Der Name Ormatie dürfte dem ein oder anderen bereits aus dem klanglichen Umfeld von Markus Schulz bekannt sein, in dem er seine basslinewandig untergrabenen Progressive-Tracks erstmals einem breiteren Publikum bekannt machte. Mittlerweile lässt der dahinter steckende Russe Alexander Sergejewitsch Browkin es zwar etwas minimaler arrangierter angehen, seine feinsinnig subtilen Melodien hat er dabei aber glücklicherweise nicht entsorgt, sodass seine neue 3-Track-EP auf jeden Fall für alle Freunde von neotrancigen "Piss-Melodien" einen oder hoffentlich mehrere Hördurchläufe (entweder auf der Myspace-Seite von Ormatie oder den unten verlinkten Youtube-Seiten) wert ist. Erschienen ist das Ganze übrigens Anfang Dezember auf Nick Warren's immer wieder hochkarätigem Label Hope Recordings.
Der Titeltrack Emoke, der Ormatie's kürzlich verstorbenem Meerschweinchen gleichen Namens (kein Scherz!) gewidmet ist, weiß jedenfalls schon mit den ersten minimal klickernden Momenten, an die sich langsam eine angespannte Tonebene heranpirscht, zu überzeugen und erweitert das subtil sphärische Spektrum im weiteren Verlauf durch passende Effekte und eine erste monoton tänzelnde Melodielinie. Mit der Entfaltung einer angenehm schaukelnden Bassline zieht sich selbige allerdings erst einmal wieder in ihr Schneckenhäuschen zurück und überlässt ihren Platz nun zunehmendem Melodieandeutungseinsatz, welcher sich im Hintergrund auf dem überzeugend mit dem Wesentlichen gepflasterten Weg ins Break einnistet und dort ein synthiegeschwängertes Pendant an die Seite gesetzt bekommt, welches nun weiter die neblige Stimmung des Ganzen bedient. Das Ende des Breaks sieht zwar wieder den Rückbau dieser Melodieebene vor, allzu lang dauert es im Anschluss allerdings nicht, bis sich auch auf dem angenehm schaukelnden Drumming wieder die verspielt wabernden Klänge ausbreiten und zusammen mit kleinen Glöckchen-Arpeggios sowie der leicht düsteren Tonebene im Untergrund den Tracks melodisch nach vorne bringen dürfen. Ziehen sich die Tonfolgen wieder in ihre dezenten Fragmentierungen zurück, bis das Ganze nur noch minimal auf der flirrenden Hintergrundfläche schwebt, schlägt zwar das letzte Minütchen des Stücks, doch solange es sich mit für meinen Geschmack verdienten 5,25/6 gekrönt weiß, ist das kein Grund für die Ausrichtung der Mundwinkel erdkernwärts.
In She Very kristalliert sich dann am besten die progressive Ader von Ormatie heraus, welche bereits in seinen vorherigen Tracks essentieller Bestand war und hier in Eintracht mit schwebenden Melodieklängen ihr volles Potenzial zu entfalten vermag. Der Beginn gehört hier dem abwechslungsreich perkussiv groovenden Untergrund, welcher auch die ersten sphärischen Elemente im Schlepptau trägt und diesen ohne Zweifel ein Trackbett liefert, dass jede progressive Melodieandeutung mit Kusshand nehmen würde. Zudem wird durch den Einsatz einer dezenten Flächenmelodie sowie erster leicht fluffiger Töne eine das bisherige Arrangement wunderbar umschmiegende Bassline in deeper Ausrichtung initiiert, welche den progressiven Charakter des Ganzen unterstreicht und schließlich als leicht düster brummender Untergrund im Break der Entwicklung subtiler Melodiefragmente zur Seite steht. Zudem wissen dabei auch die nun wabernd ausgestalteten Flächen zu überzeugen, sodass sich der gemeine Hörer unbeschwert in die herrlich schwebenden Klangwelten hinheinlegen kann, was vor allen Dingen nach dem Break mit einer weiteren Alternativmelodie besser denn je glücken sollte. Immer wieder mit einem leicht düsteren Wink versehen spielen sich die Melodieelemente dabei in einen subtil winterlichen Rausch, der mich bei jedem Hördurchgang mehr begeistert, ehe das Ganze sich sanft wieder zurückbaut und schließlich den wehenden Flächen ihren letzten sphärischen Wunsch erfüllt. Alles in allem ist dieser Track für meinen Geschmack auf jeden Fall der Höhepunkt der hiesigen EP, sodass ich nicht weniger als hinreißende 5,75/6 vergeben möchte.
Wer so wie ich die letzte Ausgabe der Mix-CD-Reihe von Global Underground - GU035:Lima - mixed by Nick Warren - sein Eigen nennt, dürfte Twisted Turns als drittem Track sicherlich schon einmal begegnet sein. Im Vergleich mit seinen Vorgängern bietet der Track jedenfalls eindeutig das am drückendsten nach vorne ausgerichtete Konzept, welches schon nach wenigen Momenten Einlaufzeit die ersten dezenten Flächenandeutungen im Hintergrund vorsieht. In Kooperationen mit immer wieder eingeworfenen windigen Effekten und knisternd-klickernden Drumming-Klängen entwicklen sich diese nun zunehmend zwingender, ehe ein Kurzbreak wieder Geschwindigkeit aus dem Ganzen herausnimmt, nicht aber die weitere Intensivierung der mysthischen Atmosphäre aufhalten kann. Dieser steht es dann auch im Anschluss zu, mit weiteren entspannten Melodietönen aufzutrumpfen, sodass es sich bald auch die Bassline nicht nehmen lässt, dem Ganzen mit einer knarzenden Portion Druck noch ein wenig mehr unter die Arme zu greifen. Im Endeffekt treibt es dadurch natürlich auch die schwelgende Flächenmelodie immer wieder aus ihrer gemütlichen Position heraus, sodass der Track schließlich mit diesem abwechslungsreich intensiven Schauspiel subtiler Melodiekunst ein Genuss für Herz und Seele darstellen dürfte. Insgesamt haben wir es hier folglich mit dem dritten Volltreffer zu tun (das bekommt auch nicht jeder auf einer EP zusammen), der imho mit nicht minder überzeugenden 5,5/6 entlassen werden sollte.
Greetz,
:: der hammer ::