N'Abend zusammen!
Warum sich der junge Ukrainer Alexander Lugowski unter seinem Aliasnamen Marsbeing als außerterrestrische Lebensform ausgibt, wird sicherlich sein Geheimnis bleiben, dass immer mehr talentierte Nachwuchsproduzenten aus Osteuropa mit ihren elektronischen Klängen auch weiter westlich auf sich aufmerksam machen, ist dagegen für den gewieften Beobachter schon lange keine unbekannte Entwicklung mehr. Der Marsianer versucht sich dabei für meinen Geschmack sehr gekonnt an einer eklektischen Zusammenkunft aus progressiven, minimalen, trancigen und elektroiden Gefilden, welche am ehesten noch an seine östlichen Nachbarn Moonbeam erinnert. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sein im letzten Herbst erschienener Two-Tracker auf Moontribal Records, einem der drei Labels der beiden rusisschen Produzentenbrüder, das Licht der digitalen Welt erblickt hat.
Für die verträumten Wintermomente ist auf dieser EP eindeutig Fantasy zuständig, das mit seinen spannenden Klickereffekten zu Beginn ein noch eher düsteres Szenario aufwirft, auf das dann auch sogleich eine grummelnde Basslinewand aufspringt und in gelungen drückender Manier den Track nach vorn ausrichtet. Im zwielichtigen Sumpf des Untergrunds machen sich jedoch alsbald die ersten zarten Melodiefragmente auf, die Dunkelheit zu überwinden, was ihnen in Zusammenarbeit mit im weiteren Verlauf dazustoßenden Alternativtönen immer entscheidender gelingt, sodass auch das neblige Zischen, mit welchem sich die wärmenden Melodieelemente immer wieder konfrontiert sehen, dieser Entwicklung nichts entgegenzusetzen hat. In sphärischer Hinsicht entfaltet sich dabei ein wunderbar winterlich-entspanntes Gesamtbild, das vor allen Dingen auch im anstehenden Kurzbreak mehr als zu überzeugen weiß, wenn sich zwei weitere subtile Melodielinien als Filigrantechniker in Sachen verträumter Atmosphären etablieren können und auch in Kooperation mit dem mittlerweile mit einigen Subbässen verstärkten Untergrund noch einige Zeit über Wasser halten können, ehe im Folgenden wieder die Melodiefragmente vom Beginn das Ruder übernehmen und mit ihrer bekannt zurückgelehnten Ader die sphärische Intensität etwas von ihrem Höhenflug beruhigen können. Das nächste Kurzbreak steht schließlich bereits in den Startlöchern, um noch ein weiteres Mal seine hervorragend in Szene gesetzte Winterstimmung auf den gemeinen Hörer einwirken zu lassen, der dies auch sogleich mit einem schwelgerischen Blick erwidern dürfte, während er sich mit geschlossenen Augen stetig weiter von der Außenwelt verabschiedet. In der letzten Phase des Stücks dürfen dann noch einmal kurzzeitig die Melodieversatzstücke vom Beginn für sich Werbung machen, ehe das Ganze sich schließlich in dezenter Art und Weise zurückbaut und mit imho verdienten 5,75/6 entlohnt wird.
Für Strong Tension konnte ich dann zwar nur eine Hörprobe finden, bei der die letzten anderthalb Minuten fehlen, jedoch wird für meinen Geschmack auch in dieser leicht gestutzen Form deutlich, dass der Track seinem Namen nicht wirklich gerecht wird. Das Ganze entpuppt sich nämlich im Gegensatz zu seinem überaus sphärisch angelegten Vorgänger als nach vorn schiebendes Minimal-/Techhouse-Gemisch, das es sich zunächst einmal zur Aufgabe gemacht hat, mit einer fein austarierten Bassline auch den Groove für sich zu entdecken, während dazu immer wieder einige lose Melodietöne durch den Raum geistern. Diese spielen vor allen Dingen in einigen Kurzbreaks die Hauptrolle, welche allerdings hier mehr als Fluch denn als Segen zu verstehen ist, da es ihnen nicht gelingt, das hiesige Stück in einer Zeit, in der es in der elektronischen Musik hinter jeder Ecke klickert und klackert, aus dem undurchschaubaren Minimaldschungel hervorzuheben. Mit der erstaunlich flexibel angelegten Bassline, welche den Track zwischendurch in meinen Ohren sehr gelungen an die Hand nimmt, sowie den düsteren Effekten besitzt das Ganze zwar zweifellos Potenzial, kann dies aber nicht so recht in Erfolge ummünzen, sodass schlussendlich nur eine Durchschnittswertung von 4,25/6 übrig bleibt...
Greetz,
:: der hammer ::