N'Abend zusammen!
Bei der Live-Verfolgung eines wieder einmal hervorragenden Sets von Sasha und John Digweed im Rahmen der Winter Music Conference in Miami am vergangenen Wochenende ist mir ein weiteres Mal überdeutlich die kraftvolle Mixtur aus den besten Zutaten progressiver und technoider Gefilde, welche die aktuelle EP des britischen Produzenten King Unique alias Matt Thomas stolz ihr Eigen nennt, in die Gehörgänge gekrochen, sodass ich mich mittlerweile nicht mehr zurückhalten kann, dem Two-Tracker einen eigenen Fred zu gönnen. Schließlich gehört dem Ganzen auch ein nicht zu verachtender Strahl Atmosphäre an, welcher in seiner herrlich psychedelischer Machart sicherlich auch den ein oder anderen im hiesigen Forum hinterm Ofen hervorlocken könnte. Erschienen ist das Ganze jedenfalls Anfang März auf Bedrock Records, welches sich schon seit geraumer Zeit auf der weiträumig gefassten Liste meiner favorisierten Labels ein lauschiges Plätzchen eingerichtet hat.
Vor allen Dingen 2000000 Suns (in Worten: zwei Millionen) zeigt sich für einen Großteil meiner Euphorie verantwortlich, auch wenn das gute Stück in meinen Ohren (immer noch) als klassischer Grower fungiert, der seine Qualitäten erst mit einer gesunden Portion von Hördurchgängen zu Tage fördert, dann aber seine Klangcollagen sowie den überaus druckvoll geratenen Unterbau immer eindringlicher zu entfalten imstande ist. Ausgestattet mit einer wunderbar satten Kickdrum wanken dabei von Beginn an im Hintergrund einige verschleierte Basslineversatzstücke durch den verdunkelten Raum, welche zunächst noch recht unscheinbar ihre düstere Laune an die geneigte Hörerschaft vermitteln, mit zunehmender Dauer aber mehr und mehr einen unverzichtbaren progressiven Groove entwickeln, an dessen Flanke sich alsbald auch die erste sirrende Synthiefläche anschmiegen darf. In dezent anschwellender Manier wird hierbei das erste sphärische Ausrufezeichen gesetzt, welches auf dem Höhepunkt in einem Kurzbreak von klackernden Effekten unterstützt wird, im weiteren Verlauf aber erst einmal wieder in seine Einzelteile zerfällt. In Kooperation mit auf den ersten Blick womöglich leicht irritierenden Vocalsamples sowie besagten Effekten raffen sich die Flächenfragmente aber recht bald schon wieder auf, sodass sich der Track nun stetig vereinnahmender zeigt und schließlich mit einer herrlich psychedelischen Synthieflächenfolge seine bisher intensivsten Momente durchläuft. Der nach vorn ausgerichtete Untergrund mit seiner düsteren Ader lässt sich davon allerdings nicht wirklich unterkriegen und startet sogleich eine Gegenoffensive, welche die hypnotische Ausstrahlung des Tracks aber nur noch entscheidender unterstützt. Im Mittelteil ziehen sich die sphärischen Elemente dann dann zwar zugunsten einer dezent im Hintergrund sirrenden Synthiefläche zurück, auf einem kurzzeitig entschlackten Drumming wird aber bereits die nächste, in ein weiteres Kurzbreak mündende Anschwellaktion initiiert, sodass das Ganze im Folgenden nach einer erneuten kleinen Verschnaufpause noch ein letztes Mal seine mystische Ader im Zusammenspiel von Flächen, Vocalsamples und Klackereffekten zelebrieren kann. Unter mehr als verdienten 5,75/6 entkommt mir dieser auf die Prog-Peaktime schielende Track daher auf keinen Fall...
Dass Feniksas dagegen wie ein Relikt aus den 90ern wirkt, hat seinen guten Grund, schließlich fristete dieses Stück in halbfertigem Zustand seit zig Jahren ein äußerst unscheinbares Dasein auf einer Festplatte von King Unique, bis es bis vor ein paar Monaten von Matt Thomas wiederentdeckt wurde und schließlich doch noch den letzten Schliff bekam. Und dieser Schritt hat sich meines Erachtens mehr als gelohnt, entpuppt sich das Ganze doch in seinem charmanten Retrolook doch als technoid-pittoreskes Kleinod mit der gewissen sphärischen Note, welche zu Beginn allerdings noch in einem dunklen Verlies gefangengehalten wird, während auf der Hauptbühne eine gesunde Portion Druck ausgepackt und mit allerlei groovenden Subbässen angerichtet wird. Mutieren diese dann fast unbemerkt zu einer gehaltvollen Basslinewand, werden auch die Fesseln der sphärischen Entwicklung allmählich mehr und mehr gelockert, sodass nun in herrlich progressiver Manier eine episch anmutende Melodiefläche aus dem Hintergrund heraustritt und im anstehenden Break schließlich den Hörer ausladend umarmt und wärmt. Dieser Zustand kann sich allerdings leider nicht allzu lang in etablierter Stellung im hiesigen Track halten und verblasst zum Ende des Breaks hin zunehmend, ehe nur noch einige alternative Melodietöne übrig bleiben, schlussendlich ebenfalls im Nirwana verschwinden und erneut dem bekannten technoid-druckvollen Drumming den Vortritt lassen müssen. Allein das detailreiche Arrangement sowie der schnieke Retro-Groove bewahren das Ganze in der zweiten Hälfte dann vor dem steilen Fall in ein breites Spannungstal, denn hier passiert für meinen Geschmack einfach zu wenig - mit einer weiteren Anspielung auf die Melodiefläche wären daher sicherlich mehr als solide 4,5/6 drin gewesen.
Greetz,
:: der hammer ::