N’Abend zusammen!
Mit der Veröffentlichung von Eigenproduktionen hält sich Nick Warren ja traditionell eher zurück, umso mehr dürfte es alle Sympathisanten der Progressive-Lichtgestalt, welche mittlerweile auch schon an die 20 Jahre im Geschäft stehen dürfte, freuen, dass seit einigen Tagen endlich einmal wieder eine taufrische Platte des Briten zur Begutachtung bereit steht. Diese sporadische Produktionstaktik sollte ihm jedoch keinesfalls angekreidet werden, schließlich übt der Gute „nebenbei“ auch seine Rollen als überaus talentierter DJ, welcher immer wieder quer über den Globus seine Anhängerschaft mit großartigen Sets im Dunstkreis progressiver, techhousiger und bisweilen auch noch tranciger Gefilde begeistern kann, als Labelchef von Hope Recordings und nicht zu vergessen als Familienvater erfolgreich aus. Nicht vergessen werden dürfen in diesem Zusammenhang zudem die vielen spannenden Kooperationsarbeiten mit Jody Wisternoff als „Way Out West“ sowie die zahlreichen Folgen der renommierten GU-Mix-CD-Reihe, welche Nick Warren in den letzten Jahren beisteuern und dabei einmal mehr sein einmaliges Gespür im Zusammenbasteln von Mixen, welche den Hörer wahrhaftig auf eine Reise mitnehmen, unter Beweis stellen durfte. Mit In Search Of Silver, welches bereits auf John Digweeds letzter Mix-CD Structures in Auszügen vertreten war, kehrt der Gute nun zu seinen Wurzeln zurück und präsentiert einen Progressive-Track alter Schule, welcher mit Bedrock Records im Rücken kein passenderes Label hätte finden können.
So darf beim Original Mix natürlich auch die halbwegs epische Laufzeit von etwa 10 Minuten nicht fehlen, auf welcher das Ganze allerdings jeglichen Flirtversuchen mit dem Vorwurf des Plätscherns einen Riegel vorschiebt und stattdessen konsequent auf eine Trackentwicklung setzt, welche ihre Vorliebe für progressive Strukturen par excellence nicht verbergen kann. Das beginnt bereits im sphärischen Intro, welches in einer Verquickung aus mystischen und düsteren Klangschichten den gemeinen Hörer mit seinen leicht wabernden Flächenstücken, überaus dezent eingesetzten Melodiefragmenten vielseitiger Couleur sowie immer wieder als Nadelstiche eingeworfenen Basstönen in seinen Bann zu ziehen weiß. Mit zunehmender Klangdichte tauchen sogar einige Klavier- und Violinenanleihen auf, ehe nach knapp 2 Minuten schließlich eine Kickdrum dafür sorgt, dass das Stück nicht noch tiefer in ambiente Gefilde eintaucht, sondern die Melodieebene nun mehr und mehr mit einem einen progressiven Groove vertraut macht, für welchen sich im weiteren Verlauf vor allen Dingen eine subtil mit dem Fingerzeig nach vorn ausgestattete Bassline verantwortlich zeigt. Insgesamt gesehen präsentiert sich das Drumming jedoch immer noch recht minimalistisch, kann sich aber alsbald durch seine geschmeidige Verwandlung in einen Breakbeat-Rhythmus etwas mehr in den Vordergrund verschieben, während die Melodieanleihen sich gleichzeitig wieder etwas zurückziehen und ihren Platz gutmütig Oldschool-Synthieklängen überlassen, welche in Zusammenarbeit mit einem nun immer öfter eingeschobenen Vocalsample das Ganze in sphärisch deeper anmutendes Territorium entführen. Da diese Formation allerdings über keine gute Kondition zu verfügen scheint, werden die Synthietöne im Folgenden bereits wieder von wesentlich heller arrangierten Klangstücken ersetzt, welche in einem anstehenden Break zunächst die Bass-Nadelstiche aus dem Intro heraufbeschwören, bevor in deren Gefolgschaft auch die restlichen bekannten Melodiefragmente auftauchen und den Track wieder in Richtung Ambient verschieben. Die groovende Bassline stellt sich dieser Entwicklung jedoch nach kurzer Zeit mutig entgegen und forciert damit das Wiedereinsetzen des geraden Drummings vom Beginn, welchem nach einer gemütlichen Solopartie auch die sphärische Ader mit der Einladung der Klangstücke aus dem Mittelteil am Herzen liegt. Das letzte Drittel gehört nichtsdestotrotz fast ausschließlich dem düsteren Zusammenspiel des Drummings mit den sich herrlich bedrohlich auftürmenden Basstönen, welche neben überzeugenden 5,5/6 nur äußerst subtile Tonkaskaden in ihrer Nähe dulden…
Der Martin Buttrich Dub dagegen hegt eine wesentlich ausgeprägtere Vorliebe für techhousige Klänge, mit welcher das sphärische Element im direkten Vergleich zwar deutlich in den Hintergrund gedrängt, dafür nun aber der Groove-Entfaltung mehr Raum und Zeit geschenkt wird. So beschränkt sich etwas mehr als die erste Hälfte der hiesigen Überarbeitung ausschließlich mit dem Ausbau desselbigen, welcher von der ersten Sekunde an vor allen Dingen von einer angenehm tänzelnden Bassline getragen wird, neben der in minimalistischer Manier immer wieder einige klickernde, knisternde oder flüsternde Elemente durch das Bild huschen, das Ganze jedoch nicht wirklich aus seiner monotonen Ader herausbewegen können. Auch ein Kurzbreak, herumgeisternde Fragmente eines ehemaligen Vocalsamples oder allerhand Kreuchen und Fleuchen sind zunächst nicht in der Lage, die Konzentration hinfort vom omnipräsenten Groove zu verlagern, erste Toneinwürfe als Überbleibsel der Melodiestrukturen aus dem Original lassen jedoch alsbald auf Besserung in dieser Hinsicht hoffen, ehe einige wabernde Flächenstücke sich ebenfalls ein Beispiel daran nehmen und dem Remix in der zweiten Hälfte etwas mehr sphärisches Leben einhauchen. In zunehmend sirenenartiger Gestaltung erobern sich die alternativen Tonflächen dabei mehr und mehr Einfluss und lassen auf ihrem Höhepunkt schließlich sogar einige weitere Melodiefragmente aus dem Original im Hintergrund auf den Plan treten, die Verdichtung des Tracks ist allerdings nur von kurzer Dauer, so steht im Folgenden bereits die Vorbereitung auf den Rückbau des Ganzen auf der Tagesordnung. Immerhin dürfen auf den letzten Metern noch einige dezent gehaltene Originalmelodiemotive auf dem herrlichen Groove ihre Runden drehen, insgesamt gesehen kann ich aufgrund der langen Anlaufzeit sowie der nicht wirklich spannend gehaltenen Melodieverarbeitung allerdings nicht mehr als durchschnittliche 3,5/6 verteilen.
Greetz,
:: der hammer ::