N'Abend zusammen!
Während Lamur immer noch felsenfest in meinen Gehörgängen feststeckt, schickt der israelische Produzent Guy J bereits seine nächste Platte in die Runde. Dabei vertraut er diesmal wieder auf das 2-Tracker-Prinzip, sodass dem gemeinen Hörer zwar kein hochkarätiger Remix geboten wird, die beiden neuen Stücke, welche sich im üppig angelegten Anwesen von Progressive House bewegen, besitzen für meinen Geschmack aber auch allein genug Potenzial, um mich mit ihren tiefsinnigen Atmosphärenschichten zu überzeugen. Wer sich also genauso wie meine Wenigkeit von der deepen Machart dieser Mitte Juli erschienenen Sudbeat-Platte betören lassen möchte, sollte auf keinen Fall die unten folgenden Hörprobenverlinkungen verpassen…
Dust auf der A-Seite führt im Titel erst einmal etwas in die Irre, der Track beschreitet schließlich alles andere als staubtrockene Pfade, sodass mir vielmehr die Weite einer Wüste, die das Ganze sphärisch veranschaulichen mag, assoziativ in den Sinn kommt. Musikalisch bewegt sich das Stück jedenfalls von Beginn an in überaus deepen Gefilden, wenn im Untergrund bereits ein unverkennbar zwielichtiges Basslinegrummeln vernommen wird, auf dem sich nach und nach einige schüchterne sowie durch den Saharawind geschwächte Tonfragmente entfalten und die passende Kulisse für die Entwicklung einer Wand voller depressiver Melodieandeutungen schafft. Auch diese zeigen sich zunächst noch sichtlich beeindruckt von der Deepness dieses Tracks, bis sie sich in herrlich progressiver Manier mehr und mehr aus dem Hintergrund herausbewegen und mit ihren alles andere als lebensbejahend erscheinenden Melodielinien die Weite des Raums füllen können. Während zuvor bereits einige Kurzbreaks immer wieder die sphärische Intensität leicht steigerten, so trifft die Hörerschaft spätestens im mittleren Break die geballte Gewissheit aus dunklen Klangfarben, schimmernden Tonflächen und zwielichtig-progressiver Atmosphäre. Dass diese einzigartige Stimmung auch in Kooperation mit dem Drumming nichts von ihrer Intensität verliert, beweist der weitere Verlauf des Tracks, welcher an sphärischer Dichte nichts mehr zu wünschen übrig lässt. Ein weiteres Break scheint dann bereits als Outro zu fungieren, wenn sich die Melodielinien wieder in Schemen zurückverwandeln, doch die letzten Momente begeht das Ganze dann doch noch einmal mit den auf dem deepen Drumming wehenden Tonfragmenten. Ich bin jedenfalls hin und weg von diesem Track und sehe auch gar keine andere Möglichkeit, als imho absolut gerechtfertigte 6/6 zu verteilen.
Bianca dagegen geht es eine gute Ecke beruhigender an und hat anscheinend mit seiner angenehm zurückgelehnten Proghouse-Manier auch Hernán Cattáneo überzeugt, welcher für den Track sogleich ein lauschiges Plätzchen auf seiner letzten Renaissance Masters Series (Part 13) fand. Anfangs schaufelt das Ganze zwar massig stakkatierte Melodiefragmente aus deephousigen Gefilden heran, zusammen mit minimal arrangiertem Klickern und den ersten Tonwellen im Hintergrund macht einem das Stück allerdings schnell klar, dass es sich seine Referenzen sorgsam ausgewählt hat. Die Entwicklung einer überaus entspannten Atmosphäre ist dann nur noch eine Sache von wenigen Augenblicken, wenn die Melodieelemente zunehmend flexibler durch ihre unaufgeregten Klangwelten wandeln und im Untergrund zudem eine überaus subtil groovende Bassline zu Tage tritt. Nach einem Break, in und nach dem sich die Melodieelemente zunehmend eindrucksvoller in Szene setzen können, zeigt auch der Intensitätspegel der Atmosphäre weiter nach oben, bevor der Track sich im Mittelteil wieder etwas mehr Ruhe gönnt und die melodischen Elemente dezent zu einem Cocktail an der Strandbar bittet. Denn im Gegensatz zu Dust bewegt man sich hier schon fast in sommerlich anmutenden Gefilden, sodass das zweite Break mit seiner anfänglich monotonen Bauart, aus welcher sich in progressiver Art und Weise erneut die bekannten Melodieandeutungen herauskristallisieren, als gelungener kleiner Gegenpart fungiert. Im Anschluss versöhnen sich die verspielten Tonfolgen dann auch wieder mit dem progressiven Untergrund, sodass das Ganze noch einmal seine mehr als gelungene Symbiose voll zurückgelehnter Afterhour-Entspanntheit mit angenehm deeper Note entfaltet. Summa summarum progressive elektronische Musik vom Feinsten, die für meinen Geschmack mit nicht weniger als 5,5/6 belohnt werden sollte.
Greetz,
:: der hammer ::