Dominik Eulberg "Perlmutt EP"

Track Rating
5.2 / 6
(6 Bewertungen)
  • N'Abend zusammen!

    Frohe Kunde aus dem Westerwald, denn mit einem frischen Two-Tracker namens Perlmutt hat der etwas andere Minimalist Dominik Eulberg im letzten Monat mal wieder ein herzerwärmendes Kleinod das Licht der Welt erblicken lassen. Dass der Naturbursche Eulberg schon des öfteren in Feld, Wald und Flur auf der Suche nach Melodienuancen mit dem gewissen Etwas fündig geworden ist, sollte an dem ein oder anderen im hiesigen Forum sicherlich nicht vorübergegangen sein, mit diesen beiden neuen Stücken läuft er für meinen Geschmack auf jeden Fall wieder zu Höchstform auf. Nennt es wie ihr wollt (Minimaltrance, Atmospheric Techno, Neotrance...), für mich bringt bereits das dazugehörige Label Traum Schallplatten die Klangcharakteristik dieser EP auf den Punkt. Wer also auf der kläglichen Suche nach Farbtupfern im Novembereinheitsgrau ist, sollte hier unbedingt einmal einen Hördurchlauf wagen... ;)

    Schließlich beweist der Gute beim herrlich schäkernden Datenübertragungsküsschen nicht nur eine überaus gesunde Portion an musikalischer Kreativität, sondern weiß einmal mehr, wie man zudem mit ausgefallenen Tracknamen positiv aus der Masse hervorsticht. Anfangs bewegt sich das Ganze aber noch in einem gewohnt minimalem Umfeld inklusive dezenter Klickerdiklacker-Optik, ehe in und nach einem ersten Quasi-Break knarzig angehauchte Basslinefetzen sowie einige Prämelodie-Schnipsel im Kontext auftauchen. Derweil baut das Drumming dazu eine interessante Form von Entspannungsgrooven auf, sodass sich mit zunehmender Dauer aus dem Hintergrund schließlich eine wunderbar schwebende Melodielinie aufmacht, den Track zu erobern. Trotz ihrer klanglichen Subtilität stellt dieses Unterfangen für die Tonfolge eine absolute Leichtigkeit dar, sodass sich nicht nur der Track an der wärmenden Atmosphäre laben kann, sondern auch der gemeine Hörer mehr und mehr in den Bann der verschmitzt grinsenden Traummelodie à la Eulberg gerät. Im Hintergrund lugen dabei zur Unterstützung immer wieder einige dezente Flächenandeutungen hervor, welche im anstehenden Break dann mit der Hauptmelodie in verspielter Art und Weise verschwimmen. Angereichert mit weiteren Alternativtönen gestattet sich das Stück dabei stets charamante Tonschwankungen, sodass ein etwaiger Perfektionsgedanke schnell ad acta gelegt werden kann und das Ganze sich nun zusammen mit unaufgeregt groovender Bassline sowie spannendem Breakbeat-Einsatz zurücklehnen kann. Am Ende des Breaks gewinnen dann wieder die geraden Beats an Oberwasser und läuten im Folgenden eine minimalklickernde Phase ein, welche der Melodieebene eine verdiente Verschnaufpause gönnt, bevor diese sich aus dem Untergrund heraus erneut mit ihrem unaufdringlichen Charme sphärisch etablieren kann. Abgerundet wird der Track schlussendlich durch ein weiteres Quasi-Break, in dem sich die Melodielinien vor allen Dingen in Intensitäts- und Instrumentierungswechseln üben und die Gehörgänge damit noch einmal maßlos verwöhnen. Denn wieder in minimalen Gefilden angekommen, tänzelt sich das Ganze anschließend - gekrönt mit verdienten 5,75/6 - schnell seinem bevorstehenden Schlussstrich entgegen. :yes:

