N'Abend zusammen!
Nach meinen unzähligen Moonbeam-Rezensionen gehen mir allmählich die Einleitungen für die umtriebigen russischen Brüder Pavel und Vitali Khvaleyev aus. Da sich die beiden zudem noch erdreisten, trotz reger Veröffentlichungen auf diversen Labels partout keinen auch nur ansatzweise schlechten Track aus ihrem Studio hinauszuschicken, kann ich mich nur wiederholen: Unverkennbarer Stil, der zwischen den Genrestühlen von Progressive Trance, Minimal und Techhouse variiert, immer wieder frische Klänge und Einflüsse in den Tracks, die zusammen mit altbewährten Moonbeam-Sounds eine gesunde elektronische Mischung bieten sowie spannende Trackpfade durch düstere Atmosphären, die unter die Haut gehen. Mit der Anfang Mai auf Traum Schallplatten erschienenen 3-Track-EP When Tears Are Dropping From The Sky widmen sich die beiden wieder einmal ihrer etwas minimaleren Seite, nachdem sie in letzter Zeit fast ausschließlich mit Vocalstücken um die Ecke preschten.
Der Titeltrack When Tears Are Dropping From The Sky lässt bereits unverkennbar erahnen, dass das russische Brüderpaar sich einmal mehr von belanglosen Gute-Laune-Attacken distanziert und stattdessen mit subtil arrangierten Klängen eine herrlich zwielichtige Atmosphäre zu kreieren imstande ist. Zu Beginn schlürft das Ganze am bitteren Cocktail einer flirrenden Effektwelle, welche im weiteren Verlauf auch die ersten angespannten Flächenandeutungen sowie eine immer wieder passend ausbrechende Bassline in monotonen Klangfarben im Untergrund zu unterstützen vermag. Dezente Subbässe erhöhen alsbald die düstere Intention des Drummings, aus welchem nun langsam, aber stetig mehr und mehr Melodieanleihen herausschimmern und zusammen mit hölzernen Begleittönen eine in dieser Kombination noch nicht gehörte Trackgestaltung initiieren. Die Melodietöne schmiegen sich zwar schnell wieder an den Untergrund, im anstehenden Break lassen sie es sich dann aber doch nicht nehmen, wieder aus der Trackbasis hervorzulugen, wobei sie trotz ihrer sanften Gestalt nicht davor zurückschrecken, die düstere Ader des Ganzen weiter zu intensivieren. In Zusammenarbeit mit Drumming, wellenartigen Alternativflächen und den hölzernen Begleittönen erreicht der Track schließlich seine melodieorientierteste Phase, ehe im Anschluss wieder dem Minimalismus gefrönt wird. Alles in allem dennoch eine für meinen Geschmack mal wieder herausragende Produktion der Moonbeam-Jungs, welche sich keinesfalls vor ihren verdienten 5,5/6 verstecken muss.
Im Vergleich zu Chirpy bewegt sich der Titeltrack in fast schon trancig zu bezeichnenden Gefilden, wird die geneigte Hörerschaft hier doch mit einem wesentlich minimaler ausgerichteten Arrangement konfrontiert. Für den nötigen technoiden Druck sorgt dabei eine lava-artig fließende Bassline, welche in Kooperation mit innovativem Moonbeam-Klickern zwar bald die ersten Begleitbässe aus der Reserve lockt, ihre Aversion gegenüber ausladenden Melodiekaskaden aber dennoch nicht so recht verbergen kann. So begibt es sich, dass sich erst einmal nur die bisherigen Elemente in unterschiedlichen Zusammensetzungen proben und dabei trotzdem eine Atmosphäre schwarz wie die Nacht zu entfalten vermögen. Im angedeuteten Break des Mittelteils erhält zwar auch eine recht monotone Loopmelodie Einlass in den Track, fügt sich aber bereits nach kurzer Einwirkzeit ebenso in den technoiden Reigen des Stücks ein. Für Moonbeam-Verhältnisse sicherlich ein Track am unteren Ende der Minimalismus-Skala, der mit seinen 4,25/6 meine Gehörgänge dennoch alles andere als schulterzuckend durchfließt.
Otaria Ursina (lat. für Seebär) als Dritter im Bunde hat sich dann wieder etwas deutlicher mit melodischen Gefilden eingelassen und steht für meinen Geschmack zu Beginn am deutlichsten in den Fußstapfen des klassischen Moonbeam-Tracks. Angereichert mit einer düster drückenden Basslinewand im Hintergrund, welche sich mehr und mehr aus ihren subtilen Anfangsmomenten herausbewegt, erspielen sich spannend herumirrende melodische Anekdoten zunehmend Raum in diesem Track. Von diesen fühlt sich auch die Basslinewand angestachelt, mit einigen passenden Subbässen auf die Freundschaft zu trinken. Auf diesem Boden schaffen es nun auch die Melodieelemente vom Beginn, etwas mehr sphärische Struktur in ihren Tonfolgen zu etablieren, sodass sich in diesem Stück wieder eine herrlich deep anmutende Atmosphäre zu entwickeln weiß. Ein Kurzbreak lockert den progressiven Aufbau des Ganzen mit seiner Melodiekonzentration auf und schwört schließlich die entscheidende Wende in diesem Stück herauf, wenn sich statt der bisher überaus subtil agierenden Melodiekonstrukte ein aggressiv flehender Synthie die Melodieebene schnappt und trotz seiner leicht grenzwertigen Instrumentierung die Atmosphäre in innovativer Art und Weise für einige Momente intensiviert. Im Anschluss bereitet sich der Track bereits auf sein nahendes Ende vor, schließlich warten dort überzeugende 5/6 auf ihren (neuen) Besitzer.
Greetz,
:: der hammer ::