N'Abend zusammen!
Wenn uns da mal kein Wink mit dem Zaunpfahl ins Haus steht... Die neue Platte des israelischen Produzenten Guy J erinnert nicht nur im Titel in alles andere als subtiler Manier an die gute alte l'amour, sondern dürfte sicherlich auch von Freunden gut durchgewürfelter Genremischungen einiges von dieser ernten können. Lamur klingt jedenfalls in für meinen Geschmack in unwiderstehlicher Art und Weise nach einem sphärischen Rendezvous von Neotrance, Progressive House und Techhouse und festigt dabei den Eindruck, dass sich da drei fürs Leben gefunden haben. Auch die Labelfamilie Bedrock Records, auf dem das Ganze zusammen mit einem Remix des aufstrebenden Spaniers Henry Saiz Anfang Mai erschienen ist, dürfte sicherlich ob dieser glücklichen Zusammenkunft mehr als erfreut sein. Wer daran teilhaben möchte, sollte daher unbedingt unten folgende Links beachten.
Der Original Mix trumpft dabei schon zu Beginn mit den ersten warm hallenden Flächen im Hintergrund auf, welche zusammen mit einem angenehm klickernden Drumming einen ersten Vorgeschmack auf die kommende sphärische Eleganz dieses Stücks bieten. Unaufgeregte Basslineandeutungen schleichen sich dabei in nicht minder beruhigender Manier in den Untergrund des Tracks und sorgen trotz ihrer zurückhaltenden Ästhetik für eine überaus groovende Weiterentwicklung in den tieferen Gefilden des Ganzen. Mit ersten angedeuteten Melodielinien, welche sich langsam aus der groovenden Basis herauskristallisieren, deutet das Stück im weiteren Verlauf dann sein eigentliches Schmuckstück an und erreicht bereits nach wenigen Momenten eine Intensivierung einer sommerlich-melancholischen Atmosphäre. Die Akkordwechsel vollziehen sich dabei - während die Melodieebene zunehmend mehr und mehr Raum ergreift - zudem in solch gemütsschmeichelnder Natur, dass es eine wahre Wonne ist, sich diesen hinzugeben. Erreichen die Melodieversatzstücke schließlich nach progressivem Anlauf ein Break, dürfte auch dem letzten die nun überaus trancig geratene Instrumentierung ins Auge springen, welche in ihren intensiven Klangfarben nun auch nicht davor zurückschreckt, den alten Anschwill-Trick aus der Mottenkiste herauszuholen. Da sich der Track dabei aber immer noch eine gepflegte Portion Subtilität bewahrt hat, wirkt die Entwicklung alles andere als heischend, sondern bewegt in einer herrlichen Balance aus trancigen Melodiestrukturen und auf dem Teppich gebliebenen Restarrangement. Im weiteren Verlauf schleichen sich die Melodielinien nach mehreren gelungenen Runden auf dem groovenden Untergrund dann wieder genauso entspannt in die Weite des sternenklaren Nachthimmels, wie sie in in ihrer schwebenden Manier von dort aus gekommen waren. Summa summarum sehe ich jedenfalls keine andere Möglichkeit, als an der Höchstwertung kratzende 5,75/6 zu verteilen.
Der Henry Saiz Remix auf der B-Seite steht dem Original dann in keiner Facette nach und überzeugt mich wieder einmal vor allen Dingen mit seinem Steckenpferd, der abwechslungsreich-spannenden Melodieüberarbeitung, mit der mich der Spanier bereits seit geraumer Zeit mit jedem neuen Track aufs Neue vom Hocker reißt. Zu Beginn schwingen auch hier bereits die ersten Melodieandeutungen im Hintergrund mit und deuten schon in diesem Stadium mit ständig wechselnder Intensität und Instrumentierung die Stärke des Remixes an. Die sich anschickende Bassline scheint wiederum Anschauungsunterricht in elektroiden Gefilden genommen zu haben, schafft sie es doch, ihren knarzenden Druck schnell aus dem Untergeschoss und hinein in das Herz des Tracks zu beordern. Nach 2 Minuten schnellen dann auch die ersten Fragmente der bekannten Melodielinie aus ihrem wohlbehüteten Zuhause heraus und sorgen in immer intensiveren Klangschüben für eine im Vergleich zum Original nicht minder gespannte Atmosphäre, welche hierbei allerdings noch etwas düsterer zu Tage tritt. Die Instrumentierungen wechseln dabei in ähnlich schneller Reihenfolge wie Frauen ihre Schuhe und sorgen damit für ein in keinem einzigen Moment abfallendes Spannungsmoment, welches im anstehenden Break schließlich mit seinen Stakkato-Legato-Verwandlungen noch einmal alle Register zieht. Zur Beruhigung der Gemüter erteilt sich das Ganze im Anschluss erst einmal eine auf das Drumming reduzierte Verschnaufpause, in der besonders eindrucksvoll der elektroide Basslineverschnitt zum Tragen kommt, ehe die ersten Melodiefragenten bereits zur nächsten melodischen Invasion ansetzen. Auf mehreren Ebenen tanzen die Melodietöne dabei regelrecht von Instrumentierung zu Instrumentierung, von Oktave zu Oktave und schwillen zum sphärischen Höhepunkt des Ganzen nach einem weiteren Kurzbreak an, bis sich das Ganze allmählich auf den Weg zum Ausgang vorbereitet. Alles in allem 10 Minuten Ekstatse auf höchstem Niveau, die auch das Original noch leicht toppt und für meinen Geschmack mit nicht weniger als verdienten 6/6 überhäuft werden sollte.
Greetz,
:: der hammer ::