem sich im Laufe der Zeit zunehmend mehr alternative Melodiefragmente angezogen fühlen und schließlich zusammen mit dezenter Flächenarbeit im Hintergrund ein spätherbstlich-wärmendes Konglomerat aus deepem Anmut und progressiver Verspieltheit zu kreieren wissen. Einmal mehr wird hierbei deutlich, welch großartiges Händchen der israelische Produzent Guy Judah im Zusammenhang mit bewegenden Melodiebögen besitzt, deren sphärische Dichte den Hörer in Trance schwelgen lässt, wie hiesiges Stück wieder einmal unverkennbar unter Beweis stellt. Effektierte Klangwolken sowie verminderter Drummingeinsatz deuten im weiteren Verlauf schließlich ein kleines Break an, wobei der Melodieebene in selbigem glücklicherweise keine Verschnaufpause gegönnt wird, sondern dieser vielmehr die Change gegeben wird, sich noch akzentuierter zu präsentieren. Dass die feinsinnig arrangierten Melodiebögen dieses Angebot mehr als dankend entegegennehmen, versteht sich fast von selbst, sodass in Kooperation mit dem zurückgelehnt groovenden Untergrund sowie vermehrtem Flächeneinsatz die progressive Schwebetaktik im Anschluss erneut voll aufgeht. Mit dem überaus subtil geratenen Rückbau der Melodieebene läutet das Stück im weiteren Verlauf zwar bereits den unvermeidbaren Schlussakkord ein, überzeugende 5,5/6 sind zu diesem Zeitpunkt jedoch schon längst in trockenen Tüchern. :D

  • Ergänzend zur "Heliscope EP" hat übrigens in der letzten Woche (ebenfalls) bei Bedrock Records ein 3-Tracker das Licht der digitalen Welt erblickt, welcher nicht nur mit zwei ansprechenden Remixarbeiten, sondern zudem mit einem einem ganz frisch aus dem Studio von Guy J entwichenen Stück aufwartet. Vorhang auf für eine kleine rezensionstechnische Abhandlung!

    Fühlte sich das Original von Heliscope ja bereits in einer technoiden Umgebung recht heimisch, so packt den Egbert Remix sogleich unverhohlen der Gedanke, das Ganze in dieser Hinsicht noch eine Portion ausgeprägter zu entwickeln. Die Herangehensweise an das Thema zeichnet sich damit nicht nur durch eine signifikante Druckerhöhung aus, wenn das Drumming von Beginn durch den Untergrund dieser Überarbeitung überfallartig auf den geneigten Hörer zurollt, auch der zusätzliche Effekteinsatz zeigt sich äußerst subtil, aber effektiv in seiner Umrahmung des treibenden Trackcharakters. Mit der Einladung des bekannten Offbeat-Basstons sowie einem neblig verschleierten Kurzbreak im Anschluss inklusive Flächeneinwürfen und stakkatiertem Tonraspeln erklingen dann zwar alsbald die ersten Elemente aus dem Original, geben sich jedoch ausschließlich als sphärisch veranlagte Pausenuntermalung zu erkennen, schließlich übernimmt im weiteren Verlauf recht schnell das druckvoll-technoide Drumming wieder das Regiment. Eine weitere Amtshandlung stellt in diesem Zusammenhang die progressive Einbindung einzelner Fragmente der zuvor initiierten Melodieelemente dar, wenn die monotone Solofahrt des Untergrunds allzu deutlich in Richtung belangloser Gefilde abzudriften droht, ehe ein zweites Break noch einmal eine spannende Flächenherumgeisterei heraufbeschwört. Da auch im anschließenden letzten Drittel dem Drumming nur äußerst vage Auflockerungen aus dem Break mitgegeben werden und in den letzten drei Minuten schließlich einfach gar nichts mehr passiert, komme ich nicht umher, diese Überarbeitung bei durchschnittlichen 4/6 einzuordnen. Vom aufstrebenden niederländischen Egbert hatte ich mir nach seinen letzten überzeugenden Remixtätigkeiten hier schlicht mehr Rafinesse erhofft... :hmm:

