Robert Babicz "Remote kiss EP"

Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Ich möchte heute die Gelegenheit beim Schopfe packen, euch ein bisher leider noch unveröffentlichtes Stück des Kölner Produzenten Robert Babicz näherzubringen, welches für meinen Geschmack auch bestens auf seinem vor einigen Wochen auf Systematic Recordings veröffentlichten Album Immortal Changes aufgehoben gewesen wäre. Dort hätte dieses auf den Namen Remote Kiss getaufte, wunderbare Kleinod aus progressiven, techhousigen und trancigen Gefilden sogar der inoffizielle Höhepunkt der doch recht ambient gehaltenen Trackansammlung werden können, stattdessen hat sich der Gute das Stück aber für sein neues Label Babiczstyle, dessen Geburtstermin in absehbarer Zeit bevorsteht, aufgehoben, sodass dieses dann eine mehr als würdige Debütveröffentlichung aufweisen kann. Ein VÖ-Datum steht zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest, doch so lang können sich sowohl alle Freunde des Babicz'schen Klangkosmos als auch all diejenigen, die es noch werden wollen, an dieser (geschmackvoll auch in visueller Hinsicht) oder jener Stelle an den herrlich subtil-sphärischen Klängen laben. :yes:

    Dass Remote Kiss sich allerdings nicht nur auf die Ausarbeitung gehörgangsumscheichelnder Melodieversatzstücke konzentriert, wird bereits beim einleitenden Knarzbassfragment à la Babicz deutlich, mit welchem von Beginn an deutlich gemacht wird, dass der hiesige Track sich keinesfalls als akustische Kaffeefahrt versteht. Dezente Klickereffekte und ein weiteres markantes Basslinefragment, welches mit seinem seltsam wippenden Charakter für eine ganz eigene Definition von Groove sorgt, stehen dann im Anschluss im Vordergrund, während im äußersten Hintergrund monotone Stakkatotöne den Blick nach vorn richten und dabei in steter Regelmäßigkeit vom immer wieder aus den Untiefen des Tracks auftauchenden Knarzbassgrollen angestachelt werden. Zudem trauen sich nun mehr und mehr perkussive Elemente in den minimalistisch arrangierten Untergrund, welcher sich damit in gebührender Weise auf die baldig erwartete Ankunft eines wundervoll verträumten Melodiefragments vorbereitet, das sich trotz bzw. gerade besonders aufgrund seiner herrlich unaufgeregten Instrumentierung zunehmend in die Herzen der Hörerschaft spielt und nebenbei das Ganze auch in sphärischer Hinsicht mehr als beglückt. Schließlich macht sich im weiteren Verlauf auch eine subtile Alternativmelodiefolge auf den Weg hinaus aus dem leicht düster agierenden Hintergrund, wobei ihr stetig Steine in Form von knarzenden Bassfragmente in den Weg gelegt werden; selbige präsentiert sich allerdings erstaunlich zäh und kann sich damit alsbald in zweiter Reihe hinter den immer wieder passend eingeworfenen und herrlich schwebenden Melodietönen etablieren. Mit weiteren stakkatierten Begleittöne setzt sich die progressive Melodieentfaltung dann fort, ehe ein äußerst fließender Übergang ins anstehende Break inszeniert wird, in welchem die Melodieebene schließlich ihre intensivste und vielfältigste Phase erlebt, wenn die bisherigen Elemente von harmonischen Flächen und allerlei flackernden Versatzstücken beseelt werden. Die knarzigen Nadelstiche lassen sich zwar auch in dieser Formation nicht wirklich abschütteln, sorgen aber für markante Kontrastpunkte in der verträumten Atmosphäre, welche in Kooperation mit dem Drumming im letzten Trackdrittel aber wieder auf die bekannten Tonfolgen aus der zweiten Reihe reduziert werden, ehe das Ganze sich fast unbemerkt in ein Outro verwandelt und von meiner Seite aus mit überaus gehaltvollen 5,75/6 verabschiedet wird. :D


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (12. Juli 2010 um 22:21)

  • Herrn Babicz hab ich letztes Mal im Club 3.0 in Münster gesehen ... sein Set bzw. Liveauftritt war meiner Meinung nach der Hammer, kleine schöne trancige Elemente drin, die mal was anderes waren, als das Set von Roman Flügel ... :)

    Hat mich sehr positiv überrascht ... ich werd's mal weiter verfolgen ... :)

  • So langsam kommt nun endlich Bewegung in die Veröffentlichung dieses Tracks, welcher Teil einer 3 Stücke umfassenden EP sein wird, die es wiederum seit heute (leider nur) exklusiv bei den überteuerten Flash-Oberfläche-Fetischisten von Beatport, in Bälde aber glücklicherweise auch noch auf Vinyl sowie in allen übrigen Downloadläden zu erwerben gibt. Zudem wird Remote Kiss anscheinend hier sogar für umme auf die Festplatte angeboten, allerdings erhält man dabei fälschlicherweise nicht den Link zu besagtem Track, sondern zu einer (trotzdem sehr spannenden) Mix Session von Robert Babicz...

