Ricky Ryan "Suicide hot / Le mystic"

Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Meine ausufernden Ausführungen möchten euch heute nach Argentinien entführen, welches hinsichtlich elektronischer Musik bereits seit längerer Zeit seinen Status als Entwicklungsland abgelegt hat - das bekannteste musikalische Aushängeschild stellt dabei sicherlich der Progressive-Liebhaber Hernán Cattáneo dar, wobei aus der zweiten Reihe stetig weitere interessante Produzenten dazustoßen. Ricardo Perez Costa mit seinem semi-innovativen Alliterations-Pseudonym Ricky Ryan gehört auf jeden Fall zu Letzteren, ist zudem, was Aussehen und Frisur betrifft, leicht mit Cattáneo zu verwechseln und scheint eine ähnliche Vorliebe für progressive Gefilde, welche sowohl mit minimalen und techhousigen als auch mit trancigen Versatzstücken keine Berührungsängste besitzen, in sich zu spüren. Nachzuhören gibt es diese feine Genremischung schon seit März in Form eines Two-Trackers auf BozBoz, dem immer wieder aus der Masse herausragenden Label des Prog-Altmeisters John Graham alias Quivver, welches für die beiden Stücke als Veröffentlichungsplattform imho geradezu prädestiniert erscheint. :yes:

    Äußerst minimalistisch gehalten deutet Suicide Hot zu Beginn zwar noch nicht wirklich daraufhin, dass wir es hier mit der optimistischeren Seite der digitalen EP zu tun haben, doch bereits die ersten wie ein Gebirgsbach durch das klickernde Drumming rauschenden Klangkaskaden deuten alsbald das sphärische Potenzial dieses Tracks an. Angereichert mit einigen sporadischen Effekten etabliert sich in dieser Phase zudem im Hintergrund eine wankende Fläche, welche immer mal wieder einige Ausrufezeichen in Form von subtilen Melodiefragmenten nach vorn schickt, während der Untergrund zunehmend groovender ausgeschmückt wird, ehe eine Stakkato-Bassline min ihrem monoton Arrangement etwas mehr Schwung in das Ambiente schubst. Diese Initialzündung nimmt auch sogleich eine Melange aus verzerrten Flächen und Effekten beim Wort und schickt nach einigen verwirrten Takten schließlich eine trancig tänzelnde Melodielinie in die Manege, welche nicht nur den zaghaften Flächen im Hintergrund in die Karten spielt, sondern auch in atmosphärischer Hinsicht einiges auf dem Kasten hat. Dies wird nicht nur im kommenden Kurzbreak deutlich, denn auch im Anschluss zusammen mit der nun weniger monoton agierenden Bassline sowie einigen zusätzlichen hektischen Tonhappen offenbart das Ganze nun mehr und mehr seine trancig anmutende Ader, welche schlussendlich in einem vielschichtigen Finale zu Höchstform aufläuft, bevor ein weiteres Kurzbreak die Szenerie zu einem Beruhigungsmoment einlädt und die stakkatierten Melodietöne im Anschluss die letzte melodische Runde in wieder minimalerer Umgebung einläuten. Alles in allem ein geschmackvoll progressiv austarierter Track, welcher sich mir nicht ohne verdiente 5/6 davonstiehlt. ;)

    Im Gegensatz dazu stürzt sich Le Mystic (nicht nur aufgrund des eindeutig voranmarschierenden Titels) wesentlich stärker in deep/progressive Gefilde voll mystischer Ausrankungen, wenn auch die Referenzen an minimale Gepflogenheiten der elektronischen Musik hier sicherlich nicht minder zum Vorschein kommen. Dies fängt bereits mit einem auf das Nötigste reduzierten Untergrund an, welcher allerdings dennoch mit Hilfe eines alsbald auf die Hörerschaft losgelassenen, mechanischen Klackerfragements in der Lage ist, das gewisse Etwas an Land zu ziehen. Daran rüttelt auch der Loop-Charakter dieses Elements vergebens und gibt sich im weiteren Verlauf somit lieber einem munteren Stelldichein mit einer düster rollenden Bassline sowie gespenstischem Hauchen im äußersten Hintergrund hin, während langsam aber stetig die ersten melodischen Andeutungen aus selbigem sich in dezenter Weise mehr und mehr Gehör schaffen. Dass mit wabernden Flächenextrakten in Zusammenarbeit mit stakkatierten Begleittönen auch eine sphärische Verdichtung in Richtung recht zwielichtiger Gefilde einhergeht, versteht sich dabei fast von selbst, sodass das Stück nun voll düsterem Elan ein Kurzbreak ansteuert, in welchem allerdings nicht die bekannten Melodieelemente im Fokus stehen, sondern glöckchenartige Alternativklänge die sphärische Regentschaft übernehmen und mit ihrer melancholischen Bauart im Anschluss auch das minimalistische Drumming zu betören wissen. Der gemeine Hörer erlebt das Stück in dieser Phase womöglich in seinem fragilsten und intimsten Gewand, ehe die restlichen Melodieversatzstücke sich im Folgenden in dezenter Manier wieder aus dem Untergrund herausschälen. Ein recht ähnliches Prozedere ist dann auch für ein weiteres Kurzbreak, in welchem das fast schon zur Gewohnheit mutierte, mechanische Klangfragment noch einmal auf sich aufmerksam macht, angedacht, bevor die komplettierte Melodieebene im Anschluss eine letzte Ehrenrunde in Sachen deeper Verzückung drehen darf. Ich sehe diesen Track im internen Vergleich auf jeden Fall noch ein Stück weiter vorn und komme daher nicht drumherum, saubere 5,25/6 aus meinem Bewertungskeller herauszufischen. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::