Ryan Davis "The wolve"

Track Rating
6.0 / 6
(3 Bewertungen)
  • Tach zusammen

    Nachdem in den letzten Wochen bei dem ein oder anderen möglicherweise bereits Entzugserscheinungen aufgrund fehlender Rezensionsausschweifungen meinerseits aufgetreten sind, möchte ich mich in meinem neuen Lebensjahr nun offiziell mit der Vorstellung des neuen Tracks von Ryan Davis alias Sebastian Waack wieder zurückmelden. Das The Wolve betitelte Werk des Thüringers interpretiere ich jetzt einfach mal als eine Hommage an den in den Osten Deutschlands zurückgekehrten Vierbeiner mit der Lizenz zum Vollmond-Anheulen, welche in ein wunderbar deep anmutendes Konglomerat aus Atmospheric Techno, Minimal und Techhouse gebettet und zudem mit zwei alles andere als unter den Teppich zu kehrenden Remixarbeiten von Max Cooper und Dawad ausgestattet ist. Das Paket ist auf jeden Fall letzte Woche endlich auf dem französischen Label IRM Records erschienen, wo in diesem Jahr bereits auch Davis' hörenswerter Perlentaucher ein passendes Zuhause gefunden hatte. :yes:

    Im Original Mix wird der geneigte Hörer dabei von Beginn an mit tiefergelegten sowie schwermütig nachhallenden Klaviertönen auf die eher düsteren Gefilde, welche das Stück zu durchfahren gedenkt, eingeimpft, während im Untergrund ein minimalistisch klickerndes Drumming das Licht der Welt erblickt und in seiner monotonen Kühle einen gelungenen Kontrastpunkt zu den immer wieder eingeworfenen Melodieansätzen setzt. Selbige sind schließlich in der Lage, trotz ihrer sporadischen Einsätze auf dem alsbald mit einer leicht knarzig geratenen Basslinewand sowie vermehrt auftretender Minimaleffekte verdichteten Untergrund eine feinsinnig geratene Form dunkelheitliebender Sphären zu entfalten, welche im weiteren Verlauf in Zusammenarbeit mit einigen zurückhaltenden Alternativ-Stakkatotönen noch eine kleine Stufe deeper angelegt werden, sodass im anstehenden Break der Hintergrund geradezu bedrohlich brodelnd die Pianotöne einschüchtert. Mit einer weiteren Prise Knarz-Affinität gesegnet spult sich das Drumming im weiteren Verlauf dann zwar wieder in seine monotone Schwere zurück und gibt sich zudem ungeniert einer allmählich anrollenden Effektwelle hin, die hallenden Pianotöne sind jedoch auch in dieser Phase nicht wegzudenken, ehe ein erneutes Kurzbreak das Hauptaugenmerk in Richtung einer weiteren alternativen Tonschwemme verschiebt, welche noch einmal eine gehörige Portion Atmosphäre aus dem Track herauskitzelt, ehe im Anschluss alle Elemente im Einklang eine äußerst subtile Schlussoffensive einläuten. Alles in allem ein für meinen Geschmack mal wieder hervorragender Track aus der umtriebigen Klangschmiede von Ryan Davis, welcher sicherlich nicht ohne 5,25/6 im Gepäck seine Rückreise antreten wird. :D