    Schnertuppenregen auf der B-Seite kann dann in meinen Ohren zwar nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten, bewegt sich allerdings immer noch im überaus melodieseligen Randbereich der minimalen Musikklasse von 2009. Bereits nach wenigen Einwirkmomenten wird deutlich, dass das Ganze hier etwas mehr nach vorne ausgerichtet ist, wenn sich auf einem knochentrockenen Drumminggerüst monotone Klangfetzen stakkatiert einzubringen wissen und in Kooperation mit einsilbigem Klickern eine zunächst nur leicht knarzig wippende Bassline aus der Reserve locken. In einem Kurzbreak entbößt diese zwar für einen Augenblick ihr wahres druckvolles Ich, hält sich im weiteren Verlauf aber zugunsten heranschippernder Melodieandeutungen wieder ganz selbstlos zurück. Das anstehende Break gehört dann ganz einem charmanten Weltmusikklimpern, mit welchem ein herrlich unbeschwerter Charakterzug im hiesigen Track in den Vordergrund gestellt wird, der auch in Zusammenarbeit mit dem dezent knarzig ausschweifenden Untergrund nichts von seinem aus südlichen Gefilden stammenden Optimismus einbüßt. Vielmehr schunkelt sich das Stück mit seiner Vorliebe für leicht hypnotische Loops in einen ganz eigenen Rhythmus, welcher an eine Mischung aus Karnevalsumzug und Südsee-Hängematte erinnert. Erst durch lang atmende Effektierungen kommt dieser etwas aus dem Schwung, sodass sich das Ganze in den letzten zwei Minuten ganz dem entspannten Ausrollen widmen kann. Alles in allem eine angenehm deepe Angelegenheit, der ich meine mehr als soliden 5/6 nicht vorenthalten möchte. :D

    Tante Edith meint, ich hätte doch glatt vergessen zu erwähnen, dass sich auf der digitalen Variante der EP noch zwei nicht minder überzeugende Remixe von Sistema sowie Max Cooper vom Datenübertragungsküsschen befinden...


    Greetz,
    :: der hammer ::

    Einmal editiert, zuletzt von hammer (17. November 2009 um 00:15)

  • Exzellentes Release vom heimischen Naturliebhaber Dominik Eulberg. Mir hat am meisten, der von Hammer nicht aufgeführte Beat Mix gefallen und gefällt auch immer noch. Der verwendet weniger die melodischen Fragmente des Originals, dafür treibt er durch sein Drumming wesentlich mehr. Allerdings nur was für Tellerrandgucker.

  • Das "Datenübertragungsküsschen" ist einfach nur richtig Spitze! Zu diesem Track gibt es ja auch ein Video, welches sogar mir zusagt. Schön minimal, eine wunderschönen Melodie und natürlich sehr atmosphärisch geraten. Der Eulberg ist einfach nur herrlich abwechslungsreich! Großartiger Musiker :yes:

    Edit: Komisch, irgendwie lässt sich der Link zum Video nicht einbinden. :gruebel:

  • Als heimliches Dominik Eulberg-Fan sind mir diese Tracks natürlich auch schon über den Weg gelaufen, ich wäre allerdings niemals auf die Idee gekommen, diese hier im Forum vorzustellen. :D

    Aber so kann ich ja auch was dazu sagen.

    Clear_Blue: Ich glaube, der von dir angesprochene Mix (zu dem ich leider keine ansprechende Hörprobe gefunden habe) ist, wie auch der Max Cooper Remix und der Sistema Remix nur auf dem Mp3-Release, während die beiden Original Mixe auf der Vinyl sind.
    Edit: siehe meinen Edit unten. :D

    Datenübertragungsküsschen im Original Mix ist jedenfalls wunderschön atmosphärisch und hat ja auch einige melodische Elemente zu bieten. Die Soundvielfalt ist natürlich auch beeindruckend, jedes Geräusch hat auch seinen festen Platz. Dafür gibt es 5,25/6 :yes:

    Mir persönlich gefällt der Max Cooper Remix aber auch gut. Der geht das Ganze etwas "schneller" an. Die Harmonien hören sich hier etwas verzerrt an, klingt zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach einer Zeit doch irgendwie cool. Besonders dieser extreme Knarz-Sound, der später dazu kommt und sich schließlich mit den "Glockenspielklängen" "unterhält". Schön. 5/6 :yes:

    Der Sistema Remix hat dann einen ganz anderen Klang, klingt am Anfang etwas psychedelisch, geht dann aber mit flottem Breakbeat weiter. Hier kommen später noch Chor-Vocals dazu. Auch hier wird die Melodie noch mal abgewandelt. Gefällt mir auch. 5/6 ;)

