Rodriguez Jr. "Esperanza EP"

Track Rating
5.0 / 6
(2 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Für alle, die zwischen den Jahren mal wieder etwas Zeit und Muße dafür aufbringen möchten, die Begrenzungsmauern ihres musikalischen Tellerrands eines Besseren zu belehren, gibt es heute von meiner Seite einen Blick hinüber in unser apartes Nachbarland Frankreich. Dort treibt seit geraumer Zeit der Produzent Olivier Mateu alias Rodriguez Jr. mit seinem stetig wachsenden Fundus an neotrancigen Kleinoden sein Unwesen, indem er immer wieder subtile Melodiestränge in herrlich verträumter Manier in minimal arrangierte Klanglandschaften webt und die gemeine Hörerschaft damit in fast schon hypnotische Zustände versetzen kann. Dass hierbei auch sein soeben auf Giant Wheel erschienener Two-Tracker keine Ausnahme darstellt, sollte in den unten folgenden Hörproben hoffentlich mehr als deutlich werden. :D

    Das titelgebende Esperanza entpuppt sich dabei als ein mehr als nur hoffnungsvolles Talent in Sachen sphärischer Eleganz, wobei sich das Ganze in den ersten anderthalb Minuten natürlich erst einmal um die Entfaltung eines angemessenen Drummings irgendwo aus dem Grenzbereich zwischen Minimal und Techhouse bemüht. Angereichert mit dezenten Klickereffekten und einer monoton nach vorn ausgerichteten Bassline bewegt sich dieses mehr und mehr gen groovender Gefilde, von denen sich im weiteren Verlauf dann auch die ersten aus dem Hintergrund zaghaft heranschleichenden Melodieandeutungen angezogen fühlen und nach anfänglichen Flächenwellen in einem ersten Kurzbreak schließlich auch eine wunderbar harmonische Tonfolge offenbaren, dessen verträumt-melancholischem Charme meine Wenigkeit in Nullkommanix erlegen ist. Subtile Tonverdreher sorgen zudem für weitere Abwechslung in der Entwicklung der Melodielinie, welche in Zusammenarbeit mit dem angenehm groovenden Untergrund im Folgenden mehr und mehr aus ihrem Mauerblümchendasein entschwindet und vielmehr den hiesigen Track mit einem traumwandlerisch anmutenden Ambiente ausstattet. Unterstützung erhält sie zudem von den dezenten Flächenwellen vom Beginn sowie einigen verspielten Stakkatotönen, welche sich besonders während der immer wieder eingestreuten Melodiedreher in Szene setzen können und auch im zweiten Kurzbreak wunderbar verwirrt durch den Raum geistern, bevor im Anschluss noch einmal das Hauptaugenmerk auf der unaufgeregt agierenden melancholischen Tonfolge liegt. Während des anschließenden Trackrückbaus können sich dann zwar Flächenwellen sowie Stakkatotöne etwas länger halten als die Hauptdarstellerin des Stücks, der Vergabe mehr als überzeugender 5,75/6 tut das jedoch keinen Abbruch. :yes:

    Was Rodriguez Jr. bei der Betitelung der digitalen B-Seite Chicky Chicky durch den Kopf gegangen ist, mag ich zwar nicht ergründen, vermutlich handelt es sich aber wohl um simple Lautmalerei, die vom Klang des Stücks auch gar nicht so weit entfernt ist. Fest steht für meinen Geschmack dagegen, dass der Track nicht an die sphärische Intensität seines Vorgängers anknüpfen kann und stattdessen lieber sein größtenteils entspanntes Minimalgewand auf monoton-klimprigen Pfaden bewegt. Das Drumming klöppelt dabei in Kombination mit einem elektroiden Basslinefragment in wunderbar groovender Manier in die Richtung einiger angestrengter Vocalsamples, welche alsbald sporadisch auf das techhousig schielende Arrangement losgelassen werden und zunächst einmal die einzigen Ausreißer im gleichförmigen Rhythmus darstellen, ehe im Untergrund ein zwielichtig dreinschauendes Basswummerfragment mehr Tiefe in den Track laden kann. Davon angestachelt tauchen im Folgenden auch sogleich die ersten klimprigen Melodietöne auf, welche mit ihrer stakkatierten Akzentuierung zwar ebenfalls nicht die große Atmosphäre im Sinn haben, in Kooperation mit den dunklen Bassschüben, welche die elektroiden Subbässe vom Beginn mittlerweile komplett auf ein unbedeutendes Nebengleis verfrachtet haben, entwickelt sich dafür ein spannender Kontrast, welcher mit einer schimmernden Tonwand weiter verstärkt wird. In einem anstehenden Kurzbreak gerät das Ganze dabei zu einer Solotournee von Basslinefragmenten und einer wabernden Alternativtonwand, im Anschluss übernimmt aber erneut die klimprige Tonfolge das Geschehen, sodass das Wabern sich darauf beschränkt, nur noch einmal in dezenter Art und Weise etwas aus seinem Schattendasein herauszukriechen. Im lockeren Grooveschritt scheint der Track sich schließlich zu verabschieden, würgt dem gemeinen Hörer aber im Outro doch noch einmal das grummelnde Basswummern rein, sodass mit diesem gelungenen Schlusspunkt für meinen Geschmack mehr als solide 4,5/6 gesichert werden können. ;)


    Greetz,
    :: der hammer ::

  • Rodriguez Jr. produziert wirklich tolle Sachen. Auch diese EP kann überzeugen, fesselt mich aber noch nicht so wirklich. Richtig stark war 2009 sein "Kids of Hula" (und an "Lila" wird so schnell wohl eh nichts heranreichen).