N'Abend zusammen!
Wenn es in diesem Jahr bisher noch keinen Track gab, für den sich das sorgsame Herauskramen jeglicher Superlative lohnte, dürfte spätestens mit No Turning Back vom brasilianischen Soundtüftler Gui Boratto sämtliche Zurückhaltung fehl am Platze sein. Enthalten ist das gute Stück auf dem dazugehörigen Album Take My Breath Away, welches für meinen Geschmack eigentlich einen Pflichtkauf für alle Freunde des Tellerrand-Überblickens darstellt, aufgrund Budgetüberschreitung aber leider immer noch nicht in meinen Besitz gelangt ist - meine Gehörgänge kann ich aber glücklicherweise auch hier verwöhnen. Stilistisch ist der Track jedenfalls irgendwo zwischen Minimal-/Neotrance und Electropop einzuordnen und dürfte wohl am besten als würdiger Nachfolger des Überfliegers Beautiful Life vom vorherigen Album beschrieben sein. Als separate Vinylsingle (wir sind ja schließlich bei Kompakt) ist das Ganze zwar noch nicht erschienen, aber das dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.
Schließlich beheimatet No Turning Back eine solche Vielzahl an musikalischen Einflüssen, welche von 80er-Reminiszenzen über elektroide Einwürfe bis hin zu Indiepop reichen, dass es eine wahre Wonne ist, dieses herrlich elegisch abgemischte Klangpotpourri seinen Ohren zu gönnen. Schon zu Beginn strahlt der Track mit seinen ersten monotonen Melodieandeutungen, welche sich alsbald mit den minimalen Alternativtönen paaren, eine subtile, aber dennoch herzergreifend warme Atmosphäre aus, welche in dieser Phase zudem eine nicht zu vergessende beruhigende Komponente in sich eint. Dass sich diese Entspanntheit nicht über die komplette Spielzeit halten kann und damit Abwechslung groß geschrieben wird, dafür sorgen im weiteren Verlauf elektroid inspirierte Melodieschwurbel, welche sich langsam aus dem lockeren Untergrund emporarbeiten und nach einem Quasi-Break schließlich das Ruder dieser Melodiegaleere in die Hand nehmen, um zusammen mit einer rollenden Bassline erst einmal eine gelungene Druckphase zu initiieren. Die nächste Wendung ist allerdings nicht allzu weit entfernt, wenn angenehm verwirrte Synthieklänge das elektroide Treiben wieder in den Hintergrund drängen können und die gelungene Einleitung für die nun folgende Vocalphase bilden. Wie schon bei Beautiful Life ist auch hier Borattos Frau Luciana Villanova für diese verantwortlich und schenkt dem Track dabei in Kooperation mit den Melodieelementen vom Beginn wieder sein frühlingshaftes Wohlbehagen zurück, nur damit sich im Anschluss als passender Kontrast eine weitere Druckphase anschließen kann. Lässt sich diese im weiteren Verlauf dann wieder etwas zurückfallen, ist schließlich die Zeit gekommen für den wahren Hauptdarsteller dieses Tracks, welcher sich als wunderbare Pianomelodie vorstellt und Track und Hörerschaft gleichermaßen mit seinem leicht euphorischen Charme auf Wolke 7 schweben lässt. Dunkles Basslinegrollen und harmonische Arpeggios sorgen für die nötige Unterstützung, bis sich erneut die Vocals in einem Break nach vorn arbeiten. Der letzte Höhepunkt gehört dann noch einmal einer Druckphase, in welche sich nun sogar einige Gitarrenklänge gemogelt haben, um dem Ganzen einen würdigen Abschluss zu bereiten. Lange Rede, kurzer Sinn: 6/6, aber sowas von...!
Greetz,
:: der hammer ::