    Schnertuppen-Regen gefällt mir dann nicht so gut wie der andere Track. Das Drumming klingt zwar ganz nett und verleiht dem Ganzen ei "karibisches" Flair, aber insgesamt ist der Track mir dann doch zu monoton. 3,5/6 :hmm:

    Hörproben:
    Max Cooper Remix
    Sistema Remix

    Edit: Sehe, dass hammer das Ganze auch editiert hat. :D Ich habe zwar nicht ganz so viel geredet wie hammer, aber ein paar Worte habe ich zu den Mixen gesagt. ;)

  • Datenübertragungsküßchen gefällt mir besser, ist melodiöser und emotionaler. Die melodiöseren Tracks von Dominik mochte sowieso immer, wie z.B. auch die " Seeadler der Müritz ", der ist auch super.Schnertuppenregen gefällt mir auch wohl aber nicht so gut wie wie der als erstes genannte....Ist dann doch klimpriger und minimaler aber noch gut anhörbar.

    Datenübertragungsküßchen 6/6
    Schnertuppenregen 4/6

  • Zur Vervollständigung reiche ich hiermit noch meine Rezensionen der beiden kaum minder überzeugenden Remixe nach:

    Wem das Datenübertragungsküsschen im Original dann doch eine Ecke zu entspannt dahergeschlichen kommt, sollte unbedingt einmal am Max Cooper Remix naschen, welcher das Tempo entscheidend anzieht, dabei aber keinesfalls das sphärische Element außen vor lässt. Anfangs scheint das Stück mit seinen fragmentierten Melodieandeutungen aus dem Original inklusive welliger Flächenuntermalung zwar einen ähnlichen Weg einzuschlagen, doch spätestens nach dem ersten intensiv aufbereiteten Kurzbreak ist damit erst einmal Schicht im Schacht, wenn das Ganze ein interessantes Motorsägen-Knarzbasselement ergattert, welches im Schlepptau auch sogleich ein knochentrockenes Techhouse-Drumming heraufbeschwört. Damit präsentiert sich der Untergrund nun erheblich druckvoller als im Original, vergisst aber auch nicht die schimmernden Melodieschwaden im Hintergrund, welche in ihren feinsinnigen Fragmentierungen für die gewisse sphärische Note sorgen und mit der Zeit in herrlich progressiver Manier auch wieder zu der intensiv schwebenden Angelegenheit mutieren, die sie zu Beginn bereits darstellten. Auf dem Höhepunkt angekommen lässt Max Cooper die Melodieebene allerdings wieder geschickt implodieren, sodass sich im weiteren Verlauf endlich das überaus knarzige Basslinefragment im Untergrund etablieren kann und ein mehr als gelungener Kontrast zwischen der angestrengten Motorsäge und den dazwischen hervorlugenden fragilen Melodietönen entsteht. Unterbrochen wird das Ganze dabei nur von einigen gekonnt knisternden Kurzbreaks, ehe das Hauptaugenmerk schließlich auf dem dezenten Rückbau der Melodieelemente liegt und der Remix mit für meinen Geschmack dem Original ebenbürtigen 5,75/6 belohnt wird. Chapeau de nouveau, Max Cooper! :yes:

    Hinter dem Sistema Remix steckt dann ein gewisser Manuel Ruiz aus Barcelona, der das Originalthema im Gegensatz zu seinem britischen Vorgänger in ein wesentlich organischeres Ambiente entführt. Dafür sprechen nicht nur die warmen Schlagzeugklänge, die sich in einen entspannten Groove hämmern, auch die leicht fragmentierten Originalmelodien tragen in ihrem wellenartigen Auftreten sowie den dazugehörigen Atmosphäreschüben dazu bei. Im Untergrund schleicht sich zudem, während an vorderster Front mehr und mehr Melodieelemente aus dem Original gepflückt und wiederverwertet werden, eine leicht düster nagende Basslinewand heran, welche sich von der vielschichtigen Melodieebene allerdings immer wieder etwas zu stark unterbuttern lässt. Dafür trumpft sie kurz vor dem anstehenden Break noch einmal auf, wenn sich die hauptsächlich aus dem Original gespeisten Melodieelemente wieder in den Hintergrund verabschieden und leicht sakrale Vocalsamples sowie einige subtile Alternativflächen auf den atmosphärischen Plan dieses Remixes treten. Im Break selbst überrascht das Stück dann mit den wunderbar charmant schwankenden Tonhöhen à la Eulberg sowie einigen daruntergeschmuggelten Knarzeinwürfen, welche auch in Zusammenarbeit mit dem organischen Drumming kurzzeitig für Abwechslung sorgen, ehe die bekannten Melodiebögen wieder von ihrer Brotzeit zurückkehren und erneut das Ruder übernehmen. Erst im etwas zu abrupt inszenierten Abspann (nach der Verabschiedung der Melodieebene) tauchen diese dann noch einmal auf, bevor ebenfalls überzeugende 5,25/6 den Besitzer wechseln... ;)

