Ryan Davis "Perlentaucher / Escaping reality"

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  • N'Abend zusammen!

    Nachdem ich das umtriebige Schaffen des Magdeburger Technoatmosphäriker-Duos Davis & May mitsamt seiner Neben- bzw. Soloprojekte in letzter Zeit nicht mehr so gründlich wie noch in den vorherigen Jahren verfolgt und dabei wohl etwas den roten Faden ihrer Veröffentlichungen verloren habe, ist mir letzte Woche durch Zufall endlich wieder einmal eine frische EP aus dem Hause Ryan Davis alias Sebastian Waack in die Ohren gelangt. Das Ganze entpuppte sich jedenfalls als absoluter Glücksgriff, bewegen die darauf enthaltenen Tracks sich doch einmal mehr in überaus vielseitigen Klanggefilden, welche die gemeine Hörerschaft unweigerlich mit auf eine Reise durch die erlebnisreiche Nische im Dreiländereck der technoiden, progressiven und trancigen Hoheitsgebieten nimmt. Für die digitale Vermarktung zeigt sich dabei das mir bisher unbekannte französische Label IRM Records verantwortlich, auf welches allerdings bereits Leute wie u.a. Laurent Garnier oder Jody Wisternoff gestoßen sind, um ihre Begeisterung für diese EP kundzutun. :D

    Der Perlentaucher verwöhnt den geneigten Hörer jedenfalls fast vom ersten Intromoment an, wenn sich verschwommene Melodiefäden aus dem Untergrund in Richtung Bühne aufmachen und trotz ihres verspielten Arrangements ein angenehm melancholisches Tuch über den alsbald einsetzenden Beat ausbreiten können. Der Untergrund des Ganzen bleibt dabei dennoch nicht allzu lang unausgefüllt, nistet sich doch im weiteren Verlauf schnell eine beruhigende Bassline dort ein, um den bisherigen Melodieelementen ein wenig Düsternis entgegenzuwerfen, welche von der hellen Instrumentierung der teils flächig, teils stakkatiert auftretenden Tonfolgenfragmente aber im Zaum gehalten wird, ehe nach einem von mehreren Kurzbreaks die schwermütigen Basslineklänge für einige Augenblicke die Hauptrolle übernehmen. Aus dem Hintergrund erarbeiten sich die bekannten Melodieversatzstücke jedoch in subtiler Manier wieder mehr und mehr Raum zurück - ab dem nächsten Kurzbreak kommen zudem noch einige Davis-typische Alternativtöne hinzu, welche allerdings erst nach einer erneuten zwischenzeitigen Drummingphase markant in Erscheinung treten. Ist es allerdings soweit, so lassen sie sich zunächst vor allen Dingen vom dezenten Untergrundklickern sowie der entspannten Bassline den Hof machen, bevor nach einem Moment der Ruhe im nächsten Kurzbreak noch einmal die komplette Melodieebene ihr verträumtes sphärisches Spiel treiben darf. Alles in allem haben wir es hier mit einem wunderbar melancholischen Neotrance-Kleinod zu tun, welches ich nicht unter verdienten 5,5/6 entlassen kann. :yes:

    Escaping Reality dagegen präsentiert sich in einem weit progressiver beeinflussten Umfeld und dürfte wohl auch als ein in einer Minimal-Kaschemme gezeugtes Kind der 16 Bit Lolitas durchgehen. Das Stück trägt seine Intention zwar bereits unverkennbar im Titel, jedoch dürfte dem gewieften Hörer auch ohne diesen Wink mit dem Zaunpfahl schon nach nach wenigen Momenten Einwirkzeit die eskapistische Ader dieses Tracks deutlich geworden sein, wenn auf einem trocken groovenden Untergrund in minimalistischer, aber alles andere als belangloser Instrumentierung langsam, aber sicher der Hypnosefaktor ansteigt. Aus dem Hintergrund ragen dabei zudem alsbald die ersten zaghaft erscheinenden Melodieflächen hinaus, um das auf den Punkt effektierte Drumming in hervorragend subtiler Manier mit einer nicht zu verachtenden, sphärischen Komponente bekannt zu machen. Letztere erprobt sich hierbei zunächst in einem dezenten Laut-Leise-Schema, welches auch in den immer weiter eingestreuten Kurzbreaks fortgeführt wird, während parallel dazu weitere technoide Effektloops ausgepackt werden. Im letzten Drittel schlägt dann allerdings wahrhaft die Stunde der bisher auf ihr fragiles Aufteten abonnierten Melodieflächen, wenn sie in Kooperation mit alternativen Streicherbögen ihre Zurückhaltung kurzzeitig zum alten Eisen legen und in herrlich unaufgeregter, aber dennoch intensiver Manier die Gemüter der Hörerschaft bewegen. Dass der anschließende Rückbau im Vergleich mit der bisherigen progressiven Entfaltung nicht minder subtil geraten ist, erklärt sich dann von selbst - ebenso wie die Vergabe überaus gesunder 5,25/6. ;)

    Desweiteren existieren noch zwei Remixe vom Perlentaucher, für welche ich allerdings außerhalb der nicht wirklich rezensierfähigen Schnipsel in den einschlägigen legalen Downloadinstanzen keine passende Hörprobe gefunden habe. Doch auch die Überarbeitungen von DaWad und Matzak scheinen alles andere als ein Fehlgriff zu sein...


    Greetz,
    :: der hammer ::