    Kümmern wir uns aber lieber mal um die Vervollständigung der hiesigen Rezension und widmen uns zunächst dem recht plakativ betitelten The Sun, welches in musikalischer Hinsicht allerdings mit seinem herrlich entspannten Deep Progressive House keinesfalls unter ferner liefen behandelt werden sollte. Ausgestattet mit einem groove-infizierten Basslinefragment, subtilen Begleittönen im Hintergrund sowie einigen sporadisch in den Raum geworfenen Flächenstücken und Vocalandeutungen kann sich hier schließlich bereits nach wenigen Momenten eine angenehm zurückgelehnte Atmosphäre entfalten, welche vor allen Dingen durch die progressiv angelegte Verdichtung der Melodieelemente im weiteren Verlauf auf sich aufmerksam macht. Da sich auf halbem Weg zum Break zudem die Bassline dafür entscheidet, der gemeinen Hörerschaft nicht nur ihre dezenten Groove-Auswüchse zu offenbaren, sondern noch eine gute Ecke entscheidender in die Fortbewegung des Ganzen einzugreifen, fühlt sich alsbald auch ein weiteres Tonfolgenfragment dazu angestachelt, seine in hellen Klangfarben vermittelte, sphärische Entspanntheit mehr und mehr im hiesigen Stück gewinnbringend einzusetzen. Fast unbemerkt geht der Track in dieser Formation nun in ein Break über, in welchem zwar zunächst noch die bekannten Melodietöne das Regiment in der Hand halten, im weiteren Verlauf allerdings von interessant schwurbelnden Alternativtönen abgelöst werden, welche mit ihrer Zerfahrenheit einen gelungenen Kontrastpunkt setzen können. Mehren sich die Umwege durch den Fleischwolf, erhebt sich das Melodiefragment vom Beginn jedoch wieder aus dem Untergrund und initiiert schließlich die Rückkehr des groovenden Untergrunds, auf welchem das im Break eingeführte Melodieelemente zwar nicht allzu lang Fuß fassen kann, immerhin aber noch einmal in einem weiteren Quasi-Break im letzten Drittel des Ganzen ein kurzweiliges Revival feiert. Auf den Wegen dazwischen dominiert ein munteres Wechselspiel der unterschiedlichen Klangfragmente, welche - in ein zurückgelehntes Ambiente gebettet - in verschiedenster Couleur die progressive Fahne sowie schlussendlich auch verdiente 5/6 hochhalten. :yes:

    Leicht deeper anmutende Gefilde durchstreift dagegen Simple Feeling, welches mit seinem monoton grummelnden Basslinefragment, dezentem Minimalklickern und einer Art Autobahnrastplatz-Stimmenaufnahme von der ersten Sekunde an dafür sorgt, dass allzu euphorisch beeinflusste Stimmungswerte einen großen Bogen um dieses Stück machen wollen. Stattdessen schleichen sich in Zeitlupenmanier deephousig liebäugelnde Melodieflächenstücke in den Untergrund des Tracks, um in Zusammenarbeit mit einigen verspielten Alternativtönen ein angenehm heimeliges Gefühl zu kreieren, welches im weiteren Verlauf zwar auch vor einigen etwas breitwandiger inszenierten Flächenandeutungen nicht zurückschreckt, dennoch in keinem Augenblick seine für meinen Geschmack wunderbar zurückgelehnte Post-Sonnenuntergangs-Atmosphäre allzu sehr verschreckt. Vielmehr steckt hier gerade trotz der sparsamen Instrumentierung ein solches Hängemattenpotenzial drin, dass auch ein im Mittelteil zur Abwechslung herbeigerufenes Bassline-Solo nur äußerst spartanisches Wissen zu Beschleunigungsstreifen vorweist, ehe der nächste Einwurf des entzückenden Flächenfragments im Anschluss erneut die bekannten Melodieversatzstücke langsam aus ihren Verstecken lockt, bis das Ganz sich wieder komplett in seiner verträumten Atmosphäre verlieren kann. An dieser Ausstrahlung können im letzten Drittel auch einige knarzige Subbässe sowie acid-lastige Toneffekte nicht mehr rütteln, sodass ich dieses Schmuckstück nicht nur als Bereicherung für jeden lauen Sommerabend empfehle, sondern mitunter nicht weniger als 5/6 verteilen möchte. :D