  • Eulberg Tracks...Ich weiß gar nicht weshalb ich sie mir überhaupt noch anhöre. Meinen Geschmack hat er irgendwie noch nie getroffen. Sicherlich sind seine Tracks emotional, aber sie schaffen es einfach nicht mich zu kriegen. Vieles ist mir zu vespielt, zu soft, ja zu unreif. So auch diese EP.

  • Alles muss vollständig sein - getreu diesem Motto möchte ich euch nicht vorenthalten, dass auf Traum Schallplatten nun noch zwei weitere Remixe für das immer noch sehr charmante Datenübertragungsküsschen auf Vinyl gebannt wurden, für welche sich der französische Technosphäriker Rodriguez Jr. sowie die schwedischen Minimalgesellen von Minilogue verantwortlich zeigen. Letztere bleiben sich allerdings ihrer in meinen Ohren emotionslos dahinterplätschernden Definition von überaus minimalistischer elektronischer Musik treu und haben daher in der hiesigen Trackdiskussionsrunde nichts verloren... (nachzuhören hier und dort) :p

    Der Rodriguez Jr. Remix dagegen offenbart eine herrlich warmherzige wenn nicht frühlingshaft anmutende Herangehensweise an das Originalschema und stellt damit auch eine gelungene Gegenperspektive zur doch recht düster geratenen Überarbeitung von Max Cooper dar. Das beginnt bereits mit den pluckernden Alternativmelodieandeutungen, welche zusammen mit einigen in Watte gelegten Effekten in den ersten Momenten in Richtung einer wohligen Atmosphärenentfaltung deuten, während im Untergrund eine angenehm groovende Bassline die Fortbewegunsart des Ganzen in dezenter Manier steuert. In dieser Formation steuert der Remix dann ein kleines Break an, in dem sich die herrlich entspannte Melodielinie aus dem Original schließlich in die Gesellschaft der bisherigen Elemente begibt und in Kooperation mit dem alsbald wieder einsetzenden Drumming schließlich in etwas tranciger wirkender Instrumentierung die schwebende Klangreise fortführt. Immer wieder leicht intensiver geratene Verflächungen der Melodietöne sorgen dabei für ein gesundes Auf und Ab der Spannungskurven, ehe nach einer kurzen Unterbrechung auch das Eulberg-typische Originalarrangement der Tonfolge in sphärischer Hinsicht zum Tragen kommt. Die nächste Phase gehört allerdings wieder der mit verspielten Tonschlenkern umrankten Instrumentierung von Rodriguez Jr., bis das Ganze sich nach einer etwas dringender geratenen Intensivierung wieder den Originaltönen hingibt und im weiteren Verlauf dann den anstehenden Trackrückbau forciert. Alles in allem eine überaus liebliche geratene Version, welche zwar meines Erachtens sowohl mit dem Original als auch mit Max Cooper nicht ganz mithalten kann, mit immer noch mehr als soliden 5/6 aber sicherlich beruhigten Gewissens ihre Daseinsberechtigung feiern darf. ;)

  • Mein Favorit bleibt der Max Cooper Remix. Danach kommt der Original Mix. Hatte mir von Rodriguez Jr. mehr erhofft, doch mir gefällt das Ergebnis nicht sonderlich.

  • Das Daten-Übertragungs-Küsschen im Original Mix ist ein wahres melodisch-minimales Meisterwerk. Absolut faszinierend, wie der gemächliche Beat, die forsch knarzende Bassline und die filigranen Melodiebögen sowie wunderbaren Flächen miteinander harmonieren. 6/6 :yes:

    Mit diversen (Re-)Mixen und "Schnertuppen-Regen" geb ich verdiente 5/6.