Konektiv "Envolver EP"

Track Rating
5.0 / 6
(1 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Dass meine Netzdurchforstungen nach Hintergrundinformationen über einen bestimmten Produzenten zum Zwecke der Ausschmückung meiner Rezension wirklich rein gar nichts zu Tage fördern, passiert auch nicht alle Tage. So geschehen bei Konektiv, verantwortlich für die letzte Veröffentlichung auf Hope Recordings, dem Label des von mir sehr geschätzten Nick Warren, auf der sich insgesamt drei interessante Stücke tummeln und einen abwechslungsreichen Bogen durch die melodiebetonte Welt progressiver elektronischer Musik spannen. Mal schauen dabei techhousige Strukturen um die Ecke, mal sind es ambiente Referenzen, doch stets wird die sphärische Komponente betont und damit der Tellerrand unseres Forums bestens bedient, wie ich finde. Das Ganze ist auf jeden Fall Ende Juli erschienen, trägt den Namen Envolver EP und wartet nur darauf, hier via Soundcloud in voller Länge in eure Gehörgänge aufgenommen zu werden. :yes:


    Envolver als titelgebendes Stück der EP wartet sogleich mit einer geballten Portion emotionaler Melodiepfade auf, wenn zunächst auch das Hauptaugenmerk auf der Entfaltung eines minimalistisch anmutenden Drummings liegt, welches vor allen Dingen mit seiner wunderbar groovenden Stakkato-Bassline die Aufmerksamkeit des gemeinen Hörers zu bündeln vermag. Zwischendurch schimmern zwar bereits die ersten flächigen Melodieanleihen in sanften Wellen hindurch, müssen sich jedoch erst einmal vom Fluss des schaukelnden Untergrunds beugen, bevor sie sich im Hintergrund dann doch mehr und mehr konspirativ zusammenschließen und eine friedliche Revolution planen, welche den Track zusehends auch sphärisch befeuert, wenn die Melodieebene in Kooperation mit alternativen Arpeggios immer deutlicher aus ihrer Nebenrolle heraustritt und den Track mit einer stimmungsvollen Gemütslage irgendwo zwischen Herbstmelancholie und Spätsommergenuss ausstattet. Dies hat zur Folge, dass im weiteren Verlauf sogar das Drumming die weiße Fahne schwenkt und ein für meinen Geschmack deutlich zu lang geratenes Break auf den Plan tritt, welches zunächst den bekannten Melodiefolgen eine atmosphärisch gehaltvolle Solofahrt gönnt, ehe das Ganze sich allmählich wieder etwas zurückbaut und die Arpeggios etwas subtiler auf den Flächen tänzeln lässt. Diese Entwicklung soll sich jedoch alsbald wieder umkehren, wenn die Melodieelemente sich erneut langsam aber stetig verdichten und das Stück in einen ambienten Schwebezustand versetzen, nur um im Anschluss sich mehr und mehr zerhackstückseln zu lassen, bis das Break schlussendlich in einem kurzen Moment der Stille verfällt. Aus dieser imho mittlerweile etwas lethargisch wirkenden Stimmung steigt dann aber immerhin noch einmal die groovende Stakkato-Bassline hervor; ihr Versuch, im letzten Drittel wieder etwas mehr Druck zu entfalten, scheitert allerdings bereits nach wenigen Momenten, wenn das Stück endgültig implodiert. Alles in allem muss der Track trotz dieser Abstriche dennoch nicht um seine 4,75/6 fürchten… ;)

