Nachdem Frau Ypsilanti nach der Wahl in Hessen bereits einmal scheiterte, sich mit Hilfe der Linken zur neuen Ministerpräsidentin wählen zu lassen, ist sie nun endgültig gescheitert.
Nachdem in der letzten Woche der Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grünen abgesegnet worden war, galt es als sicher, dass Ypsilanti morgen mit Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin von Hessen und einer Minderheitsregierung mit Tolerierung der Linken gewählt werden würde.
Aber tatsächlich konnten sich noch vier Abgeordnete daran erinnern, dass vor der Wahl eine Zusammenarbeit mit der Linkspartei kategorisch ausgeschlossen wurde. Und so tragen Dagmar Metzger, Jürgen Walter, Carmen Everts und Silke Tesch dem Rechnung, indem sie Ypsilanti ihre Stimmen verweigern. Erinnert sich noch wer an Heide Simonis?
Es gibt also noch Politiker, denen ein Versprechen etwas wert zu sein scheint. Und nicht nur das. Der Koalitionsvertrag war wohl teilweise konträr zu Positionen, die sich Menschen in dem Wahlkreis von Silke Tesch wünschten. Auch wurde sie darauf hingewiesen, dass sie ihr Wort breche ("Ich habe im Wahlkampf immer wieder gesagt: Nicht mit der Linken", erklärt Tesch.)
Dass eine Probeabstimmung erfolgreich für Andrea Ypsilanti verlief, ist schön für sie. Hat sie wenigstens etwas gewonnen. Dass nun aber teilweise von anderen Abgeordneten über die vier Abtrünnigen hergezogen wird, ist meines Erachtens überhaupt nicht nachvollziehbar und wesentlich schlimmer zu bewerten, als das Verletzen der Fraktionsdisziplin. Dagmar Metzger bringt das am besten auf den Punkt: "Wir leben in einer Demokratie mit einem freien Abgeordnetenmandat".
Ich habe mich schon lange auf diesen Moment gefreut, in dem Ypsilanti sich nun eingestehen muss, dass man mit Versprechen zwar eine Wahl gewinnt (fraglich ist ja, ob sie das tatsächlich hat, denn wer mit einer Minderheit behauptet einen Regierungsauftrag zu haben, der hat meiner Meinung nach das Wort Demokratie nicht ganz verstanden), mit dem Brechen dieser Versprechen aber nicht nur Vertrauen bei den Wählern, sondern auch bei den eigenen Abgeordneten verliert. Für Ypsilanti wird es das gewesen sein. Ich hoffe, sie ist so schlau und tritt zurück und Robert Koch, der freilich umstritten, aber ein ausgezeichneter Politiker ist, bleibt im Amt.