    Der Max Cooper Remix entfernt sich dann zwar nicht allzu weit vom Original (bei seiner Liebe für düsternisbehaftete Tracks hätte ich mich auch sehr gewundert, wenn seine Überarbeitung mit mehr positiven Gefühlen assoziiert werden könnte…), kann diesem mit seinem im internen Vergleich teilweise noch etwas minimalistischer angelegten Arrangement sowie der Cooper-typischen Detailverliebtheit aber dennoch eine weitere, gehaltvolle Schüppe sphärischer Intensität mitgeben. Anfangs scheint das Ganze zwar noch im Strudel klickernder Avantgarde gefangen, aus dem Hintergrund schwemmen jedoch allmählich die ersten aus dem Original bekannten und nun leicht veränderten Begleittöne heran, welche zwar in einem sonderbar verwirrten Zustand durch den Raum geistern, mit ihrer Anhäufung aber schließlich eine herrlich dezent brummelnde Bassline initiieren. Von dieser inspiriert machen sich im weiteren Verlauf dann auch einige alternative Melodieansätze im Untergrund auf den Weg durch die dunklen Pfade des Remixes, während an der Oberfläche noch verwirrte Tonkaskaden sowie auf der Streckbank gepeinigte Effekttiraden vorherrschen, alsbald jedoch immer öfter auch Originalpianotöne durchschimmern lassen. Nicht nur durch die Kooperation mit selbigen avanciert das Stück in dieser Phase mehr und mehr zu einem überaus intensiven „Höllenritt“, denn auch die Alternativmelodiezüge haben sich in der Zwischenzeit fast unbemerkt in Richtung Hauptbühne gehangelt, von wo aus sie nun die sphärische Verdichtung durch ihr metallenes Klagen befeuern. Und auch wenn das Ganze auf dem Höhepunkt seiner Düsternisverehrung vorgibt, dass seine Batterieleistung sich mittlerweile den Grenzen nähert, so werden auch im letzten Drittel die sphärischen Stilmittel keinesfalls eingestampft, sondern vielmehr wieder eine gehörige Portion subtiler angelegt. So dürfen auf den letzten Metern sowie im Outro sogar noch einmal einige hallende Pianotöne auf dem brummelnden Untergrund ihrer Schwermut nachgehen, ehe imho mehr als verdiente 5,75/6 den Besitzer wechseln. :yes:

    Wie der Name schon eindeutig vermuten lässt, werden im Dawad Drops His Cello Remix zum Abschluss epischere Gefilde ins Visier genommen, wenn der französische Produzent sein im Keller angestaubtes Cello zu neuem Leben erweckt und das düstere Originalthema mit Deine-Lakaien-Gedächtnisklängen gelungen ergänzt. Zu Beginn dominiert zwar noch klickernde Zurückhaltung, mit Einsetzen der saftigen Kickdrum tauchen jedoch bereits die ersten Andeutungen des klassischen Instruments auf, welche sich zunächst noch recht monoton stakkatiert auf dem druckvollen Drumming fortbewegen, während im Hintergrund allerdings mehr und mehr herannahende Melodieschleifen zu erhören sind. In und nach einem ersten Kurzbreak wird dann schließlich endgültig das Eis gebrochen, die vom Cello vollführten Melodieansätze erklingen in voller trauriger Schönheit und erfüllen die hiesige Überarbeitung mit einer gehaltvollen Portion Melancholie. Die nichts für schwache Nerven darstellende Dunkelheit der beiden Vorgänger wird dabei allerdings nicht angestrebt, vielmehr weicht der Totengräber im hiesigen Remix einer etwas süßlicheren Schwere, welche in ein Progressive-House-Gewand gekleidet zudem einen ambitionierten Vorwärtsdrang entfalten kann und dabei nur vor einem Quasi-Break im Mittelteil kurz unterbrochen wird. In dieser Phase ziehen sich auch die Melodieklänge kurzzeitig in den Hintergrund zurück, um der nun sogar knarzig fauchenden Basslinewand ein spannendes Solo zu gönnen, ehe die wiedererstarkten stakkatierten Cellotöne das Ganze in Richtung der zweiten und finalen Melodiehochphase verschicken. Der Rest gehört dann einem druckvollen Abgang, welcher schlussendlich die Vergabe gut bestückter 5/6 unter Dach und Fach bringt. ;)

    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Zitat

    Original von hammer
    ich werde natürlich auch weiterhin versuchen, die musikalischen Tellerränder unseres Forums mit meinen Rezensionen erfolgreich abzugrasen, dafür steh ich mit meinem Namen... :p

    Und dafür danken wir/ich dir, wieder eine tolle Trackvorstellung, die mich mitreißt. Toller Sound der hier wieder einem geboten wird.

    Was für ein Übertrack, vor allem der Dawad Drops His Cello Remix Kickt alles weg. 6/6

    Einmal editiert, zuletzt von Aiiwa (22. August 2010 um 18:39)

  • Wow, eine fulminante Platte. Vor allem der Original Mix ist endgut mit dem Piano und der Stimmung, aber die beiden Remixe müssen sich nicht verstecken. Danke für die Vorstellung und die rhetorische Meisterleistung, hammer!