N'Abend zusammen!
Passend zur hochwinterlichen Wetter- und Gemütslage krame ich für euch heute eine EP des französischen Produzenten Damabiah aus, die vor angenehm melancholischer Besinnlichkeit nur so strotzt und ihre Naturverbundenheit bereits unverkennbar im Titel trägt. Wer ab und an sein Faible für verträumt-progressive Leckerbissen in minimaler Ästhetik - stets garniert mit herrlich sphärischen Wärme - füttern möchte, ist hier auf jeden Fall genau richtig und sollte sicherlich auch die Tatsache verschmerzen können, dass Les Forêts Boréales bereits seit dem Herbst über die digitale Ladentheke geht. Erschienen ist das Ganze dabei auf Natura Sonoris, dem Label des aufstrebenden Spaniers Henry Saiz, auf dem mich Damabiah auch schon im letzten Jahr mit seiner La Hutte EP überzeugen konnte.
Eloann et la plume ("Eloann und die Feder") startet seine Klangreise mit einem trockenen Beat, auf dem sich bereits nach weningen Sekunden Einwirkzeit das erste melodische Schimmern im Untergrund entfalten kann, sodass das Ganze sich mit subtiler Flächenarbeit in Zusammenarbeit mit einer mehr und mehr aus dem Schatten heraustretenden Tonfolge in verspielter Klimperoptik in sphärischer Hinsicht nicht allzu lang in kühlen Gefilden aufhält. Während sich dann an der Basis eine flexibel groovende Bassline durchsetzt, kristallisiert sich die klimpernde Melodielinie an der Oberfläche als tragendes Element der Melodieebene heraus, welche alsbald sogar kurzzeitig die Unterstützung der dezenten Flächen verneint. Dafür tauchen im weiteren Verlauf himmelhochjauchzende Synthiewolken auf, welche die sphärische Entwicklung zwar zunehmend aus ihrer leichten Melancholie herauslöst, die Klangintensität jedoch zu keinem Zeitpunkt antastet. Vielmehr kann sich ein interessanter Kontrast aus dem doch recht drückend agierenden Drumming und der feinsinnig austarierten Melodieebene ausbilden, welcher nach einem Kurzbreak im Mittelteil des Stücks durch alternative Pianoklangtupfer sogar noch etwas verstärkt auftritt. In Kooperation mit dem sich alsbald wieder dazugesellenden Flächenhintergrund setzt sich dabei die Bestreitung überaus verträumter Pfade fort, welche bis zum Rückzug der Melodieelemente abwechslungsreich, progressiv und überaus melodie- und detailverliebt ausfallen, ehe das Ganze sich zum Ende hin in der tänzelnden Bassline als Solist verliert. Alles in allem ein Track wie eine weiß angezuckerte Winterlandschaft, der für meine Ohren mit nicht weniger als 5,5/6 belohnt werden sollte.
Sur les genoux de l'automne ("Im Schoße des Herbsts") bereitet dem geneigten Hörer im Anschluss dann ein ähnlich strukturiertes sowie sphärisch intensives Klangerlebnis, das ebenfalls nicht davor zurückschreckt, von Beginn an seine unaufgeregten Melodieversatzstücke ins kalte Wasser zu werfen. Nur von einem trockenen Beat begleitet entpuppt sich die Tonfolge allerdings mehr und mehr als Symbiose aus melancholischen und hypnotischen Charakterzügen, welche trotz ihres minimalistischen Ansatzes zunehmend Besitz vom hiesigen Track nehmen und die sphärische Entwicklung des Ganzen vorantreiben. Weitere klangliche Unterstützung für die Melodielinie naht allerdings schon in Form flüsternder Flächen, welche sich mit zunehmender Dauer als entspanntes Klangbett der verspielten Melodietöne etablieren können und durch ihren teilweise fast schon flehend wirkenden Aufbau zudem weitere spannende Aspekte zur sphärischen Vielfalt beitragen können. Just in dem Moment, wo das Ganze beginnt, einen Hauch von Routine zu entwickeln, tritt dann ein von meiner Seite nicht zu identifizierendes Saiteninstrument auf den Plan, welches mit einem leicht orientalisch angehauchten Charme nun auch einige größere Wolkenlücken in der melancholischen Grundstimmung mit sich bringt, sodass sich auf den letzten Metern, auf denen die sphärische Intensität hoch gehalten wird, ein für meinen Geschmack überaus angenehmer Kontrast entfalten kann. Schließlich steht im Anschluss bereits der dezente Rückbau des Tracks in den Startlöchern, den der ein oder andere möglicherweise erst wahrnimmt, wenn das Stück wirklich seinen letzten Ton von sich gegeben hat, da es sich bestens dazu eignet, sich darin zu verlieren. Spätestens die mannshohe 5,5/6-Mauer dürfte dem dann aber ein Ende setzen...
Greetz,
:: der hammer ::