Alessandro Diga "Meltdown EP"

Track Rating
5.0 / 6
(1 Bewertungen)
  • N‘Abend zusammen

    Auch wenn der Name zunächst anderes vermuten lässt, bei Alessandro Diga haben wir es in der Tat mit einem waschechten niederländischen Produzenten zu tun – davon kündet dann auch sein richtiger Name Martijn van Dijk sowie die Tatsache, dass er im schönen Amsterdam seine Tracks zusammenschraubt. Dass der Gute nur den wenigsten bekannt sein dürfte, liegt zudem sicherlich daran, dass Anfang Oktober gerade erst einmal seine Debüt-EP auf den Markt geworfen wurde, auf welcher dem gemeinen Hörer in insgesamt drei Tracks eine spannende Reise durch von Progressive House infizierte Gefilde elektronischer Musik geboten wird. Mal deep groovend, mal druckvoll-technoid, mal melodieselig und stets ausgestattet mit dem gewissen sphärischen Element, durch welches die Meltdown EP auch die Einlasskontrollen der hiesigen Tracksrubrik mehr als elegant überwindet. Über mangelnde Unterstützung in der Szene kann sich der Flachlandbewohner ebenfalls nicht beschweren, weiß er doch seinen Landsmann Eelke Kleijn mit dem dazugehörigen Label Outside The Box Music als bekannten Mentor hinter sich. Meine Wenigkeit wird diese Aufgabe ab jetzt für unser Forum übernehmen, denn neuen vielversprechenden Talenten schenkt man hier doch schließlich immer gern (im besten Falle auch mehr als) ein Ohr, oder…!? ;)

    Meltdown als titelgebendes Stück beruft sich zwar auf ein nicht mehr ganz so taufrisches Erfolgskonzept im Progressive House, namentlich der eklektischen Verbindung eines düster geratenen Drummings mit feinsinnig sphärisch geträufelten Melodiepassagen, dieses ist jedoch meines Erachtens im hiesigen Falle wieder einmal so überzeugend auf den Punkt geraten, dass ich mich der Aura dieses Stücks einfach nicht entziehen kann. Das beginnt bereits mit der herrlich lichtscheu nach vorn groovenden Bassline, welche in Kooperation mit einer trockenen Kickdrum den minimalistischen Untergrund bildet und alsbald die ersten repetitiven Tonfragmente begrüßt, die sich im weiteren Verlauf nun zunehmend den ihr zur Verfügung gestellten Raum mit subtilen Melodieandeutungen im Hintergrund teilen darf. Von selbigen angestachelt vollführen auch die stakkatierten Töne nun mehr und mehr Verrenkungen in Richtung einer sphärischen Melodielinie, ehe ein Kurzbreak Druck und Drumming herausnimmt. Eine dezente Anschwillaktion lässt das Ganze jedoch schnell wieder in den gewohnten Rhythmus zurückfinden, sodass erst das nächste Break die Aufgabe zugewiesen bekommt, eine weitere Tonfolge zur Verdichtung der Atmosphäre anzulocken. Dass dieses Unternehmen mehr als zufriedenstellend verläuft, lässt sich dann vorzüglich an der leicht wabernd, leicht fragil geratenen Flächenmelodiefolge beobachten, welche mit ihrer bezaubernden Mischung aus Melancholie und Verträumtheit nicht nur den geneigten Hörer zu umwickeln weiß, sondern auch in Zusammenarbeit mit dem düster treibenden Untergrund eine mehr als gute Figur abwirft; auch die zu Beginn auf den Plan getretenen Tonfragmente fügen sich im Folgenden passend in die sphärische Ausgestaltung des Tracks ein und agieren dabei keinesfalls nur als Stichwortgeber. Mit dem Entschwinden der Melodieebene darf zu guter Letzt dann noch einmal die Bassline ein gelungenes Solo hinlegen, überdurchschnittliche 5,5/6 sind zu diesem Zeitpunkt aber schon längst in trockenen Tüchern untergebracht. :yes:

    Auch wer des Niederländischen nicht wirklich mächtig ist, wird die Übersetzung von Diep In De Nacht sicherlich ohne große Probleme bewältigen können, handelt es sich doch schließlich um einen Track, der seine Sogwirkung erst zu besagter vorgerückter Stunde so richtig wird entfalten können. Doch auch auf der heimischen Anlage ist die überaus bösartig dreinschauende Bassline in der Lage, ihre dunkle Macht wie einen kalten Schleier in die ihr zugewandten Gehörgänge zu schleusen, sodass sich alsbald eine Kettenreaktion einstellt und auch das Tanzbein einfach nicht mehr stillhalten will, beherbergt das technoid ausgerichtete Drumming doch auch eine gehaltvolle Portion Clubaffinität. Unterbrochen wird der dabei entstehende, druckvolle Fluss nur von einigen Kurzbreaks, wobei sich in der zweiten Ausgabe eines solchen ein ängstlich wirkendes Stimmenfragment seinen Weg durch die hierbei etwas zurückhaltender eingestellte Bassline bahnt und in Zusammenarbeit mit dem komplettierten Drumming alsbald solch eine wahrhaft furchterregende Atmosphäre aufbaut, dass auch der abgebrühteste Hörer sicherlich nicht ungerührt davonkommen dürfte. Fiepende Alternativtöne begleiten die Szenerie zusehends und lassen auch im nächsten Kurzbreak nicht vom unwirklichen Stimmenfragment ab, welches sich in einer gelungenen Anschwillaktion zwar irgendwie in Richtung von Tierlauten entwickelt, zusammen mit dem technoid-treibenden Untergrund allerdings eine kaum erklärbare Faszination ausstrahlt, der man auch ihre äußerst offensive Tanzflächen-Ausrichtung abnimmt. Alles in allem ein herrlich düsteres Machwerk, welches sich seine 5,25/6 für meinen Geschmack mehr als redlich verdient hat. :D

    Abgerundet wird die EP dann durch den frankophil anmutenden Titel Qui-Vive, welcher irgendwo im Grenzgebiet zwischen Progressive und Deep House anzusiedeln ist und im internen Vergleich betrachtet seine Sache zudem mit der größten Portion Entspannung in der sphärischen Ausrichtung angeht. Davon zeugen bereits nach kurzer Einwirkzeit die ersten zurückgelehnt agierenden Melodieversatzstücke, welche zwar schon nach wenigen Momenten in einem Kurzbreak mit einer dezenten Effektwelle konfrontiert werden, es sich im weiteren Verlauf aber erst einmal in Zeitlupe gemütlich machen auf dem mittlerweile durch eine subtil im Hintergrund tänzelnde Stakkatobassline ergänzten Drumming. Ein weiteres Kurzbreak kreuzt den Weg des Tracks, hinterlässt erneut eine Effektwolke und bewirkt auch innerhalb der Melodieebene eine dezente Verdichtung in Form von angenehm nachhallenden Begleittönen, ehe diese im sowie im Anschluss an das nächste Kurzbreak auch das Melodieversatzstück in Gänze dazu bewegen können, sich endlich von seiner monotonen Bauart zu lösen und mit einer simplen, aber effektiven Konzentration auf mehrere Tonhöhen die sphärische Ader des Tracks zu befeuern. Von dieser Formation fühlt sich im Folgenden sogar eine warme Synthiefläche angezogen, welche sich zwar zumeist im Hintergrund der bisherigen Elemente aufhält, hin und wieder aber ihre Intensität spannungsfördernd zu steigern weiß, ehe auf der Zielgeraden die deepen Melodiestücke schlussendlich wieder das Zepter in ihrer Hand haben. Insgesamt gesehen meines Erachtens zwar das schwächste Stücke der EP und von viel zu vielen Kurzbreaks zerfurcht, für solide 4,5/6 reicht’s aber dennoch allemal. :yes:


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Haha! Man Hammer du sprichst mir immer aus der Seele! Hab mir letzte Woche auch die EP zugelegt nach dem Hören von Meltdown im Outside the Box Podcast von Eelke Kleijn. Sehr sehr schöne Nummern. Besonders Diep In De Nacht hats mir angetan. Hoffe Eelke spielt den morgen auf dem ADE! 5,5/6