N'Abend zusammen!
Frohe Kunde aus dem Westerwald, denn mit einem frischen Two-Tracker namens Perlmutt hat der etwas andere Minimalist Dominik Eulberg im letzten Monat mal wieder ein herzerwärmendes Kleinod das Licht der Welt erblicken lassen. Dass der Naturbursche Eulberg schon des öfteren in Feld, Wald und Flur auf der Suche nach Melodienuancen mit dem gewissen Etwas fündig geworden ist, sollte an dem ein oder anderen im hiesigen Forum sicherlich nicht vorübergegangen sein, mit diesen beiden neuen Stücken läuft er für meinen Geschmack auf jeden Fall wieder zu Höchstform auf. Nennt es wie ihr wollt (Minimaltrance, Atmospheric Techno, Neotrance...), für mich bringt bereits das dazugehörige Label Traum Schallplatten die Klangcharakteristik dieser EP auf den Punkt. Wer also auf der kläglichen Suche nach Farbtupfern im Novembereinheitsgrau ist, sollte hier unbedingt einmal einen Hördurchlauf wagen...
Schließlich beweist der Gute beim herrlich schäkernden Datenübertragungsküsschen nicht nur eine überaus gesunde Portion an musikalischer Kreativität, sondern weiß einmal mehr, wie man zudem mit ausgefallenen Tracknamen positiv aus der Masse hervorsticht. Anfangs bewegt sich das Ganze aber noch in einem gewohnt minimalem Umfeld inklusive dezenter Klickerdiklacker-Optik, ehe in und nach einem ersten Quasi-Break knarzig angehauchte Basslinefetzen sowie einige Prämelodie-Schnipsel im Kontext auftauchen. Derweil baut das Drumming dazu eine interessante Form von Entspannungsgrooven auf, sodass sich mit zunehmender Dauer aus dem Hintergrund schließlich eine wunderbar schwebende Melodielinie aufmacht, den Track zu erobern. Trotz ihrer klanglichen Subtilität stellt dieses Unterfangen für die Tonfolge eine absolute Leichtigkeit dar, sodass sich nicht nur der Track an der wärmenden Atmosphäre laben kann, sondern auch der gemeine Hörer mehr und mehr in den Bann der verschmitzt grinsenden Traummelodie à la Eulberg gerät. Im Hintergrund lugen dabei zur Unterstützung immer wieder einige dezente Flächenandeutungen hervor, welche im anstehenden Break dann mit der Hauptmelodie in verspielter Art und Weise verschwimmen. Angereichert mit weiteren Alternativtönen gestattet sich das Stück dabei stets charamante Tonschwankungen, sodass ein etwaiger Perfektionsgedanke schnell ad acta gelegt werden kann und das Ganze sich nun zusammen mit unaufgeregt groovender Bassline sowie spannendem Breakbeat-Einsatz zurücklehnen kann. Am Ende des Breaks gewinnen dann wieder die geraden Beats an Oberwasser und läuten im Folgenden eine minimalklickernde Phase ein, welche der Melodieebene eine verdiente Verschnaufpause gönnt, bevor diese sich aus dem Untergrund heraus erneut mit ihrem unaufdringlichen Charme sphärisch etablieren kann. Abgerundet wird der Track schlussendlich durch ein weiteres Quasi-Break, in dem sich die Melodielinien vor allen Dingen in Intensitäts- und Instrumentierungswechseln üben und die Gehörgänge damit noch einmal maßlos verwöhnen. Denn wieder in minimalen Gefilden angekommen, tänzelt sich das Ganze anschließend - gekrönt mit verdienten 5,75/6 - schnell seinem bevorstehenden Schlussstrich entgegen.
Schnertuppenregen auf der B-Seite kann dann in meinen Ohren zwar nicht ganz mit seinem Vorgänger mithalten, bewegt sich allerdings immer noch im überaus melodieseligen Randbereich der minimalen Musikklasse von 2009. Bereits nach wenigen Einwirkmomenten wird deutlich, dass das Ganze hier etwas mehr nach vorne ausgerichtet ist, wenn sich auf einem knochentrockenen Drumminggerüst monotone Klangfetzen stakkatiert einzubringen wissen und in Kooperation mit einsilbigem Klickern eine zunächst nur leicht knarzig wippende Bassline aus der Reserve locken. In einem Kurzbreak entbößt diese zwar für einen Augenblick ihr wahres druckvolles Ich, hält sich im weiteren Verlauf aber zugunsten heranschippernder Melodieandeutungen wieder ganz selbstlos zurück. Das anstehende Break gehört dann ganz einem charmanten Weltmusikklimpern, mit welchem ein herrlich unbeschwerter Charakterzug im hiesigen Track in den Vordergrund gestellt wird, der auch in Zusammenarbeit mit dem dezent knarzig ausschweifenden Untergrund nichts von seinem aus südlichen Gefilden stammenden Optimismus einbüßt. Vielmehr schunkelt sich das Stück mit seiner Vorliebe für leicht hypnotische Loops in einen ganz eigenen Rhythmus, welcher an eine Mischung aus Karnevalsumzug und Südsee-Hängematte erinnert. Erst durch lang atmende Effektierungen kommt dieser etwas aus dem Schwung, sodass sich das Ganze in den letzten zwei Minuten ganz dem entspannten Ausrollen widmen kann. Alles in allem eine angenehm deepe Angelegenheit, der ich meine mehr als soliden 5/6 nicht vorenthalten möchte.
Tante Edith meint, ich hätte doch glatt vergessen zu erwähnen, dass sich auf der digitalen Variante der EP noch zwei nicht minder überzeugende Remixe von Sistema sowie Max Cooper vom Datenübertragungsküsschen befinden...
Greetz,
:: der hammer ::