N’Abend zusammen!
Nach einem kleinen Streifzug durch die hiesige Tracksrubrik ist mir soeben in der Moonbeam-Ecke wieder einmal eine bedenkliche Lücke ins Auge gefallen, welche ich nicht länger ungestopft lassen kann. Es handelt sich dabei um die entzückende letzte Traum-EP der Gebrüder Khvaleyev, welche auf den Namen Tiger hört und - wie könnte es anders sein - erneut die Vielfältigkeit der beiden russischen Produzenten erfolgreich in die Waagschale wirft, denn hier dürfte sowohl der Liebhaber treibender Techhouseklänge als auch der Atmosphärenpurist mitsamt seines Tellerrands auf den Geschmack kommen. Heterogenität wird also groß geschrieben - dies trifft nur leider ebenfalls auf die Veröffentlichungspolitik zu, welche merkwürdigerweise die für meinen Geschmack besten Tracks nur für die digitale Variante der EP vorgesehen hat…
Der namensgebende Tiger jedenfalls bewegt sich in einem für Moonbeam-Verhältnisse ungewohnt knarzigen Umfeld, welches vor allen Dingen von einem wellenartig nach vorn stierenden Basslinefragment gespeist wird. Angereichert wird die brodelnde Drummingsuppe dabei zudem mit einigen dezenten Klicker- sowie düster dreinschauenden Toneffekten, deren Fortbewegungsart zwar recht schleppend wirkt, aber mit zusätzlichen Acid-Elementen zunehmend hypnotischer agieren kann, ehe trancig verzerrte Melodieandeutungen die kurzzeitige Zurückhaltung der elektroiden Bassline im Mittelteil zu ihrem Gunsten zu nutzen wissen. Insgesamt überwiegt jedoch eine verstörende Atmosphäre, welche nur im Break durch die solistischen Melodietöne leicht durchbrochen werden kann, da im Anschluss wieder fast ohne Unterlass geknarzt, gepluckert und dem gemeinen Hörer intravenös Acid injiziert wird. Summa summarum eine interessante Spielerei der beiden russischen Spezis, welche ich mit mehr als soliden 4,75/6 belohnen möchte.
Land Of The Lost hat es meines Erachtens unverständlicherweise nur im Strict Mix aufs Vinyl geschafft, obwohl der Original Mix nicht nur in sphärischer Hinsicht etwas mehr auf dem Kasten hat. Das beginnt bereits im von subtilen Flächen durchschwommenen Intro, welches alsbald von einem minimalistischen Untergrund abgelöst wird, auf dem vor allen Dingen die sporadisch durch den Äther gejagten Arpeggio-Kaskaden die Aufmerksamkeit der Hörerschaft auf sich ziehen, während im Hintergrund die dezente Flächenarbeit vom Beginn für den nötigen sphärischen Unterbau sorgt. Eingebettet in klickernde Effekte nimmt der Track in dieser Formation das anstehende Break ins Visier, in dem sich die Flächen in Kooperation mit einigen spannenden Alternativtönen schließlich endgültig aus ihrer Umklammerung befreien und in herrlich wabernder Manier die Verdichtung der melancholisch angehauchten Stimmung vorantreiben können. Dies führt zusammen mit dem Drumming schließlich sogar so weit, dass die hiesigen Melodieelemente für einige Momente ein überaus tranciges Arrangement annehmen, während im Untergrund eine zwielichtige Basslinewand kontrastreich ihre Runden zieht. Setzt sich die Melodielinie im Anschluss wieder kurzzeitig zur Ruhe, ist die Zeit der arpeggierten Tonfolge vom Beginn gekommen, welche ein abwechslungsreiches Intermezzo hinlegt, bevor im weiteren Verlauf erneut die wabernden Flächen zu sphärisch intensiver Höchstform auflaufen. Weniger als 6/6 kann ich hier auf alle Fälle nicht vergeben - der Strict Mix dagegen ist etwas minimaler veranlagt, legt mehr Wert auf eine beständige Beklickerung und präsentiert sich nicht ganz so verdichtet wie das Original. Für eine eigenständige Bewertung ist das Stück jedoch ansonsten viel zu ähnlich gestrickt.
Zoo als Dritter im Bunde auf der Platte hat sich dann wieder einem recht druckvollen Techhouse-Überbau verschrieben, wobei der Track aber leider ziemlich ausgetretene Pfade betritt und damit in meinen Ohren nicht aus dem grauen Mittelmaß entfleuchen kann. Angetrieben wird das Ganze von fast durchgängig auf der gleichen Tonhöhe verweilenden Stakkato-Morseklängen, welche von dezentem Klickern begleitet werden, während im Untergrund eine grummelnde Bassline von der einen Ecke in die andere schlurft. In dieser Ödnis sind auch einige sporadisch eingesetzte Alternativtöne nicht in der Lage, Akzente zu setzen, sodass erst eine Reduzierung des Stücks auf seinen Unterbau im letzten Drittel kurzzeitig für ein wenig Abwechslung sorgen kann, ehe auf den letzten Metern noch einmal ordentlich gemorst wird - darunter sicherlich auch die wenig erbauliche Nachricht von meinen durchschnittlichen 3,5/6…
Die digitale Zugabe Guru dagegen zeigt sich zwar nicht wesentlich sphärischer veranlagt, weiß seine monotone Ader aber in Bahnen zu lenken, welche sich deutlich von solch plätschernden Gewässern wie im Vorgänger distanzieren. Vor allen Dingen das Drumming offenbart dabei einen interessant verspielten Charakter, welcher von dezenten Tonschlenkern umrankt wird und sich alsbald in energetischer Manier auch von einigen nach Entengeschnatter erinnernden Effekten nicht aus der Spur bringen lässt. Schiebt sich im Folgenden aus dem Hintergrund heraus dann eine monotone Basslinewand mehr und mehr in den Vordergrund des Tracks, ist es allerdings vorbei mit der gemütlichen Eingroove-Phase - vielmehr verlegt sich Hauptaugenmerk nun eindeutig auf Peaktime-Beschallung, wobei aber nicht vergessen wird, auch den Mut vereinzelter sphärischer Einwürfe in Form von Piano- und Flächenklängen zu belohnen. In Intensität und Tonhöhe schwankend präsentiert sich die Basslinewand tatsächlich leicht guruhaft, ehe das Stück sich im letzten Drittel wieder eingroovt und verdiente 5/6 von dannen trägt.
Greetz,
:: der hammer ::