N'Abend zusammen!
Seitdem der französische Produzent Christophe Dallaca alias Kiko mit seinem für meinen Geschmack äußerst gelungenen 2008er-Album Slave Of My Mind die effektvolle Vermengung von druckvoll-technoiden Arrangements und sphärisch beeindruckender Intensität perfektioniert hat, scheint der Gute sich in letzter Zeit vermehrt seinen techhousigen Neigungen zu widmen. Nicht anders ist es zu erklären, dass die Anzahl perkussiv veranlagter Veröffentlichungen, welche auch vorher bereits zu seinem Repertoire gehörten, mittlerweile die Mehrheit an sich gerissen hat, was sich auf der seit Januar auf Gregor Treshers Label Break New Soil vertriebenen The Beautiful People EP ebenfalls deutlich in der Trackverteilung widerspiegelt. Zwei der drei in Kooperation mit dem französischen Landsmann Stéphane Deschezeaux alias Gino's entstandenen Stücke fungieren dabei wieder einmal als unspektakuläre Penthouse-Beschallung, indem sie sich mittels kurzer, ständig wiederholter Vocalfragmenten sowie einigen 0815-Anschwellaktionen dem bedingungslosen Groove verschrieben haben. Das mag zwar handwerklich gut produziert sein, der Funke springt bei mir jedoch erst beim Titeltrack über, an welchem auch im hiesigen Forum sicherlich der ein oder andere Tellerrand-Aufgeschlossene Gefallen finden dürfte.
The Beautiful People zeigt zwar zunächst eine ähnliche Entwicklung wie seine beiden Mitstreiter, wenn es sich auf einem mehr als ansehnlich groovenden Untergrund alsbald die ersten Bonsai-Vocalfragmente gemütlich machen und dabei von dezenten Klickereffekten sowie einem zunehmend perkussiver agierenden Untergrund begleitet werden. Diese Elemente sollen jedoch im Laufe des Tracks noch in entscheidender Manier beeinflusst werden, sodass dem Ganzen die Tür zum gewissen Etwas weit aufgestoßen wird, auch wenn während der techhousigen Einstimmung nur wenig wirklich darauf hindeutet. Nach etwa zweieinhalb Minuten rundum vergnüglicher Einstimmung schimmern durch die wunderbar monoton schippernde Bassline sowie die verspielten Drummingeffekte im Hintergrund allerdings bereits die ersten vagen Flächenmelodiestücke, welche in ihrer düsteren Bauart eindeutig die Handschrift von Kiko tragen, im weiteren Verlauf aber erst einmal wieder in ihre behagliche Behausung zurückbeordert werden, sodass in der anstehenden Phase erneut die groovende Komponente des Tracks überwiegt. Die erhabenen Flächen lassen sich jedoch glücklicherweise nicht allzu lang unter Vormundschaft halten, sodass es schließlich nur noch eine Frage von Sekunden ist, bis sie sich in dezenter Art und Weise wieder aus dem Hintergrund schälen und in Kooperation mit einigen gelungenen Alternativtönen mehr und mehr ihre sphärische Ader im hiesigen Stück unterzubringen wissen. Zusammen mit dem druckvoll schlenkernden Unterbau sowie der techhousigen Instrumentierung entsteht somit ein ganz eigenes Atmosphärengemisch, welches irgendwo zwischen angespannter Düsternis und leichtem Optimismus changiert und auch in einem Kurzbreak im letzten Drittel nicht von der geheimnisvollen Ausstrahlung der monotonen Bassline kaum lassen kann. Dem dortigen Intensitätshöhepunkt wohnt zudem in Verbindung mit einem Kinderspielplatz-Sample eine seltsam zwielichtige Wolke inne, ehe das Ganze sich dann im Anschluss - sporadisch angereichert mit Fragmenten der Melodieebene - angenehm zu Ende groovt und die letzten Zweifel an der verdienten Übergabe stolzer 5,5/6 ausräumt.
Greetz,
:: der hammer ::