    Zudem zeigt sich Seiz im Anschluss als überaus schnell lernfähig, mäht es doch sämtliche Abstriche, die ich beim Vorgänger noch bemängelte, in nicht zu ahnender Souveränität nieder und präsentiert sich als Atmospheric Techno par excellence, dem das Zusammenspiel aus druckvollem Untergrund und äußerst sphärischer Melodieextrakte hervorragend gelingt. Denn auch wenn die Kickdrum im Intro noch einigermaßen holprig agiert, so ist damit schnell Schluss, wenn alsbald im Untergrund Industrial-affine Klangwellen sowie eine geradlinig drückende Bassline initiiert werden und die ersten sphärischen Fingerzüge in Richtung düsterer Gefilde von sich geben. Kontrastiert wird diese Entwicklung zudem durch die helle Instrumentierung einer im Folgenden wie Phönix aus der Asche erwachsenden Melodielinie, welche immer wieder flehende Nadelstiche im dunklen Ambiente des Stücks setzt, ehe im Anschluss wieder die Klangwellen die Oberhand übernehmen und in ihrer verzerrten Ästhetik auch als Soundtrack von Sodom und Gomorrha durchgehen würden. Dennoch kommt auch die Melodieebene in dieser Phase nicht zu kurz, wenn eine rollende Tonfolge in den Track eindringt und sich im weiteren Verlauf einen gelungenen Schlagabtausch mit den hellen Melodietönen liefert, die wiederum zwischendurch auch vor einigen hoffungsvollen Alternativtönen, welche das Ganze kurzzeitig nicht mehr ganz so düster wie zu Beginn erscheinen lassen, nicht zurückschrecken. Ein anstehendes Kurzbreak forciert dann zwar wieder die verzerrten Klangwellen, in Kooperation mit dem drückenden Untergrund ist es jedoch erneut die helle Melodiefolge mitsamt ihrer hoffnungsvollen Schwester, welche den Ton anzugeben weiß. Dies wird bis zu einem weiteren Kurzbreak fortgeführt, sodass im Anschluss wieder die klagenden Klangwellen ihre düstere Ader mit dem geneigten Hörer teilen, ehe bisher noch nicht gehörte, schleppende Melodiestrukturen aus dem Untergrund hervorkriechen und schließlich zusammen mit den hellen Melodietönen die progressive Bauart des Tracks unterstreichen. Zu allem Überfluss tauchen im letzten Drittel dann auch noch zitternde Tonexperimente auf, welche das Ganze zusammen mit den Industrial-Effekten wieder in Richtung Schwermut abdriften lassen, wobei dieser Trend auch von den noch ein letztes Mal herbeigerufenen, hellen Melodietönen nicht mehr aufgehalten werden kann. Summa summarum ein Track, der auch beim x-ten Hördurchlauf noch neue Strukturen offenbart und meinen Geschmack voll ins Schwarze trifft, ergo 6/6. :D

    Bei Vuelo, dem Dritten im Bunde, schlägt dann das Ambient-Pendel im internen Vergleich am deutlichsten aus, sodass es bereits im Intro allerhand durch den Raum geisternde Melodiefragmente zu bestaunen gilt. Begleitet werden diese von neblig-zischenden Effekten, welche im Hintergrund permanent für leichte Aufruhr sorgen und schließlich auch als Initiator eines in Samthände gebetteten Drummings auftreten, während parallel dazu flächige Alternativtöne die sphärisch-schwebende Ader des Ganzen ergänzen. Im weiteren Verlauf gesellen sich dann auch einige Bassline-Ansätze dazu, welche für subtil düstere Kontrastpunkte sorgen, während die Melodieebene sich zunehmend verdichtet und stetig weitere Melodiefragmente aus ihrem Repertoire zum Besten gibt, bis dass das Ganze schließlich in dieser Formation ein Break ansteuert. Dass auch hier die irgendwo zwischen durchdrogt und entspannt hinwegschwebend zu charakterisierende Atmosphäre nicht in der Mottenkiste verschwindet, steht außer Frage, sodass der Hörer sich unentwegt von den anmutig tänzelnden Melodiestrukturen in Trance versetzen kann, ehe das Wiedereinsetzen des überaus zurückhaltenden Drummings dem Ganzen wieder etwas mehr Druck verleiht. Das Zusammenspiel aus geloopten Arpeggios, mystischen Flächenstücken sowie allerhand klickernder Effekte im Hintergrund, welche sich in progressiver Manier in ständigen Instrumentierungs- und Intensitätswechseln die Klinke in die Hand geben, findet jedoch auch bis zum nächsten Kurzbreak seine Fortsetzung. In und im Anschluss an letzteres geben sämtliche Melodieelemente allerdings kurz hintereinander den Löffel ab, sodass der Track sich auf den letzten Metern noch einmal in seiner detailverliebten Effektwahl suhlen kann, ehe die Vergabe verdienter 5/6 auf dem Plan steht. :yes:


    Greetz;
    :: der hammer ::

  • Bei diesem Release bin ich irgendwie zwiegespalten. So sehr ich Nick Warren und Hope sonst auch mag, hier will mir aber nur die "Vuelo" so richtig gefallen. "Seiz" finde ich zwar auch noch ganz nett, kaufen würde ich sie mir aber nicht. Die "Envolver" finde ich dagegen sogar recht langweilig. Von "Hey, wow" bis "Naja" ist also alles vertreten :)

  • Also ich find gerade die Envolver mal so riiiiichtig geil! Sowieso ist die ganze EP genau nach meinem Geschmack. Melodiöser Progressive... was will man (ich ;)) mehr!?

    Ich mach's kurz:

    Envolver 5,5/6
    Seiz 5/6
    Vuelo 5/6

    Wird gekauft! :huebbel: