Thomas Bjerring "Stratus EP"

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  • N'Abend zusammen!

    Es existieren für meinen Geschmack nicht allzu viele Labels, von denen mit breiter Brust behauptet werden kann, dass sie seit vielen Jahren unermüdlich eine qualitativ hochwertige Veröffentlichung nach der anderen auf das gemeine Volk loslassen und dabei zudem bestens ohne irgendwelche obskuren Genre-Scheuklappen auf den Ohren auskommen. Die Kölner Traum Schallplatten gehören auf jeden Fall eindeutig zu dieser seltenen Spezies und werden zudem nicht müde, auch in 2010 die sphärische Fahne innerhalb der von Minimalismus und techhousiger Attitüde geprägten elektronischen Welt hochzuhalten - aktuelles Beispiel gefällig!? Mit der vor einigen Wochen veröffentlichten Stratus EP, dem Debüt des mir bisher nicht untergekommenen dänischen Produzenten Thomas Bjerring, dürften sicherlich nicht nur alle Freunde des gewissen subtilen, melodischen Etwas auf ihre Kosten kommen, denn irgendwann sind auch die härtesten BPM-gesteuerten Jungs reif für die gepflegte Afterhour, in der sie schließlich von nur vermeintlich biederen Melodiefragmenten in die Regeneration geschickt werden... :p

    Stratus als Titeltrack entpuppt sich in dieser Hinsicht jedenfalls als überaus passendes Entspannungswerkzeug, welches von Beginn keinen Hehl aus seiner Intention macht, wenn in einem Intro leicht düster geratene Schummertöne auf eklektisches Tonwabern in hellen Klangvariationen sowie ein äußerst spannendes Vocalsample treffen und damit sogleich einer wunderbar verträumten Atmosphärenschwade Tür und Tor öffnen. Im weiteren Verlauf schleicht sich zwar ein betont zurückhaltend klickerndes Drumming unter die Melodieelemente, ist aber zunächst nicht so recht in der Lage, eigene Akzente zu setzen, sodass die Hörerschaft schnell im ersten Break landet, in welchem die verschwommene Tonfolge vom Beginn erneut auf sich aufmerksam macht, ehe zusammen mit einer herangeisternden Bassline monotoner Bauart schließlich doch noch die gewisse Portion Druck ausfindig gemacht werden kann. In dieser Phase geraten die sphärischen Ausrufezeichen zwar kurzzeitig in eine Warteschleife, mit einem sich alsbald andeutenden, weiteren Break rückt jedoch das stets aufs Neue begeisternde Vocalsample, welches mich vor allen Dingen mit seinem unwiderstehlichen Charme stets um den Finger zu wickeln weiß, wieder in den Blickpunkt, um in Kooperation mit dezenter, aber vielseitiger Flächenarbeit die verträumte Ader des Ganzen mehr und mehr herauszuarbeiten. Und auch wenn sich zusammen mit dem Drumming "nur" das melancholische Pendant dieser Flächen etablieren kann, so sind es doch die immer wieder hervorragend platzierten Vocalsamples und Kurzbreaks, welche den Track weiter in seiner progressiven Bauweise unterstützen. Dies bedeutet allerdings, dass auch im letzten Trackdrittel einige drummingorientierte Momente eingelagert sind, welche ihrem Ruf als kontrastreiche, auf das in Moll gehaltene Outro vorbereitende Phase jedoch bestens nachkommen. So führt schlussendlich kein Weg an imho verdienten 5,25/6 vorbei. :yes:

    Dass auch Republique mit dieser besonderen Mischung aus minimal-techhousigem Untergrund und feinsinnig austarierten Melodiesprenkeln aufwartet, wird allerdings zunächst nur recht zaghaft demonstriert, da das durch Basswabern eingeleitete Intro vor allen Dingen auf der Entfaltung eines monotonen Klangelements besteht, welches sich in seiner verschwommenen Bauart alsbald mit einem äußerst trockenen Drumming arrangiert. Hat sich hierbei allerdings erst einmal eine verschmitzt torkelnde Bassline im Untergrund etabliert, so wirkt auch die Einflugscheine für verwirrte Melodieversatzstücke zunehmend ungefährlicher, ehe im weiteren Verlauf sogar eine leicht zwielichtig auftretende Melodiefolge mehr und mehr Gefallen an der sphärischen Verdichtung des Stücks findet und das Ganze nun in abwechslungsreichen Tonhöhen mit Siebenmeilenstiefeln in Richtung Break stapfen lässt. Hier erwartet den gemeinen Hörer zudem verschachtelt-effektiertes Hintergrundtröpfeln, welches sich alsbald mit einer surrenden Basslinewand vereint und damit die brodelnde Basis für die bekannten Melodietöne, welche hierbei desweiteren einen kleinen Spaziergang in flächige Landschaften unternehmen, bildet. Das Drumming will sich allerdings nicht in dieser Form abspeisen lassen und präsentiert im Anschluss erst einmal eine perkussiv orientierte Phase, welchen ihren Reiz insbesondere als Kontrastpunkt zum sphärischen Break erhält, ehe im Folgenden schließlich die große Versöhnungsgeste dieser beiden Hauptkontrahenten des hiesigen Tracks ansteht. Bei dieser muss die Bassline zwar aus der Distanz zuschauen, darf sich allerdings recht bald wieder einmischen, wenn alternative Melodieelemente (in Form einer subtil tänzelnden Melodielinie im Untergrund sowie kaskadenartigen Einwürfen) an die Stelle der etablierten treten und einmal mehr die Wandlungsfähigkeit des Stücks untermauern. Schließlich geben sich in dieser Phase zwielichtige, verträumte und positiv aufblühende Melodieelemente die Klinke in die Hand, bevor das Ganze in einem flächigen Outro mit Genugtuung seine 5,5/6 entgegennimmt. :D

    Beim dritten Repräsentanten der EP, welcher auf die vorgerückte Uhrzeit 2:45 hört, handelt es sich schließlich im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern vielmehr um ziemlich gelungene dreieinhalb Minuten elektronischer Popmusik, welche für meinen Geschmack ebenfalls ihre Reize besitzt. Dies dürfte vor allen Dingen an den bestens sitzenden Melodiestrukturen liegen, welche auf einem angenehm groovend arrangierten Untergrund inklusive immer wieder in verschieden stark ausgeprägten Facetten auftrumpfender Basslinewand fußen und zudem eine am passendsten als beseelt zu bezeichnende Zusammenarbeit mit den sphärischen (männlichen) Vocals von David Skog eingehen. Vereinzelte Streichereinsätze runden dabei die hoffnungsvollen Klänge der hiesigen Atmosphäre ab und sorgen dafür, dass schnell auch die letzten Zweifel an der Rechtmäßigkeit verdienter 5/6 in Staub zerbröseln... ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::