N'Abend zusammen!
Dass ich bereits seit geraumer Zeit glühender Anhänger der Klangschmiede des spanischen Produzenten Henry Saiz bin, dürfte sich im hiesigen Forum sicherlich mittlerweile herumgesprochen haben, schließlich schafft es der Mann von der iberischen Halbinsel für meinen Geschmack wie derzeit kaum ein anderer in der elektronischen Musikwelt, jegliche Genregrenzen beiseite zu wischen und dem Hörer im Dunstkreis techhousiger, progressiver, tranciger und elektroider Gefilde Tracks mit ungeahnter Nachhaltigkeit vor den Latz zu knallen. In dieser Hinsicht bildet auch die vor wenigen Tagen auf dem renommierten Label Renaissance veröffentlichte The Rider EP keine Ausnahme; die zwei frischen Stücke geben sich zwar im Vergleich mit seinen letzten Veröffentlichungen mit einer etwas gemütlicheren Fortbewegungsart zufrieden, müssen sich in puncto sphärischer Intensität sowie abwechslungsreicher Melodieschemen jedoch keineswegs vor ihren Vorgängern verstecken. Das Motto kann hier also nur heißen: Niedrige-BPM-Zahlen-Komplex ablegen, Tellerrand freundlich begrüßen, reinhören und genießen…!
Mit dem Titeltrack The Rider haben wir es dabei erneut mit einem Stück zu tun, das sich Argentiniens Progressive-Aushängeschild Hernán Cattáneo für eine seiner Mix-CDs (The Masters Series Part 16, um genauer zu sein) unter den Nagel gerissen und damit noch vor der offiziellen Veröffentlichung einem größeren Hörerkreis bekannt gemacht hat. Das Ganze kleidet sich zu Beginn zwar noch recht minimal inspiriert, wenn ein surrender Hintergrundton auf ein für meinen Geschmack in Perfektion tänzelndes Klickerdiklacker-Drumming trifft und alsbald auch keine Scheu besitzt, mit einigen subtilen Tonkaskaden sowie den ersten Andeutungen einer Melodiefolge die Trackdichte stetig zu forcieren. In dieser Entwicklung darf sich zudem eine monton wischende Bassline entfalten, welche sich bereits zu diesem Zeitpunkt als wunderbar groovend orientierter Taktgeber des Stücks offenbart und im weiteren Verlauf auch vor einigen elektroid-knarzenden Ausflügen keinen Halt macht. Davon profitiert natürlich nicht nur das Intensitätsbarometer, sondern auch die Verdichtung der Melodieebene, da sich nach einem dieser Bassline-Intermezzi aus den bisherigen Melodietönen eine entspannte Synthie-Tonfolge herauskristallisieren kann und zusammen mit dem hintergründigen Begleitwabern eine leicht melancholisch beeinflusste Atmosphäre heraufbeschwört wird. Ein Kurzbreak gönnt der Melodieseligkeit des Tracks schließlich sogar einen kleinen Sololauf inklusive zitternder Alternativtöne, ehe das jäh einsetzende Knarzen der Bassline das Drumming wieder aus dem Keller holt. Die fortlaufende Entwicklung der Synthiemelodie im Anschluss hin zu barocker Opulenz einerseits bzw. schweißtreibenden Flächenversatzstücken andererseits erstickt zudem jedweden Plätschervorwurf im Keim und vermag die hiesige Atmosphäre noch einmal gehörig mit Intensität zu versorgen, ehe ein weiteres Kurzbreak wieder die ursprüngliche Synthie-Form der Melodiefolge ins Gedächtnis ruft, während die alternativen Instrumentierungen nun im Hintergrund für Aufruhr sorgen. Mit Wiedereinsetzen des Drummings verschiebt sich das Hauptaugenmerk zwar wieder in Richtung des Groove-Potenzials, die Melodieebene mit ihren vielschichtigen Verästelungen lässt dennoch bis fast zum Schluss nicht wirklich locker mit ihren gelungenen Einschüben. Dass sich meine Euphorie dann schlussendlich auch in einer Bewertung von 5,5/6 niederschlägt, versteht sich da von selbst!
Unmei bewegt sich dann in einem ähnlichen Umfeld wie die digitale A-Seite, kann dieser jedoch trotz seiner zeitweise recht trancigen Ader nur teilweise Paroli bieten. Dies ist vor allen Dingen in der im Vergleich etwas weniger zwingend geratenen Melodieebene begründet, welche ihre Runden allerdings auf einem nicht minder bis ins Detail austarierten Drumming ziehen darf, zu Beginn aber erst einmal nur von verhaltenen Fragmenten repräsentiert wird. Selbige setzen sich zusammen aus stakkatierten Begleittönen sowie äußerst dezent geratenen Hintergrundflächen, welche alsbald von einer monoton nach vorn groovenden Bassline noch deutlicher ins Abseits verfrachtet werden, während stattdessen kristallklar klirrende Alternativtöne die freigewordene Position einnehmen und zudem eine kleine mystische Verneblungstaktik im Schilde führen. Angestachelt von einem knarzenden Bassline-Ausflug in einem Kurzbreak verdichtet sich nun zusehends auch die Melodieebene, wobei vor allen Dingen ein leicht verwirrt durch den Raum geisterndes Synthieflächenfragment herauszuheben ist, welches sich stetig zu verfeinern weiß und schließlich sogar kurzzeitig in eine wabernde Allzweckwaffe verwandelt. Im Anschluss konzentriert sich der Track zwar wieder auf seinen groovenden Charakter, die Melodieversatzstücke lassen sich jedoch nicht allzu lang unterkriegen, sondern überfallen das Stück im Folgenden mit tranciger Unterstützung in der Hinterhand farbenprächtiger denn je aus ihrer Lauerstellung heraus. Unterbrochen nur von einigen Kurzbreaks kredenzen die synthielastigen Melodiestränge dem Hörer nun einen spannenden Instrumentierungs- sowie Intensitätsvariationsreichtum, welcher schlussendlich nur durch ein knarziges Machtwort der Bassline davon abgehalten werden kann, die Tracklänge ins Bodenlose zu strecken. Insgesamt gesehen komme ich hier jedenfalls nicht um die Vergabe eines weiteren überaus verdienten 5/6er-Pokals für den Saiz’schen Backkatalog herum…
Greetz,
:: der hammer ::