    Das wunderbar atmosphärisch-progressive Easy As Can Be hat derweil einen Tom Middleton Liquitech Mix verpasst bekommen, durch welchen die entspannte Stimmungslage des Originals zwar keinesfalls in die nächste Wertstofftonne verfrachtet wird, mit der Zugabe einer in verspielter Manier mit Breakbeats kokettierenden Kickdrum sowie einer im Schlepptau subtil grummelnden Basslinewand werden die frühlingshaft anmutenden Melodiebögen hier allerdings mit einem eigensinnigen Untergrund kontrastiert. Die sphärischen Elemente bewegen sich dazu - in einem entrückten Intro beginnend - stets in einem Umfeld aus sanftmütigem Knistern aus der Retroeffektkiste, schleichen dabei immer wieder von einer Kopfhörerecke in die andere und zeigen sich zudem mit alternativen Effektschlangen von ihrer unaufgeregtesten Seite. Diese interessante und überaus progressiv gestaltete Entwicklung setzt sich auch in Kooperation mit dem erwähnten Untergrund fort, sodass das Ganze von nun an zwar eine etwas zwingendere Ausrichtung erhält, den gemeinen Hörer allerdings weiterhin in seinem gut bekömmlichen Schwebezustand bei Laune hält. Nachhallinfizierte Melodieflächen und kaskadenförmige Alternativtonspritzer bestimmen hdas Bild, während der bisher mal mehr, mal weniger deutlich in Richtung Breakbeats schielende Untergrund im Folgenden zu einer Kunstpause einlädt, in welcher auch die verträumte Melodielinie aus dem Original markanter das Feld betritt. Wiedereinsetzende Basslinetöne grooven und bewegen die Melodieelemente hierbei nach einer kurzen Ambientphase schließlich zu einem mehr als gelungenen Endspurt, in welchem sogar die atmosphärische Komponente auf dem verspielten Untergrund in intensiverer Manier als zuvor das Geschehen beeinflussen kann. Abgerundet durch ein wunderbar schaukelndes Bassline-Outro darf sich das Ganze somit über mehr als solide 5/6 erfreuen. :yes:

    Das für meinen Geschmack überzeugendste Drittel der nachgeschobenen EP kommt jedoch von Guy J persönlich, welcher sich mit dem frisch geschlüpften Azimuth wieder einmal auf seine gekonnte Vereinigung progressiver Trackstrukturen, infektiöser Melodiebögen und druckvoller Untergrundgestaltung besinnt. Als Eckpunkte charakterisieren sich dabei ein bereits im Intro zitiertes, repetitives Tonfolgenfragment, eine herrlich düster schäumende Basslinewand sowie allerhand Effektgezirpe heraus, welches in die davor genannten Elemente in gelungener Art und Weise integriert ist. Vor allen Dingen die zunächst noch recht optimistisch dahinschippernde Stimmungslage, welche von den Melodietönen in dezenter Manier befeuert wird, zeigt sich beeindruckt von der prachtvollen Statur der dunkelheitsaffinen Basslinewand, wenn sich letztere alsbald zunehmend prägender in den Untergrund des Ganzen mit einbringen kann. Dieser Moment ist allerdings nur von kurzer Dauer, verbreitert das Melodiefragment doch im weiteren Verlauf nun mehr und mehr seine musikalische Bandbreite, um der düsteren Natur des Untergrunds Paroli bieten zu können, doch auch letzterer zeigt sich im Gegenzug keinesfalls zufrieden mit seinem bisherigen Auftritt und veranlasst allmählich nicht nur eine Intensivierung seines Arrangements, sondern auch den wiederkehrenden Auftritt einiger klackend geratener Zusatzeffekte und tribalesker Vocalschwaden. Ergänzt durch einige Quasi-Breaks schafft es das wunderbar progressiv ausgestaltete Stück in diesem Zusammenhang, die Hörerschaft mit jeder weiteren Minute stärker in seinen Bann zu ziehen und genuss- sowie druckvoll in Richtung des atmosphärischen Höhepunkts zu treiben. Im Rückbau kaum minder hypnotisch kehrt erst im allzu sehr in die Länge gezogenen Outro wieder mehr Ruhe ein, um noch einmal alle hiesigen Zutaten für die Zubereitung überzeugender 5,5/6 rekapitulieren zu lassen... ;)